6.4.2023 – IT-Probleme

Krankenhaus-Tagebuch, zweiter und letzter Teil

Erstaunlich gut geschlafen und jedesmal, wenn ich aufwache um mich umzudrehen, denke ich kurz an das große Privileg von den 1.60 x 2.20, die ich sonst für mich alleine habe. Ab halb sechs geht Rabatz los, alle sind immer super freundlich und lieb.
Der Zimmernachbar, btw. ein wirklich feiner älterer Herr, der genau wie ich sehr spontan eine Magenspiegelung gewonnen hat, bekommt Frühstück, weil er gestern schon dran war.

Gegen halb neun kommt ein mir unbekannter Mann rein, stellt sich ans Fußende des Bettes und fragt ohne so Umständlichkeiten wie Begrüßung oder Vorstellung „Sie sind wegen [irgendwas unverständliches mit »Gastro«] hier?“ Diese Eingangsfrage entpuppt sich als die Info und Aufklärung, dass ich noch ein CT dazubekommen habe. Vielleicht klappt das heute, das ist dann sehr prima, vielleicht muss ich das ambulant machen, dann warte ich acht Wochen auf den Termin – aber das macht nix und dann kann ich trotzdem heute nach Haus. Vermutlich. Vielleicht.
Er hält mir einen Bogen hin „in dem alles steht“ und den ich unterschreiben soll. Als ich die drei Seiten erst lesen will, ist er genervt; ich darf aber doch lesen und dann soll ich den Bogen halt der Schwester geben – er geht jetzt nämlich eh nach Hause.
Ich habe das Gefühl, das System zu stören und es tut mir menschlich unendlich leid; andererseits ist das System so kaputt, dass man es automatisch stört, wenn man auch nur eine Nachfrage stellt. Ich weiß, dass die Menschen hier nicht Schuld an der Misere sind – aber wem anders als ihnen selbst soll ich in dem Moment spiegeln, dass das so gerade nicht ok ist?

Ich lese den Zettel und habe Fragen. Zum Glück kommt kurz danach eine Schwester, die einen Moment mehr Zeit hat und sie mir beantworten kann.
Kurz danach kann ich schon rüber zur radiologischen Praxis – die ist ausgegliedert, aber im gleichen Gebäude. An allen Wartenden vorbei darf ich direkt durch, rauf auf die Liege, zwei vor, drei zurück einatmen, Luft anhalten, atmen, anhalten, atmen, danke, das wars.
Zurück ins Zimmer, beziehungsweise auf den Flur davor, denn die Liebste ist inzwischen da, wir sitzen in einer Ecke des Flurs im Sonnenschein und organisieren, dann ruft fröhlich die Schwesternschülerin durch den Flur. Wir haben uns in den letzten 20 Stunden schon so angefreundet, dass wir winkend in Zeitlupe aufeinander zulaufen. Ich bewundere sie sehr – sie ist sichtlich überlastet, hat Beef mit einer Schwester und ist zu Patientinnen der fröhlichste Menschen, den ich mindestens seit Corona getroffen habe.
Sie holt mich zur Spiegelung ab.
Auch da: Alle super, alle nett, die Frau, die mich an die Monitore anschließt ist die dritte, die meine Daten sieht und einen Bezug zum Tagesdatum herstellt und mir gratuliert und allen erzählt, sie wollten extra nett zu mir sein, ich hätte Geburtstag gehabt.
Ich freue mich schon seit dem Aufwachen auf den Moment, wo das Propofol mir langsam von hinten über die Schädeldecke kribbeln und mir die Augen verschließen wird und das ist dann auch exakt so super wie erhofft.

Zurück im Zimmer: Warten.
Irgendwann geht die Liebste mal nachfragen und kommt mit froher Kunde zurück: Man schreibt gerade den Bericht und dann kann ich gehen.
Ca. anderthalb Stunden später kommt eine sehr, sehr verlegene Schwester rein und berichtet: Irgendwo hat irgendjemand im Haus meinen Bericht auf irgendeinem Computer geöffnet und deswegen kann er hier auf dem Rechner nicht geöffnet werden, nicht mal zur Ansicht. Sie haben schon alle Stationen abtelefoniert, aber sie finden nicht raus, wo. Sie sind sich aber alle sicher, dass ich schon gehen kann und nichts Schlimmes entdeckt worden ist und ich soll dann Dienstag mal anrufen und nachfragen. Bis dahin haben ja bestimmt alle ihre Rechner mal ausgemacht.
Für mich gibts Pantozol bis Dienstag.

Ich gehe mit einem großen emotionalen Chaos in mir. Und wenns doch was Schlimmes ist? Was für ein kaputtes Scheiß System! Ach bestimmt hätten sie mich da behalten, wenn es auch nur Verdacht auf was Schlimmes gäbe. Was für scheiß Ärzte! Was für wunderbares Pflegepersonal! Warum hab ich immer noch Bauchweh? Wann kann ich essen (die Schwester wusste es nicht)? Werde ich mit meiner psychischen Vorgeschichte – die, wenn wir ehrlich sind pro Gespräch nur 30 Sekunden mehr Zeit benötigt hätte – jemals nicht der Störfaktor sein? Wieso hab ich Depp keine Zusatzversicherung, die mir die gleichen Leistungen bringen würde wie der Liebsten – dummerweise weiß ich ja, wie Ausstattung und Personaldecke drei Stockwerke weiter oben aussehen. Naja und so weiter.
Sofort die erste Pantozol bewirkt schon erstaunliches, aber ich bin auch heute, einen Tag später noch ganz schön matschig.

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5.4.2023 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

Aus Gründen, die gleich klarer werden, muss ich den Artikel nachreichen.

Ca 1:30 Uhr:
Ich wache mit ziemlichen Bauchkrämpfen auf und verbringe den Rest der Nacht in einem Stadium, das ich zwar sicherheitshalber schriftlich dokumentiert habe, aber hier gar nicht unbedingt teilen muss. Mein Magen hatte zwar das Kortison nicht so dolle vertragen aber das war neu.

Ca. 8:30 Uhr:
Ich habe resigniert und beim dritten Taxiladen dann doch ein Taxi bestellt – auch wenn das bedeutet, dass wir halt erst an der Bank stoppen und dann ins Krankenhaus fahren. Weil: Kartenzahlung in Taxen? – ich nehme an, die Antworten hätten kein entrüsteteres „Aber nein!“ hervorrufen können, wenn ich danach gefragt hätte, ob ich unterwegs ein minderjähriges Huhn schänden dürfe.

Ca. 9:00 Uhr
Ich melde mich an der Notaufnahme an. „Oh, Sie haben ja heute Geburtstag! Das ist ja blöd“ stellt die Frau da fest und ich kann ihr aus diversen Gründen nicht widersprechen.
Ich warte viel und lange, zwischendurch darf ich zu einer Untersuchung rein, bei der der Arzt per Ultraschall keinen Befund findet und mich vorsichtig fragt, ob ich vielleicht „etwas zu aufgeregt“ war.
Pro-Tipp: Erzählen Sie nie einem Internisten von einer PTBS oder Angststörung, auch wenn es sich noch so sinnvoll anfühlt, die Anwesenden zu warnen.
Ich soll ruhig wieder nach Hause gehen, aber vielleicht warten wir auf die Laborwerte.
Ich warte wieder viel, bis die Laborwerte kommen; eine Stunde, nachdem die angekündigte „noch 20 Minuten“ vorbei ist, kommt wer auf die Idee, mich um eine Urinprobe zu bitten.
Ich sitze mit gelegtem Zugang im Arm im Wartezimmer und: warte.
Über meine Mitwartenden weiß ich inzwischen alles, denn wir sitzen alle recht eng aufeinander. Aber auch andere Patienten des Krankenhaus lerne ich schon kennen, denn der Mann an der Info hat ein durchaus raumfüllendes Organ.

Ca 16:00 Uhr:
Schmerzen hab ich eh keine mehr, daher harre ich, von gelegentlichem Nachfragen an der Info unterbrochen, nur noch aufs Verschwinden – dann werde ich reingerufen und der Doc meint, ich solle mal ’ne Nacht dableiben. Morgen wolle er eine Magenspiegelung machen, ein Wert sei ein wenig erhöht.
Ich gewinne ein Zimmer und beziehe mein Bett.
Den Rest des Tages gucke ich an die Decke und versuche, die letzten 15% Akku nur für die Kommunikation mit der Liebsten zu verbrauchen, die im Zug sitzt und gerade aus Bayern zurück kommt und mir gegen sieben – neben einem Ladekabel – ein paar Sachen bringt.
Was ein Glück, dass ich morgens noch Bargeld besorgt habe, da kann ich mir wenigstens die Kopfhörer für unseren Gemeinschaftsfernseher leisten.

Alle Menschen, die nicht Ärzte sind, sind unfassbar lieb und nett und zuvorkommend und gegen neun schlafe ich erstaunlich tief ein.

Ich wünschte manchmal, ich würde mir diese Geschichten ausdenken – aber bleiben Sie dran, das wird am Donnerstag alles nicht un-unterhaltsamer.
Spoiler: Ich weiß nicht wirklich was das war, aber wir alle denken, sie haben nichts Schlimmes entdeckt am nächsten Tag.

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2.4.2023 – so ein Sonntag, der ist lustig, so ein Sonntag der ist schön …

Geschlafen. Yay. Früh vom Wecker geweckt worden, denn die Liebste musste zum Bahnhof gebracht werden – eine Nebenwirkung der nicht vorhandenen zwei Autos.
Die Bahn gab sich zuerst alle Mühe, die in meiner Social Web-Bubble immer wieder erzählten Geschichten zu bestätigen und begrüßte uns, als wir gerade, fünf Minuten vor der Abfahrt auf dem Gleis 13 angekommen waren, waren mit einem fröhlichen „der ICE 0815 fährt heute von Gleis 11“, was ca 100 Menschen zu einem kleinen Bahnhofs-Run animierte. Aber danach ging wohl alles ganz gut.
Naja, der Bahnhof an sich hat schon bessere Tage gesehen …

Aber sie bemühen sich ja. Sie bauen gerade alles aus und um und moderne Medien können sie auch schon.

Es mag sein, dass ich den Rest des Tages viel Zeit auf der Couch verbracht habe, mir gelegentlich die Augen zufallen ließ und mich dazwischen daran erfreute, dass ich auf der neu angeschafften Switch Need For Speed gefunden hatte.
Ich soll ja auch entspannen, sagte Herr Doktor und das Kortsison-Zeugs haut mich schon auch ganz schön um. Aber das passt ja alles, es ist ja Wochenende.

Ach ja, da war ja noch was:

Sie fragen, Christian antwortet

gäbe es eine alternative zu aarhus in der vorstellung “da möchte ich leben, wenn ich groß bin”?
kopenhagen vielleicht? oder ganz woanders?

Ach, irgendwie gibt es ja immer Alternativen. Die Frage ist nur: warum suchen, wenn wir doch ein Ziel gefunden haben, was uns perfekt scheint? Wo wir uns sehr – und bei jedem Aufenthalt mehr – wohl fühlen? Kopenhagen kennen wir (noch?) nicht, aber ich fürchte, es ist auch nicht das, was ich mag. Ich mag ja love-at-second-sights, wie ich hier ja schon mal erzählte und Aarhus ist exakt sperrig genug für mich. Alles, was ich bis jetzt von Kopenhagen sah, ist zu schön.
Als es noch hauptsächlich darum ging, hier weg zu kommen, waren in der Phantasie auch schon Kanada und Australien bzw auch Neuseeland im Rennen – aber das war halt reine Phantasien, da waren wir noch nie (und werden wohl auch nicht mehr dahin kommen, denn ich will ja nicht mehr fliegen). Und wie die Liebste mal sehr treffend feststellte: Es reicht nicht, wo weg zu wollen, man muss auch wo hin wollen; und dafür reichte eine Phantasie nicht. Und nachdem Neuseeland sich gerade zum Ziel der Klimakatastrophenleugner mit viel Geld entwickelt, will man da vielleicht auch gar nicht mehr hin …

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

1.4.2023 – too old to play April fools

Gegen viertel vor zwei eingeschlafen, geben viertel vor drei wieder aufgewacht, bis ca. fünf wach gewesen, gegen acht wieder wach gewesen. Cannot recommend.
Immerhin mit Blutdruck 120:80 und Puls von 71 in den Tag gestartet; can recommend.
Brötchen geholt, über die „Am Wochenende holt Papa aber mal die Brötchen“-Männer amüsiert, die weder in der Lage sind, eine Schlange zu bilden, noch vorher zu wissen, was sie denn wollen. Und auch nicht zu glauben, wenn die Bäckereifachverkäuferin mitteilt, dass Dinkelbrötchen gerade aus sind.

Picard geguckt. Ja, das ist vielleicht gerade etwas nostalgisch, aber wo, wenn nicht hier?

Heute Nacht schon auf Mastodon erzählt, aber das war wirklich eine sehr sehr schöne Situation, die ich nicht nur auf anderer Leute Computer ablegen will: Gestern nachmittag waren wir im örtlichem Ommacafé Styler-Café und kauften Pralinen. Dort arbeitet unter anderem eine junge Frau, sehr klein, immer vorbildlich freundlich und korrekt, sehr angenehm (can recommend), die hat eine lila Strähne im immer perfekt zurückgebundenen Haar. Und während sie mir gestern mit der kleinen Zange Pralinen ins Tütchen schaufelte, blickte sie auf mein Ramones-T-Shirt und hob plötzlich die eine Hand zu einer winzig kleinen, vielleicht einer Zehntel Metalfaust und schob im selbstverständlichsten Tonfall „gute Band. Cooles Shirt by the way. Vielleicht noch eine mit Champagner?“ ins Verkaufsgespräch.
Und das war ein kleiner, sehr perfekter Moment.

Post mit Geschenk bekommen. Sehr, sehr gefreut.

Den Tag über bestimmt so drei bis vier Stunden* Schluckauf und ein sehr fester Bauch – ich denk, ich vertrag das Medikament so richtig super. Zum Glück ist bei der „kurz und heftig“-Kur ja schon Bergfest und ich schleiche schon aus.

*) Der Rekord liegt bei drei Tagen – noch seh’ ich das gelassen.

Trotzdem: Vorsichtiges Essen.

(Mehr Realität in Blogs: Nur echt mit dem angeschlagenen Teller)

Heute Abend beginnt The Masked Singer und weil eine Person hier im Haus das sehr liebt, guckt die andere Person, die glücklich ist, wenn die eine Person glücklich ist, das mit, obwohl sie echt schlecht mit schlechtem Gesang umgehen kann, der beklatscht wird, nur weil das Kostüm so niedlich ist.

Naja, vielleicht beginne ich nebenbei mal einen Grundsatzartikel über den Prozess des E-Auto-Kaufs. Ich denke, ich hab das jetzt overengineered und kann ein paar Worte dazu sagen, die vielleicht der einen oder anderen nützlich sind.

Sie müssen übrigens mal wieder das Fragen-Dokument auffüllen!

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31.3.2023 – was heute so alles geht, meine Güte.

Liebes Tagebuch: Der HNO hat das offensichtlich ernst gemeint mit „dann werfen wir da jetzt kurz _viel_ Kortison drauf“, denn die Kleinstadtapothekerin wollte gern die Dosis diskutieren – und Holla die Waldfee, was das mit meinem Körper macht.

Aber ich mach das ja nur für drei Tage. Der Druck auf dem Ohr wiederum lässt brav nach, seit heute Mittag um eins sind hier im Haus die Schulferien angekommen und der Tag brachte sonst zwei sehr erfreuliche (Video-)Ferngespräche.

Everything’s gonna be allright, things are gonna get easy.

Wussten Sie übrigens, dass es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt gibt: Die, dich sich darüber freuen, dass es in Word jetzt den Shortcut STRG-SHIFT-V gibt und die, die nicht einmal sehen, was ohne diesen Shortcut passiert.
Just kidding.
Es gibt natürlich auch noch die, denen es egal ist.

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