9.9.2022 – rastlos, ratlos, D-los

Ich habe soeben eine komplette tagesschau gesehen. Ich konnte nichts damit anfangen, das war von vorne bis hinten entweder nicht mein Thema oder nicht mein Umgang damit. Zuerst viel Platz für Merz, wie er bei einem Parteitag(?) gegen die Regierung pöbelt. Sorry, aber das ist die Mindestanforderung an seinen Job. Würde er den konstruktiv machen, das wäre mal ’ne Nachricht.
Im Atomkraftwerk in der Ukraine wird die Lage kritischer, warnt die internationale Atmombehörde, denn sie haben da vermutlich keinen Strom mehr. Ich wünschte mir eine Einordnung, warum das gefährlich ist und wie nahe wir damit am Super-GAU lavieren.
Ein Bericht über eine Synodalversammlung, der Vorsitzende der Bischofskonferent weigert sich zurückzutreten, weil er den Weg nicht freimachen will für jemanden, der dann nichts ändern will – wenn ich das richtig verstanden habe. Naja, hab ich wenigstens etwas gelacht – aber im Ernst: Wir haben hier Trennung von Staat und Kirche und warum wird darüber berichtet?
Dem Dax gehts ganz gut, so weit ich das mitbekommen habe, ein Gasunternehmen braucht jetzt Hilfe vom Staat. Alles wie immer in Boomertown, Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert.

Das war keine so gute Erfahrung, ich finde das sogar richtig tragisch. Ich bin schon ewig so ein politisch und gesellschaftlich interessierter Mensch und dann das Gefühl zu haben, dass diese Sendung so wenig vermittelt, was gerade los ist?
Vielleicht hatte ich auch nur Pech und es war eine schlechte Momentaufnahme , ich guck das vielleicht mal wieder öfter. Und natürlich bin ich nicht der Maßstab.

Darüber hinaus: Ich war bei Frau Doktor und die war fast entrüstet darüber, wie gesund die von ihr gecheckten Organe so aussehen. Ich warte noch auf ein paar Laborergebnisse, finde das aber bist jetzt ziemlich prima. Wir sind ja schließlich keine 40 mehr.
Nur Vitamin D hab ich zu wenig, aber: Hey, Vitamin D, wer hat das schon? Und das kann einer ja gut substituieren.

Dann fragte sie mich nach Riskikofaktoren, familiäre Vorbelastungen und so und auch, ob ich Stress habe und ich lachte und sagte „natürlich“ und sie lachte und dann blieb das so stehen. Wenn man über diese Situation mal nachdenkt, dann ist sie wirklich pervers.

Darüber hinaus: Please welcome die Bischof-von-Ketteler-Schule im Web zurück. Damit ist eines der Langzeitprojekte der letzten Zeit abgeschlossen und das ist doppelt schön.

(Twitterbild aus wonder mit der Aufforderung, etwas zu ^tagesschau“ zu zeichnen)

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

6.9.2022 – klick klick klick klick

Der neue Arbeitsrhythmus funktioniert weiterhin prima und sie glauben gar nicht, was mir das bedeutet.
Eine Anfrage absagen müssen; es hätte noch dieses Jahr sein sollen und um noch irgendetwas „dazwischen zu schieben“ wars zu groß.

Dumm gewesen. Ausgesprochen dumm, über mehrere Monate sogar, konkret hatte ich ohne nachzudenken den Nickname einer Freundin für mich für einen anderen Zweck benutzt und es schlichtweg nicht bemerkt. Gestern Abend bemerkt, heute Morgen direkt mal geschrieben und gefragt. Und da ich mir die richtigen Freundinnen ausgesucht habe, bleib das ohne weitere Folgen.
Richtig dumm und viel Glück gehabt also, aber manchmal ticken Gehirne offensichtlich so. Ich erinnere mich in solchen Situationen gerne an unseren Gitaristen damals, der irgendwann in den Probenraum kam, ganz aufgeregt war er, er hatte ein neues Stück geschrieben, eigentlich komplett fertig sogar, so etwas passiert eher selten.
Er packte aufgeregt seine Gitarre aus, spielte los, sang, es war wirklich ein sehr schönes Stück, aber als er fertig war, guckten die Sängerin und ich uns an.
Sie: „Sagst Du’s ihm oder sag ich’s ihm?
Ich: „Komm, zusammen, auf drei!
Wir: „Eins, zwei drei! Yay, Du hast »Jessie« nochmal geschrieben
Ja, dann sah er’s auch ein; manchmal ticken Gehirne so.

Zwischendurch, als ich die beiden Monitore nicht brauchte, das erste Mal in diesem Jahr nicht das Büro, sondern die Terasse benutzt. Auch nicht so besonders klug, das nicht schon früher getan zu haben, es ist hübsch da und man kann sogar zwischendurch auch mal ein Käffchen zu sich nehmen. Ich werde diese Ecke ab jetzt liebevoll „Homeoffice“ nennen.

Und dann, nachdem das bis dahin alles zwar Arbeit aber ja doch in recht entspannter Atmosphäre war, rief noch ein Kundin an und aufgrund dessen, dass ein paar bisherige Pläne so nicht klappten stellten wir fest, es wäre vielleicht gut, wenn noch jemand ein paar Fotos machen könnte. Also am besten ich. Und vielleicht am besten jetzt, das Licht ist ja gerade so super.
Also fuhr ich los und fotografierte mal eben zwei Schulgebäude durch. Immer schön die netten Details und immer schön Datenschutz- und vor allem crazy-Datenschutzgeile-Eltern-konform.
Ja, ich bin genau so gespannt wie Sie.

Zeugs

Passend zu meine eigenen kleinen Rumspielereien mit Bildern aus der KI gibt’s natürlich schon den ersten Skandal, denn jemand hat die KI ein Bild malen lassen und dann damit einen Kunstwettbewerb gewonnen:

Mittelpunkt der Kritik ist, dass Allen das Bild nicht selbst entwarf. Stattdessen wurde es vom KI-Bildgenerator Midjourney erstellt. […] Allen wiederum äußerte sich auf dem Midjourney-Discord-Server zu der Kritik. Er habe gewusst, dass die Aktion kontrovers sein würde. Allerdings beschreibt er die Diskussionen auf Twitter als heuchlerisch. Dabei beruft er sich auf die Arbeit, die er selbst in die Verfeinerung des KI-Bildes gesteckt hat.

Beatrice Bode auf basic-thinking.de
KI-Gemälde gewinnt Kunstwettbewerb – und sorgt für heftige Diskussionen

Apropos „Kunst“: Vor nicht allzu langer Zeit entwickelte jemand das allerschwärzeste Schwarz, eine Farbe, die so sehr jedes Licht schluckt, dass man auf damit gefärbte Flächen schaut und das Gefühl hat, dass mitten im Raum ein Loch ist. Ein Künstler hat mit der Herstellerfirma einen Exklusivvertrag abgeschlossen und das findet die restliche Kunstszene offensichtlich nur so mittel amüsant. Daher hat sich jetzt ein Künstler aufgerafft, hat ein fast so schwarzes Schwarz entwickelt und verkauft das frei an alle, die interessiert sind – nur nicht an den einen Künstler, der ja schon für sehr viel Geld das unwesentlich schwärzere Schwarz erworben hat. Man kann die Farbe nur kaufen, wenn man versichert, nicht er zu sein und ich finde das ziemlich witzig.

By adding this product to your cart you confirm that you are not Anish Kapoor, you are in no way affiliated to Anish Kapoor, you are not purchasing this item on behalf of Anish Kapoor or an associate of Anish Kapoor. To the best of your knowledge, information and belief this material will not make it’s way into the hands of Anish Kapoor.

The blackest acrylic paint in the world – Black 3.0

Aber mal zu was wichtigerem: In Dänemark entstehen gerade äußerst wirksame Klimaschutz-Lösungen und sie entstehen: Von unten. Nicht von Beraterfirmen entworfen, von Ministerien in ein Programm gegossen und beim Veröffentlichen schon veraltet, sondern vor Ort mit Menschen, die Ideen haben:

Klimaschutz und «grüne Wende» mit Projekten von unten All diesen Projekten ist gemeinsam, dass sie in einem relativ kleinräumigen Rahmen entstanden sind und ihnen nicht idealistische Visionen, sondern pragmatische Bestrebungen um eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zugrunde liegen. Im Falle der Inseln Aerö und Samsö etwa erlauben Wind, Sonne und Biomasse die lokale Energieproduktion für Strom und Fernwärme, während zuvor praktisch alle Energieträger importiert werden mussten.

Rudolph Hermann in der NZZ:
Eine «grüne Wende» von unten – wie Dänemark mit lokalen Projekten Erfolg hat

Und nun zum Allerwichtigsten: Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine Hotelbar, da steht in der einen Ecke ein Flügel und in der anderen jemand, die oder den Sie unglaublich dringend unglaublich beeindrucken wollen.
Michael Antrak auf TikTok: How to fake piano skills.

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5.9.2022 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

1:48 Uhr (sagt die smarte Uhr)
Das genervte recht-und-links-Wälzen mündet endlich in Schlaf. Na, das kann ja heiter werden. Immerhin lief bis dahin Forged In Fire und das mag ich ja.

8:30 Uhr
Schlaf bis acht, naja, geht ja noch. Aufgrund eines gestern von einer klugen Frau entwickelten Planes direkt an den Schreibtisch und dort sofort anfangen zu coden. Ohne vorher, wie man das ja sonst gerne tut, Mails sichten und ähnliches. Wir haben das entwickelt, um ein in den letzten Wochen aufgetretenes Phänomen zu bekämpfen, bei dem ich morgens zwar durchaus nicht taten-un-lustig am Schreibtisch ankam, dort aber von dem was in der Nacht an Mails in der Inbox angekommen war, sofort so auf- und gern auch angefressen war, dass ich nicht zum eigentlichen Arbeiten kam. Ich muss im Moment ziemlich viele Händchen* halten und habe festgestellt, dass das inzwischen mehrere Stunden am Tag sind.
Mal sehen, ob ich das dann nachmittags unaufwändiger wegformuliere.

*) Ja, die deutschen Gesetze sind wirklich so. Ja, wenn ich sage, Google will Text, dann heißt das wirklich mehr als 2 Sätze, Böses Google, ich weiß. Ja, Ihr Name muss auf der Website stehen. Nein, man kann ihren Ex-Partner aus den Fotos nicht einfach rausretuschieren. Nein, man kann keine Fotos aus Google benutzen. Nein, ich habe wirklich keine Zeit. Ja, Fotografinnen kosten auch Geld. Ja, das Gesetz ist wirklich, wirklich so. Nein, wenn YouTube die Funktion nicht anbietet, dann kann ich das nicht dazuprogrammieren. Und so weiter, es ist erstaunlich gerade und natürlich darf jede dieser Beratungen kein Geld kosten.

Großer Schreck, als ich ein (Cloud-)Tool öffne, das ich außer in diesem Projekt nie nutze und der Zugriff auf die Ressourcen verschwunden ist. Dann gemerkt, dass ich im falschen Tool bin. Zwei Projekte, zwei Tools mit denen ich sonst nicht arbeite, beide mit einem Phantasienamen mit zwei Silben und erst A dann I im Namen.
Ok, heute doch mal Kaffee?

12:30 Uhr:
Na, das war ja mal ein produktiver Vormittag. Abgesehen von einem kleinen Ausrasterchen um zehn vor zwölf, als der Herr Nachbar begann, Holz zu hacken – wobei er es irgendwie fertig bringt, dass seine Axt und sein Holz so klingen, als würde er Steine kloppen. Ich hatte es es vorher so schön hier, wissen Sie: Vor dem Haus ist ein Grünstreifen mit viel Gebüsch und hohen Bäumen und da wohnen geschätzte tausend Vögel drin und das ist schon eine hübsche Arbeitsatmosphäre.
Nachdem ich alle Fenster nach vorne verrammelt, alle Fenster nach hinten geöffnet, alle Zettel auf dem Schreibtisch gegen den Luftzug beschwert und das Fehlen des Vogelgesangs ausgiebig betrauert hatte, war es zwölf und er hörte brav auf. Naja, warum nicht zwischendurch mal zehn Minuten Holz hacken?
Immerhin weiß ich dann jetzt schon, was um drei beim Zoomcall passieren wird.

Unangemessen lange eine Navigation angestarrt, die in Kleinbuchstaben daherkam. Geprüft, was aus der Datenbank kommt: normale Großschreibung. Lange geprüft, ob ich im Script irgendwo Klein- aus den Großbuchstaben mache. Nein. Lange geprüft, ob ich denn wirklich das richtige Feld aus der Datenbank hole. Ja. In die Vorlage der Grafikerin in diesem Projekt geschaut und langsam begriffen, dass da auch Kleinschreibung sein soll. Na immerhin, dann muss ich den Fehler ja nicht mehr suchen.
Dann begriffen: Ach ja: CSS kann ja auch Kleinschreibung erzwingen. Hab ich dann wohl ein Weilchen vorher mit Absicht so gemacht.
Hm. Noch ein Kaffee?

Aus Gründen möchte ich mal eben wieder mal erwähnen: Kundinnengeschichten hier sind quasi immer nicht wahr. Also in dem Sinne „nicht wahr“, dass sie nie zeitlich wirklich an dem Tag exakt so passiert sind. Sie sind aber wahr, weil irgendwann irgendjemand so etwas gesagt hat. Lesen Sie sie also eher als Essenz dessen, was hier im Büro so geschieht. Seltenst überhöht, aber vielleicht manchmal etwas eingekocht und angedickt.
Im Übrigen landet eine überhaupt nur dann hier im Blog, wenn sie mit Absicht vollkommen unsinnige Dinge tut; ich habe (natürlich!) überhaupt kein Problem damit, wenn jemand sich im Web nicht auskennt, sich mit Fachbegriffen nicht auskennt oder nicht auf Anhieb alle Folgen einer Idee absehen kann.
Anstrengend und damit blogwürdig sind nur die, denen man etwas rät oder erklärt, die dann das Gegenteil tun und sich dann beschweren, wenn es nicht klappt. Wie zum Beispiel die Agentur, die bei jedem neuen Projekt wieder gerne möchte, dass Facebook sich aber diesmal anders verhält bzw ich das mal eben so programmieren soll, dass Facebook uns folgt. Oder die, die nicht möchte, dass Gesetze auch für uns gelten.

13:00 Uhr:
Ja, wenn ich den Tag nicht damit beginne, formuliere ich auch Händchen-halt-Mails deutlich lässiger weg; immer noch freundlich und hilfsbereit, aber vielleicht mit etwas weniger Liebe. Und damit weniger Zeitaufwand. Heute hat sich das Konzept also wohl bewährt.

14:00 Uhr:
Mittagspause. #teammittagsnickerchen

16:00 Uhr:
Nach der Mittagspause noch ein bisschen gecodet und dann eine Stunde im Zoom verbracht. Ich nannte es hinterher „Druckbetankung“, denn ich war gebeten worden, ein paar Grundlagen dazu, was eine Website tun sollte zu geben. Hop, I did it well.

Ich habe jetzt einen Distributor. Ich hatte ja recherchiert und mich verwirrt und bin das dann am Ende ganz pragmatisch angegangen: in meiner Gema-Mitgliedschaft ist eine Mitgliedschaft bei MusicHub mit inbegriffen. Ob die jetzt besonders gut oder besonders schlecht sind – vielleicht spielt das für Robbie Williams eine größere Rolle als für mich.
Und so sollen sie dann gern diejenigen sein, die meine Musik zu AppleMusic, Spotify und so weiter verteilen und für mich das Geld einsammeln, wenn demnächst die Millionen von Streams … haha. Ja genau, die verteilen meine Musik dann demnächst an die beiden, die sie hören wollen.
ToDo: Cover, Website.

19:00 Uhr:
Dann kam die Liebste nach Hause und wir schlossen Ihr Auto noch an den Strom an und nutzten die Stunde, um eine Runde durch den anderen Wald zu laufen. Sieht auch nicht nur gut aus, da …

… dann noch kurz in den Laden, dann mit denMitbringseln ein paar Wraps gemacht und jetzt Couch.

Wir gucken gerade parallel Kleo und The Tourist. Von dem einen kann die Liebste, von dem anderen ich jeweils nur eine Folge am Stück sehen – also halt beide parallel.

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2.9.2022 – Flashback-Friday

Das gestern lädierte Knie hat die bewährte Behandlung „erstmal ruhigstellen und dann gucken“ ganz gut angenommen. Ich komme wieder in akzeptabler Zeit Treppen rauf und runter und kann sogar ein bisschen länger sitzen.

Beim gelangweilten Computer-klicken gestern einen alten Text gefunden. Für alle, die also schon immer wissen wollten, was ich eigentlich so arbeite, gibts hier einen der worse cases. So im Abstand ganz unterhaltsam.
Die Website gibt’s übrigens noch; ich habe sie damals bald mit dem Argument abgegeben, ich könne die Kundinnen-Ansprüche als Einzelkämpfer nicht erfüllen. Was auch wahr war, denn als die Site überraschenderweise nicht ab der ersten Woche die Miete zahlen konnte, da hatte ich die beiden, die die Site betrieben quasi täglich am Telefon. Partnerin A forderte einen Medien- und Marketingplan bis nächsten Mittwoch, um „jetzt mal fix ganz Deutschland zu plakatieren“, Partnerin B, unglücklicherweise mit A auch noch privat verbandelt, weinte mir die Ohren voll, dass A ja soviel Druck machen würde und sie gar nicht wisse, ob sie das alles so wolle.
Diese vier P – (Marketing)plan, Print-Konzepte, Paartherapie und Programmierung – das war mir etwas viel.
Übernommen hat die beiden die eine große Web- und Digitalagentur hier im Umkreis. Die haben seit 2014 an der Website exakt nichts geändert (aka. „weiter gearbeitet“), aber das ist mir ja egal.

Mit einer Freundin heute Morgen noch einen Moment länger über Fettes Brot unterhalten und dabei auf kulturelle Aneignung gekommen. Rapmusik, ganz klar: schwarze roots. Schwieriges Thema insgesamt, denn alles was heute in unseren Charts ist, hat schwarze roots. „Ja genau das ist das Problem!“, höre ich jemanden rufen. Viel zu denken.

Gedankenfetzen: Der überraschendste Schritt, wenn man lautstark Toleranz fordert ist der, wenn man begreift, dass dann ja nicht nur die anderen tolerant zu einem selbst, sondern man auch selbst den anderen gegenüber* sein muss.

*) Toleranzparadoxon ausgeschlossen, ist klar, ne?

Sonst: Heute war ganz offensichtlich Prokrastinations-Freitag. Grauenhaft. Aber das Bad glänzt wieder, ich habe wieder eine Frisur und es liegt auch keine Wäsche mehr rum. Hat doch alles sein gutes.

Zeugs

Na? Hatten Sie eigentlich Zeit, diesen, meinen kleinen Blog-Artikel zu lesen? Oder ist deswegen der Berg mit den ToDos an anderer Stelle ein klein wenig gewachsen?
Warum gibt es diesen Berg eigentlich immer und warum hört er nie auf? Theresa Bäuerlein ist auf Oliver Burkeman getsoßen und der hat dazu eine Idee:

Er begriff, dass der Versuch, immer noch mehr aus der ihm verfügbaren Zeit herauszumelken, eine Strategie war, um etwas anderes zu vermeiden: jenes nagende, drängende Gefühl, sich beweisen zu müssen, sich seine Existenz auf dem Planeten verdienen zu müssen. […] Das hat, meint er, nicht zuletzt mit unserem modernen Verständnis von Zeit zu tun. „Sobald ein Arbeitgeber die Zeit eines Arbeitnehmers kauft, gibt es einen massiven Anreiz, der im Herzen des wirtschaftlichen Wettbewerbs verankert ist, immer mehr und mehr Arbeit aus der Person herauszuholen, für dessen Arbeit man bezahlt“, sagt Burkemann in diesem Interview. Dies führt, verkürzt gesagt, zu einem allgemein verankerten Gefühl, dass Zeit nicht verschwendet werden darf – im Job, aber auch in der Freizeit. Warum sonst gibt es ein Wort wie „Freizeitstress“?

Theresa Bäuerlein in ihrem Newsletter „Sinn & Konsum“
Zeitmanagement ist nichts für Sterbliche

Es ist erst der zweite – steigen Sie noch ein! Kiki hat wieder den #Catember ausgerufen!

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, im September 2017 2016, da rief ich den #Catember ins Leben. Eine Art Challenge (in jeder Hinsicht), bei der es darum ging, jeden Tag des Monats September eine Katze zu zeichnen und zu veröffentlichen und mit dem Hashtag #Catember zu versehen. […] Der gedankliche Überbau bei der Sache war mein Unbehagen, diese sozialen Netzwerke nur passiv als Konsumentin zu nutzen, statt aktiv als Kreativling. Das alles ist so ewig her, damals gab es den Begriff Creator noch nicht im deutschen Sprachraum und Influencer hießen wahlweise noch Testimonials oder aber Schleichwerbung, je nach dem. Daher rief ich das Motto „Bingecreating statt Bingewatching!” aus: Werdet aktiv kreativ, lasst Euch nicht einfach nur berieseln!

Kiki:
Catember2022: Return of the Bingecreators!

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1.9.2022 – Brot weint nicht

Aus unerfreulichen Gründen im linken Knie den ganzen Tag leicht demoliert auf der Couch verbracht (sitzen, stehen, laufen, aufstehen und hinsetzen geht gerade nicht), deswegen nix zu erzählen.
Aus anderen, auch nicht so supi erfreulichen Gründen an eine Geschichte erinnert, von der ich meinte, ich hätte sie schon längst mal verbloggt. Die Suche im Blog fand aber nichts, also: los gehts mit meiner persönlichen Geschichte mit den drei Hamburgern mit dem Monsterbass.

Ich hatte es hier schon einmal in einem Cliffhanger dezent angedeutet, dass ich nach der dort vorgestellten Bluesband mit der nächsten Band in einem Proberaum landete, der das exakte Gegenteil von unserem schimmeligen, ungeheizten Fabrikverschlag war. Unser Sänger hatte nämlich zusammen mit einem Freund festgestellt, dass sie beide über die Jahre soviel Geraffel Equipment angehäuft hatten, dass es zusammen ein ganz solides kleines Tonstudio ergeben könnte. War das schon super genug, gelang ihnen auch noch der Coup, dem örtlichen Kulturamtsleiter glaubhaft zu vermitteln, dass eine Stadt ein Tonstudio braucht und er das bitte aus dem Kultur-Etat fördern sollte.
Und so bauten wir einen Kellerraum in einer alten Fabrik zu einem Studio aus – so richtig mit Regie- und Aufnahmeraum und – für uns bisher unbekannte Luxuriositäten: einer Küche, einer Toilette, einer Heizung und sogar einer Alarmanlage.

Wir – also meine neue Band – zogen in den Aufnahmeraum ein, der super als Probenraum taugte, der Freund des Sängers dagegen lebte sich hauptsächlich im Regieraum an Computer, Sampler, Turntables und Bandmaschine aus, denn sein Musikgeschmack war so ganz anders als unserer – er bevorzugte den damals noch jungen HipHop.
Uns als credible Rocker konnte man da natürlich mit jagen.
Dann aber schleppte er zwei Jungs an, die gut mit Sprache und schnell mit dem Mund waren, um eine HipHop-Truppe zu gründen.
Den einen kannte ich sogar aus unrühmlichen Zeiten, als wir beide Teil einer fröhlichen Gruppe von Jungs waren, die sich jeden Mittag auf der Rücksitzbank des Busses trafen (aka: Von außen gesehen waren wir die Halbstarken-Clique im 22er Einsatzwagen um halb zwei. Wir haben doch alle unsere dunklen Momente, nicht wahr?)

Credible hin oder her, wenn man sich da gelegentlich über den Weg läuft, dann schaut man ja auch mal, was die anderen so machen. Wir lauschten durchaus beeindruckt ihren schnellen und witzigen Reimen und fanden spannend, was ihr DJ mit dem Schallplattenspielern anstellte. Und sie kamen rein, wenn wir uns warm-jammten und rappten gelegentlich mal auf unsere Grooves. Wir befanden gegenseitig, dass credibles Ablehnen anderer Musikstile eigentlich Blödsinn war, und lernten uns besser kennen und schätzen. Mein alter Rückbank-Buddie nannte sich inzwischen Majubiese und der jüngere hatte aus seinem Vornamen Daniel erst Dennie und dann Dendemann gemacht.

Die HipHop-Szene in Deutschland war damals noch überschaubar, es gab Frankfurt Rödelheim, die Stuttgarter Vier hatten wirklich gerade erst „Die da“ veröffentlicht und aus irgendwelchen Gründen klemmte sich Menden mit einigen hoffungsvollen Acts an Hamburg und es entstanden intensive Band-Freundschaften unter anderem eben auch mit Fettes Brot.
Der Wirt des „Cafe O“, der einen Kneipe, die es hier gab, spielte quasi 24/7 Musik vom jungen Acid Jazz-Label Talkin Loud und die junge Kundschaft ließ langsam die Hosen unter den Hintern rutschen und trug britische Poloshirts dazu. Wir hatten eine echte HipHop-Szene hier im Kaff.
Für mich, der ich ja eher am Rande davon rumlungerte gabs hauptsächlich ein paar gute Parties und ein paar Gigs, bei denen ich als Live-Mischer dabei war. Und den Kosenamen Fischer-Mischer, der es sogar auf ein Major-Label-Release in die Special Thanx schaffte – diese Jungs brauchten ja immer ganz wichtig ihre AKAs.

Wie das so ist mit den Szenen, hielt sie nur so mittel lange; ein paar Leute verließen uns und machten mehr daraus (Dendemann und Nico Suave nach Hamburg, Kraans de Lutin über Umwege nach Berlin) und meine letzte Begegnung mit allen war dann drei Jahre später, als ich gerade frisch mit der Liebsten zusammen war. Die kannte zwar die ganzen Leute nicht mehr persönlich, war aber dafür großer Fan des inzwischen etwas fester etablierten Genres „deutscher HipHop“.

Auch Quadratschulz, die Hälfte des Studios, die nicht unser Sänger gewesen war, hatte es nämlich inzwischen auch nach Hamburg verschlagen und wir waren zu seiner Einweihungsparty eingeladen. „Na sicher fahren wir“ sprach die Liebste und so saßen wir irgendwo in einem Hamburger Wohnviertel auf einer Party, die frappierende Ähnlichkeit mit einem ganz normalen Abend im Cafe O aufwies: AcidJazz und HipHop-Musik und viele Jungs beinahe uniformiert mit tiefhängenden Hosen und Skater-Chic.
Ich kannte wenigstens ein paar Leute, die Liebste niemanden (auch das Café O war nie so ihrs gewesen) und wir hatten ja auch noch dreieinhalb Stunden Fahrt vor uns – und als wir dann deswegen schon gegen elf gingen und durch eine leere Hamburger Straße zogen, sprach sie: „Schon seltsam: Wie im Café O, ich dachte ständig, ich kenn da wen. Zum Besipel der eine Typ in der Küche, direkt an der Tür – der war doch aus Menden?
Ich lachte und meinte: „Nö, das war Schiffmeister, der ist aus Hamburg“. Sie: „Schiffmeister von den Broten???“ Ich: „Jo. Boris saß zwei weiter und Renz war im Flur

ICH? WAR? MIT? FETTES BROT? AUF EINER PARTY? UND DU SAGST? MIR? NIX??
Ich denke, die umliegenden Häuser waren dann wieder wach, wir überlegten kurz aber ernsthaft, nochmal hochzugehen aber das wäre ja doch auch peinlich und was dann, ach nee, komm, wir fahren.

Und danach hatte ich – mit Ausnahme zB des letzten Wochenendes – mit HipHop aus Menden dann auch nicht mehr so viel zu tun.

Tschüss Ihr drei; ich weiß, Ihr erinnert Euch nicht an mich, aber es war immer schön mit Euch.

Sie lesen abseits des üblichen Tagebuchblog-Betriebs auch gern mal so eine Geschichte? Sie möchten sich bedanken? Hier steht die Kaffeekasse und wenn Sie finden, Geld riecht unangenehm, dann freue ich mich auch über Überraschungspost von der Wishlist.

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