#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.
8:15 Uhr: Der Tag begann – sehr ausgeschlafen! – mit einer Kundinnen-Mail, die ich noch sah, bevor ich zum Wochenende den Account auf dem Handy abschaltete. Und dann war ich erstmal seh, sehr froh.
Dann ein paar Folgen mit der Verwirklichung des großartigen Plans, Kim Possible mal komplett am Stück zu bingen. Is’ jetzt nich’ wahr, oder?
10:30 Uhr:
Ein bischen Internet gelesen, Schuhe bestellt. Jetzt müssen Sie wissen, die aktuelle Schuhmode und ich, wir befinden uns auf zwei sehr weit entfernten Planeten. Und das seit 1985. Meist habe ich das dadurch gelöst, dass ich halt Chucks trage. Oder Docs.
Seit Beginn #deraktuellensituation trug ich ein Paar Barfußschuhe aber für den Herbst wird das kühl.
Eigentlich sind die wirklich toll, aber neben dem Herbsttemperaturenproblem musste ich lernen, dass sie auch sofort wieder ideologisch aufgeladen sind. Auf irgendeinem IG-Foto waren siezufällig zu sehen und sofort begrüßte mich jemand wildfremdes im #teamMarkenname. What??
Es gab mal jemand kluges der sagte: „Ich möchte in keinem Club Mitglied sein, der mich als Mitglied näme“ und ich möchte das eindampfen und sagen: Ich möchte in keinem Club Mitglied sein.
Ich weiß, dieses Gruppenzugehörigkeitsbedürfnis ist im Stammhirn angelegt und online ist das viel zu einfach, mit einem Hashtag schon eine Gruppe mit einem Fremden zu sein – aber ich möchte das einfach nicht.
Echt jetzt mal: Für Schuhe ein #team bilden aber rumnöckern, wenn der Nachbar die Flüchtlinge nicht euphorisch genug begrüßt – da ist in meinem Kopf ein Gap.
Aber ich gleite total ab.
15:30 Uhr:
Das Podest ist weg! Ok, Sie kennen das Podest ja nicht, Sie waren ja alle noch nicht im Nähzimmer der Liebsten. Oder vorher in meinem Schlafzimmer. Oder davor im Arbeitszimmer der Liebsten. Oder im mal-sehen-Zimmer.
Der Raum hat nämlich einige Metamorphosen hinter sich – allen gemeinsam war aber ein Podest, was die Menschen, denen vor uns das Haus gehört hatte, eingebaut hatten. Es wirkte so stabil, als könne man darunter einen Granatenangriff überleben und es war auch irgendwie nicht ganz doof, weil viel Stauraum drin war aber irgendwie stand es auch ganz furchtbar im Weg und der Stil „spät-achtziger Pädagogen-Heimwerkerei“ passte uns auch schon länger nicht mehr so gut ins Gesamtkonzept.
Aber: Die ersten acht Jahre haben wir uns nicht dran getraut, weil es einfach viel zu selbstverständlich da stand und die nächsten acht, weil es einfach zu stabil aussah, als dass man es ohne Sprengstoff da weg bekäme.
Jetzt ist es weg. Bis auf ein Viertel, dass sich als unabhängig gebaut erwies und das jetzt die Truhe für die Bettwäsche wird und in den Rest des Raumes passt jetzt die Treadmill und dann steht die Treadmill nicht mehr im Wohnzimmer und dann kann der Pöang wieder vor das Bücherregal und dann ist in der Sitzecke Platz für ein anderes Sofa und wir können überhaupt die ganze Sitzecke um 45° drehen und Sie merken vielleicht, dass der Abbau dieses blöden Podestes eine ganze Menge in Bewegung setzen wird und damit auch eine ganz schöne Bedeutung hatte.
Wir besitzen übrigens jetzt ein Brecheisen.
Außerdem war in dem Stauraum unter anderem der letzte Lagerplatz meiner Cassettensammlung, an deren Entsorgung ich mich aus Nostalgiegründen jahrelang nicht getraut hatte. Ja wirklich, Cassetten.
Heute alle rausgenommen, die paar Raritäten rausgesucht und die anderen 500 weggeworfen.
Es blieben nur: Ein paar Proberaum-Aufnahmen meiner eigenen Bands, zwei Konzertmitschnitte und das Mixtape, was mir Dendemann damals mal aufgenommen hat.
Dann Frühstück.
18:00 Uhr:
Unser Städtchen hat ein neues Naherholungsgebiet und das wollten wir uns ja nun auch mal ansehen. Auf Instagram hatte jemand ein Stück Wasser mit #beachlife getaggt – und hey? Das klingt doch nach unserem Ort?
Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber.
Gleich noch Tofugemüse mit Erdnuss-Sauce aus dem wirklich guten vietnameischen Restaurant unten in der Stadt und dann Schlag den Star. Ja, das gibts noch und ja, wir gucken das auch immer noch.
Lied des Tages.
Gott, wie ich dieses Kaff hasse.
Etwas Beifang aus den heutigen Streifzügen durchs Netz:
Ich hatte ja schon einmal etwas über Karten geschrieben und wie sie unser Bild von der Welt formen. Bei Herrn Paul stieß ich heute auf einen spannende Seite, die zeigt, wie Karten auch sonst benutzt werden, um Meinungen zu formen – und zeigt auch gleich, wie es besser gehen könnte:
How maps in the media make us more negative about migrants
In this case, the illusion is how we view migration – it’s the maps we see so frequently that visualise migration for us. It’s like one of those optical illusions: it looks like one face at first, but it’s actually two. Once you see the second face, you can never unsee it.
Und hier mal eine andere Sichtweise aufs Gendern – und weil ich es immer spannend finde, eine Sache wirklich zu durchdenken und ja immer alles in Bewegung ist finde ich es interessant:
Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer
Ich würde ihn gerne mit rationalen Argumenten gegen das Gendern anfangen. Täte ich das aber, würde ich sofort als Anti-Feminist gelesen werden und diejenigen, für die ich das schreibe, die guten, aufgeklärten Gerechtigkeitsliebenden, würden aufhören zu lesen. […] Weiterlesen würden nur diejenigen, die sowieso gegen das Gendern sind, das bedeutet in Deutschland in der Regel: piefige Konservative von Welt. […] Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch. […] Wer gendert, tut das in der Regel, um auf sprachliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.
5 Gründe für Hoffnung in diesem Corona-Herbst
Wir beherrschen die freiwillige Selbstkontrolle ziemlich gut • Wir können Krankenhäuser schnell genug ausrüsten • Wir kennen das Virus … und noch zweieinhalb weitere.
Ich finde bei aller Fixierung auf das was schiefläuft solche Artikel sehr angenehm