15.7.2022 – Blurred lines

Frühmorgens fuhr die Liebste – sie ist die nächsten Tage wieder in Familien-Pflege-Mission unterwegs; ich bin so mittel amused.
Am Schreibtisch erst viel Zeit damit verbracht, Down- und vor allem Uploads zuzusehen; in einer besonders langen Pause mal eben duschen gegangen. In der Dusche plötzlich ein stechender Schmerz im Auge. Zurest dachte ich sowas wie „naja, Schaum im Auge“ aber auswaschen ging nicht und es brannte und hörte nicht auf und fuck.
Hörte dann doch auf, nur langsamer als Schaum im Auge – und dann hab ich das mal als Gerstenkorn identifiziert, bin langsam zur Apotheke gefahren, hab Salbe gekauft und seitdem ist der Tag auf der rechten Seite ein wenig blurry. Schreibtisch geht nicht, Fernsehen geht nicht richtig, Autofahren geht nicht, zu viel frische Luft vielleicht auch nicht.
Schlafen ging ganz gut, kam auch quasi automatisch – wenn man eh ein Auge schon immer zu hat …
Nee, war ein schöner Tag

14.7.2022 – back 2 business

… naja, jedenfalls so weit, wie man das am ersten Tag so hinbekommt. Erst galt es, in der Inbox „die guten ins Töpchen, die schlechten ins Kröpfchen… “ – Moment mal, die Tauben bekommen für ihre Hilfe also den Müll verfüttert? Aha.
Äh, ich gleite ab. Es galt, die Inbox zu sortieren, diverse Updates zu machen, dann waren da noch ein paar „Können Sie hier die Telefonnummer ändern“-Mails und dann war der Tag auch schon rum.
Morgen dann wieder richtig.

Wir planten außerdem die Fahrt der Liebsten morgen in den Süden und darf ich Ihnen was sagen? Ich verstehe, warum Tesla so sehr der Standard für E-Autos ist: Sie haben die bessere Software. Beziehungsweise eben eine Software-Hardware-Verbindung, die man mit Apps auf dem Handy nicht hinbekommt – mal ganz davon zu schweigen, was der Fiat so selbst mitbringt. Aktuell gibt es entweder nicht ganz ausgereifte Routenplanung in schick oder sehr detaillierte Routenplanung in OpenSource-Schick.

Währenddessen regt sich das Land auf über einen Nzz-Nzz-Schlager, den ich ausdrücklich nicht mit dem Wort „Musik“ beschreibe, der aber trotzdem auf Platz eins unserer Charts ist. Sexistisch ist er und deswegen hat ihn eine Stadt verboten und das kann man natürlich tun, das ist dann halt nur dumm. Und Sie können ja selbst unter Strisand-Effekt nachschauen, warum das eine dumme Idee war. Die älteren von uns erinnern sich vielleicht auch noch an Jeannie?
Wenn Sie es wagen wollen, mit mir über den Tellerrand der Erstempörung (denn, keine Frage, natürlich ist dieses Machwerk so richtig scheiße) zu schauen, gehen Sie doch mal zu Herrn Knüwer, der hat ein paar kluge Gedanken nieder geschrieben.
Ergänzend: Was mich daran aufregt: Seit Jahren sehe ich im Trash-TV dutzende solcher Schrotterzeugnisse. „Musiker“ mit billigen Bums-Hits. „Influencerinnen“, die verzweifelt versuchen exakt den in Quadratzentimeter Kleidung gemessenen Grat zwischen „jetzt bist Du aber zu billig“ und „zieh Dich halt aus, wenn Du berühmt werden willst“ zu treffen. „Schauspieler“, die auf Love Island oder ähnlichen „Formaten“ ihre Misogynie offen ausleben und dafür von ihrer Fanbase weiter „gevotet“ werden, „Models“, die das mitmachen und sich im Mädelstalk darüber unterhalten, ob man sich am besten so einem Arschloch unterordnet oder ganz edgy mitmacht.
Und dann kommt aus Versehen eines dieser Produkte jemandem zu Ohren, der halt erhaben darüber ist, sogenannten Trash zu konsumieren und es gibt – Tadaaa! – ein Verbot.

Ja, es ist unbequemer, sich wirklich mit unserer Gesellschaft auseinander zu setzen als in seiner „ich bin richtig und gut und alles andere sind Randerscheinungen“-Bubble zu verharren. Wenn man es allerdings mal täte, dann könnte man vielleicht an einer Geselschaft arbeiten, in der einfach niemand erfolg damit hat, so einen billigen Schrott zu produzieren – denn glauben Sie mir: Das Ding ist nicht auf eins, weil es so toll ist, es ist auf eins weil wir eine Gesellschaft haben, in der es eben lohnt zu provozieren.

Und ich überlege derweil, ob ich „Layla“ oder einen Privatflug* nach Sylt obszöner finde.

*) Einen Flug, der übrigens meist auf einem mühsam als „wichtig für die Region und deswegen mit Steuergeldern gefördert“ verbrämten Privatvergnügens-Flugplatz aus startet.

Sie mögen das, wenn ich auch mal aus dem täglichen Alltags-Einerlei ausbreche und über Gott und die Welt nachdenke? Hier steht eine virtuelle Kaffeekasse!
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist.

13.7.2022 – Konfrontationsmittwoch

Letzter Urlaubstag. Ausgeschlafen, ein bisschen im Büro gerödelt; nicht am Schreibtisch, sondern drumherum.
Gestern schon hatte ich mich nämlich umgesehen und beschlossen: Alles bäh. Farbe an der Wand: Bäh. Schränke: Bäh. Schreibtisch … naja, Sie wissen schon. Und begann, Ideen zu haben und ein paar Dinge zu rücken und überraschenderweise fiel als erstes eine Stereoanlage hinten runter – also keine aktuelle – aber falls Sie ein Doppelcassettendeck suchen, ich hätte da eins im Angebot. Ein ganz gutes, eins aus der Zeit, als wieder Cassettendecks gebaut wurden. Außerdem einen EQ, der wiederum ist quasi vintage und morgen kommt noch ein Verstärker dazu. Gehen Sie einfach hier entlang.

Bei dem Versuch, die Dinge zu verkaufen, meldeten sich natürlich als erstes wieder die „ich schick einen Paketboten“-Betrüger und weil offensichtlich noch nicht alle den Trick kennen, hier der Ablauf:

  • Ich stelle irgendwas zum Verkauf bei einem beliebigen Portal ein (am meisten begegnet mir die Methode im facebook Marketplace)
  • Jemand schreibt meist als erstes „Ist der Artikel noch da?“
  • Ich antworte natürlich mit „ja“
  • Er bietet, evtl noch mit Zwischengeplänkel, mehr als den aufgerufenen Preis, wenn man die Ware für ihn reserviert.
    Außerdem kann er leider nicht selbst zum Abholen kommen, sondern schickt einen Paketdienst – denn die holen ja heute auch Ware ab – der dann auch direkt bar bezahlen wird.

Der Trick ist dann der, dass der Paketdienst natürlich noch kein Geld angewiesen bekommen hat, dementsprechend auch nicht bezahlt, aber Druck macht – schließlich hat er einen Auftrag.
In anderen Worten: Diese %&§?X$! haben den Druck auf den Verkäufer outgesourced und schaffen es, mit dem Aufwand einiger Chat-Zeilen, Ware zu bekommen – die dann wahrscheinlich bei Strohmännern irgendwo in Deutschland landet und vermutlich von da aus sofort weiter geschickt wird.

So ab mittags nervös geworden, denn heute Nachmittag stand ein Zahnarzttermin im Kalender und es wird Sie kaum überraschen, dass Zahnärzte und ich kein gutes Verhältnis haben. Kurz vor dem Urlaub hatte ich die Schmerzsprechstunde aufsuchen müssen und heute war Kontrolle. Und weil alles super war und weil ich nichtmal die Notfallmedikamente gebraucht hatte, habe ich mich heute getraut, alleine hinzufahren – Konfrontationstherapie, my ass.
Alles ging gut, ich wurde sogar gelobt und voller Euphorie hängte ich noch einen Besuch bei Ikea dran. Die Schränke, die da in meinem Büro stehen, die haben nämlich auch schon vor zwei Jahren ihren 20. Geburtstag gefeiert und deshalb darf jetzt etwas neues her. Auch Ikea klappte gut und an der Front war das alles also ein sehr, sehr erfolgreicher Tag.

An der FrontWiedereingewöhnung in Deutschland“ wiederum haperts an allen Ecken und Enden. Es sind die vielen kleinen Situationen – „Mikroaggresionen“ sagt man in anderen Zusammenhängen – die mich anstrengen.
Normalerweise würde ich sagen: „Ich muss nachdenken“, aber ich fürchte, wir haben alle Optionen gedanklich durchgespielt und keine Lösung, die ohne Erbe oder Lotto auskommt.

Jetzt gucken wir Halle Berry dabei zu, wie sie die Welt rettet. Bis jetzt nur so mittelgut, aber immerhin Emmerich und wenn es gelegentlich knallt und rumpelt, das lenkt ja auch ganz gut ab.

In halb eigener* Sache noch ein Programmhinweis: Ende des Monats, genauer: Am 31. Juli kommt Julie Weißbach für ein Wohnzimmerkonzert nach Menden. Sie wird erzählen und lesen und singen und ich freue mich sehr darauf, denn ich habe ihr schon diverse Male bei YouTube-Konzerten zusammen mit der von mir ja ebenfalls sehr geschätzten Synje Norland zugeschaut und das war immer toll.
Sollten Sie also in erreichbarer Nähe wohnen, dann kommen Sie doch vorbei, das wird sehr schön. Karten gibts per E-Mail bei Lydia.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

*) Als Julie bei IG schrieb, sie suche Orte für Wohnzimmerkonzerte erinnerte ich mich, dass meine alte Theatervereinkollegin Lydia welche veranstaltet und stellte die beiden einander vor. Aus Gründen, die hier nicht hingehören, wächst meine Rolle bei diesem Konzert gerade und ich hab daran viel Spaß und werde später ausführlicher berichten

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

Rückblick 10-12.7.2022 (Aarhus 7/2022 und danach)

Da wir uns in ganzen der Woche beide nicht daran gewöhnt hatten, wirklich weiter zu schlafen, nachdem die Sonne durch die Lamellen schien, waren wir beide gegen sechs wach. Was den unbestreitbaren Vorteil hatte, dass wir noch diverse Stunden mit Kaffee in der Hand auf dem Balkon sitzen und dem Sonnenaufgang zuschauen konnten. Um dann in aller Ruhe zu packen, uns rückwärts aus der Wohnung zu putzen und immer noch auf den ersten Blick früh genug losfahren zu können.
Es war ein seltsames Gefühl, die hippen NFC-Schlüssel mit den unhippen Schlüsselanhängern nicht mitzunehmen, denn jede Tür, die hinter uns zufiel würden wir jetzt nicht mehr öffnen können. Die Wohnungstür nicht, der Aufzug würde uns nicht mehr erkennen, das Parkhaus nicht mehr ins Treppenhaus lassen.
Ich mag Abschiede nicht, vor allem, wenn ich mich gerade erst eingewöhnt habe.

Wir hatten in Dänemark inklusive Anreise nur so wenig Benzin verfahren, dass wir ohne zu tanken wieder bis hinter die Grenze kamen und schon der Tankwart warf mich wieder zurück in die harte Einsicht, dass Dänen eben freundlicher sind. #notalldansk #notallgermans schon klar.
Nessy schrieb sinngemäß mal, dass die Dänen offensichtlich ein Volk sind, das sich Mühe gibt, es sich hübsch zu machen und das gilt eben auch für zwischenmenschliche Kontakte.
Ich mag Abschiede nicht, vor allem, wenn sie mich dahin zurückbringen wo ich nicht sein möchte.

Der Rest der Fahrt war, excuse my french, scheiße. Stau, regen, drängelnde SUVs und kurz hinter Rendsburg der erste kurze Heulkrampf, weil ichs da oben so liebe und hier nicht so. bei aller Mühe, die ich mir seit Monaten gebe, mich hier anzupassen weiß ich gerade gar nicht, ob es so klug ist, immer wieder hoch zu fahren und Wunden aufzureißen. Denn …
… ich mag Abschiede nicht, vor allem, wenn … naja. Wenn halt.

Aarhus gab noch mal alles. Deutschland auch.

Rückblick 9.7. 2022 (Aarhus 7/2022)

Gegen eins wieder aufgewacht und ziemlich wach gewesen. Dafür weiß ich jetzt, dass es ab drei hier dämmert und dass The Terminal List eine ziemlich spannende Serie* ist. Von fünf bis halb neun dann nochmal geschlafen und endgültig beschlossen aufzuwachen, als ich mit Frau Herzbruch eine Wohnung entrümpeln musste.
Je später es wurde, desto mehr begann die letzten Male. Gemütlich aufstehen, das klappt morgen auch nochmal, Sonnenaufgang gucken eh – aber dann kam das vermutlich letzte Mal „rüber in die Stadt“.
Ich wollte nämlich nochmal ein bisschen die Stadt selbst fotografieren, außerdem wollten wir wenigstens versucht haben, ob es eine Möglichkeit geben könnte, in die aktuellen Ausstellungen im Aros Museum zu kommen. Aber: Nein, zu voll. Und da in Dänemark niemand mehr an so lustige Dinge wie Abstand oder Masken denkt: Lieber nein. Aber wir konnten wenigstens einen kurzen sehnsuchtsvollen Blick zum Musikhuset rüber werfen, da wo wir damals in einem anderen Leben mal auf einem Konzert und einer Party gewesen waren.

*) Später werde ich das revidieren.

Abends waren wir dann noch einmal kurz am Yachthafen und dann an der unendlichen Brücke. Ich hab übrigens in einem Bild eine echte Influenzerin versteckt, die hat uns nämlich ganz gut unterhalten: Am Parkplatz überraschten wir sie, wie sich sich am Steuer ihres Kleinwagens ins blaue Abendkleid klemmte, dann eilte sie an uns vorbei über den Strand, setzte sich auf die Buhne, warf sich in Pose, wurde von der ersten Welle erwischt und ihre untere Hälfte war nass. Trotzdem: Lächeln, in Pose, Brust raus, Haare werfen, knipsen, Bilder checken, Winkel ändern, Brust raus, knipsen, ups, die nächste Welle, Bilder checken und dann im Laufschritt wieder zurück zum Auto. Kann mir nicht vorstellen, dass das Spaß macht.

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