8.3.2022 – Achtsamkeit in der antiautoritären Erziehung

Wissen Sie, was mich ziemlich abfuckt? Wenn Konzepte, die eigentlich richtig gut oder mindestens sehr betrachtenswert sind, von der bequemen Masse aufgenommen, verwässert, verwaschen oder aus Bequemlichkeit vermurkst werden; dann vollkommen zu Recht verschrieen sind und man sich am Ende nicht mehr sachlich drüber unterhalten kann, weil eh jede nur noch den vermurksten Scheiß hört und denkt und das Original dahinter unsichtbar ist.

Beispiele?

„Antiautoritäre Erziehung“ zum Beispiel war zum Beispiel (ein wenig gekürzt) nach dem, was in Summerhill von Alexander Sutherland Neill* gedacht und beschrieben wurde, ein durchaus für Kinder und Erwachsene nicht un-anspruchsvoller Prozess, in dem im ständigen Abgleich mit sich, mit ihren Mitschülerinnen und den Lehrerinnen Kinder lernten, sich selbst in demokratischen Prozessen Regeln zu geben und zu verwalten.
Was übrig blieb: Das Klischee von Kindern, die keine Regeln kennen und nicht-anspruchsvollen Eltern, die ihnen keine geben.

*) Ja, ich weiß, er selbst hat das Wort nicht benutzt

Oder „Achtsamkeit“: Ein Dings, an dem meine Seelenmassage-Frau über Jahre mit mir gearbeitet hat und bei dem in einem durchaus nicht un-anspruchsvollen Prozess ein ständiger Abgleich der Umgebung und mir statt findet. Um offen für die Umgebung und mich zu sein und in diesem Verhältnis angemessen reagieren zu können.
Was blieb übrig? Klischeehafte Instagram-Yoga-Schnatzen, die #metime mit #selfcare mit Achtsamkeit gleichsetzen und hauptsächlich darauf achten, jeden Anspruch, der an sie gestellt wird mit einem „ich muss jetzt wirklich erstmal auf mich selbst achten, Du“ abbügeln und dabei so grantig werden, wie das sprichwörtliche Millionärstöchterchen, der Papi mit 25 die Kreditkarte gesperrt hat.

(Ist Ihnen aufgefallen, dass beide Ideen an der Bequemlichkeit der Benutzerinnen gestorben sind?)

Und dann kommt da am Ende dabei raus, das jemand, die Selfcare wirklich braucht, achtsam ist und angegriffen wird, weil sie das Wort (in seiner ursprünglichen Bedeutung) benutzt. Oder eine andere, die Selfcare auch wirklich braucht, sich missverstanden fühlt, wenn ich irgendwo ein SharePic gegen die selbstsüchtige, inzwischen sogar lieber Putin-verstehende als denkende selfcare-Bubble poste. Was ein Fork.

„Spazierengehen“ kippt als nächstes, ist klar, ne?

Ach ja, da war ja was: #tagebuchbloggen
Heute war super. Ich habe abwechselnd gezoomt (beide Male mit guten Ergebnissen) und zwischendurch meine Website weiter fertig gestellt. Falls Sie zufällig selbst selbstständig sind kennen Sie das vielleicht: Wenn man die Website neu macht, dann reflektiert man eigentlich gerade die eigene Arbeitsweise.
Und dann rief ein alter Freund an und ich erklärte ihm, was und warum ich da tue und er meinte sinngemäß: „Du klingst, als wäre das alles vollkommen fundiert und Ergebnis eines guten Prozesses und Du wärst da mit Dir sehr klar – und das ist super zu hören.
Jup. Ich glaub wohl auch.

Und dann waren wir noch im Café Fiat, staunten unterwegs die Spritpreise an und sprachen über den Voll-Umstieg auf E-Fahren.

Gleich noch Musikmachen, denke ich.

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7.3.2022 – rote Flecken auf meinem Hemd

Seien Sie froh, dass ich wenigstens heute bei der Physio/Manualtherapeutin war und die mir nicht nur den unteren Rücken gelockert, sondern auch noch gezeigt hat, warum es eine Stelle gibt, wo der Schmerz gleich ganz durch den Bauchraum schießt. Sonst stände hier gar nichts …

Doch, es stände: Lesen Sie bitte Herrn Buddenbohms Artikel, falls Sie es noch nicht getan haben. Oder lesen Sie ihn nochmal, ich habe auch zweimal oder dreimal gebraucht, um zu merken, WIE Recht er da hat mit dem was er schreibt.

Haltungen hatten sich verändert, nein: Haltungen hatten ihre Prioritäten verändert: Feminismus, BLM, mental Load, alles auch Formen der Gewalt und Unterdrückung, Krieg war so ausgeblendet, so wenig nahe und plötzlich lese ich Tweets nah am Hurra, mit dem Schwert nach Polen, ich musste mich erst wieder erinnern, wie war das noch? Ach ja: Kein Mensch auf der Welt wird meinen Kopf je unter einen Stahlhelm bekommen.

Das habe ich lange nicht mehr sagen müssen, das habe ich sogar ehrlich gesagt lange nicht mehr denken müssen und es fühlt sich seltsam verstaubt und trotzdem immer noch richtig und wichtig an, es zu sagen.
Liebe „Jugend“: Es gibt bessere Gründe, gegen einen Wehrdienst zu sein als den, dass sich zwei Jahre niemand um Euch gekümmert hat.
Was meine Gründe waren, das musste ich damals mit 18 noch aufschreiben – und so albern das auch irgendwie war, weil wir zu dem Zeitpunkt schon wussten, dass wir eh alle durch kommen würden mit unserer Verweigerung – so hat es doch trotzdem ein paar Stündchen gekostet, die eigene Definition von „Gewissen“ auf zwei Blatt Papier nieder zu schreiben. Und gaaanz eventuell hat dieses Niederschreiben auch gefestigt, was wir da gedacht und geschrieben haben.

Entschuldigen Sie diesen furchtbaren 80er-Deutschrock, aber wir mussten das halt fast 40 Jahre lang nicht mehr denken – und deswegen auch keine Lieder darüber schreiben.

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Ach, und bevor Sie sich jetzt empören: Gegen Krieg zu sein in aller Konsequenz bedeutet nicht, schlecht zu heißen, wenn sich jemand wehrt. Lesen Sie statt dessen besser noch kurz bei Frau Schrupp vorbei.

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6.3.2022 – huup huup

Heute ging auf Twitter ein Bild um, das mir klar gemacht hat, warum ich Social Media im Moment nicht ertrage: Alle überschlagen sich mit Mitgefühl und Solidarität mit der Ukraine (nein, das ist nicht das Problem), aber vor der eigenen Haustür bekommt man immer noch einen guten Like-Regen, wenn man seinen kleinen Hass nur gegen die richtigen richtet. „Die richtigen“ sind in Twitterhausen natürlich Autofahrer, vor allem, wenn sie auch noch die Bonzenmarke mit dem schlechten Image fahren. Dann darf man Häme schütten, wenn einem Benz die Tür abgefahren wird.
Natürlich, wenn man nachfragen würde –und glauben Sie mir, ich hab es getan – dann haben „die“ angefangen. Die haben Radwege zugeparkt und Lastenradfahrerinnen beschimpft. Bin ich in dern Stadt unterwegs, benehmen sich die Radfahrerinnen meist wie die sprichwörtlich besenkten Säue und die Autofahrer zwingen sie ja dazu.
Merken Sie selbst, oder? … um mal einen klassischen Twitterspruch zu benutzen.

Heute war ein hübscher Sonntag. Wir starteten ihn am See, schauten den Enten und Gänsen zu, die ihre ersten Patrouille-Runden flogen, blinzelten in die frühe Sonne, während am Parplatz der Fiat Strom tankte.
Das war schön.

Danach ein bisschen weiter an der eigenen Website gearbeitet und wieder ein paar gute Ideen gehabt. Gut, dass ich nach dem langen Liegen die Dinge so fügen, dass ich das Gefühl habe, die zukünftige Website könnte wieder das ausdrücken, was ich eigentlich tue.

Nach dem Mittagsschläfchenkoma wollten wir eigentlich nochmal raus, aber das Wetter hatte den Wetterbericht nicht gelesen und sich erstens arg zugezogen und dabei zweitens irgendwo die Temperaturen fallen gelassen. Also Café Audi.
Weil „das bestimmt schneller geht“ wollte ich rein und mich nicht in der Autoschlange anstellen. Dass ich 5 Minuten warten musste, bis jemand meine 2G-zertifikate anschaute: Geschenkt. Dass ausgerechnet heute drei neue Mitarbeiterinen das erste Mal da waren – kein Ding. Dass neben mir noch zwei Familien mit insgesamt elf Kindern da waren, in denen die Mütter jeweils einfach resigniert hatten – auch immer noch ok.
Die Panikattacke kam erst dann, als der einer der elf begann, mit der Kids-Msnu-Hupe zu hupen. So ein Hupen-Geräusch, wie aus schwerz-weiß-Filmen. Alle 5 Sekunden. das war dann zuviel.

Im Café wars dann aber schön. Zu Hause dann: Ofen an, Tofu einlegen, Wyatt Earp weiter gucken.
Das war schön.

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5.3.2022 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

8:00 Uhr:
Aufgewacht. Wenn ich nichts vergesse, dann hatte ich diese Nacht Alpträume über Wohnungsverlust, Abiprüfung, Job und Krieg. Krieg ist neu, aber wen wundert’s?

9:00 Uhr:
Von der Nacht erholt und langsam im Leben angekommen. Die Sonne scheint und die Liebste ist schon mal los, eine Runde im Wald Sonne und Frischluft tanken. Ich habe mich hingegen erinnert, dass auf meiner Festplatte noch ein Ordner liegt, der Relaunch Website heißt und die Jahreszahl „20“ im Namen trägt und beschließe, daran ein wenig weiter zu arbeiten. Nötig ist es.
Aber Schuster haben immer die schlechtesten Schuhe, Lehrer immer die schlimmsten Kinder, so sagt man doch, oder? Dann ist’s ja logisch, dass Webdesigner schlechte eigene Sites haben.

11:30 Uhr:
Joah, da bin ich einen guten Schritt weiter gekommen.

12:00 Uhr:
Mal eine Excel-Tabelle angelegt und die Kosten, die der Audi im letzten Jahr produziert hat gegen die aufgerechnet, die ein Polestar kosten würde. Unterm Strich ein ziemlicher Gleichstand – und das mit den Spritpreisen des letzten Jahres. Ich muss nachdenken.

13:30 Uhr:
Mist, jetzt hab ich doch Fenster geputzt. Ich hätte einfach gestern den Kärcher nicht laden sollen.
Naja, und wenn ich so genau hinschaue hätte ich vielleicht auch nicht in der Mitaggssonne die Fenster an der Südseite putzen sollen, aber nun denn. Die Liebste jätete sich derweil durch die Beete und mein Kopf sang auf Repeat irgendwas mit „the good people of the world are washing their cars on their lunchbreaks“ und ich möchte dringend wieder auf die Seite von Billy und Sheryl* und nicht auf die der good people of the world. Naja, aber saubere Fenster sind schon ok.

*) Wenn Ihnen das zu popkulturell war – hier gibts die Interpretationshilfe.

16:00 Uhr:
Einer recht spontanen „schau-die-Sonne-scheint-immer-noch“-Erkenntnis folgend, sind wir einmal in die Börde gefahren und haben uns vor ein Café gesetzt. Und zwar in vollkommener Überschätzung der wahren Verhältnisse ohne Jacke, denn: die Sonne scheint ja so schön. Sehr gefroren, Kakao gekipt, Zunge verbrannt, trotzdem schön gewesen. Sogar mit Live-Musik.

18:50 Uhr:
Es musste noch wieder heim gefahren, eingekauft, sich warmgebadet werden und gleich suchen wir uns einen Film und essen irgendwas mit Hackbällchen in irgendwas mit Tomaten. What could be wrong?
Außerdem aus Versehen den Anfang der aktuellen Böhmermann-Ausgabe gesehen und ich befürchte, der bringt alles auf den Punkt, was mir im Moment jeden Medienkonsum vollkommen unmöglich macht.
Jetzt leicht panisch.
Ja, das überrascht mich auch.

4.3.2022 – human animal

Mein neues Projektmanagement funktioniert so gut, dass ich gestern Abend alle Bälle zu den Kundinnen gespielt hatte, wie man so schön sagt. Nichts zu tun heute*. Folgerichtig widmete ich mich ausgiebig der Pflege des Hauses, dachte sogar kurz darüber nach, die Fenster zu putzen. Das war echt knapp, aber ich konnte mich beherrschen.
Mittags kam die Liebste mit frischen Brötchen, wir erzählten uns, wie unser Tag gewesen war, dann kam noch eine Freundin und plötzlich war Wochenende. Was super war.

*) Ich vermute natürlich, dass genau Sie jetzt gerade denken „Warum hat er sich denn noch nicht gemeldet? Ich hatte ihm doch Anfang der Woche … “ und kann nur sagen: Falls ich mich da tatsächlich so in der Umstellung zwischen ToDo-Zetteln auf dem Schreibtisch, einer Inbox als ToDo-Lösung und dem Wechsel zu einem dafür gemachten Programm vertan habe: Erinnern Sie mich bitte. Es ist nicht böse gemeint.

Ein bisschen ins Nachdenken – in a good way – über meinen Beruf hat mich Irmelas Kommentar gebracht. Mich habe die Rückmeldungen von Frau Herzbruchs Leserinnen wirklich sehr gefreut, denn ich lese daraus eigentlich nicht, „dass ich das schön gemacht“ habe, sondern dass ich etwas gemacht habe, von dem Sie alle finden, dass es zu Frau Herzbruch passt UND dass Frau Herzbruch gefällt (UND dass ich nicht peinlich für mich finde)
Gebrauchsdesign im besten Sinne.

For something completely different: Tina hat heute eine neue Single rausgebracht: „Menneskedyr“ heißt sie – was soviel heißt wie „menschliches Tier“. Oder vielleicht auch „animalischer Mensch“?
Es ist eigenartig: Ich verstehe (noch) (kaum) ein Wort. Aber der Titel und die Stimmung des Songs geben mir ein tiefes Gefühl. (Augen auf bei der Wahl der Lieblingssängerin, hm?) Bin sehr gespannt, was passiert, wenn ich einen Text finde und in DeepL werfen kann …

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