14.8.2020 – jetzt aber!

Eigentlich wollte ich heute morgen schön noch ein paar Pixel zu Ende schieben und dann verschicken. Dann …

… rief die Steuerberaterin an. Sie hätte jetzt festgestellt, dass ich ein paar Mark Fünfzig (wirklich kaum etwas) aus dem aktuellen Unterstützungstopf bekommen dürfe. Ich müsse nur das Formular X an den Stellen Y und Z ankreuzen und unterschreiben, sie würde mir das schicken. Außerdem brauche sie noch das Bewilligungsschreibem vom Land für die Soforthilfe im April.
Ich schickte ihr zweiteres zuerst, dann wollte ich das Zip mit den Formularen öffnen und dafür brauchte es ein Passwort und das hatte ich nicht und als ich anrief war sie gerade im Gespräch und es dauerte alles etwas und das war auch ganz gut so, denn während die eine Bürohälfte bei ihr das Passwort suchte, fand die andere Bürohälfte heraus, dass die Soforthilfe als Einnahme angerechnet wird. Hätte ich damals einen Tag eher – also konkret am ersten Tag, da als der Server down war, Glück gehabt und schon da beantragt, dann würde die Soforthilfe für diese Monate jetzt nicht angerechnet, aber so …
Finanziell ist es mir egal, es waren wirklich nur ein paar Mark Fünfzig. Da aber gleichzeitig immer noch nicht klar ist, wofür ich denn diese Soforthilfe hatte ausgeben dürfen und wie viel davon ich zurückzahlen muss (und wann?) könnte ich das schon wieder ein bisschen shaize finden. Im Extremfall muss ich sie komplett zurückzahlen, habe dann aber trotzdem wegen ihr keine weitere Unterstützung?
Ich ärgere mich.
Nicht weils angerechnet wird. Nicht, weil die Hilfe zweckgebunden ist.
Sondern wegen der unfassbar schlechten Kommunikation.

Ich erinnere auch gern an dieser Stelle noch einmal daran, dass es in meinem und artverwandten Berufen Menschen gibt, die von durchschnittlich 14.500,- im Jahr leben. Für die ist Unsicherheit darüber, wie viel von den 9000,- denn zurückgezahlt werden müssen schnell eine existenzielle Frage.

Nun aber endlich Pixel schieben.

Fast. Erst noch – und ich las später im timehop, dass ich da schon vor einem Jahr drüber geschrieben habe – die Zertifikate erneuern, mit denen ich meine E-Mails signiere.
Dieser Vorgang ist das exakte Gegenteil von intuitiv und es kostete mich ca eine Stunde.

Endlich Pixel schieb…

Nein. Erst noch ein Telefonat mit einer Agentur, die eine Anfrage bekommen hatte und wissen wollte, ob das technisch möglich sei, was da in der Anfrage stehe. Dummerweise war die Anfrage an jeder Stelle wo es technisch wurde beeindruckend unpräzise: „Wir könnten uns zB vorstellen, dass an dieser Stelle eine Funktion XY ist, aber muss noch besprochen werden … Eventuell sollen sich die User hier einloggen … wir müssen noch besprechen, ob die Dokumente dann zum Download bereit stehen oder automatisch per Mail verschickt werden …“
Was die Agentur nicht im geringsten davon abhielt, mich nach einem Preis zu fragen. Als ich eine Spanne zwischen mittlerms dreistelligen und oberem vierstelligem Preissegment nannte begriffen sie aber, dass sie nochmal nachhaken müssten.

So. Jetzt Pixel schieben.

Nein, leider war es inzwischen zu heiß unterm Dach und der Mensch muss ja auch mal frühstücken und eventuell habe ich auch ein Viertelstündchen in einer fast kalten Wanne verbracht.

Dann aber Pixel schieben!
Genau! Das überrascht Sie jetzt, hm? Dann die letzten Pixel schieben, nochmal über alles drüber schauen und in ein angenehm anzusehendes PDF packen und verschicken.
Dann einen blöden Vertipper finden. (Die Reihenfolge ist wichtig: Erst verschicken, dann Vertipper finden, sonst kann man sich nicht richtig ärgern)

Nachmittags haben wir dann endlich den Schreibtisch der Liebsten fertig gemacht, denn die passenden Unterlegscheiben waren in der Post.

Manchmal ist dieses Online-Shopping-Dings ja schon lustig: ich habe Unterlegscheiben für 2,95 bestellt. Dazu gabs eine Bestätigungsmail, eine „Wir habens verpackt-“ & eine „Wir habens verschickt“-Mail, dann eine mit der Rechnung, eine mit dem Lieferschein und heute kam eine, die mich fragte, wie denn meine shopping experience so gewesen wäre und dass sie selbstverständlich für Rückfragen quasi rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Natürlich finde ich das insgesamt super und natürlich ist das alles automatisiert, aber bei so einem winzigen Einkauf wirkt das schon alles etwas wie mit Kanonen auf Spatzen.

Regen. Richtiger Regen. So schön.

A date to remember: Am 14.8.2020 hörte ich das erste Mal in deutschen Nachrichten von einem Streit eines internationalen Konzerns mit den Bewohnern vor Ort um das Recht, Grundwasser zu besitzen – und nicht irgendwo, wo man es nett verdrängen kann, sondern in Deutschland.

Gleich Halloumi-Tomaten-Sandwhich und Promi Big Brother. Sie sehen: Ich bleibe da dran, ich halte für Sie den Kontakt zum linearen fernsehen, den B-, C- und D-Promis und dem Rest der Welt. Zählen Sie ruhig auf mich.

Gerne gelesen und klug gefunden …

… habe ich heute den Artikel bei Franzi, die darüber nachdenkt, dass unser immerwährendes Vergleichen des jetzigen Zustandes mit vorherTM uns auch den Blick versperrt auf alles, was jetzt prima läuft.

Bewusst oder unbewusst lenkte die Direktorin also die Aufmerksamkeit auf all die von ihr empfundenen Defizite, weil sie es so in den vergangenen Jahren so gemacht hatte und ungewohnt war. Für mich allerdings und ich denke für viele andere und vor allem für die Kinder war dieser Moment ein besonderer. Wir saßen auf dem Schulhof unter dicken Bäumen, die Schatten spendeten, wir erlebten einen feierlichen Moment, in dem unsere Kinder voller Stolz ihre Schultüten hielten […] Für mich passte das alles ganz wunderbar und ich fand es sogar besser als in der überfüllten Kirche zu sitzen. Die Situation hatte also sogar Vorteile!

franziskript: Das neue Normal – wie lange noch?

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

4 Kommentare

  1. Gehe jetzt Tippfehler suchen, kann nicht mit Tippfehler im Haus schlafen. Nee, Quatsch: freu mich auf die Pixel. Morgen dann ausführlich gucken.

  2. Danke für den Hinweis auf Franzis Artikel.
    Im März ist mein Bruder gestorben, und er wurde im April unter „Corona-Bedingungen“ beigesetzt. Nach längerer Diskussion mit der Friedhofsverwaltung durften 11 Personen teilnehmen. Die Feier fand draußen vor der Kapelle statt. Im Halbkreis waren Gartenbänke aufgestellt, auf jeder Bank lagen 2 Kissen als Abstandshalter und auf jedem Kissen durfte eine Person sitzen. Vorne stand eine kleine Säule mit der Urne und rechts und links je eine brennende Fackel. Es gab keine Musik, nur die sehr liebevolle Ansprache und die Gebete des Pfarrers. Am Ende bat er um einen Moment der Stille. Mitten in diese Stille fragte die 5jährige Enkelin meines Bruders, „Mama, hörst du auch die Vögel singen?“ Es war so ein zauberhafter Moment und eine ganz besondere und wunderbare Feier.
    Wenn wir alles klein reden, was wir während der Coronazeit improvisiert haben, nehmen wir uns auch viele dieser sehr besonderen Momente, wo wir es mit Kreativität und Fantasie geschafft haben, aus dem Üblichen auszubrechen.

    1. Zuerst mal: Das tut mir sehr leid.
      Und ich kann mir gut vorstellen, dass man in so einer Situation erst mal sehr am Gewohnten festhalten will – aber es klingt sehr schön, wie die Feier dann stattfand. Gut, wenn Kinder uns dann darauf hinweisen.

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