2.2.2023 – nur für ein Rezept?!

Einmal in der Woche fahre ich im Moment zu Frau Doktor, um mir da eine weitere Spritze mit Vitaminen und anderem guten Zeug ins Sitzfleisch rammen zu lassen. 20 Minuten hin, kurz anmelden, „Hallo Frau Doktor!“, Spritze rein, Pflaster drauf, „Bis nächste Woche!“, 20 Minuten zurück.
Easy.
Heute also wieder. Kurz hinter dem Ortsausgang begann der Stau. Da ich sonst eine andere Strecke fahre und auch selten zu der Zeit, ging ich erstmal davon aus, das wäre halt der nächste Ampelstau zu dieser Zeit. Zwanzig Minuten und einen Kilometer weiter zweifelte ich etwas an der Theorie und nutzte eine Gelegenheit zum Abbiegen durch ein Wohngebiet. Natürlich war ich nicht der einzige, so dass ich die nächsten 20 Minuten von einem Kleinwagen mit aggressiver Fahrerin durch die Spielstrassen gedrängelt und geschoben wurde. Klar, warum nicht hupen, wenn man vor Schulen nur 30 fährt? Warum nicht immer mit 2m Abstand hinterher, auch wenn geparkte Autos überholt werden und die nächste Lücke nur ein Auto lang ist. Sie müssen wissen: ich bin durchaus auch so ein Regelgutfinder wie Volker – sie wohl eher nicht.
Hinfahrt also deutlich über eine Stunde.
Nebenbei kam ich nahe genug an dem Unfall vorbei, der den Stau verursacht hatte um zu sehen, dass ich das lieber nicht hätte sehen wollen.

Bei Frau Doktor verbrachte ich dann über die nächste Stunde. Nach der Anmeldung stand ich lieber vor der Tür als im vollen Wartezimmer. Ich war da nicht alleine, was dazu führte, dass Neuankömlinge immer erst fragten ob wir Schlange oder Wartezimmer seien – logisch. Meist gab es beide Gruppen – auch logisch.
Mehrfach führte das allerdings dazu, dass Frisch-Ankommer (nein, bewusst nicht gegendert, es waren nur Männer jenseits der 60) mir dann erklärten, dass sie ja nur ein Rezept abholen müssten und sich doch deswegen sicher vordrängeln dürften, das lohne doch nicht, sich für ein Rezept jetzt anzustellen.
Ich habe dann jedesmal gekontert, ich sei die falsche Ansprechperson, da ich ja – wie erwähnt – nicht Teil der Schlange wäre. Und habe gelernt, dass es jedes einzelne Mal Absicht war, mich anzusprechen – die Chance, dass es mir egal wäre, wurde wohl als höher eingeschätzt als die der wirklich Wartenden. Was darauf hinaus lief, dass ich mehrfach angepöbelt wurde: Warum ich denn jetzt da den Verkehr aufhalten würde? Warum ich ihn an andere verwiese, er spräche schließlich mit mir? Warum da so viele Leute ständen? Warum ich meine, dass er sich jetzt wegen eines Rezeptes anstellen solle? Warum da nur einer hinter der Anmeldung säße?
Oder ich stand am Rand solcher Pöbeleien, wenn die anderen Wartenden keine Lust hatten ihn vorzulassen.
Manchmal hasse ich Menschen. Nicht allgemein, aber die um mich herum in manchen Situationen schon.

Nach fast drei Stunden war ich wieder zu Hause.
Und musste erstmal in ein dunkles Zimmer und atmen.

Bilder aufgehängt. (Mein Gott, lässt sich dieser Flur nicht fotografieren)

By the way: Da hingen vorher viele, kleine, andere Bilder. Wäre jemand von Ihnen interessiert, davon zum Versandkostenpreis welche zu haben? Wenn ein paar Menschen interessiert sind, mache ich mal Bilder von den Bildern und Sie können sich melden.

Interesse an kleinen gerahmten s/w-Fotos?

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Zeugs

Manche von Ihnen haben es schon geahnt: Dem Kapitalismus geht es nicht so gut. Nein, das bedeutet nicht, dass ich jetzt die Demokratie stürzen und Sozialismus einführen will – eher bedeutet diese ewige Gleichsetzung von Kapitalismuskritik, dass es dem Kapitalismus wirklich nicht so gut geht – aber ich schweife ab.
Frank Rieger denkt darüber nach, ob der Kapitalismus wenigstens nach seinen eigenen Ansprüchen noch funktioniert und ich finde diese Gedanken sehr interessant:

Nein, es geht mir heute um etwas viel einfacheres: Selbst im Rahmen des Kernparameters seines eigenen Wertesystems – der möglichst effizienten Ressourcen-Verteilung auf der Basis der Preissignale des Marktes – ist der Kapitalismus völlig kaputt. […] Oberflächlich sind die Gründe oft halbwegs nachvollziehbar. Das Personal ist knapp (wo ist es eigentlich hin?), die Lieferketten klappern noch, Energie ist enorm teuer usw. usf. Im Kern ist es aber eine tiefgehende Korruption einer wichtigen Grundannahme des Kapitalismus: „Wenn die Kunden keine Lust mehr haben, beschissen zu werden oder schlechten Service zu bekommen, gehen sie halt zur Konkurrenz.“

Frank Rieger – Realitätsabzweig: Alles nur Beschiss – Der Kapitalismus liefert nicht mehr.

Als studierter Sehbehindertenpädagoge und Web-Gestalter bin ich wohl exakt die Zielgruppe für diese Schriftart, die es Menschen mit Beinträchtigungen ihrer Sehkraft einfacher machen soll, Dinge zu lesen:

A new typeface – greater legibility and readability for low vision readers
Atkinson Hyperlegible font is named after Braille Institute founder, J. Robert Atkinson. What makes it different from traditional typography design is that it focuses on letterform distinction to increase character recognition, ultimately improving readability. We are making it free for anyone to use!

brailleinstitute.org: Atkinson Hyperlegible Font

Da mein Alltag ja echt nicht so dolle erzählenswert ist: Fragen Sie mich doch was!

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

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