Lang und tief geschlafen, frohgemut aufgewacht. Ein bisschen in die Gegend geguckt, ein bisschen gearbeitet und ab mittags hatte sich der Mann angekündigt, der uns unseren Holzvorrat auffüllen sollte.
Genau eine Stunde hat es uns gekostet, die Einfahrt wieder freizuräumen und ich halte das für eine sehr akzeptable Zeit. Und das ichs ohne wirkliche Probleme die Kraft hatte, für mehr als akzeptabel.
Nachdem wir uns – erschreckend spät im Leben – endlich davon gelöst hatten, dass die Abendbeschäftigung vor dem Bildschirm um 20:15 Uhr beginnt, haben wir uns für halb sieben Pizza geholt und jetzt schauen wir Tod auf dem Nil.
Wir haben es schon irgendwie verdient
Sie haben sich doch auch schon über die Deckel gefreut, die jetzt an den Plastikflaschen so dranhängen, dass sie einem das Gesicht zerkratzen? Der Grund, warum sie da hängen ist einfach und uns allen klar – Müllvermeidung, steht ja auch auf auf den Flaschen. Und? Habe Sie auch begonnen nachzudenken, was der Unterschied zwischen 500g Plastik in zweien oder 500g Plastik in einem Stück ausmacht? Wenig, richtig. Zählt man aber Plastikstücke und nicht Gewicht, dann …– aber nein, natürlich, das würde niemand tun.
Zeugs
Falls Sie irgendwie die Idee hatten, es gäbe in zivilisierten Gesellschaften eine Grenze des Ekelhaften, dann haben Sie entweder nicht Recht oder unsere neuen Nazis sind eben nicht Teil der zivilisierten Gesellschaft. Reichsbürger eröffnen derweil jüdische Gemeinden und ich tendiere weiterhin zu zweiterem.
Ach .com, wir haben jetzt eh schlchte Laune, da können wir auch noch schnell nachlesen, was für Gründe Menschen haben, die die AFD wählen. Das Missverständnis, dass sie es tun, obwohl die AFD die AFD ist und AFD-Dinge will hatten wir ja hoffentlich hinter uns gelassen? Aber Nostalgie scheint es auch nicht zu sein:
Was treibt Menschen an, die AfD zu wählen – wo die Partei kaum durch inhaltliche Konzepte auffällt, sondern vor allem durch interne Zerstrittenheit und destruktives Auftreten?
Zunächst hatte ich als Motive Ängste vor Abstieg oder Deklassierung erwartet. Doch letztlich hat das keine Rolle gespielt. Genauso wenig wie die nostalgischen Sehnsüchte nach einer verklärten Vergangenheit. Mit Zuordnungen wie „Ewiggestrige“ würde man die AfD-WählerInnen nur verharmlosen. Das zentrale Charakteristikum meiner InterviewpartnerInnen ist eine nihilistische Wut. Sie entzündet sich an einem Unvermögen, sich eine Zukunft vorzustellen. Die Zukunftsvorstellungen meiner InterviewpartnerInnen umfassen keine konkreten politischen Visionen oder Utopien, sondern sind äußerst bilderarm. Sie sind eigentlich nur definiert durch eine sehr abstrakte Negation des Status quo.
Geschlafen, wohlgelaunt aufgestanden, gearbeitet. Prima. Nach drei Stunden quasi umgefallen wie zu schlimmsten Long-Covid-Zeiten. Der Körper fühlte sich an wie nach einem Wochenende und einem Marathon und das ließ sich weder durch Koffein noch Bewegung noch Schlaf richten. „Akzeptanz, Herr Fischer?!“ — „Akzeptanz ist etwas schwer, wenn meine Frau derweil alleine den Haushalt und unser ganzes Leben stemmt und ich auf der Couch liege“ — „Ja, das verstehe ich“ — (Stille) Zu oft geführt, diesen Dialog.
Weiter gehts nach dem Bild – heute vor zwei Jahren aufgenommen. Heute vor einem Jahr war also auch schon nix los.
Zeugs
Formschub schreibt übers Reisen, übers wo-sein, zu-Gastsein und über sich-zuhause-fühlen. Ich bin zwar deutlich weniger rumgekommen, schrieb ja letztens schon mal darüber, ob die Sehnsucht nach Dänemark vielleicht Heimweh ist und habe das sehr gern gelesen:
In Skandinavien und insbesondere in Schweden ist das etwas anders. Wenn ich hier bin, habe ich das Gefühl, ich sei bereits vor meinem allerersten Besuch schon einmal hier gewesen und auch, als wäre ich den Menschen hier auf seltsame Weise verbunden. Wenn ich alleine durch den Wald gehe, ist es zwar still, aber ich höre die Bäume und Felsen flüstern »willkommen zurück!«. Der Wind, durch die Bäume streicht oder das Rauschen eines kleinen Waldbaches sagen mir »da bist du ja wieder!«. Ich fühle mich nicht wie in einem fremden Land, sondern wie in einem Ur-Zuhause, wandere nicht als Beschauer umher, sondern bin an einem Ort angekommen, der sich anfühlt, als gehörte ich dorthin. Es fühlt sich an wie ein Einrasten, als spürte ich ein »Klick« und fügte mich an einem Platz ein, der genau der richtige für mich ist. Mich würde interessieren, ob das nur mir so geht oder ob auch andere an manchen Orten, egal ob im Ausland oder in »ihrem« Inland, ein ähnliches Gefühl oder vergleichbare Unterschiede bei der Wahrnehmung ihrer Reiseziele haben.
Um die Frage zu beantworten: Ja, bei mir ist das In Dänemark sehr genau so: Ich fühle mich, als sollte ich da sein. Ich bin dort ein anderer Mensch, sagt die Liebste manchmal und ich selbst blicke dort auf mich und merke: Ich bin dort der Mensch, den ich kannte, bevor mir das Leben passierte. Als wäre von der Landschaft über die Orte, die Architektur, den Stil, das Design bis zu Menschen dort, das der Ort wo ich herkomme.
Aber apropos „Dänemark“: Dort gibt es ein Gesetz, das es erlaubt, Autofahrerinnen das Auto abzunehmen, wenn sie nicht nur zu schnell, sondern wahnsinnig zu schnell erwischt werden. Ich finde das ganz vernünftig und muss ehrlich gesagt etwas grinsen, dass es jetzt deutsche Touris erwischt hat. Aber 107 statt 50 ist ja auch ’ne Ansage. Auf Instagram die Geschichte dazu.
Aber apropos „Auto“: Wir leben ja alle in dem großen Ambiguitätstoleranz-Experiment zwischen dem Wissen, dass uns unsere Telefone zu Tode ausspionieren und wir sie aber irgendwie brauchen. Aber keine Sorge, Telefone sind out. Heute spioniert man mit dem Auto:
Während wir uns Sorgen darüber zu machen, dass unsere vernetzten Türklingeln und Smartwatches uns ausspionieren könnten, ist die Automobilindustrie still, leise und im großen Stil ins Datengeschäft eingestiegen. Wie? Indem sie ihre Fahrzeuge zu datenhungrigen Überwachungsapparaten gemacht hat, die dank modernstem Chichi und Schnickschnack nie da gewesene Möglichkeiten haben, Sie zu beobachten, Ihnen zuzuhören und Informationen darüber zu sammeln, was Sie in Ihrem Auto tun und wohin Sie unterwegs sind. […] Nissan ist auf dem vorletzten Platz gelandet, weil das Unternehmen Daten aus den bedenklichsten Kategorien sammelt, die uns je untergekommen sind. Es lohnt sich, den kompletten Bericht zu lesen, daher nur so viel: Ihre „sexuelle Aktivität“ gehört dazu. Um Nissan in nichts nachzustehen, erwähnt auch Kia in seiner Datenschutzerklärung, dass das Unternehmen Daten über Ihr „Sexualleben“ sammeln kann. Oh, und sechs Autohersteller geben an, dass sie Ihre „genetischen Informationen“ oder „genetischen Merkmale“ erfassen können.
An dem elften September – jaja, ich gehe etwas nach – war ich in unserer Agentur und wollte früh nach Hause. Quasi im Losgehen sagte jemand „Da ist ein Flugzeug ins WTC geflogen“ und das Bild in meinem Kopf war das einer Cesna, die von den Winden über New York weg geblasen worden war und ich bedauerte kurz dieses Unglück – da waren doch bestimmt Menschen verletzt worden. Dann fuhr ich nach Hause, dort begriff ich. Wir saßen vor Fernsehen und SPON, die ihre Seiten auf reinen Textbetrieb umgestellt hatten, um Daten zu sparen. Aber nachmittags war eine Ratssitzung, da musste die Liebste hin und auf dem Weg sprach ein Freund gehässig „Da sehen die Amis mal, wie sich das anfühlt“ Es war mir danach nicht mehr möglich, ihn als Freund anzusehen. Natürlich wissen auch Sie, was sie an diesem Nachmittag getan haben. Öffnet man aber die Büchse der Pandora, die Welt nicht nur aus der sogenannten westeuropäischen Sicht zu sehen, dann – Überraschung! – gibt es andere Länder, deren Geschichte mit ähnlich einschneidenden Ereignissen verknüpft sind. Oder der elfte September ist dort nicht der Tag, an dem „wir“ angegriffen wurden, sondern an dem „wir“ alle zu Terroristen gemacht wurden.
Im September 2001 war ich zehn Jahre alt und besuchte wie jeden Tag nach der Schule meine Freundin Lejla. Wir hörten ihre Mutter im Flur des Plattenbaus mit einem Nachbarn reden: In New York seien viele Menschen gestorben, sagte sie. Also ging ich nach Hause, um den Fernseher anzuschalten und die Nachrichten zu sehen. Vorbei an Minenfeldern, blutroten Bombenkratern, an im Angriffskrieg zerstörten Gebäuden. Der Anblick war für mich normal. Doch normal war an diesem Anblick nichts. Die Stadt, in der ich aufwuchs, heißt Sarajevo. In diesen Straßen wurden meine Nachbarn vergewaltigt, gefoltert und ermordet, nur weil sie bosnische Muslime waren. Ich dachte damals, wir hätten bereits das Maximum an Hass und Gewalt überlebt, es könne ab jetzt immer nur besser werden. Naives Kind.
Sie möchten meine kuratierten und kommentierten Linksammlungen unterstützen? Hier finden Sie die virtuelle Kaffeekasse und hier eine Wishlist für die, denen Mammon zu schnöde ist.
Wissen Sie, Frau Doktor, im April hatte ich Hörsturz-Symptome, die dann kein Hörsturz waren. Ich habe seit Monaten quasi dauerhaft Schmerzen im Kiefergelenk und immer wieder im Ohr und jetzt die Gesichtslähmung. Ich würde sehr gern mal komplett abchecken lassen, was da in meiner rechten Gesichtshälfte los ist. — Ach so, Herr Fischer, Sie sehen das ganzheitlich. Hm-mm. Na gut, ich schau mal ins Ohr. Hm, da seh ich nix. — Ich dachte auch vielleicht an ein CT? — Was sagt denn der HNO? — Der sagt, ich müsse geglegentlich mal Druckausgleich machen. — Na, dann machen Sie das doch. — Mache ich ja, aber … — Na sehen Sie. — Aber es ändert ja nichts. — Ach so? Ach ja. Na dann. — Also ein CT? — Das halte ich nicht für nötig. — Aber was ist denn da in meiner Gesichtshälfte los? — Das weiß ich nicht, Herr Fischer. — Also ein CT?! — Ich denke nicht. Fragen Sie doch mal den HNO.
Nachts mal wieder geschlafen. Unruhig, vielleicht wegen Wärme, vielleicht wegen des ungewohnten Morgentermins, vielleicht was weiß ich, aber immer wenn ich aufwachte, saß neben mir eine alte Internetfreundin im schicken hellblau/hellgrünen Nicki-Schlafanzug am Kopfende und erinnerte mich, dass ich noch schlafen konnte. Eventuell habe ich das aber auch nur geträumt.
Wie gesagt: Als erstes heute zum Arzt. Morgens nach Dortmund rein, das ist in etwa eine Stunde. Das schlecht schließende Auge hatte sich etwas entzündet, ich sah nicht gut und wenn ich ehrlich bin, dann fühlte ich mich nicht so hundertprozentig richtig im Auto; so aus Sicherheitsgründen. Hat aber alles geklappt, rein ins Parkhaus, runter durch die noch menschenleere Mall, raus, beim EMP vorbei und dann hing da dieser Zettel in der Haustür, der mir sagte, dass die Praxis zu ist. Ich kam nicht so ganz gut darauf klar. Dann war noch der erste und der zweite Parkautomat kaputt, das – bestimmt vollkommen normale, es hat ja früher auch geregnet, nicht wahr? – Sommer-Ende überschwemmte erst die Autobahn und eine Senke auf der Ausweichstrecke und wieder zu Hause war ich vollkommen gar. So ein Tag war das heute erstmal.
Pause gemacht. Dann noch einmal konzentriert, einen sehr netten und hilfreichen Kontakt zum neuen Webhoster gehabt und dann: 22 Domains. 25 Subdomains. 11 Postfächer, viel zu viele E-Mail-Adressen. 2 Blogs, eine Business-Website, aktuell 6 Vorschaubereiche, ein eigener URL-Kürzer, ein eigener Statistik-Dienst, ein eigenes LinkInBio, ein paar kleine Seiten-Projekte und Info-Seitchen – und ein paar alte Domains, die ich ungern dem SEO-Plebs zum Frass vorwerfen möchte und die deswegen in einen hübschen 404 laufen. Es ist alles umgezogen. Vorher hatte ich auch noch eine Site, auf der alle meine je geschriebenen Tweets lagen – aber man muss auch loslassen können. Vor allem Twitter muss man loslassen können, jaja.
Zeugs
Schauen Sie sich dieses Video an, wenn Sie ein bisschen Freude an Musik haben. Selbst wenn das nicht so Ihre Musik ist – mein Gott, was für eine Qualität bei jeder einzelnen Mitspielerin. Und ja, das ist ein richtig guter Bassist. Ohne sein Spiel wäre dieser Song quasi nicht existent und sowas muss man als Begleitmusiker erstmal schaffen.
Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.
Als ich heute Nacht so gegen zwanzig nach vier – eventuell ein wenig um mich selbst zu erinnern – zu Mastodon schrieb …
Ihr wisst ja? Nichts, was Euch Eure grübelnden Gedanken gerade sagen ist wahr. Euer Serotoninspiegel ist nachts um vier nur noch hart unter der Grasnarbe und alles, was die Angst gerade flüstert: Es ist gelogen.
… da hatte ich noch nicht geschlafen und war etwas missgestimmt. Aber ich gehe ja davon aus, dass die Schwankungen im Gesamtzustand am Cortison liegen und das sollte ich bis exakt heute nehmen. Also heute Morgen dann die letzte Tablette.
Was ich allerdings viel bemerkenswerter fand: In den nächsten anderthalb Stunden sammelte ich fast 40 Sternchen dafür ein und meine Güte, wie viele von Ihnen sind denn nachts wach? Wie soll denn dieses Land funktionieren? Ach ja.
Am Schreibtisch wieder Telefonate geführt und Termine für diese Woche angenommen. Also Termine, die mehr sind als „ich starte jetzt mal einen Download und komme in drei Stunden wieder“ und die eine gewisse Verpflichtung mit sich bringen, gemeinsam mit anderen Personen zu einem gemeinsamen Zeitpunkt ansprechbar zu sein. Morgen gleich der erste: Um neun – was hat mich geritten?? – beim Arzt und der muss dann überzeugt werden, dass ich ein CT will. Physio übrigens immer noch nicht; ich warte noch auf einen Vitamin-B-Versuch und dann wird die Krankenkasse aktiviert. Es ist spannend, dem Gesundheitssystem beim Krepieren zuzusehen – und mir gehts noch nicht mal richtig schlecht. Was mich beruhigt: Ein Freund, Chefarzt in einer Klinik im nächsten Kreis hat auch ne Nervenlähmung, hat die Diagnostiziert von einem Arzt aus seinem Haus, der Kollege hat zusätzlich die eigene Praxis angegliedert, aber Termine gibts auch für den privatversicherten Herrn Chefarzt leider nicht. Vielleicht beruhigt’s mich auch nicht.
Hinweispflicht zu Cookies
Webseitenbetreiber müssen, um Ihre Webseiten DSGVO konform zu publizieren, ihre Besucher auf die Verwendung von Cookies hinweisen und darüber informieren, dass bei weiterem Besuch der Webseite von der Einwilligung des Nutzers
in die Verwendung von Cookies ausgegangen wird.
Der eingeblendete Hinweis Banner dient dieser Informationspflicht.
Sie können das Setzen von Cookies in Ihren Browser Einstellungen allgemein oder für bestimmte Webseiten verhindern.
Eine Anleitung zum Blockieren von Cookies finden Sie hier.
Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.