13.3.2024 – Modern times

Ich gehe davon aus, dass dieses Haus hier damals der moderne Scheiß war. Während im Haus meiner Eltern noch nur im Wohnzimmer eine Dose fürs Telefon und eine für Radio und Fernsehen ankam, haben wir hier – nur 6 Baujahre später – in jedem Zimmer mindestens eine TV/Radio-Dose. Nichts ist so kühl, wie der heiße Scheiß von gestern und schon 40 Jahre später hätte der feine Herr viel lieber LAN in jedem Zimmer. Tja: hätte.
Heute morgen war dann mal wieder der IT-Mensch da und wir probierten, in welchen Kombinationen man denn wohl Fritzbox(cable) und zwei LAN-via-Coax-Kistchen anbringen muss, um sowohl in meinem Büro unterm Dach als auch im Wohnzimmer in der Stereo-/Heimkino-Situation stabiles Internet zu haben. Und vielleicht auch in einer Geschwindigkeit, bei der der Speedtest des Anbieters nicht erschrocken feststellt: „Sie haben ja nur unter 10% der vertraglichen Leistung!

Fassen wir es so zusammen: Wir sind vermutlich einen großen Schritt weiter und wenn ich jetzt noch ein paar Kabel kaufe und er noch eine Dose umbaut, dann sind wir vermutlich am Ziel.

Darüber hinaus: Aua. (Empfindliche Sehnenscheiden it is)

Am Schreibtisch darüber amüsiert, wie man den Satz „ich habe schon mit Ihrer Chefin telefoniert“ so sehr missdeuten kann, dass man als Reaktion versucht, mir gegenteilige Handlungsanweisungen zu geben. Sonst zwei positive Rückmeldungen auf Rebriefings und ein bisschen Seitenaufbau in einem PageBuilder in einem WordPress. Jaja, ich tue das durchaus auch.

Und dann war’s auch schon fünf und weil das ja nun echt nicht viel war, bekommen Sie noch ein Bild vom Ruhrgebiet bei Nacht …

… und ein bisschen

Zeugs

Ey, Mathe heute hat mich voll traumatisiert“ höre ich an der Ampel und denke: „Nein, mit 99%iger Wahrscheinlichkeit hat es das nicht, sondern Du fandest es nur exakt genau so ätzend wie ich damals.
Aber nicht nur an Ampeln, sondern vor allem im Sozialen Web fliegt einem der Begriff dauernd um die Ohren – und das ist irgendwie ebenso gut wie irgendwie schlecht. Denn es ist gut, wenn wir darüber reden, was uns widerfährt. Aber schlecht, wenn wir pauschalisierend immer den schlimmsten Begriff nehmen, denn der verwäscht dann:

Zum Menschsein gehört Leid dazu. Wir waren alle schon mal verletzt, körperlich oder psychisch. Wenn wir es schaffen, offen darüber zu sprechen, machen wir uns vor anderen verletzbar. Wir bauen Brücken zueinander, weil wir nahbar werden.
Das ist eine Stärke. Lasst uns bedachter psychologische Fachbegriffe nutzen, die für bestimmte Ereignisse stehen. Denn die Worte, die wir dafür verwenden, sind wichtiger, als wir glauben.

Martin Gommel bei den krautreportern:
Vielleicht bist du gar nicht traumatisiert

Manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um ein großes Ganzes erfassen zu können. Manchmal auch tief in die Details und manchmal muss man Dinge vergleichen. Rebecca Kelber hat sieben Grafiken erstellt, die all das tun und die zusammen einen ganz interessanten Blick auf Deutschland erlauben:

Stellen wir uns das Vermögen in Deutschland als Sandstrand vor. Manchen gehört ein großer Strandabschnitt, auf dem sie sogar Volleyball spielen können. Andere können sich noch nicht mal umdrehen, ohne an den nächsten nackten Körper zu stoßen. Was denkst du, wenn du das liest? Wie viel Strand gehört der Volleyball-Fraktion? Und wie viel dem Rest?
Die Deutschen sind bei der Frage gespalten, ob Ungleichheit hierzulande ein Problem ist: 41 Prozent der Deutschen denken ja. Zu dem Ergebnis kommt das Ungleichheitsbarometer der Universität Konstanz. Das bedeutet aber auch, dass knapp 60 Prozent glauben, der Strand sei gerecht aufgeteilt.

Rebnecca Kelber auf krautreporter.de:
Diese sieben Grafiken zeigen, wie ungleich Deutschland ist

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass reine Männergruppen meist wenig Probleme damit haben, wenn ein oder zwei Frauen in ihrer Gruppe auftauchen. Die Schwelle allerdings, dass in ihrer Wahrnehmung mehr Frauen als Männer dabei sind, liegt bei einem Frauenanteil von ca 30%. (Nageln Sie mich bitte nicht auf die Zahl fest – aber sie war absurd niedrig)
Das erklärt einiges, was in Deutschen Vorstands-Etagen passiert. Ebenso wie in rechts-konservativen Hirnen beim Thema „sog. »Ausländer« in Deutschland“ und so weiter und die US of A, wie immer einen guten Schritt weiter, erleben gerade, dass solche absurden Fehlwahrnehmungen in einer Art von self-fullfilling prophecy reale Folgen haben können:

Weiße US-Familien besitzen durchschnittlich ein acht mal so großes Vermögen wie schwarze. Diese leben mehr als doppelt so häufig in Armut, verdienen weniger und sind öfter arbeitslos. Trotzdem glaubt laut einer Umfrage des US-amerikanischen Rundfunksenders NPR mehr als die Hälfte der Weißen in den Vereinigten Staaten, Opfer von Diskriminierung zu sein. Und schon vor zehn Jahren sorgte eine Studie für Aufruhr, die zeigte: Weiße glaubten, sie würden inzwischen stärker diskriminiert als Schwarze.
[…]
Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz: Wenn die Wirtschaft wächst, steigt die Lebenserwartung. Doch es gilt nicht mehr überall, zumindest nicht uneingeschränkt: Seit Ende der neunziger Jahre sterben weiße US-Amerikaner:innen mittleren Alters (zwischen 45 und 54) immer früher. Obwohl die Wirtschaft wächst, sinkt deren Lebenserwartung – während die von Schwarzen und Latinos weiter steigt.

Benjamin Hindrichs auf krautreporter.de:
Warum weiße Amerikaner:innen sich diskriminiert fühlen

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4 Kommentare

  1. Dass nachfolgende Generationen, und ganz besonders Jugendliche, sich flapsiger und übertriebener Wortwahl bedienen, das ist ja nicht erst seit Doc Brown und Marty McFly ein Klassiker. (” There’s that word again. „Heavy.“ Why are things so heavy in the future? Is there a problem with the Earth’s gravitational pull?“) Insofern sehe ich das mit den plötzlichen, flächendeckenden „traumatischen“ Erfahrungen relativ gelassen. Hinzu kommt imho, dass längst nicht jede/r auf dem Schirm hat, dass es sich dabei um einen psychologischen Fachbegriff handelt. Nicht alle haben damit Erfahrungen oder sind gar in einer Therapie (gewesen).

    Was allerdings ein wenig außer Acht gelassen wird ist, dass die Welt durch Twitter, TikTok etc. sehr viel kleiner geworden ist und sich schneller dreht. Und die vergleichsweise behüteten Kiddies aus Wanne-Eickel und Warnemünde, die im Leben nichts traumatischeres erlebt haben, als sapschig gewordene Cornflakes zum Frühstück oder einen leeren Handyakku zur Unzeit, in Echtzeit mit ihren AltersgenossInnen in den USA chatten, die heute mal wieder einen Active Shooter Drill in der siebten Stunde hatten. Oder in der Mittelstufe schon bei mehr Amokläuferbedingten Trauerfeiern waren, als auf Jahrmärkten. Und diese Sprache schwappt halt auch hier herüber.
    Ich denke, wenn jede/r von uns traumatisiert ist, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß (und davon gehe ich aus), dann ist es langsam auch egal, wie verwässert der Begriff wird, oder?

    1. Das denke ich nicht, nein. Ich denke auch nicht, dss wir alle traumatisiert sind und zwar aus der puren Arroganz heraus, dass ich weiß, wie es ist, traumatisiert zu sein und ich bei 95% der Menschen mit denen ich spreche nur ein „ach Du Scheiße“ bekomme, wenn ich erzähle, was das für mich vedeutet. Und ca 5% „ja, ich weiß“

  2. Same here. In jedem Zimmer TV-Anschluss, der nirgendwo gebraucht wird. Denn selbst dort, wo Fernseher stehen, brauchen sie nur einen Fire-TV und keine Dose in der Wand. Lan = Fehlanzeige, daher habe ich Unmengen von Fritz Repeatern, um wenigstens ein bisschen Wlan über die verschiedenen Stockwerke zu verteilen …

    1. Steckdosen für Repeater sind leider auch rar. Im Wohnzimmer kommen mit einer solchen Kette gerade 30 von 500MBit an und deswegen sollte die ecterne IT jetzt mal Ideen haben ¯\_(ツ)_/¯

Kommentare sind geschlossen.

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