6.3.2024 – what a year! Captain, it’s March …

Wissen Sie, wenn man eine Therapie beginnt, dann will die Therapeutin zu Beginn erst einmal wissen, was eine so beschäftigt – dafür gibts Fragebögen und meist ist darin auch die Frage nach einschneidenden Erlebnissen. Ich saß da immer und hatte Sorge, ob ich auch genug davon zusammen bekomme, quasi: ob ich die Therapie auch wirklich verdient hätte. (Den meisten Menschen mit Therapieerfahrung die ich kenne, ging es ebenso.)

Irgendwann habe ich erfahren, dass im Weltbild von Therapeutinnen eines dieser einschneidenden Erlebnisse bereits mehr als ausreicht – wenn man überhaupt von „ausreichend“ sprechen möchte – und ich meist mit dreien oder vieren da ankam. (Den meisten Menschen mit Therapieerfahrung die ich kenne, ging es ebenso.)

Wie kam ich drauf? Ach ja.
Unser Jahr brachte bis jetzt – in ungeordneter Reihenfolge – einen von uns begleiteten und gestemmten Umzug einer Verwandten aus dem eigenen Heim in Weitweitweg ins betreute Wohnen hier im Sauerland und das daraus resultierende komplette Implodieren und Neusortieren der familieninternen Kommunikations-, nicht-Kommunikations- und Verantwortlichkeitsstrukturen drumherum als Folge. Unterschätzen Sie nie, was räumliche Nähe und Distanz in Familiensystemen für eine Rolle spielt! Zwei Trennungen bei Paaren, wo einem das schon persönlich nahe geht, einmal gefolgt von dem Versuch, sich nicht für eine Seite entscheiden zu müssen und dem entsprechenden Aufwand in Kommunikation und Besuchsverhalten. Eine Wiederannäherung an einen geliebten Menschen, der verloren schien; ein andernmal wiederum lugt die Einsicht um die Ecke, dass ein geliebter Mensch verloren geht. Ging. Gehen wird, ach was weiß denn ich? Eine Zahnbehandlung, thematisch genau mitten in meine eine Traumatisierung – aber immerhin als endlich-endlich-Abschluss einer „Sache“, die mir seit September unmöglich gemacht hatte, richtig und vielleicht sogar mit Genuss zu essen. Kollateral: Ich minus 15. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine dieser Diagnosen, die bei den anderen Menschen im Web über Monate ganze Blogs füllen, aber leider gerade keine Zeit; die weitere Diagnose und eine Aufarbeitung ist verschoben, bitte stürzen Sie sich aufs nächste Thema (haha, das sollte leicht sein), wir haben gerade keine Kapazitäten. Ein Unfall und zwei Todesfälle im engeren und weiteren Freundeskreis, beide eher tragisch und schlimm als alles andere und ein „aber sie haben sie nach ein paar Minuten wieder zurück geholt“ im direkten Familiensystem. Ein abgesagtes „wir müssen hir mal raus“-Wochenende, weil wir zu müde und zu krank waren, um mal raus zu fahren. Eine „Nö, organisch ist alles wohl ok, haben Sie Stress?“-Krankheit im Haus.
Dass wir beide ca 150% unseres normalen Pensums zu arbeiten haben, ist da irgendwie nur noch Nebensache. Kriege, Rechtsruck und Klima ebenso.

Jetzt hab ich das mal aufgeschrieben und jetzt weiß ich wenigstens, warum ich abends Angst vor der Nacht und beim Aufwachen Angst vor dem Tag habe. Na guck, hat doch alles sein Gutes.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.