14.4.2020 – random thoughts

Gestern Abend drei Stunden lang mit den Freunden, mit denen wir eigentlich hätten zusammen sitzen wollen per Zoom zusammen gesessen.

Danach eine reichlich – Verzeihung – beschissene unruhige Nacht und ich begreife heute Morgen meine persönliche Challenge in dieser Krise: Jahrelang habe ich daran gearbeitet, mir soziale Situationen so einzuteilen, dass sie mich möglichst nicht stressen, sondern mich nur erfreuen.
Denn wissen Sie – ich mag Menschen wirklich gern, auch wenn das manchmal anders klingt. Und meine Freunde, die liebe ich auch.
Aber leider ist mein Gehirn so gestrickt, dass es von Treffen und anderen sozialen Situationen dann gern mal überanstrengt ist. „Introvert?!“, höre ich Sie rufen und das mag wohl sein.
Jahrelang also habe ich daran gearbeitet, mir meine Energie so einzuteilen, dass die positiven Seiten überwiegen und mit Blick auf den gestrigen Abend muss ich begreifen: Ich bin vollkommen aus der Übung. Und ich werde noch viel mehr aus der Übung kommen. Und alles Gelernte wird weg sein. Und wenn ich irgendwann wieder Freude treffen kann, dann werde ich vermutlich wieder keine Freunde treffen können.
Und das haut mich etwas raus gerade.

Aber überhaupt diese Leopoldina gestern: Es wäre leicht zu sagen: Mein Gott, haben Sie wirklich geglaubt, nach den Osterferien machen die Schulen einfach wieder auf? Aber man muss respektieren, dass es verschiedene Stufen der Akzeptanz gibt, die von jedem Menschen auch in unterschiedlicher Geschwindigkeit durchlaufen werden. Und Verdrängung ist eine davon. Das ist normal und verdient keinen Vorwurf.
Und mein Mitgefühl für alle, die gestern begriffen haben, dass es nach Ostern nicht normal weiter geht, ist groß.

Verdrängung schien – Überleitungsalarm! – übrigens leider auch das Rezept der Politik zu sein, als sie eine Studie (S.5 / S.55ff) (via Gunther Dueck) vorgelegt bekam, in der eine Pandemie durch einen mutierten SARS-Virus durchgespielt wurde. Es ist einigermaßen erschreckend, wie präzise unser aktueller Status beschrieben wird. Ach ja: Erschreckend, weil die Studie sieben Jahre alt ist und diese sieben Jahre vollkommen ohne den Hauch einer Vorbereitung verloren gingen.

Wobei Vorbereitung ja auch bedeutet hätte, das Gesundheitssystem nicht kaputt zu sparen. Und nachdem wir uns entscheiden hatten in einem neoliberalen Land zu leben war es vermutlich die konsequente Wahl, den Kopf vor einer solchen Bedrohung in den Sand zu stecken und die Krankenhäuser weiter an Großkonzerne zu verticken, in denen heute dreißigjährige BWL-Arschriesen den medizinischen Leitern sagen, was sie jetzt zu tun und zu lassen haben.

Meine Stimmung ist etwas gesunken, ich weiß nicht, ob Sie’s merken. Aber: I’ll keep my head up, ich habe ja gelernt, wie das auch in dunklen Zeiten geht.

Gelesen: SZ: Corona und Homeschooling: Chancengleichheit in Gefahr
Via Kaltmamsell, die das mit folgenden Worten anmoderierte: „Ich finde es geradezu beleidigend, dass sich in der öffentlichen Diskussion fast nur über das anstehende Abitur Gedanken gemacht wird: Auch in Haupt-, Real-, Wirtschaftsschulen stehen jetzt Abschlüsse an, die neu geplant werden müssen. Und während sich Oberschuleltern über den ungenügend Stand der Internet-Fertigkeiten von Schulen aufregen, müssen sich Hauptschullehrerinnen und -lehrer damit auseinandersetzen, dass nur in wenigen Wohnungen ihrer Schützlinge überhaupt Computer stehen.
Ich möchte mich da anschließen.

Gelesen: Kliniken schließen – wenn sie am nötigsten gebraucht werden
So etwas meinte ich mit den BWLern, die den Medizinern sagen, was jetzt zu tun ist.

Gelesen: Und am Ende heute ein bisschen Dankbarkeit. Denn ich finde es wichtig immer beides im Blick zu haben: Das, was gerade gut läuft und dann erst systemisch, was hätte besser gemacht werden können. Daher also: Danke.

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