Ich muss Ihnen heute kurz was über Panikattacken erklären.
Die gehen (etwas vereinfacht) nämlich so: In unser aller Stammhirnen gibt es als eine der ältesten Reaktions-Möglichkeiten auf neue Situationen die Entscheidung Fight or Flight.
Heißt: Es kam etwas (einer vom anderen Stamm oder ein Säbelzahntiger?) um die Ecke und unsere Vorfahren mussten sehr schnell entscheiden: Weglaufen oder bekämpfen? Um schnell genug beides umsetzen zu können wurde der Körper blitzartig vorbereitet: Adrenalin hoch, Blutdruck und Herzschlag an Flucht oder Kampf angepasst, externe Gliedmaßen schlechter durchblutet.
Evolutionär hat der Mensch in den Jahrtausenden noch mehr Reaktionen auf alle möglichen Situationen gelernt – was ja heute auch ganz praktisch ist, weil es im normalen Leben extrem dumm auffällt, wenn bei allem möglichen entweder wegrennt oder draufhaut.
Hat man jetzt aus beliebigen Gründen eine Angststörung, dann kann es passieren, dass diese anderen Möglichkeiten ignoriert werden und Psyche und damit Körper sich bei allem möglichen nur an die eine Möglichkeit erinnern.
Gleichzeitig weiß der Rest des Hirns irgendwie schon, was gerade gesellschaftlich angemessen ist – dass man zum Beispiel in der Schlange an der Kasse weder laufen noch draufhauen sollte. Man bleibt also brav stehen – aber im Körper gehts dummerweise trotzdem ab. Blutdruck, Herzschlag, Durchblutung – das ganze Programm.
Jetzt beginnt Problem zwei: In der passenden Situation würde man diese köperlichen Reaktionen gar nicht wahrnehmen – denn beim Laufen oder Kämpfen ist das passend und richtig und wir sind ja auch beschäftigt.
Stehe ich aber in der Schlange, dann nehme ich das alles wahr. Kalte oder sogar kribbelnde Finger (die Durchblutung!), Herzrasen, Blutdruck, verkürzter Atemrhythmus. Kein schönes Gefühl, sondern eher ein unangenehmes. Und eventuell macht das auch ein bisschen Angst.
Und dann – Hurra! – befindet man sich in einer sich selbst verstärkenden Schleife, denn die Angst erzeugt Angst und die erzeugt Angst und … Sie sehen, wohin das führt.
Exkurs: Das ganze ist eine anstrengende köperliche Reaktion, die einen schon mal für den halben Tag danach beschäftigen kann. Dem Körper ist nämlich egal, ob er gekämpft hat oder nicht – er war schließlich bereit. Und danach will er sich ans Höhlenfeuer legen und verschnaufen.
Zu mir: An den vielen Montagen habe ich gelernt, damit umzugehen. Es gibt zum Beispiel einen kurzen Moment, bevor das Stammhirn komplett die Kontrolle übernommen hat, in dem ich noch eingreifen kann. Den kann ich inzwischen meist erkennen und nutzen.
Es gibt auch Methoden, der Vernunft die Kontrolle über den Körper zurück zu geben, selbst wenn die Psyche schon in die Schleife einsteigt. Atemtechniken und sowas.
So weit, so ok.
Heute Morgen im Laden merkte ich, dass die neue Maske, die ich trug, mir das Atmen schwer macht. Also: Atemnot & ein chnellerer Atemrhythmus in einer eh anstrengenden Situation, weil das alles mit dem Corona und dem Abstandhalten ja nicht so einfach ist.
Was, wie ich lernen musste für mich bedeutet: Ich steige also an einer vollkommen ungewohnte Stelle in die Schleife ein, ich kann an der Situation an sich ja auch nichts ändern – und jetzt hab ich aber montags mal was zu tun.
Und damit ist alles über den Tag gesagt.
Ps: Ich hab viel Lego gebaut. Das hat mich ganz ok abgelenkt. Holy fork, ist das Ding groß.