Heute Morgen musste erstmal die Liebste zum Arzt gefahren werden. Will man nämlich in der Kleinstadt aus Gründen nicht den Arzt besuchen, der halt vor Ort ist, dann fährt man halt in die nächste oder sogar in die große Stadt. Ich fahre z.B. in die nächste Stadt, nachdem Facharzt eins seine Zeit mit mir mal damit verbrachte mir zu erklären, dass seiner Meinung nach nur Menschen ab einem gewissen Einkommen wählen dürfen sollten; Facharzt zwei mir regelmäßig hauptsächlich von seinen Depressionen erzählte. Die Liebste fährt aus ähnlichen Gründen in die große Stadt – bzw – wenn sie so erschöpft ist wie aktuell: lässt sich fahren.
Immerhin konnte ich die Wartezeit statt im Wartezimmer in einem wirklich bezaubernden Café verbringen, einem Café, dem man ansieht, dass dort in den 20ern sonntags Tanztees veranstaltet wurden. Mit einem Kännchen Kakao.
Dann noch kurz was einkaufen und schon war der halbe Tag vorbei.
Mittags kam schon das neu erworbene/ertauschte Objektiv und ich bin erstmal sehr angetan: Kein Rauschen, keine Verzerrung, schöne Unschärfe. I like.
Dann hab ich mir die Mittagssonne auf dem Kopfkissen nochmal genau angesehen und versucht, ein sehr allgemeines Briefing und ein gar-nicht-so-hübsches Logo zu einem ansprechendes Website-Design zu machen, dann hatten wir natürlich noch was im Laden vergessen und dann war der Tag vorbei.
Einer der Zwecke dieses kleinen Blogs war ja der positive Blick auf die Welt: Ich versuche, mich selbst auf die guten Dinge hinzuweisen und zu erinnern. Ehrlich gesagt: Im Moment reichts nicht. Ich bin wirklich erschöpft. Rest-Angeschlagenheit von Weihnachten, Krankenpflege, Job, diese ewige verdammte Kälte, vermutlich genug Viren um mich anzukratzen, kaum mal Ablenkung. Ich bin sehr erschöpft.
Der Tag begann mit so etwas wie vorsichtigem Tatendrang. Nach ein paar Wochen in denen ich mich eher durch die Umstände getrieben und fremdbestimmt fühlte, hatte ich einen Plan, wollte das Kommando wieder etwas mehr übernehmen.
Von acht bis neun Uhr fünfzehn habe ich dann auf das MS-Update gewartet. Da mein Rechner eigentlich gern mal einen Neustart gehabt hätte dauerte das so lang und ich konnte in der Zwischenzeit nichts anderes tun. Na, das war doch schon mal selbstbestimmte Zeit galore.
Neun Uhr fünfzehn: Beim Neustart sehe ich, dass hinter allen anderen Fenster ein Mozilla-Absturzmelder festhängt und dem Rechner die Luft zum Atmen nimmt. Na supi. Aber jetzt! Angebote rausgeschickt, Rückfragen zu aktuellen Jobs rausgeschickt, eine Gestaltungsidee festgehalten. Läuft. Was ein gutes Gefühl.
Festgestellt, dass die Sonne wieder hoch genug ist, dass sie mittags exakt aufs Kopfkissen meines neuen Bettes scheint. Na, das musste ich doch ausnutzen?!
Ich bin – glaube ich – allgemein eher ein hilfsbereiter Mensch. Aber es gibt zwei Typen von Menschen, die mich etwas anstrengen: a) Menschen, die über Jahre und immer wieder wiederholte Absagen nicht begreifen, dass ich Ihnen wirklich leider nicht helfen kann (wegen falschem Fachgebiet zB) und b) – quasi die Erweiterung von a) – Menschen, die eine Absage nicht akzeptieren und dann stumpf immer wieder von vorne, mit exakt den gleichen Worten, ihr Problem wiederholen. So ein Telefonat hatte ich gerade. Breath in, breath out.
Irgendwer in der Ukraine versucht das alte jawl zu kapern. Pff. Voll schön, dass mich so etwas so gleichgültig lassen kann.
Letzte Google-Suche des Tages: „ral 2 rgb“ Weil es immer wieder erstaunlich ist, in welchen Farbsystemen die Grafiker der Kunden so denken. Gute Grafiker, die ein Corporate Design entwickeln, legen die Farben auch in RGB fürs Web fest – bei allen anderen muss ich dann versuchen, mich anzunähern. Zum Glück sieht eh jede Farbe auf jedem Bildschirm anders aus, deswegen ist’s eigentlich auch fast wieder egal.
Und bei „First Dates“ sitzt ein Macho vor einer selbstbewussten Frau und rafft nicht, wie er gerade vor die Wand kachelt. Das ist erstens eh ganz lustig und zweitens wirklich schön, so ein Exemplar in freier Wildbahn zu sehen: „Also, der Mann mag ja nicht, wenn die Frau tagsüber auf einen Chef hört, die soll ja für ihn da sein. Und wie soll die kochen, wenn sie erst abends nach Haus kommt?“ – „Kann denn eine Frau nicht Chef sein?“ – „Aber nein.“ Großer Spaß.
(Irgendwas mit sehr ok geschlafen und dabei vom Bär geträumt. Ich bin also endgültig volldigital)
Krankenstand: Unverändert. Höre ich auf die Signale aus meinem Körper, dann sind da durchaus ein paar der Viren angekommen, aber Vitamine in Natur- und Pillenform und ich wehren uns standhaft. Die Liebste ist noch krankgeschrieben.
Aus Lagerkollergründen erwog ich sogar Sonntagskaffeebesuche in 100km plus Entfernung, die sich aber zerschlugen. Statt dessen bin ich zur Möhne gefahren, um dort ein paar Bilder am einsamen See zu machen. (Ich hatte mal erwähnt, das ich nie daran denke, dass eventuell andere Menschen auch da draußen sein könnten?) Keine Bilder vom einsamen See also.
Einen ausführlichen Blogartikel über eine Physik-Klausur 1990 geschrieben, der aber noch nicht fertig ist. Ich erzähle das, um mich selbst unter Druck zu setzen, ihn fertig zu schreiben.
Darüber nachgedacht, ob die Tatsache, dass ich zu Hause ständig friere und die, das mehrere Heizkörper hier die Ventile verklemmt haben, irgendwie zusammenhängen könnten. „Ich bin so kluk“, wie die Sylvia immermanchmal gelegentlich sagt. Dann die Ventile gelöst und überraschenderweise friere ich jetzt nicht mehr.
Mich warm eingepackt und in die Garage verschwunden. Da liegt ein demontierter Bass, den ich vor zu langer Zeit einmal lackiert und zusammengebaut, dann wieder auseinander gebaut und abgeschliffen und neu lackiert und wieder zu dreivietel zusammen gebaut und dann irgendwie vergessen hatte. In der Zwischenzeit habe ich ca 723 YouTube-Videos über den Selbstbau von Gitarren gesehen und viel gelernt. Und folgerichtig wieder alles auseinander gebaut und begonnen, alles abzuschleifen. Dummerweise stoßen bei meinen Basteleien eine gute und eine nicht so gute Eigenschaft von mir aufeinander: Ungeduld und hoher Anspruch. Bei Dingen, in denen ich nicht so viel Übung habe ist das keine gute Kombi. Ich erzähle das, um mich selbst unter Druck zu setzen, ihn weiter abzuschleifen und neu aufzubauen.
Als Dancing On Ice begann stellten wir fest, dass wir den Humor der Moderation nicht teilen. „Vielleicht ist der für Leute, die auch »frech« sagen“ haben wir beschlossen. Aber gegen die wöchentliche Sonntagsabend-Panik hilfts trotzdem einigermaßen.
Die Liebste hat sich neben der Bindehaut auch noch alles andere im Kopf entzündet und schleicht erstens schniefend und hustend und zweitens vor allem fürchterlich genervt durchs Haus. Ich hingegen hab die Nervendecke dünn und versuche, mich jeweils im entgegengesetzten Teil des Hauses aufzuhalten. Kein Spaß hier im Moment.
Ich las letztens mal, dass die ganzen Höhlen in unseren Köpfen – egal ob neben Nase, Kiefer oder Stirn – einzig und alleine der Gewichtsersparnis dienen. Als chronisch Nacken-weher Mensch schätze ich das an sich sehr, aber: Hey Natur, hättest Du da nicht noch einen weiteren Gehirnlappen unterbringen können? Wir wären vielleicht zu klug um bei der nächsten Wahl Arschlöcher zu wählen und vereitern könnte auch nichts mehr. Wär doch klug gewesen …?
Dass ich las, dass uns das Wetter ab nächster Woche eine rekorverdächtig lange und strenge Kältewelle vorbereitet hat, macht alles nicht besser; ich kann mich eh schon kaum erinnern, wann ich das letzte Mal nicht wenigstens gefröstelt habe. I’m not a winter person. (Es mag sein, dass jemand hier im Haus diesen Spruch sogar auf einem T-Shirt Hoodie besitzt.)
Sie erinnern sich an den empörten Paketverarbeiter und meine Sorge, das er mein Päckchen einer kleinen Spezialbehandlung unterziehen könnte? Sie war unbegründet, die Sorge. Und nicht nur dass, auch mein bevorzugter Anbieter für gebrauchtes Foto-Gear überraschte mich noch mit einer Mail: Ich habe das Objektiv, das ich ihnen schickte, falsch beschrieben. Es handelte sich nämlich um eine bessere Version als ich gesagt hatte und so boten sie mir noch mal 10,- mehr an – ob ich einverstanden wäre? Na, raten Sie mal, ob ich war! Mittwoch kommt das gebrauchte neue Objektiv das ich im Tausch erwarb hier an, sagt das Trackingssystem. Find ich gut.
Den heutigen Sonnenaufgang hab ich folgerichtig noch mit einem schon vorhandenen Objektiv festgehalten. Ich schrieb es sinngemäß auf Instagram schon: Es haut mich immer wieder um, wie Natur einen jeden Tag mit neuer Schönheit überraschen kann. Vor allem Licht; mit tollem Licht kannste mich echt kriegen.
Den Tag über immer wieder ein bisschen Kleinkram gearbeitet, gestern war aus Gründen was liegen geblieben. Außerdem die neue Folge Big Bang Theory (definitiv weit jenseits des viel zitierten Hais, aber ich mag die wirklich alle so gerne) und zwischendurch überraschenderweise ein Besuch in der Apotheke. Ich brachte mir bei der Gelegenheit alles mit, was das Immunsystem stärkt und trotzdem: Der zynische Teil in mir ist sicher, ich werde exakt so am Ende dann auch noch krank werden, dass wir nicht nach Dänemark werden fahren können. Früher war ich auch mal optimistischer. Wie sagt man noch – „Ein Optimist ist ein Pessimist ohne Lebenserfahrung“?
Ach ja: 1000 Fragen. Und? Hatten Sie gemerkt, dass eine fehlt?
Selbstoptimierung am Arsch. Und als ich gerade so den Instagram-Stream runterscrollte sprach mich in einer Werbung Isabel an. Vielleicht hieß sie auch anders, ist auch egal. Jedenfalls sagte sie sinngemäß: „Hallo, ich bin Isabel und ich meditiere täglich mit der Tralala-App. Ich studiere und muss mich selbst finanzieren, also ist mein Tag oft stressig und Meditation mit Tralala ist der beste Weg, um diesen anstrengenden Alltag zu meistern …“ und in dem Moment musste ich leider abschalten weil mich das so wütend macht. So wie letztens, als im Werbefernsehen jemand erklärte, sie sei wegen der vielen Arbeit oft erschöpft aber sie nähme jetzt Dings-Kapseln und dann schaffe sie das alles besser und sähe frischer aus und das macht mich einfach so sauer.
Meditation ist nicht dafür da, „um zu“. Also nicht, um mehr zu leisten. Nicht, um sich im Stress zu entspannen. Wenn überhaupt ist Meditation dazu da, um zu meditieren. Und wenn mein Tagesablauf zu stressig ist, dann sollte ich keine Kapseln fressen, dann sollte ich meinen Tagesablauf ändern. Biologie hin oder her, im Endeffekt ist unser Körper auch nur eine Maschine mit vielen ineinander greifenden Elementen. Und wenn man die überlastet, dann kann man vielleicht zwischendurch mal ganz kurz mit externen Mittelchen schmieren, aber nicht auf Dauer. Fahren Sie Ihr Auto mal ständig im roten Drehzahlbereich, dann erklärt Ihnen der Abschleppwagenfahrer schnell, was ich meine.
Aber uns selbst ständig im roten Drehzahlbereich – das soll immer schön brav klappen in unserer supidupi optimierten Gesellschaft? Ach fuck.
Ja, ich weiß, auf den ersten Blick klingt das wie ein arg priveligiertes Gelaber. Weil wir ja „von denen einfach ersetzt“ werden, wenn wir nicht mitmachen. Aber soll ich Ihnen was sagen? Erstens werden wir sowieso ersetzt. Und wenn wir uns vorher mit zweckentfremdeter Meditation und bunten Kapseln ein paar Jahre länger am Laufen gehalten haben, dann sind wir am Ende nur so kaputt, dass gar nichts mehr geht. Und zweitens: Wenn wir alle aufhören, das Spiel zu spielen, dann kann auch niemand mehr dieses Spiel mit uns spielen. Das ist Logik. Glauben Sie einem Menschen, der einen kompletten Physik-Kurs davon überzeugt hat, eine leere Klausur abzugeben, weil uns der Lehrer nicht vernünftig vorbreitet hatte – es ist wirklich reine Logik: Wenn alle nicht spielen, spielt keiner mehr. Vielleicht ist es übrigens auch Sozialdemokratie, aber das ist ein anderes Thema. Also: Seien Sie nicht der Spalter, den wir natürlich damals im Physik-Kurs auch hatten: Seien Sie gut zu sich und anderen statt sich selbst und andere in den roten Drehzahlbereich zu treiben.
Mist. Schon wieder gerantet.
Ach ja: Der eine Spalter hatte in den vollen drei Stunden, die er alleine im Physikraum gesessen hatte auch nur eine Fünf geschafft.
Edit: Hier stand erst „Streber“ statt „Spalter“ was natürlich vollkommener Blödsinn ist. „Streber“ ist ein Dreckswort, mit dem man jede und jeden ausgrenzen kann, die oder der halt gerne lernt. Darauf wies man mich hin und das ein total richtiger Hinweis. Sorry 4 that.
Webseitenbetreiber müssen, um Ihre Webseiten DSGVO konform zu publizieren, ihre Besucher auf die Verwendung von Cookies hinweisen und darüber informieren, dass bei weiterem Besuch der Webseite von der Einwilligung des Nutzers
in die Verwendung von Cookies ausgegangen wird.
Der eingeblendete Hinweis Banner dient dieser Informationspflicht.
Sie können das Setzen von Cookies in Ihren Browser Einstellungen allgemein oder für bestimmte Webseiten verhindern.
Eine Anleitung zum Blockieren von Cookies finden Sie hier.
Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.