Den Morgen verbrachte ich – in einfachen Worten – damit, einer Kundin ihre Website zu retten. Schon vor vielen Monaten hatten wir die Website neu gemacht, aber leider war der frühere Webdesigner auch noch der Webhoster.
Schon die Tatsache, dass ich seinen Job übernahm – und das nur weil er grundsätzlich auf Anfragend er Kundin mit „geht nicht“ oder „das liegt an deinem Mac“ antwortete – hinterließ ihn offensichtlich überrascht.
Und da er als Hoster einige Werkzeuge in der Hand hat, um mir mein Leben schwer zu amchen, hat er die dann auch genutzt. Städig wechselnde Passworte für den Server, immer wieder lustig wechselnde (aber selten ausreichende) Rechte, um dann dort zu arbeiten, zwangen mich dazu, ihn ständig um Hilfe zu fragen.
Das lief dann jedesmal so:
Ich schrieb eine Mail an ihn.
Er schrieb eine Rechnung an die Kundin, meist dreistellig wegen des außerordentlichen Services.
Dann korrigierte er das Angefragte.
Und dann antwortete er ihr und mir, er könne den Fehler nicht nachvollziehen, das ginge doch alles.
Auf die Art und Weise hat er sich in den letzten Monaten einen kleinen Pauschalurlaub zusätzlich verdient. By the way: Die Grundkosten sind ebenfalls ca 2,5mal so hoch wie bei üblichen anderen Webhostern; die sich, ebenfalls by the way, den Servive nicht zusätzlich bezahlen lassen.
Überraschenderweise fragte mich die Kundin nach einer Alternative.
Wir zogen also ihre Website um auf einen neuen Server und sicherten diverse Gigabyte E-Mails. Eine Sache, die alles zusammen ca drei bis vier Stunden in Anspruch nahm.
Um dann noch die Domainnamen – also musterfrau.de – vom alten auf den neuen Server zu bekommen, braucht man einen sog. AuthCode. Was bedeutet: Die „Zustimmung“ des alten Webhosters. In Anführungsstrichen, denn er muss die geben und bei großen Webhostern kann man sich diesen Code mit einem Klick selbst erteilen weil alles andere albern wäre.
Nur nicht bei Mr. Beleidigte Leberwurst. Zu einen nahm er die Frage der Kundin nach den AutchCodes als Kündigung und dann räumte er ihr zwei Stunden ein, in denen sie bitte ihre Daten sichern sollte – danach wäre ihr Account gesperrt.
Wassen Glück, dass wir das schon getan hatten.
Durchaus anstrengender, dass er den AuthCode für die Hauptdomain verweigert und heute dann auch dummerweise nicht im Büro ist. Denn da hängen die E-Mails dran und mein Kundin bekommt dann keine Mails mehr. Geschäftlich natürlich eine super Sache für sie und von ihm sicher nur nicht gut genug durchdacht.
Ich bin fassungslos.
Ebenfalls fassungslos bin ich übrigens – das Gefühl zieht sich durch den Tag – bin ich, wenn mich Verschwörungstheorien über Corona erreichen. Heute morgen in der Mailingliste mit intelligenten Menschen. Angeblich also kluge Menschen schaffen es nicht, über ihren Tellerrand zu gucken, bauen sich wilde Thesen darüber, dass die Regierung das alles macht, um uns einzusperren und übersieht dabei die 190 anderen Länder. Ich hatte es schon einmal erwähnt, aber ich finde es beeindruckend, dass sich alle Länder der Erde einig sind, gleichzeitig ihre Bevölkerung zu verarschen.
Wichtig dabei ist vor allem, dass dieses exklusive Wissen – was von „denen“ unterdrückt wird – natürlich der wahre Blick über den Tellerrand ist und jede, die das nicht teilt, ein dummes Schäfchen.
Abends lange ein paar Fachleuten „von der Front“ zugehört, die sehr davor warnten, jetzt alles easy zu nehmen weil ja jetzt gelockert wird. Die große Überlastung des Gesundheitssystems its zwar bis jetzt ausgeblieben, aber eben nicht, weil das ja alles nicht so schlimm ist, sondern weil wir alle drin geblieben sind. Und wir sind absolut nicht so durchimmunisiert, dass jetzt alle wieder fröhlich in die Fußballstadien rennen können. Sagt einem auch der gesunde Menschenverstand wenn Sie mich fragfen, aber … ach nun.
Genau dies hier gestern, dummerweise mit eigentlich für klug, überlegt und integer gehaltenen Menschen. Fazit: Wenn nicht genug Tote, dann muss man sich ja nun nicht aufregen oder gar an Schutzmaßnahmen halten, gepaart mit ein paar saftigen Verschwörungstheorien, die schon so altbacken sind, dass sie nicht mal zum Einweichen als Grundlage eines Brotknödels taugen.Feststellung: Einstein hatte recht, was Dummheit betrifft. Mein Allzeitspruch: „There is no glory for prevention, never ever!“
Dass die Kundin diese Art Straßenraub als Opfer immer wieder mitmacht … der Hostinganbieter ist ja wohl nicht ganz knusper, auf jeden Fall die Definition von Unseriös.