Gut geschlafen, ich erkläre den blöden Schnubbn endgültig für beendet.
Passend dazu – ich greife mal vor – ruft vormittags Frau Doktor an und teilt kurz mit, der Coronatest sei negativ. Nicht, dass ich einen Moment an etwas anderes geglaubt hätte (naja ein paar kleine vielleicht doch), aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl. Außerdem erleichtert es das geplante Nachmittags-Eis.
Früh aufgewacht und die erste Stunde des Tages alleine und in vollkommenem Frieden damit verbracht, der Sonne dabei zuzusehen, wie sie ums Eck kommt. Ich gehe davon aus, dass so etwas auch für das angeschlagene Nervensystem gut ist.
Dann Schreibtisch und etwas Kleinkram. Eine Kundin hat ihre Geschäftsform geändert und freut sich sehr, dass ich das alles so problemlos auf der Website abbilden kann. Ich hingegen freue mich auch, denn sie hat einen externen Content-Anbieter verpflichtet (der liefert News und aktuelle Merkblätter zum Fachgebiet) dessen Scripts (und damit der Content) sich wirklich vollkommen problemlos einbinden lassen. Und der bei Nachfragen schnell und freundlich und kompetent antwortet.
Bleibt für eine Kleinigkeit nur noch als dritter im Bunde ein Systemhaus das die Website hostet – und über Systemhäuser hat die Schwester im Herzen ja schon 2018 sehr passend gebloggt.
Und so warten wir alle jetzt. Wir warten auf etwas, was – wenn man seine Website nicht bei einem Systemhaus, sondern bei einem typischen Standardwebhoster – also nix dollem! – hosten lässt und Zugriff auf einen Administrationsbereich hat oder auch, wenn man mich anruft, ob ich das bitte einrichten kann … wir warten also auf etwas, was selbst mit einem freundlichen Telefonat und kurzem SmallTalk und zwei beteiligten Personen 5 Minuten dauert. Wir warten jetzt seit Dienstag.
Aber, we look at the bright side of life: Die gerne-bald-Kundin ist zur großen Freude jetzt Kundin und das wird toll.
Ebenfalls fast fertig ist nach einer etwas längeren erst-wieder-Aufrappel- und Krankheitspause das Arbeitszimmer der Liebsten. Da stand ja noch die Schreibtischplatte auf zwei Böcken und wollte etwas zurecht gesägt werden.
Unter anderem wieder-aufrappeln musste ich mich, weil sich direkt beim ersten Schnitt das Stichsägeblatt schön schief ins Holz gezogen hatte. Ich war verärgert über die Säge und das Holz und nicht gering über mich und wollte die nächsten Schnitte nicht mit der Säge machen. Also erstmal nicht mit DER Säge aber dann überlegte ich und strich etwas um die frisch erworbene Fräse drumrum und gestern habe ich mal an dem abgesägten Stück Schreibtischplatte geübt. Mal sehen, wie denn die Fräse damit kann (Spoiler: Sehr gut).
Heute dann am richtigen Objekt die Ecke rausgefräst.
Fräsen ist super. Fräsen besteht zu 90% aus Planung und abmessen und festklemmen und dem Anbringen von Führungs-Brettern und dann nochmal denken und alles überprüfen und dann geht die Fräse in ein paar Sekunden durchs Holz wie durch die sprichwörtliche Butter.
In irgendeinem meiner vielen Gitarrenforen las ich mal: „Die Fräse ist das wichtigste Werkzeug, denn damit kannst Du eigentlich alles machen“ und ich beginne, das nachvollziehen zu können.
Und wenn ich nicht rasant dumm gewesen wäre, dann hätten wir auch schon die Beine drunterschrauben können und ich hätte hier ein Foto gepostet und Sie hätten gerufen „Oh, was ein hübsches Lehrerinnenarbeitszimmer“.
Aber ich war rasant dumm und hatte zwei verschieden lange Tischbeine bestellt und fragen Sie einfach nicht.
Wie wärs mit etwas Beifang?
Eine Freundin fragte mich letztens über die Ernsthaftigkeit unserer Sehnsucht nach Dänemark und sagte, sie wisse eigentlich gar nicht so viel von dem Land. Zufällig ist das Internet nett zu mir und ich bekomme immer mal wieder Artikel reingespült, die mehr als „die sind so freundlich“ sagen.
Zum Beispiel diesen hier: „Dänemark hat auf die durch die Corona-Pandemie ausgelöste wirtschaftliche Krise mit einem umfangreichen Klimapaket reagiert. Die darin enthaltenen Klimaziele übertreffen die der Europäischen Union bei weitem, doch selbst die dänische Industrie ist von dem Paket begeistert.“
Business Insider: Dänemark verabschiedet ein ambitioniertes Klimapaket, das selbst die Industrie feiert. Ein Modell für Deutschland?
Wollte ich eine Überleitung haben, dann wäre es irgendwas mit Politik und dass die da oben uns hier ja nicht verstehen und dass das in Dänemark auch besser scheint … – aber wer braucht schön Überleitungen?
Dass „die“ uns nicht verstehen, das ist allerdings vielleicht durchaus biologisch, denn …
„Macht verändert unser Gehirn und Verhalten ganz automatisch. Das
»Macht-Paradox« ist am Werk: Wenn wir Macht bekommen, verlieren wir genau das gewisse Etwas, das uns zur Macht verholfen hat. Ja, auch dir würde es so ergehen oder es ist dir vielleicht sogar schon so ergangen. Nur wenn wir das erkennen und akzeptieren, können wir erfolgreich etwas dagegen tun. Und dafür brauchen wir die Anderen.“
Perspektive daily: Wie Macht auch dich zum Schurken macht
Das erklärt dann vielleicht auch ein bisschen, warum Menschen sich sträuben Schimpfwörter aus ihrer Sprache zu entfernen. Denn die Macht die sie haben, die macht, dass sie damit beschimpfen können aber eben nie beschimpft werden können. Mit ein bisschen Ignoranz und Unkenntnis landet man dann bei dem Unwissen, dass es überhaupt Schimpfwörter sind.
Exkurs: Bei Menschen, die N*kuss sagen, beginne ich gerade konsequent „Arschlochkuss“ zu sagen. Das pikiert die meisten sehr – und N*kuss sei doch kein Schimpfwort? Do-hoch. Exkurs Ende.
Stephan Anpalagan ist darüber wütend und zwar richtig:
„Die Tatsache, dass wir im Jahr 2020 noch immer den Porajmos nicht kennen, ihn nicht einordnen oder unseren Kindern erklären können, ist eine Tragödie, eine bodenlose Frechheit. Und doch ist ebenjenes gesamtgesellschaftliche Versagen auch ein glasklares Spiegelbild für unseren Umgang mit den Opfern deren Täter wir sind. Deren Täter wir waren. Deren Familien unsere Familien auf dem Gewissen haben.“
Frankfurter Rundschau: Vom „Zigeunerschnitzel“ bis zur „Mohrenstraße“: Mit Rassismus muss gebrochen werden
Dazu passend ein Kommentar aus der taz, über den ich sehr nachdenke:
„Seit einiger Zeit wird in Deutschland und der Welt heftig über Rassismus diskutiert. Die Debatte kann dabei, wie einige Indizien andeuten, auch eine gefährliche Wendung nehmen.“
Gerade wenn ich mir ansehe, wie auch gerade Menschen aus „meiner“ Bubble in fasznierende Respektlosigkeit umkippen, wenn sie erstmal einen „Gegner“ ausgemacht haben, halte ich eine Überlegung über respektvollen Umgang miteinander für unfassbar wichtig.
taz: Debatte über Rassismus: Gefährliche Wendung
Siehe in diesem Zusammenhang auch: Internet. Heute – bei Creezy.
Haben Sie noch einen geruhsamen Tag, wo auch immer Sie sind.
Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.