Medienkonsum I & II 2024

In ewiger Schuld
Miniserie mit 8 Folgen, auf netflix geguckt. Die ehemalige Soldatin Maya sieht auf den Aufnahmen ihrer Überwachungskamera ihren toten Mann mit der gemeinsamen Tochter spielen. Das klang nach Mystery entwickelte sich aber schnell zu einem spannenden Krimi rund um die sehr posh-e Famile des Ehemannes, einige weitere Tote, ein bisschen PTBS bei Maya, ein bisschen feine-Leute-lösen-Probleme-auf-Ihre-Art und eine Nebenstory um einen kranken Polizisten und vielleicht war das manchmal ein bisschen zu viel, aber verkehrt war das alles auch nicht. Vor allem, als das Ende die Fäden dann schön und gegen alle Erwartungen zusammenführte.
★☆

The Greatest Night in Pop
Doku, auf netflix geguckt. Im Januar 1985, direkt im Anschluss an die AMA trafen in einem Studio einige der größten Stars der damaligen Musikszene aufeinander und sangen „We are the world“ ein, die USA-Version von „Do they know it’s XMas?“, „Nackt im Wind“ und anderen Liedern, die im Nachklang dessen entstanden, dass ein nicht mehr so erfolgreicher Punk eine Doku über verhungernde Kinder in Äthiopien gesehen hatte. Aus heutiger Sicht kann man daran einiges ein bisschen seltsam finden, aber Charity war noch nicht so hinterfragt, Kolonialisierungsgeschichte war kein Thema und es gab noch die Mega-Megastars, die so Millionen Dollar generieren konnten. Die Doku erzählt die Geschichte des Songs und der einen Nacht, in der er aufgenommen wurde. Und bei allem Seltsam-Finden ist das schon eine beeindruckende Geschichte über eine unglaubliche Organisation, ebenso fragile wie überhöhte Künstlerseelchen und manchen überraschenden Blick auf manche, die damals so wichtig waren, wie man es sich heute kaum noch vorstellen kann.
★★★★★

Lover, Stalker, Killer
Pseudo-Doku, auf netflix geguckt. Bin mir etwas uneins, da ich eigentlich jede Form von True-Crime-Formaten sehr ablehne. Andererseits mag ich nicht-crime-Dokus sehr und der erzählte Fall selbst ist ziemlich spannend. Außerdem ist die Doku sehr auch Sicht des Opfers gedreht, was ich bei allem, was ich bisher gesehen oder gehört habe arg vermisste.
Am Ende bleibt aber: Ich bleibe bei meiner Ablehung. Wer das Format mag: Ja, das ist ein interessanter Film.
(ohne Wertung)

Im Schatten der Angst
Thriller, auf netflix geguckt. Eine Psychologin soll einen Täter einschätzen und gerät dabei ihrem Patienten etwas zu nahe bis sich das ganze zu einem spannenden Finale zuspitzt. Ich gucke eher selten deutschsprachige Krimis oder Triller weil mich meist die Eindimensionalität und/oder der Humor stören.
Das hier war richtig gut. Weder pseudo-klamaukig, noch flach, noch zu sehr von der durchaus vorhandenen Hintergrundgeschichte der Protagonistin überfrachtet. Spannend, gut.
★★★★★

Sexuell verfügbar
Miniserie, in der ARD-Mediathek geguckt. Miki Walter wird beschuldigt, einen Mann mit einem StrapOn vergewaltigt zu haben. Zwischen dem Abend an dem das passiert sein soll und der Verhandlung implodiert ihr Leben komplett: Ihr Ex-Mann will die Kinder, die fliegen von der guten Privatschule, zu Hause zieht ihr sexsüchtiger Vater ein und die Öffentlichkeit hat sie eh bereits vorverurteilt – sie geht durch die Hölle, durch die Frauen gehen, die sich nicht angepasst verhalten und sich mit reichen Männern anlegen. In dem Chaos erscheinen dann auch noch ihr Lilo Wanders, Lady Bitch Ray und Ines Aioli und versuchen, Ihr Rat zu geben. Das alles ist bunt und chaotisch, manchmal derb und explizit und bricht viele Seh- und Erzählgewohnheiten. Abwechselnd hat man Mitleid mit ihr oder facepalmed vor sich hin, weil sie sich so wenig kooperativ zeigt. Denn genau darum geht es ihr: Nicht mehr bequem sein.
Oder: Konservatives bigottes Weltbild gegen gelebte feministische Freiheit.
Das hat an diversen Stellen wenig Spaß gemacht, denn wenn man in den letzten Jahren nicht blind durch die Welt gelaufen ist, weiß man zu viel über tiefe Wahrheiten in diesem bunten Chaos.
Ich fand das sehr großartig.
★★★★★

Sie sagt, er sagt
Film, in der ZDF-Mediathek geguckt. Quasi ein Kammerspiel: Gezeigt wird eine Gerichtsverhandlung. Eine bekannte Fernsehmoderatorin und ein bekannter Industrieller hatten jahrelang eine Affäre. Nach dem Ende hat er sie beim letzten Aufeinandertreffen vergewaltigt, sagt sie. Stimmt nicht, sagt er. Der Film hält sich – so habe ich den Eindruck – klar an die Regeln einer Gerichtsverhandlung und schafft das Kunststück, dass ich nach jeder neuen Aussage meine Einschätzung darüber, wer die Wahrheit sagt, änderte.
Sehr bedrückend, sehr gut.
★★★★★
(Ergänzung, Dank eines Tipps von Lena auf Mastodon: Ein Richter hat ein, zwei Worte zum Ablauf des Prozesses gefunden und da gibts weniger Sterne, was ich durchaus schade finde, denn der Film macht ja einen besseren Eindruck)

Eine pornographische Beziehung
Film (2000), auf prime geguckt. Im Gegensatz zum Titel gar kein pornographischer Film, sondern ein perfektes Beispiel für einen französischen Film von vor 20 Jahren, eine behutsame Geschichte eines Paares, die sich erst verabredet zum Sex treffen, dann beginnen, sich zu lieben aber nicht wirklich zueinander finden.
Bis auf wenige Momente bleibt der Film nur bei den beiden, zeigt sie bei und rund um ihre Treffen und in einem Rückblick, denn als Rahmengeschichte erzählen beide die gemeinsame Geschichte einem unbeteiligten Dritten – wenn auch beide sich unterschiedlich erinnern.
Leise, zart und wie gesagt sehr französisch.
★☆

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