Irgendwas mit unruhiger Nacht.
Morgens fuhr die Liebste los, für ein paar Tage Verwandschaft besuchen. Von 24/7 auf Null, das wird bestimmt spannend.
Am Schreibtisch fand ich eine Mail, die da sprach: „Ja, bitte veröffentlichen“ und deswegen freue ich mich, die neue Website für den Schwerter Kinder- und Jugendtreff KiJuKi in die freie Wildbahn entlassen zu haben. So gerne ich für millionenschwere internationale Multikonzerne arbeite und dabei pro Tag den Gegenwert von mehreren Luxusyachten verdiene *hust*, so gerne arbeite ich auch für nicht ganz so kommerzielle Einrichtungen und entwickle mit ihnen zusammen gute Websites. Und Jugendtreffs sind mir ja nicht ganz fremd, nach dem Abi habe ich ja erst als Zivi und dann als Honorarkraft einige Jahre in verschiedenen Jugendtreffs verbracht.
Dann kurz mit der kleinen Schwester telefoniert; am Ende festgestellt, dass „kurz“ in diesem Fall exakt drei Stunden bedeutet hatte. Das war schön.
Gegessen, gecodet, gepaust, gecodet. Keine besonderen Vorkommnisse.
Nachmittags noch den perfekten Fanboy-Moment gehabt.
Zeugs
Eine Frage, die mich aus verschiedenen Gründen sehr umtreibt und die immer wieder frisches Futter bekommt ist: „Kann man Künstlerin und Werk trennen?“ Ich finde immer wieder Argumente für die ein oder andere Antwort; manchmal merke ich, dass ich gerade einfach nur nicht möchte, dass die Gitarristin eines alten Lieblings jetzt auch als doof bekannt wird, manchmal … ach, es ist kompliziert. Elea Brandt hat darüber geschrieben und da sind eine Menge Denkanstöße dabei und – und das mag ich besonders – endet nicht mit einer klaren Antwort.
Die Frage beschäftigt die Literatur- und Medienwelt schon sehr lange: Kann – soll – muss man Autor*innen und ihre Werke voneinander trennen? Kann man ein Buch feiern und hypen, obwohl man weiß, dass die Person, die es verfasst hat, problematische Ansichten vertritt oder schrecklicher Dinge beschuldigt wird? Und welche Rolle spielt der historische Kontext dabei?
Elea Brandt:
Warum die Trennung zwischen Werk und Autor*in nie ganz gelingen kann
Sie haben Squid Game gesehen? Oder zumindest darüber gehört? Höchstwahrscheinlich. Ein Film über ein Spiel in Korea, ein Spiel, bei dem Kinderspiele gespielt werden – nur dass die, die ausscheiden nicht am Rand stehen sondern sterben. Die Serie polarisiert, aber darum soll es gar nicht gehen, sondern um etwas tausendmal schlimmeres: Kinder spielen die Spiele jetzt auf dem Schulhof !!eins11! Äh ja, und zwar schon so lange, dass ein paar der Spiele oder ähnliche unter deutschem Namen schon vor 20 Jahren Einzug in meine Spielekartei fanden, aber jetzt ist das natürlich viel schlimmer. Patricia, ruhig, besonnen und klug wie immer hat da ein paar Worte zu gefunden:
Aber Moment mal! Sollte es uns als Eltern nicht beunruhigen, dass Kinder (z.T. in der Grundschule) die Serie Squid Game überhaupt kennen?
Das Nuf:
Die Antwort mag erstaunen – aber schlicht: nein.
Was Squid Game mit der FDP zu tun hat
Ja, mosern ist immer leicht und über das Schulsystem in Deutschland haben wir alle inklusive mir in den letzten Jahren mehr als genug gemosert. Aber vielleicht doch mit Grund? Jan Martin Klinge findet sogar 5 Gründe, warum das deutsche Schulsystem nicht mehr zu retten ist:
Man sieht zurzeit viele Initiativen und bunte Flyer, wie man #Schule zukunftsfähig machen könne. Mal ganz direkt gefragt: Ist die deutsche Schullandschaft überhaupt noch reformierbar…?
Jan Martin Klinge im halbtagsblog:
5 Gründe, warum unser Schulsystem nicht zu retten ist.
Und dann noch zweimal was zum Lieblingsthema „Klima“. Beides nicht schön:
Das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland hat sich die drei „Trielle“ angeschaut und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis:
Wir haben die von einem Millionenpublikum verfolgten und vermutlich die Wahlen mitentscheidenden Trielle analytisch ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass kein Moderator und keine Moderatorin den Ernst der Lage adäquat dargestellt hat. An keiner Stelle wurde nach bereits bestehenden Lösungsmöglichkeiten so gefragt, dass es motivierend und ermutigend auf das Publikum wirkte. Im Gegenteil wurde das Thema Klima in allen Triell-Fragen nur als Kostenfaktor hingestellt
Netzwerk Klimajournalismus Deutschland:
Offener Brief an die Intendanten, Geschäftsführer und Chefredaktionen von ARD, ZDF, PRO7/SAT1, RTL und NTV
Harald Lesch und Christian Holler haben ein Buch geschrieben, in dem sie feststellen, dass wir nicht mehr rechnen können. Mindestens nicht, wenn es darum geht, so unvorstellbar große Zahlen, wie z.B. die unseres Energieverbrauches in Relation zu unserem Verhalten zu setzen. Und wir deswegen vollkommen versagen, die Folgen der Klimakatastrophe zu sehen oder uns anzupassen:
Ich habe einmal eine Sendung gemacht mit einem Experiment. Da kam eine Familie in die Küche, zwei Erwachsene, zwei Kinder. Nebenan in der Turnhalle saßen 100 Leute auf Fahrrädern und sollten in die Pedale treten, je nachdem, wie viel Energie die Familie verbraucht hat. Und seitdem ich gesehen habe, wie die strampeln mussten, überrascht mich eigentlich gar nichts mehr. Wir haben jedes Maß verloren.
Jakob Wetzel im Interview mit Lesch und Holler auf sueddeutsche.de:
Erneuerbare Energien:“Die Gesellschaft hat verlernt zu rechnen“
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Die Website ist sehr ansprechend – und der KiJuKi erst! Was für ein toller Ort für Kinder und Jugendliche das zu sein scheint. Auch die Öffnungszeiten sorgen wirklich dafür, dass vor allem Jugendliche einen sicheren Ort außerhalb desElternhauses haben. Großartig!