9.11.2023 – no business as usual.

Nun also der erste Tag nach dem Prinzip und Ablauf, den wir hier üblicherweise „Alltag“ nennen. Ich schrieb übrigens erst „Alttag“ und habe nun schon diverse Male überlegt, zur Illustration meines Geisteszustandes mal einen Artikel zu veröffentlichen, der nicht erst durch diverse Korrekturschleifen gegangen ist, das wäre bestimmt originell. Aber ich schweife ab.

Die Liebste fuhr also zum ersten Schultag wieder zu ihren Kindern und ich versuchte, mich an bewährte prä-Covid-Abläufe zu erinnern. Ach nee, Wasser und Cola sind leer, sagte die Liebste – also erstmal zum Getränkemarkt und dann an den Rechner. Getreu dem Motto „function follows form“ sitze ich sogar nicht in Jogginghose und Hoodie am Schreibtisch, sondern fein gemacht, als wollte ich mindestens zum Kunden, wenn nicht zur Backstageparty in der Elphi.
Oft hilft das, ehrlich, probieren Sie es ruhig mal aus!

Aber dann war es elf und ich hatte gerade mal die Inbox geleert (neinein, nicht bearbeitet) und Getränke geholt und es reichte schon vollkommen. Spannend, dass man nur vom Sitzen und Denken nass geschwitzt sein kann.
Heute also wohl wieder langsamer. Puh.

Nach einer langen Mittagspause nochmal ein paar Telefonate und Mails und dann platt für heute.
Kleine Schritte, Christian, kleine Schritte.

Bei einer davon bin ich so richtig gespannt auf die Reaktion, denn nachdem mir mein Autohaus – von dem ich ja aus Gründen eh vermute, dass sie ihre Prozesse nicht richtig definiert haben – Mitte Dezember, also echt Monate zu spät oder vier zu früh zum Geburtstag gratulierten, habe ich das zum Anlass genommen, Ihnen das mal zu schreiben und ein Gespräch angeboten. Ich bin sehr gespannt.

Aus Gründen viel über Zeit nachgedacht und wie mein Zeitempfinden meist vollkommen daneben liegt. Also nicht das Mikro-Zeitempfinden, das ist super. Ich habe Dekaden lang ohne Armbanduhr gelebt und mich so daran gewöhnt, unbewusst auf jede Uhr in Sichtweite zu schauen, dass mein Zeitempfinden innerhalb des Tages meist auf weniger als 5 Minuten stimmt. (Bitte verstecken Sie mich, falls die Atomuhren irgendwann mal abgestellt werden.)

Aber über größere Zeitspannen? Die Liebste hat mir zum Beispiel mal einen Hoodie genäht, ich hab mir Stoff ausgesucht und den schönsten Hoodie der Welt bekommen. So in meinem Empfinden knapp vor der Pandemie, also sagen wir mal: Vier Jahre her. Timehop erinnerte mich jetzt an den Stoffkauf. Vor acht Jahren.
Vor ein paar Jahren bekam ich mit, dass Frau Lehmann, die ich ja auch online schon ewig kannte, in einem Theaterstück auf der Bühne sein würde. Sechs oder sieben Jahre her? Zwölf sagt Timehop.
Mein „neues“ Profilbild? Drei Jahre.
Zeit ist seltsam.

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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

8.1.2023 – can’t live without it.

Aufgewacht, versucht zu sortieren, wie viel der seltsamen Laune aus den letzten wirren Träumen und wie viel aus „echt“ resultierte. Ach guck, quasi alles die Träume.

Zum See gefahren, aber am See war Regen; also zurück und im Kaff am Fluss entlang gelaufen. Das war auch nett und es wurden tatsächlich zwei ganze Kilometer. Wow.

Nachmittags waren wir zu einem Geburtstagskaffee eingeladen und man soll seine Anforderungen ja langsam steigern und so habe ich dann nachmittags tatsächlich das erste Mal seit drei Wochen mit anderen Menschen verbracht. Manchmal muss man wohl gegen das Gefühl gehen – denn das rief laut, es wolle sich wieder eingraben. Immerhin waren wir ja morgens schon aus dem Haus gewesen, das Gefühl und ich. Aber es wurden zwei sehr nette Stunden in kleinster Runde und meine Hoffnung nimmt weiter zu.

Auf dem Weg: Krasse Regenbogen-Kunst am Himmel. Wer mag, darf etwas aus dem Bereich der Hoffnungs-Symbolik denken; ich mag nicht, ich fand’s einfach nur krass schön.

Abends dann Gestern waren wir noch Kinder begonnen und Pizza. (Sehr spannend erzählt, ich wills unbedingt weiter schauen obwohl ich gelegentlich bei furchtbar schlecht ausgesuchter vollkommen klischeehafter Musik und etwas platt umgesetzten Metapher-Bildern heftig die Luft zwischen den Zähnen ziehen muss)
Und dann begriff ich, dass ab heute die Liebste wohl wieder tagsüber zu diesen Kindern gehen würde und das mochte ich nicht.

Viel über common ground nachgedacht. Also: Die Voraussetzungen, die wir alle brauchen, um irgendwie kommunizieren zu können. Gemeinsame Wertvorstellungen, gemeinsames Wissen und so. Ob es jetzt der ist, dass wir als Gesellschaft alle prinzipiell der Wissenschaft glauben und demokratisch leben wollen oder ob wir uns in einer Freundschaft (oder einem x-beliebigen Gespräch) sicher genug über die Vorbedingungen fühlen wollen, ohne jedesmal mit Disclaimern und Absicherungen sprechen zu müssen.
Anlass war eine Freundin, die erzählte, ein Klamotten-Verkäufer hätte sie mit einem jovialen Spruch (für unser Empfinden im Jahr 2022) ziemlich krass bodygeshamed; sie wusste aber, dass das Verhalten des Verkäufers vermutlich vor 15 Jahren noch vollkommen normal gewesen wäre.
Ich stimmte ihr zu, unser beider common ground hatte sich also wohl in den letzten 15 Jahren bewegt.
Und dann sagte sie „Ich hab ja mit dem nicht das Verhältnis wie mit Dir zB, wo so ein Spruch ok ist, weil wir ja wissen, wie wir zueinander stehen“ und ich dachte „Nö?
Bedeutet ja zum einen, dass sie unseren common ground als sehr gefestigt betrachtet, aber auch, dass wir uns offensichtlich an unterschiedliche Stellen bewegt haben in den letzten 15 Jahren.

Und ich gucke mich unter diesem Aspekt in öffentlicher und privater Kommunikation um und finde das einen sehr interessanten Blickwinkel. Machen Sie das mal: Gucken Sie sich so Unfall-Gespräche – egal ob im öffentlichen Raum oder im täglichen Leben – an und nehmen als Annahme, dass beide Diskutantinnen von unterschiedlichem Voraussetzungen ausgehen: Unterschiedlichen Voraussetzungen darüber, was der Wissensstand der anderen ist, oder darüber was höflich ist, darüber wie man sich an dem gerade gewählten Ort benimmt oder darüber wie Humor geht, darüber wie der Status der beiden zueinander ist und darüber, ob eine darauf Rücksicht nehmen sollte.
Und natürlich (aber das war bei Diskussionen immer schon) wo beide denn so hinwollen mit der Diskussion oder dem Gespräch.

Vielleicht kennen Sie von Watzlawik die interessante Geschichte, dass während des Kriegs in England amerikanische GIs auf englische Frauen stießen und – weil ihnen diese gemeinsamen Grundvoraussetzungen fehlten und beide „Seiten“ natürlich(!) ihre Welt für die einzige hielten – beide Seiten im Ergebnis die andere für überraschend leicht „sexuell zugänglich“ bzw. unziemlich stürmisch hielten. (Wer’s nicht kennt: Hier, ab Mitte der Seite nachzulesen (PDF) )

Heute wären das dann auf Twitter diskutierende Menschen, die sich beide gegenseitig für unhöflich halten, weil … nun ja, das gälte es dann herauszufinden, wenn beide wirkliches Interesse an einer Unterhaltung hätten. Oder wirkliches Interesse an einer Freundschaft. Oder wie auch immer die Hintergründe so sind, aus denen heraus man auf Twitter so aneinander rasselt.

Gerade viele junge Menschen erlebe ich persönlich inzwischen so, dass sie keinerlei common ground voraussetzen, sehr sehr vorsichtig sind, aber dadurch auch sehr unverbindlich werden. Ich werde das beobachten.
Hach, wie gerne hätte ich etwas studiert, wo ich aus so einer These jetzt ein Untersuchungsdesign bauen könnte, um dann mehr zu erfahren.

Was anderes: Heute einmal schönes und einmal interessantes …

Zeugs

Joel hat auch dieses Jahr zu einem Fotorückblick aufgerufen (und wäre ich nicht immer so müde …) und ich stieß auf Barbaras Umsetzung, die mir sehr sehr gut gefallen hat. 12 Monate Weinfelder. Wie schön kann man wohnen?

Ich habe lange überlegt, nach welchen Kriterien ich die Fotos auswähle, denn schön finde ich eigentlich die meisten, die ich hier veröffentliche. Schlussendlich habe ich nun entschieden, nur Fotos mit Weinfeldern zu nehmen, da wir hier ja mitten zwischen Weinfeldern leben und auf den Spaziergängen mit den Hunden auch fast täglich in den Feldern herum- oder an ihnen vorbeilaufen, was zu jeder Zeit des Jahres (meistens) sehr schön ist.

Fotorückblick 2022– Journal Cissac-Médoc

Wann ist Diebstahl Diebstahl und wann ist er es nicht? Ist es kein Diebstahl, wenn man es anders nennt? Und wer hat die Macht, andere Namen so zu vergeben, dass sie dann auch gelten – ergo: wer hat die Macht aus Diebstahl nicht-Diebstahl zu machen? Interessante Gedanken zu diesem Themenkomplex von Sohra Behmanesh auf tbd* zu denen ich aber vorerst anmerken möchte: Ich finde die Rahmengeschichte ungeschickt gewählt, denn sie könnte suggerieren, dass die Lösung sein könnte, Diebstahl halt eben ok zu finden, statt solche Reframings aufzudecken und klar zu benennen. Ich bin mir sicher, dass das nicht gemeint ist, finde die gewählte Form trotzdem ungeschickt – vor allem für schnell-empörte Konservative, die dort einhaken könnten, um sich nicht mit dem eigentlichen Thema beschäftigen zu müssen.
Und auch den Schlenker zum Thema „Strafe“ finde ich bedenklich kurz und lapidar. Bleibt aber, darüber nachzudenken, was Deutungshoheit und Diebstahl miteinander zu tun haben und das halte ich für wichtig und lohnend:

Deutlich wird Wage Theft an einem besonders perfiden und zynischen Beispiel: Als Amazon-Chef und Milliardär Jeff Bezoz letztes Jahr in seine Rakete stieg um ins Weltall zu fliegen, bedankte er sich unter anderem bei seinen Angestellten: „Ihr habt all das bezahlt!“ Es ist nur möglich, dass Jeff Bezoz mal eben Geld für einen Weltraumausflug übrig hat, weil genau dieses Geld auf den Konten seiner schlechtbezahlten Angestellten fehlt. Strom kommt nicht aus der Steckdose und Geld kommt nicht vom Bankautomaten – und reiche Menschen sind reich, weil sie den Menschen, die für sie arbeiten, einen angemessenen Lohn aktiv und vorsätzlich vorenthalten.

Sohra Behmanesh: Über Wage Theft und die Willkür des Gesetzes

Das Zitat im Titel kommt heute von Tina Dico.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

7.1.2023 – small steps

Fürs Protokoll und zur großen Freude: Heute ist der erste Tag, an dem ich eine Idee davon habe, dass sich etwas ändern könnte. Gestern noch erst eine Viertelstunde mit dem Autoanbieter und dann eine mit der kleinen Schwester telefoniert und danach platt für den tag gewesen.

Heute aber irgendwie frohgemut aufgewacht und als erstes an den See gefahren. Den ganzen Damm und zurück gelaufen, die letzten Male war auf der Hälfte schon Schluss gewesen.

Danach was gefrühstückt und mit der Liebsten vor YouTube versackt (Wir waren beim Reden auf der Heimfahrt vom See irgendwie auf Neil Young gekommen und waren bei diesem wunderbaren Stück Zeitgeschichte eingestiegen, in dem Neil Young die Bühne von Pearl Jam entert und danach minutenlang ohne den Hauch eines Anspruches an „Entertainment“ in Krach schwelgt, so wie es eben irgendwie auch nur Neil Young kann.)
Then we paid a visit to Miley Cyrus (was eine hervorragende Sängerin!) und kurz zu den Chili Peppers (was eine schlechte Liveband!)

Und dann kamen wir auf die supere Idee, zu Ikea zu fahren, was natürlich eine vollkommen blöde Idee war. Nach nun 18 Tagen ohne nennenswerten Kontakt zur Außenwelt war ich wirklich erstaunt, wie viele Menschen es gibt.
Nun denn; we live, we learn.

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5.1.2023 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

8:15: Uhr
Halb acht aufgewacht. Gefroren, obwohl es dazu keinen Grund gab. Etwas missmutig aufgestanden, die Dinge getan, die man halt so tut. Auf den Stuhl geschaut und beschlossen aufzuräumen. Sie haben doch auch den Stuhl in Ihrem Schlafzimmer stehen, den auf dem die Dinge, die man nochmal anziehen kann, landen und der dann gelegentlich umkippt, oder? ODER?? Mich gefreut, was sich auf dem Stuhl so alles fand, offensichtlich hab ich die letzten zwei Wochen in einem leicht benebelten Zustand verbra… oh wait. Ich habe ja die letzten zwei Wochen in einem leicht benebelten Zustand verbracht.
Den Stuhl also aufgeräumt, mich danach erstmal zur Pause hinsetzen müssen.

10:20 Uhr:
Ein bisschen Inbox gesichtet und gelichtet, zwei kleine Funktionen in das Projekt eingefügt, ein Telefonat und zwei „Mails mit Denken“ (also mehr als „ok, machen wir so“) und es reicht das erste Mal. Der Geist ist aus, der Körper weh und verschwitzt. Es ist beeindruckend, was dieser Virus im Körper so macht.
Ein bisschen doof, weil ich durchaus noch zwei oder drei Dinge zu tun hätte, aber Denken geht eh nicht mehr, also jetzt erstmal Pause.

11:20 Uhr:
Natürlich doch noch eben kurz was hier geguckt, was da geschrieben, dort angerufen. Puh.

15:00 Uhr:
Lange ziemlich komatös geschlafen. Nochmal lange einfach nur leer dagelegen.

Zwischendurch nur einmal von der Post gestört worden und gefreut. Die Dico-Vinyl-Sammlung wächst.
Jetzt muss nur noch irgendwer die Promo-CDs verkaufen, die ich bei Discogs in der Wunsch-Liste habe, dann bin ich echt der echteste Fan.

Dann kam die Liebste aus der Stadt wieder und brachte Kuchen und eine Überraschung mit. Lucky me, I’m so blessed. (erst zehn Seiten rein geblättert und schon tief, tief, tief in Liebe. Was für ein phantastisches Buch)

16:00 Uhr:
Sie erinnern sich, dass ich seit ein paar Monaten immer unruhiger darüber werde, wie im Moment so die Lieferzeiten bei Autos sind, weil der Vertrag meines jetzigen Autos ja im Juni ausläuft?
Heute hab ich dann mal in den Vertrag geguckt, weil ich etwas abgleichen wollte und sah: Ja richtig, im Juni. Juni 2024. Das waren dann ein paar Monate latente Unruhe für nix: Voll supi, Christian, toll gemacht.
Ich werde trotzdem mal sehen, ob ich eher aus dem Vertrag rauskomme und auf ein E-Auto umsteige. Aber der Druck ist weg und „Druck weg“ ist ja immer super.

Beim Tippen der letzten Absätze in den Discogs-Account geschaut um zu sehen, ob ich die Wunsch-Liste verlinken kann. Kann ich nicht, aber da bietet jemand zwei Promo-CDs von Frau Dico an. Also: Jemand bot sie an, denn ich habe sofort zugeschlagen. Immerhin gibt sich das Karma ein wenig Mühe, wenn es mich schon hier ans Sofa fesselt.

18:00 Uhr:
Nochmal draußen gewesen, einen Burger jagen. Da sind aber echt viele Leute und die haben echt ein anderes Tempo als ich.

Yes she can angemacht. Ich bin gespannt, ob ich irgendwas erfahre, was mir das Internet noch nicht beigebracht hat.

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