Uff. Es war etwas anstrengend in den letzten Tagen: Es gab da eine Idee, die auf einer Website sein sollte, eine Idee, die logisch und schön war, aber mein Kopf bekam die nötige Programmierung nicht zu fassen und ich brauchte drei Anläufe. Passiert. Aber wenn gleichzeitig Deadlines und weitere Jobs, vielleicht sogar noch ein oder zwei andere Problemchen da herum liegen, dann … naja.






Die Liebste, die ja Ferien hat, bemühte sich derweil freundlich um die Bespaßung in den Randstunden, es gab feines Essen und Getränke in hübschen Lokalitäten und daheim, es gab gestern Abend sogar die Generalprobe eines wirklich überraschend-sehr-lustigen Theaterstücks im ehemaligen Theaterverein und irgendwann mittendrin sprang mein Gehirn um, produzierte das äußerst zufreidenstellende Ende einer bis dahin höchstens halb gedachten Foto-Idee – und auch so etwas muss man dann ja einfach nur zulassen und machen.
Das Programmierproblem habe ich im Endeffekt auch nur dadurch gelöst, dass ich aufgehört habe, darüber nachzudenken und mit der Liebsten zu Ikea fuhr – dort versprach ich mir radikale Ablenkung. Die gab es natürlich auch im Übermaß, wir waren bis kurz vor der Panikattacke da und am nächsten Morgen war das Gehirn genügend „resetted“, dass ich die Lösung einfach ohne zu denken nur noch runter schrieb.
(Nicht nachmachen bitte)
Nach Abgabe endlich ein paar Mails beantwortet. Auf seltsamen Umwegen hatte ich nämlich zB die Rückmeldung bekommen, dass Sie, jaja genau Sie, die Leserin hier, eigentlich ein ganz guter Mensch sind. Nehmen Sie diese Rückmeldung gern mal einen Moment an und freuen sich darüber: Ihr guter Charakter wird gesehen, spiegelt sich zB in Klicks auf Links die ich empfehle wieder – und die kann man dann plötzlich messen und zählen und damit erfreuen Sie andere Menschen und das finde ich alles ganz wundervoll.
Auch der Frau Tattoo-Artist musste ich dringend ein paar Zeilen schreiben; ich befürchte, die sind etwas schmalzig geraten, denn ich bin immer noch so unsagbar froh und das rutscht mir dann gern mal zwischen die Zeilen.
Die Zahl der noch zu beantwortenden Mails ist dann damit auf die Hälfte geschrumpft, denn insgesamt bin ich immer noch der schlechteste Mail-Beantworter der Welt, leider. Ich arbeite aber dran.
Und schließlich – und da bitte ich Ihren guten Charakter mal kurz um ein paar gedrückte Daumen – hab ich mich endlich mal wieder getraut, um eine Foto-Akkreditierung bei einem Konzert zu bitten.
Zeugs
Wenn Sie gerade oder später anderthalb Stündchen Zeit haben, dann ist dies hier ein richtig guter Vortrag, um sich dem Thema „Neurodiversität“ mal zu nähern. Keine Savant-Freakshow, kein Betroffenen-Selbstmitleid, keine TicToc-Trend-Geschichte, sondern einfach nur der aktuelle (ca 1 Jahr her) Stand der Forschung. Und, vor allem: Viel weniger Einblick in die alltäglichen Besonderheiten als am Ende einfach nur die Erkenntnis (wieder mal), wie verschieden wir eh alle sind.
Funfact am Rande: Ich habe übrigens – natürlich, ich bin ja kein Freak! – nicht die geringste Ahnung, welche Farbe eine Fünf hat. Aber die Musik von Prince und der erste Biss in ein Kühlschrank-kaltes Duplo haben im Mund die exakt gleiche Textur und weil ich vor Ruth Moschners lustiger Kochsendung nicht mal eine Ahnung davon hatte, was Texturen bei Essen sein könnten, konnte ich niemandem von meiner kleinen Synästhesie erzählen.
Steely Dan ist noch etwas cripser und Miles’ Trompete ist wie der Moment, wo das Meersalz in der Schololade kurz kickt, aber ich gleite ab.
Philippe Wampfler hat wie so viele andere auch Adolescence geschaut und ein paar Gedanken abseits der verbreiteten „Macht den Kindern das Internet aus!“-Vereinfachung:
Die Rezeption der Serie betont vielstimmig, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den Themen dieser Geschichte sei. Im Folgenden möchte ich dagegen argumentieren, ich bin überzeugt, dass «Adolescence» kein geeigneter Impuls ist, um über Jugendliche, Medien, Gewalt und Geschlechterrollen nachzudenken.
Philippe Wampfler:
Warum «Adolescence» kein sinnvoller Impuls zum Nachdenken über Jugendliche und Medien ist – und eine Theorie über Emotionen im Internet
Ich muss noch* darüber nachdenken, finde da aber mindestens sehr, sehr viele spannende Gedankenimpulse.
*) Zum Glück hab ich ja noch ein paar Tage bis zum monatlichen Medienkonsum-Report.
Hierzulande sind die mit Macht und Geld ja eher der Meinung, dass diejenigen ohne Macht und Geld am besten auch genau da bleiben wo sie sind – und dass sich das am besten dadurch bewerkstelligen lässt, dass man ihnen so viele Steine wie es geht in den Weg legt und dabei immer aufmunternd ruft, dass sie es doch schaffen können, wenn sie sich nur anstrengen. Damit verstehen wir unsere Armut als persönliches Scheitern, während sie lachend den Moët von der gesparten Finanztransaktionssteuer zahlen. Die Aktion „mein Grundeinkommen“ hat da diametral andere Ideen und damit sie die besser argumentieren kann, hat sie eine Langzeitstudie in Auftrag gegeben. Jetzt gibts Ergebnisse:
Das Pilotprojekt Grundeinkommen hat 3 Jahre lang 122 Menschen begleitet, die jeden Monat bedingungslos 1.200 € erhielten.
mein-grundeinkommen.de:
[…]
Du arbeitest weiter. Existenzangst lähmt, Sicherheit beflügelt. In der Studie haben Menschen mit Grundeinkommen genauso viel gearbeitet wie zuvor: im Schnitt 40 Stunden pro Woche.
[…]
Du wirst entspannter und gesünder. Denn Leben ist mehr als Überleben. Weniger Stress, besserer Schlaf, mehr Zeit für dich und deine Freund*innen: Monatliche Zahlungen von 1.200 Euro verbessern das Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und das Gefühl von Sinn im Leben. Und langfristig tut das nicht nur dem Kopf gut – sondern auch dem Körper.
Grundeinkommen. Noch besser als wir dachten.
Weniger Stress, besserer Schlaf, mehr Zeit für dich und deine Freund*innen. Die Ergebnisse des Pilotprojekts belegen: Das Grundeinkommen wirkt wie eine Glücksexplosion. Was genau das bedeutet? Wir zeigen dir die Fakten – und die Geschichten dahinter.
mein-grundeinkommen.de:
Macht Geld vielleicht doch glücklich?
Seit den 80ern höre ich etwa im zwei-Wochen-Takt, dass irgendeine x-beliebige Erfindung das Leben für irgendjemanden so-viel-einfacher! macht; also: „einfacher“ im Sinne von „weniger“ oder „weniger harte“ Arbeit. Schaut man genau hin, greifen in den meisten Fällen die mit Macht und Geld (s.o.) sich die Erfindung sehr schnell, kündigen denen, die den Job bis jetzt gemacht haben und halsen die Arbeit, die ja „jetzt wirklich so simpel ist“ irgendwem anders auf, der dann mehr zu tun hat als vorher. Dummerweise nennen sie das „Prozessoptimierung“ statt ehrlicherweise „Vermögensoptimierung“ und deswegen glauben so viele Menschen daran. Vor der Digitalisierung ging das noch in kleinen Schritten, aber seitdem geht’s so richtig bergab. Jüngst von mir mit Grauen gelesenes Beispiel (Danke der Kaltmamsell für den Lesetipp!): Pflegekräfte werden in Amerika als Kurzzeit-Jobber, digital berechnet, täglich neuen Stellen zugeordnet. Und falls Sie meine Bemerkung eins weiter oben über das systematische Kleinhalten zu hart fanden oder ich Ihnen hier „zu radikal“ oder „zu links“ werde, lesen Sie einfach in der Zeit weiter:
Ein Bericht des Groundwork Collaborative zeigte kürzlich, dass Pflegekräfte in den USA zunehmend über Kurzzeitjob-Apps vermittelt werden, einer Art „Uber für Pflegekräfte“, bei der sie von einem Tag zum anderen nie wissen, ob sie Arbeit haben werden und wenn ja, für welchen Lohn. […]
Zeit:
Bevor Shiftkey [die App] einer Pflegekraft eine Schicht anbietet, kauft sie von einem Datenbroker deren Bonitätsgeschichte. Shiftkey zahlt vor allem für die Information, wie hoch die Kreditkartenschulden der Pflegekraft sind – und ob sie überfällig sind. Je verzweifelter der finanzielle Engpass der fraglichen Person ist, desto geringer fällt der ihr angebotene Lohn aus. Je verzweifelter man ist, umso weniger Lohn wird man akzeptieren, um eine Schicht zu übernehmen und die Schwerarbeit der Kranken-, Alten- und Palliativpflege zu verrichten.
Die Verschlimmscheißerung von allem
Ach, und wenn ich hier schon – für mich selbst überraschend technologiefeindlich wirkend – den Krückstock gegen Digitalisierung wedele, gehen wir doch noch den Schritt zum jüngsten Kind, der sogenannten „KI“ und lesen, was Thomas Knüwer über „KI“-Experimente im Journalismus zu berichten hat:
Wieder einmal tut jemand in Deutschland so, als könne eine Generative KI Wissen erkennen. Kann sie nicht. Eine Generative KI hat keinerlei Wissen, sie kennt nicht mal das Konzept der Korrektheit. Und deshalb sollte man sich nie, nie, nie darauf verlassen, dass solch eine Zusammenfassung korrekt ist, erst recht nicht bei komplexen Zusammenhängen.
Thomas Knüwer:
[…]
„Joystick & Journalismus“ zeigt anschaulich eine verschobene Wahrnehmung über GenAI in Deutschland: Nur, weil eine KI etwas auswirft, was logisch klingt, ist es noch lange nicht korrekt, noch lange nicht qualitativ gut und noch lange nicht effizient.
Was Sophie Passmann und der SWR über die Fehlwahrnehmung von Large Language Models verraten
Das wars an Weltuntergangsstimmung für heute von mir.
Vi ses!
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