29.4.2020

Es wäre ja auch überraschend gewesen, wenn eine solch umfassende Änderung der Lebensgewohnheiten bei einem Menschen mit einer Angststörung nicht irgendwann mal einen Effekt gehabt hätte. Aber ich finde, ich hab das schon ganz schön lange durchgehalten und zum Glück hab ich ja auch an all den Montagen ’ne Menge gelernt und komm ganz gut darauf klar.

Interessant wäre allerdings mal zu analysieren, ob es das Virus selbst ist oder die Reaktion der Menschen darauf, was mir Angst macht.

Ein alter Freund von mir zum Beispiel verbreitet inzwischen reinrassige Verschwörungstheorien und das lässt mich nicht ganz kalt. Ich saß zusammen mit ihm in der Schule und ich würde auch gerne sagen, dass unser gemeinsamer Philosophiekurs in der Oberstufe sowohl der Ursprungs dessen war, was unsere Schulleitung mal als den „unbequemsten Jahrgang seit Jahren“ bezeichnete, als auch der Beginn seines und meines kritischen Denkens. Ich zehre heute noch von diesem Kurs und vor allem davon, dass ich dort Kant und seinen kategorischen Imperativ kennen gelernt habe.
Jetzt ist ja „kritisches Denken“ genau das, was sich von FlatEarthern bis zu den Reichsbürgern, von Trump bis zu Coronaleugnern alle auf die Fahnen schreiben, deswegen ist der Begriff inzwischen etwas schwierig. Aber meist reicht es doch zu schauen: Ist am Ende immer einer/eine Gruppe schuldig? Ist die angebotene Lösung derer, die da kritisch denken eigentlich ganz einfach? Ist die Lösung vielleicht sogar einfach nur, dagegen zu sein?
Tja: Dreimal ja gleich einmal Verschwörung.
Es tut weh, jemandem zuzusahen, wie er darauf hereinfällt.

Und ich weiß, dass so ein Absatz seine Meinung eher noch stärkt. Und ihm sagt, dass ich halt nur zu dumm bin es zu begreifen.

Aber apropos „Montage“: Am Montag stand ich etwas blöd vor der verschlossenen Tür, den der Montag war auf den Dienstag verlegt worden und ich hatte das mal gewusst aber komplett vergessen. Kann ich voll gut drauf, wenn mir sowas passiert.

Apropos „Dienstag“: Am Dienstag, oder wie wir heute sagen: „am Tag zwei der Maskenpflicht“ kam ich dann wieder zur Tür. Vor der Tür saßen rechts und links, jeweils auf einem Klappstuhl, zwei Frauen. Sie hatten zueinander brav 2m Sicherheitsabstand, zwangen mich, wenn ich klingeln wollte dann aber in die Mitte. Als ich fragte, ob sie mich durchlassen würden guckten sie erst doof und dann weg.

Die Sitzung war dann eigentlich sehr nett aber im nachhinein wohl doch anstrengender als ich gedacht hatte. Und so kippte ich Dienstags nachmittags in eine Panikwelle, die erst jetzt, Mittwochabend, so langsam, nach einem sorgsam mit nichts gefüllten Tag in der freiwilligen Selbst-Teildreprivation verebbte.
Wird wieder. I can handle that.

Jetzt Promis unter Palmen (s.a. Selbst-Teildeprivation).

Gelesen (Corona und die Gesellschaft):

Corona und das Ende der Solidarität: Leben und sterben lassen
In der Coronakrise bricht sich eine Desolidarisierung Bahn, die schon lange angelegt war: Inklusion hat sich als Illusion erwiesen

Rollenverteilung: Hannelore radikalisiert sich
Die Beschlüsse zur Bekämpfung der Corona-Krise drücken Frauen zurück in alte Rollenmuster.

Gelesen (Fakten zu Corona):

7 Diskussionspunkte zum neuen Coronavirus
Falls Sie mal Fakten brauchen.

Corona-Krise – Wem können wir jetzt noch vertrauen?
Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn Wissenschaftler sich widersprechen oder ihre Meinung ändern.
(Es ist eher ein schlechtes Zeichen, wenn wir das nicht aushalten und uns statt dessen Verschwörungetheorien zuwenden)

Gelesen (Corona und Schule):

Lernen nach Corona „Die wollen alle zurück in die Schule“
Eine Schulleiterin erzählt, wie sie versucht, sich auf den Neustart vorzubereiten.

Corona-Mathematik-Abenteuer zum ausprobieren und downloaden
Mathe-Inhalte in einem Abenteuerspiel zum Download

Gelesen (und sonst noch):

Nostalgie: „Hallo, hier ist Norbert“
Eine etwas andere Erinnerung an Norbert Blüm.

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26.4.2020 – happy dog, happy me.

Der faulste Sonntag ever, ever, ever. Und das war gut so. Nur am Vorbecken waren wir, die Runde tut einfach jedes Mal wieder sehr sehr gut.

Und außerdem war da ein sehr sehr glücklicher Hund. Und ein sehr glücklicher Christian, der sich beim Losgehen an seine 85mm Festbrennweite erinnert hatte und jetzt wieder weiß, warum er sie hatte.

Nachmittags haben wir Escape Room gespielt und abends noch ein Ründchen am Fluß gedreht. Was ein Glück in diesen Zeiten, einen See, ein Vorbecken, einen kleinen See, einen Teich und ein Vorbecken zu haben.

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25.4.2020 – hoch die Hände

Das war ein guter Wochenendtag.

Nach dem Ausschlafen (jaha!) sind wir relativ früh direkt zum See gefahren. Seit sich in NRW alle so benehmen, als hätte Corona das Bundesland mit dem Ablauf der Osterferien verlassen, gehen wir lieber etwas abseits der touristisch interessanten Stunden los.
Leider hatten wir uns vollkommen mit der Temperatur vertan – oder unserer Kleidung, je nach Sichtweise – und musste ziemlich früh abbrechen.
Aber die schlafenden Enten, die hab ich noch schnell mitgenommen.

Wieder zu Hause guckten wir uns unser Wohnzimmer an und nutzten den seltenen Moment, dass wir beide in Auf- und Ausräumlaune waren. Sie kennen das bestimmt: Hat der eine gerade einen Minimalismus-Schub, krallt sich die andere an jedes einzelne Buch „das hat mir damals der X gesche…*Tränen*…he…*schluchz*…he…*wimmer*…henkt. Und andersrum.
Heute gings zusammen und ich habe mich zB von ca 300 CDs getrennt, die jetzt nicht mehr im Wohnzimmer stehen müssen. Schon sechs Jahre, nachdem unser letzter CD-Player verstarb, finde ich das eine großartige Leistung. *hust*

Dann versanken wir je nach Lust und Laune nochmal in den Federn oder in diversen Regalplanern – denn die Ausräumaktion hat auch damit zu tun, dass wir nicht nur weniger im Regal, sondern auch weniger Regal haben wollen.

Frühabends bin ich nochmal in die Börde gefahren und habe versucht, mein frisch angelesenes Wissen anzuwenden und meine Bilder zu reduzieren. Diesmal auf Farben.

Und dann hab ich begriffen, dass morgen noch einmal so ein Tag sein kann. Das hatte ich seit Monaten nicht mehr, so zwei ganze Tage Wochenende. Das war richtig toll.


Gelesen: Notbetreuung in der Grundschule – zur aktuellen Lage
Eine Lehrerin betritt nach Wochen das erste Mal wieder die Schule und macht sich so ihre Gedanken.

Gelesen: Wie man sich als Familie aushält.
Ein Lehrer übernimmt Wissen aus dem Unterricht in den Familieneinschluss.

Gespannt auf: Studienkreis-Talk: Medienkompetenz in der Familie
Ein Talk mit Patricia und Andrea, die ich beide sehr schätze und die slightly unterschiedliche Meinungen zum Medien-Dings in Familien haben.

Gefreut über: Blog History Project
Ein Blick tief in die Vergangenheit. Finden Sie mein altes Blog?

24.4.2020 – good day, sunshine

Das war ein guter Tag heute. Ich wachte schon frohgemut auf, bereitete noch etwas für den Zoom-Termin um neun vor und hatte um neun den Zoom-Termin um neun.
Da bekam ich ein sehr herzliches Kompliment für die Arbeit und Geld hin Geld her, das war sehr, sehr schön.

Weiter Dinge abgearbeitet. Zwischendurch kam die Post und in der war eine Postkarte aus dem Internet und das war sehr, sehr schön.

Mittags die Buchhaltung weggebracht und kurz mit Maske auf der Nase und Päckchen unterm Arm zur Post gegangen. Die Schlange vor der Post stand über den Platz, außen um den Baum herunter und am Mühlengraben entlang bis zum Nagelstudio. Jetzt sagt Ihnen das natürlich alles überhaupt nichts, aber vertrauen Sie mir: das ist deutlich zu lang, um sich da anzustellen.
Aber schön, dass die Schlange so lang war, denn das war sie ja nur, weil alle brav 2m Abstand einhielten.

Nachmittags klingelte ein DHL-Männchen und brachte ein Päckchen aus diesem Internet und das war sehr, sehr schön.

Den ganzen Tag grübelte mein Hinterkopf darüber nach, was im Moment so zwischen überforderten Eltern und Lehrkräften abgeht. Ich höre und lese so oft, dass Eltern einfach nicht mehr können und es zerreißt mir das Herz. Nur wenn die Beschwerden dann in Richtung der Eltern gehen, dann stocke ich kurz. „Die sollen doch bitte endlich mal vernünftige digitale Konzepte entwickeln, die hatten doch jetzt 5 Wochen Zeit!“, so höre ich.
Ob man auch den Adidas-Schuhverkäufer verantwortlich macht, wenn die Firmenführung beschließt, Mieten nicht mehr zu zahlen?
Man vergisst leicht, dass Schule in Deutschland ein streng hierachisches System ist, in dem die Lehrerin ganz am Ende steht. Trifft man sie nur zu den üblichen Situationen, dann übersieht man das leicht, denn da wirken sie ja quasi allmächtig. Aber Entscheidungen über Konzepte oder sogar über Anschaffungen – keine Chance.
und wie in allen anderen Bereichen auch wird hier gerade einfach mega-deutlich, dass in den vergangenen Dekaden hauptsächlich wenig passiert ist.
Und ich fürchte, dass sich unsere Kultusministerien mit einem fröhlichen „Divide et impera“ auf den Lippen gerade zuprosten.

Nur draußen war ich irgendwie nicht. Naja, aber gestern.

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Blogparade Berufswünsche

Bei Alphatiel diese Blogparade gefunden und dank gedanklicher Verwirrung als angemessen für den heutigen Tag erachtet.

Welche Berufe fandet ihr als Kind oder Teenager interessant? Warum?
Zuerst Tierarzt, vermutlich weil meine Eltern mir das so sagten.
Als das mit den Berufen ernsthaft interessant wurde, da wollte ich in die Werbeagentur, „in die Grafik“ um genau zu sein. Zeichnen konnte ich, die technische Seite fand ich spannend, ich hab auch mal ein Sommerferienpraktikum in der Agentur der Nachbarn gemacht und fand das richtig gut. Ich hab sogar noch richtig mit der Reprokamera gelernt!

Welchen Beruf habt ihr dann erlernt? Was war die Motivation für gerade diese Ausbildung oder gerade dieses Studium?
Die Zulassung für eine Schule für Grafikdesign hatte ich zwar gehabt, aber das abenteuerliche Finanzierungskonzept meiner Eltern hatte sich bereits nach zwei Wochen in Wohlgefallen aufgelöst, so dass ich das abbrechen musste, noch bevor ich es angefangen hatte.
Dann lernte ich eine Lehrerfamilie kennen und in der gab es auch eine Sonderpädagogin, die hat mich beeindruckt. Während meines Zivildienstes hatte ich schon bemerkt, dass ich ganz gut mit Kindern und Jugendlichen klarkam und so studierte ich zuerst einmal Lehramt für Sonderpädagogik.
Dummerweise bemerkte ich irgendwann im Hauptstudium, dass ich a) nicht gut mit dem Schulsystem und b) auch nicht besonders mit „typischen“ Lehrern klar kam. Also: Mit beiden gar nicht.
Und brach das ab.
Da ich aber ebenfalls festgestellt hatte, dass ich mit dem System „Uni“ überhaupt nicht klar kam war ich recht ratlos.

Manchmal stimmt der ausgeübte Beruf nicht mit dem erlernten überein. Welche Gründe gibt es (bei euch) dafür?
Nach dem Abbruch des Studiums hing ich – wie gesagt – erstmal ziemlich in der Luft.
Da ich einen Großteil meines Lebens selbst finanzieren musste, hatte ich zwar diverse Jobs beim örtlichen Jugendamt und bekam dort auch allerbeste Rückmeldungen über meine Arbeit – aber diese Nebenjobs waren ja nun nichts für die Ewigkeit.
Dann kam das Internet in Deutschland an, ich mochte es sofort sehr und hatte eine klare Idee, dass es nie wieder gehen würde. Und dann brauchte irgendwer in meinem Bekanntenkreis eine Website und fragte mich. Grafiker wollte ich ja eh vorher schon mal sein, mit dem Rechner umgehen und ein bisschen coden konnte ich auch schon ganz gut – und auf einmal hatte ich einen Gewerbeschein.

Seid ihr mit eurer Berufswahl zufrieden? Oder würdet ihr (mit all dem inzwischen erworbenen Wissen und einiger Erfahrung) alles anders machen, hättet ihr noch einmal die Chance dafür?
Erstmal: Ja, ich bin zufrieden. Ich mache das wirklich,wirklich gerne und ja nun auch schon seit über 20 Jahren.
Da ich aber zum einen inzwischen weiß – Therapiesitzungen, Baby, Therapiesitzungen! – warum ich damals an der Uni so vollkommen gescheitert bin und zum anderen inzwischen glaube, dass das Hauptinteresse in meinem Leben das Beobachten und Verstehenwollen von Menschen ist, würde ich mit dem Wissen von heute vielleicht schon etwas anders machen. Wird man dann Soziologe?

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