29.7.2022 – sperrige Kisten, sperrige Gedanken, sperrige Beats

Reality Bites aus der ersten Stunde des Tages:
Erste Tat: Einen Zettel ins Fenster des Konzert-Wohnzimmers für Sonntag hängen, dass das Konzert ausfallen muss. Aus durchaus traurigen Gründen.
Mich daran gefreut, wie das gestern Abend spät gestrichene Zimmer aussieht. Uns daran erfreut wie die gestern mit der letzten Sicht Lasur endlich fertig gestellte Bank – Sie erinnern sich? – aussieht.

Vorher, während, nachher.
Nein, wir haben noch nicht die endgültigen Kissen gefunden und erstmal verteilt, was da war.

Außerdem lange mit der kleinen Schwester im Geiste telefoniert und dann versucht, den Zustand zu wechseln: Von „ich könnte auch auf der Couch gammeln, weil ich zwar viel tun müsste aber nicht kann“ zu „ich könnte auch auf der Couch gammeln, weil es ja Wochenende ist
Da erstes nervig, zweiteres aber supi ist, würde ich das gern hinbekommen.

Und dann war da noch ein Stück Musik, vor ein paar Tagen sehr spontan entstanden. ich hatte es mit dem Vorsatz begonnen: „mach doch mal wieder was sperrigeres, Christian“ und der erste Blick der Liebsten verriet mir: das ist schon mal gelungen. Jetzt muss es noch wieder rund werden, rund im Sperrigen. Dann werde ich es mögen.

28.7.2022 – und sie heißt „Möwe“

Gestern ein Tag voller Zoom und voll von den großen Überlegungen. Strategischen Überlegungen für Kundinnen und ihre Websites, die die nächsten Monate wenn nicht Jahre betreffen.
Abends gemerkt, dass ich aus dem Teil des Jobs vollkommen raus war und müd… nein: Erschöpft gewesen – so sehr ich das auch liebe. Der Teil des Kopfes sitzt wohl noch in Aarhus auf dem Balkon und grinst blöde-glückselig zu den Frachtern rüber, die da gerade ent- und beladen werden.

Heute Morgen den Tag beim HNO begonnen. Zusammen haben wir ein bisschen voller liebevollem Vermissen über seinen Ex-Kollegen gesprochen, der mir Heilerde und „keine Tomaten mehr“ für die Nebenhöhlen empfohlen hatte. Und uns dann auf Cortison geeinigt; so sei es. Ich nehme seit 5 Jahren ein tägliches Medikament und schaffe es, meist daran zu denken – ich krieg das auch mit zweien hin.

Am Schreibtisch für die Lieblingskundin was programmiert und dann mit der Liebsten an den See gefahren. Wir hatten dieses Jahr unsere traditionelle Fahrt mit der Möwe* noch nicht erledigt, also saßen wir eine Stunde blöde-glückselig grinsend auf dem Sonnendeck und guckten aufs Wasser.
Hier sind weiterhin alle Projekte im Status „wartet auf Kunde“. Nur das Systemhaus tat wieder sein bestes und schickte mir schon 10 Tage nach meiner Anfrage Daten, nach denen ich nicht gefragt hatte, verweigert mir aber jetzt die richtigen. Freudig beantwortete ich die Frage, ob ich „denn wirklich Zugang zum Adminbereich haben wolle“ mit „Ja“. Und freue mich noch mehr darauf, wenn jetzt die Frage kommt „warum denn?“ und ich antworten kann „Dann kann ich wenigstens ein paar Dinge selbst tun und muss nicht für alles 10 Tage auf Sie warten“. Meine Lust zur Deeskalation ist irgendwie im einstelligen Bereich angekommen.

*) Die Möwe ist die Ausflugsfähre, die täglich auf unserem See hin und zurück schippert. Es gibt Donauwelle für vier Mark achtzig und Kännchenkaffee, unten drin erfreuen sich Rentner an der Erbsensuppe und oben laufen die besten Schlager der 80er auf dem Schifferklavier. Im Zuge der Modernisierung haben sie das Schiffchen natürlich in „MS Sorpesee“ umbenannt, aber das boykottieren wir ebenso natürlich.

Sonst noch? Ein Abendsalat am Fluss und dann noch fix ein Stück Decke gestrichen. Das wird langsam und es wird schön.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

25.7.2022 – Skagen am Arm, Sehnsucht im Herzen

Hab ich mal erwähnt, wie sehr ich meine Hausärztin mag? Ich mag meine Hausärztin. Sehr. Heute brauchte ich eine Überweisung, sonst regelmäßig ein neues Rezept über meine Dauertabletten. Beides geht so, dass ich hinfahre – ich kenne inzwischen die Zeiten, wo die Praxis leer ist ganz gut – reingehe und direkt an der Theke Rezept oder Überweisung bekomme. Ohne „da mus ich dann kurz zur Unterschrift zu Frau Doktor rein“ oder einen pseudo-beratendes „Alles gut?“, damit jemand ein Beratungsgespräch abrechnen kann. Ich bin nach einer Minute wieder draußen. Außerdem sind die da alle super und reißen sich den Allerwertesten auf und als ich mal mitten in einer Panikattacke am Tresen stand, guckte mich die Gute nur kurz an und bugsierte mich in ein freies Zimmer „Sie sehen gerade nicht so aus, als wollten Sie mit anderen Menschen im Wartezimmer sitzen, oder?
Dafür nehme ich in Kauf, dass die Praxis telefonisch de fakto nicht erreichbar ist. Ich weiß, wie alle dort sich den Hintern aufreißen – wie gesagt.

Auf dem Rückweg kurz in den Postshop, in dem ab zehn die neue Uhr liegen sollte. Direkt unten in der Stadt hat ein neuer aufgemacht und es scheint, als könne er dem geliebten Shop im Vorort die Stellung streitig machen. Ein richtiger Laden und nicht nur eine Theke neben dem Zeitschriftenstand! Und richtige Öffnungszeiten ohne Mittagspause!
Freuden der Kleinstadt.
Und dass „montags ab zehn“ auf dem Abholzettel montags nicht „ab zehn“ sondern „besser irgendwann nachmittags, wir wissen auch nie, wann die Fahrer vorbeikommen und die Sachen abliefern“ bedeutet – da kann sie ja nichts für.

Schreibtisch. Hauptsächlich fröhlichena, solls denn wohl mal weitergehen?“-Mails in allen möglichen Formulierungen verschickt. Eine fröhliche „na, solls mal weitergehen?“-Mail beantwortet.
Lieblingssatz des Tages: Von einer Frau, die deutlich mehr als ich daran leidet, dass die Website die ihr zugeschoben worden ist, aufgrund interner Strukturen statt 2019 erst demnächst online sein wird. Sie schrieb: „Und sobald das alles abgeschlossen ist, gehen wir beide mal ein Bier zischen.“ Ich war hochentzückt. Augen auf bei der Kundinnenwahl, ich sag’s ja.
Die meisten Projekte haben gerade alle den gleichen Status …

Lange mit einer Kundin telefoniert und wieder mehr über den aktuellen Zustand unserer Gesellschaft gelernt als ich eigentlich wollte. Sagen wir mal vereinfacht: Ihr Geschäft besteht daraus, Dinge zu vermieten. Seit während der Pandemie ihr Geschäftsfeld (übrigens vong Umsatz eines der fünf größten in Deutschland) kommentarlos über die Klippe geschickt wurde, haben alle Fachkräfte den sinkenden Kahn verlassen. Jetzt laufen die Geschäfte wieder, aber die Fachkräfte sind weg. Und die Hilfskräfte, die die Jobs jetzt machen, wissen mit Geliehenem/Gemietetem nicht umzugehen. Also: Einmal fachlich nicht, dafür drehen wir jetzt Tutorial-Videos aber vor allem emotional nicht. Es herrscht die Denke: Gehört mir nicht, darf kaputt gehen. Die Schäden wären noch nie so hoch gewesen wie diese Saison. Und die pampigen Entgegnungen auf Schadensersatzforderungen noch nie so pampig.

Nachmittags die neue Uhr abgeholt und dann natürlich die nächste Stunde „mal eben“ konfiguriert. Die alte HybridWatch ließ sich nicht mehr so ganz ganz richtig konfigurieren, der örtliche Uhrmacher hatte den Verschluss beim letzten Batterietausch ein bisschen misshandelt und manchmal muss man sich ein neues Gadget ja auch nur etwas schönreden.
Aber ernsthaft: Vor allem hatte ich eine ganze Zeit lang Sorge gehabt, ich würde nie wieder eine derart reduzierte Smartwatch bekommen wie die, die ich da hatte. Aber dann hat Skagen Denmark ein paar neue Uhren auf den Markt geworfen und die neue kann ich mir jetzt so reduziert konfigurieren wie die alte war. Und nebenbei passt sie auf meinen Puls auf.
Sie ist wunderschön, ich bin sehr happy.

Noch ein bisschen gestrichen. Das wird wunderschön, ich bin sehr happy.

Zeugs

Während sich gestern ein sogenannter Sozialdemokrat dafür aussprach, die Leute sollten doch einfach mehr arbeiten, damit sie auch mal wieder Geld haben (Wer hat da gerade „Kekse wenn kein Brot“ gerufen? Naja, stimmt ja.) … äh, während das also die deutschen Lösungsstrategien der sogenannten Sozialen sind, werfe ich (via Rebekka) einen Blick nach Norden – da geht das nämlich anders:

In Schweden machen Vorgesetzte pünktlich Feierabend und gehen „laut“ nach Hause, damit jede und jeder das mitbekommt. Regelmäßige Überstunden sind verpönt. Wir sollten uns daran ein Beispiel nehmen […] zumal skandinavische Unternehmen nicht weniger erfolgreich sind.
Wer in Schweden regelmäßig bis in die Abendstunden im Büro sitzt, ist kein Held. Im Gegenteil, man muss unangenehme Fragen beantworten: Schaffst du deine Arbeit nicht? Brauchst du Hilfe? Hast du kein Leben, in dem man dich vermisst?

Wiebke Ankersen im Redaktionsnetzwerk Deutschland:
„Kolumne Chefinnensache“: Warum in Schweden Vorgesetzte pünktlich Feierabend machen

Als ich das letzte mal ein Büro teilte, herrschte in Deutschland aber noch das Gegenteil: Ich kam gern so gegen sieben und fuhr dann so gegen vier. Und bekam Faulheit vorgeworfen, weil jemand anders halt länger blieb. Gut, er war auch erst um elf gekommen, aber das war nicht zu vermitteln – ich sollte auch bis sieben bleiben. [Insert Shrug-Emoji].

Es ist ja nicht so, dass ich Gründe sammele, nach Norden zu ziehen, aber … doch, tue ich.
Nein, falsch, ich muss gar nicht sammeln, sie kommen einfach zu mir.


Nicht gesellschaftlich wichtig oder so, aber ich habs einfach gerne gelesen: Frau Novemberregen schreibt darüber, was sie beim Kampfsporttraining lernt (Spoiler: Nicht gefährliche Typen mit der Fünf-Punkte-Pressur-Herzexplosions-Technik ausschalten):

Ich habe (oft) Situationen als für mich nicht gut kalkulierbar wahrgenommen und sie verlassen, auch wenn sie auf andere ganz normal wirkten. Weil ich gelernt habe, mir diese Erlaubnis zu geben, auch wenn es komisch oder unhöflich wirkt, eben weil ich gelernt habe, was eine körperliche Auseinandersetzung bedeutet.

Frau Novemberregen:
Kampfkunst im Alltag?

Und während ich das hier getippt habe, bemerke ich dann doch die gesellschaftliche Dimension dessen, was sie da beschreibt. Heißt es doch eigentlich nur, dass (sich) selbst bewusste Menschen wissen, Ärger zu erkennen und ihm an jeder Stelle wo es geht aus dem Weg zu gehen – statt sich aus falsch verstandenem Ego in den Kampf zu werfen. Und das beim Kämpfen immer alle mit Schmerzen verlieren. Wenn das nicht mal was für die Gesellschaft wäre, dann weiß ichs auch nicht.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

24.7.2022 – Reality bites

*Brrrp* macht das Handy und in der Vorschau lese ich: „PayPal: Sie haben eine Zahlung über …“ und freue mich. Denn das passiert gelegentlich und es bedeutet im Normalfall, dass eine von Ihnen mir etwas in die Kaffeekasse geworfen hat. Also, wenn ich nicht gerade etwas in irgendeinem Kleinanzeigenportal verkauft habe und das habe ich gerade nicht.
Ist ja erstmal egal, aber als ich eine Stunde später genauer schaue, steht daPayPal: Sie haben eine Zahlung über 138,00 € erhalten“ und bei allem Selbstvertrauen in mein kleines Blog vermute ich da etwas anderes. Tragischerweise natürlich zuerst eine neue Betrugsmasche.
Nein, scheinbar nicht. Offensichtlich hat dort einfach jemand irgendwo etwas gekauft und mir dafür das Geld geschickt. Gut, PayPal bietet einen einfachen Weg das zu lösen, aber ich frage mich schon: Wie unbesorgt und ohne zweiten Blick schicken Menschen Geld in die Gegend? Die Geld-Senderin zeigt auch kein Zeichen von „Ups“ oder so, sie schreibt nur: „Ach, das ist falsch. Bitte senden Sie’s zurück“.
Ich bin jetzt über 50, ich darf da jetzt den Kopf schütteln.
(Und ein Teil von mir wartet natürlich immer noch auf die Betrugsmasche)

Ich erwähnte ja letztens, dass ich ein wenig um eine Influenzerin bange. Das an sich ist non-digitals vermutlich schon schwer zu vermitteln, jetzt aber hat sich gezeigt: Die Sorge war berechtigt, es geht ihr nicht gut und die Kanal-Kollegin hat ein Erklärvideo gepostet.
Dieses Video macht mich auf ganz vielen Ebenen noch betroffener, denn es zeigt das riesige Dilemma, in dem die beiden jetzt stecken: Zum einen ist gerade durch einen Vorfall ihr Leben vollkommen aus der Bahn gerutscht, so weit, dass es jede von uns in existenzielle Angst werfen würde; es ging um Leben und Tod und um vermutlich jahrelange folgende Kämpfe zurück ins Leben. Das begreift man nicht in ein paar Tagen.
Aber: Der Algorithmus will gefüttert sein und die beiden haben ihr Lebensmodell darauf aufgebaut, dass sie ihr Geld mit fröhlichen Videos eines perfekten Lebens verdienen – und das wird jetzt nicht mehr gehen. Das Leben wird nicht mehr im klassischen Sinne perfekt und hübsch sein und darum muss eine sich schon eine Woche nach dem Vorfall vor die Kamera setzen und versuchen zu erklären und nicht zu viel und nicht zu wenig zu weinen. Genug erzählen, aber plötzlich Privatsphäre wahren. Noch gar nichts wissen weil die Ärzte nichts wissen, aber 10 Minuten füllen. Angst haben, aber irgendwie trotzdm good vibes.
Die Kommentare sind überwiegend erschrocken, wohlwollend und mitfühlend aber es gibt auch Stimmen, die meckern: Das habe ja jetzt etwas lange gedauert, schließlich werde man ja sonst auch mehrfach täglich wenigstens mit einem schnellen Reel auf dem Laufenden gehalten. Und wo denn die andere wäre, man könne doch mal kurz vom Krankenbett einen Gruß senden?
Der Algorithmus ist unerbittlich und jetzt sitzt da eine junge Frau, die vor ein paar Jahren beschlossen hat, Influencerin zu sein und sie hat es gut gemacht bis jetzt. Sie haben Abonenntinnen, sie finden in anderen Medien statt, sie verdienen Geld, sie haben eine schöne Wohnung, sie haben ein Anliegen und können das unterbringen.
Eine Frau, die erst in diesem Moment begreift, was sie da beschlossen hat. In einem Moment, wo sie diverse andere Dinge zu begreifen hat, Dinge die für uns alle unbegreiflich wären und es tut mir weh zu sehen, wie sie zwischen Unsicherheit und Tränenschlucken schwankt und versucht, wenigstens die richtigen Floskeln noch zu bedienen. „Genau. Auf jeden Fall hab ich Euch alle lieb und ich versuche, Euch weiter mitzunehmen“ beendet sie das Video und ich muss schlucken.

Am See gewesen, der Wand testweise einen weißen Streifen verpasst, Tour de France Femmes und Tour de France geguckt. Uns darüber gefreut, dass BK jetzt alle Whopper mit Veggie-Patty anbietet. Ein guter Tag sonst so.

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Schreiben Sie’s auf!

22./23.7.2022 – Stammkneipe / Kunst

Gestern das Büro wieder komplett arbeitsfähig gemacht und begonnen, den Berg abzuarbeiten, der sich überraschenderweise gebildet hatte. Zwischendurch immer mal wieder ein paar Meter weiß gestrichen – ich glaube, so kann ich diesen Raum besiegen.

Abends Coronopoly mit Dreiviertel der besten Gang der Stadt – ersteres ist natürlich ein Wortspiel aus Monoploy und Corona – das wussten Sie selbst – und es bezieht sich darauf, dass wir diese gemeinsamen Zoom-Abende recht früh im ersten Lockdown ersonnen haben. Zweiteres ist natürlich ein abgewandeltes Casper-Zitat.
Wir saßen also zusammen, drei Menschen, die sich on- und teils auch offline schon so ewig kennen und irgendwann mittendrin begriff ich etwas: Früher, also damals, als wir uns kennen lernten, da hatte dieses Social-Media-Zeugs die Gabe, dass man Freundschaften darüber leben konnte. Die kleinen Stausmeldungen auf zB Facebook hielten uns über den Alltag der anderen auf dem Laufenden und wenn wir aufeinander trafen entfiel all dieses „und, was hast Du im letzten Jahr so gemacht?“-Reden.
Dafür ist SocialMedia definitiv kaputt, die ganze Gang hat sich in gewisser Weise zurückgezogen obwohl wir alle zu den ersten Tausend gehörten – und ich fühlte gestern Abend plötzlich nicht die Freundschaft aber die Entfernungen größer werden. Als würde die Stammkneipe geschlossen.
Ein bisschen traurig eingeschlafen.


Heute haben wir Kunst geguckt. Also: Wir hatten Lust, einen Ausflug zu machen, wollten mal wieder etwas anderes sehen und bis nach Kassel und damit zur Documenta 15 ist es nur etwas mehr als eine Stunde Fahrt. Rein wollten wir nirgends aber ein bisschen rumspazieren und die Installationen und Dinge draußen ansehen – das war der Plan. Wir waren nicht besonders vorbereitet, wir hatten keinen Anspruch und ich habe nur sehr zufällige Bilder gemacht, aber es war ein sehr schöner Tag.

Gleich drei der sechs Bilder: Sehr beeindruckend und bedrückend war die Installation „Return To Sender“, die einen winzigen Ausschnitt aus dem Müll, den wir so produzieren, zeigt – und was damit passiert. Überraschenderweise ist auch unser Umgang mit Müll – also: Recyceltem(!) Müll, wie wir ja stolz betonen würden – rassistisch und ach, ach …
Überhaupt – und ich hatte das schon vor einiger Zeit beim Hören von Cosmo, also von Musik aus nicht anglo-amerikanischem Kontext bemerkt: Kunst ist eigentlich überall viel politischer als hier.
Existenziell politisch.
Nur im Westen kann man sich noch „Tage wie diese“ wünschen oder mit einer Puffmutter eine wohlkalkulierten Skandal landen.
Durchaus auch beschämt nach Hause gefahren.

Darüber hinaus trafen wir sehr viele Menschen, die so aussahen wie der VHS-Kurs „Kunstgeschichte II, VHS Castrop-Rauxel“ – will sagen: Menschen im besten Boomer-Alter in praktischen Sandalen und mit viel lauter Meinung, die jeweils gruppenweise peinlich waren und mich etwas an die Kreuzfahrer aus Dänemark erinnerten.
Überhaupt Dänemark: Mittendrin las ich ein Schild und musste sehr lachen über soviel verquaste Sprache.

Dieser Ausschnitt soll übrigen sagen, dass die Installation Menschen erinnern soll, dass das Ufer der Fulda ein schönen Ort ist. Hauptsache Passiv-Konstruktionen!

Und ich dachte an das geliebte Land im Norden, das unter anderem so viel schöner kommuniziert.
Ach, ach. Still got the blues.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

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