17.11.2022 – Corona, Popmusik und kein Tattoo

Ich bin ja doch ein naives Häschen. Als heute Morgen in den Nachrichten jemand sagte „einige Bundesländer haben einen Vorstoß bei Corona gewagt“ da dachte ich tatsächlich einen Moment lang, es gäbe wieder strengere Regeln von einigen Bundesländern. Ach, ich Naivchen.
Natürlich fällt im Gegenteil die Pflicht zur Isolation und stattdessen sollen Kranke eigenverantwortlich in Innenräumen eine Maske tragen. Was soll schon schiefgehen?
Wissen Sie was? Ich denke, damit ist endgültig der Punkt überschritten, wo ich Politiker verklagen werde, wenn ich mich je infiziere. In diesen Amts-Eiden steht doch was von „Verantwortung für und zum Wohle des Volkes“, ich bin mir da recht sicher.
Ach ups, ich stell mich ja nur an. Caveman. Was soll schon passieren? Ich bin ja nur ein kleiner paranoider Mann mit Nerd-Tendenzen und hatte ich nicht mal was von einer Angststörung geschrieben? Muss man also nicht ernst nehmen. Mal sehen, was eine vernünftige, lebenslustige Frau dazu zu sagen hat:

Und was bedeutet das jetzt für mein Leben?

Zuerst einmal versuche ich mich „damit abzufinden“. An guten Tagen laufe ich auf 80%, das ist doch was und das muss dann halt reichen. Statt drei Stunden im Garten zu wühlen, höre ich eben nach zwei Stunden auf. Unsere Rucksacktouren sind möglich, weil ich viele Pausen machen kann und wir eben das Zelt aufbauen, wenn nichts mehr geht, das ist in Ordnung. Manchmal gibt es halt nur Nudeln mit Pesto, Aufgetautes oder gelieferte Pizza, es ist nicht dramatisch, wenn das Bad einen Tag später geputzt wird oder der Bettbezug eine Nacht länger drauf ist.

Gleichzeitig ist das alles aber zum Heulen schlimm. Ich will Sachen erledigen und kann einfach nicht. Ich bin nicht mehr ich, ich kann mich nicht mehr ausdrücken und unglücklicherweise vergesse ich ausgerechnet diese Tatsache nicht. (haha, so witzig) Kreatives im Nähzimmer geht nicht immer, manchmal weiß ich nämlich nicht mehr, welche Farben mir gefallen.

Ich fühle mich dreißig Jahre älter, nutzlos und nicht mehr liebenswert und es kostet mich sehr viel von der Kraft, die ich eh kaum habe, um mich nicht von diesem ganzen Dreck runterziehen zu lassen. Leider ist die „ich nehme es mit Humor“-Phase vorbei, stattdessen bin ich oft sehr verzweifelt und wütend.

Frau Mutti: Long COVID

Sie haben recht, ich stell mich an. Entschuldigen Sie bitte.

In einem wilden Termin-Tetris mit fünf beteiligten Personen hatten wir beschlossen, dass wir irgendwann in den Tagen zwischen den Jahren noch einmal aufs Kattegat gucken wollen. Außer uns beteiligt waren: Die Vermieterin, wir beide sowie eine Tattooartist und ihr Chef, der den Laden öffnen muss damit sie arbeiten kann. Arbeiten soll sie nämlich ein paar kunstvolle Linien in meinen Arm – aber diesmal wirds nichts, denn der Chef macht den Laden zu. Verständlich genug, aber ich konnte ja mal hoffen.
Naja, immerhin machts die Terminabsprache der restlichen drei Personen einfacher, denn innerhalb der Ferien ist uns ja egal, wann wir fahren.
Und die Perspektive, in naher Zeit nochmal da am Hafen zu sitzen, die macht einiges einfacher. Also viel, viel einfacher als die Perspektive, hier zu sitzen und von allen Menschen nicht verstanden zu werden, wenn sie hören, dass wir nicht nur wie sie über die Besuche bei den Eltern stöhnen und trotzdem fahren, sondern eben nicht fahren und dafür meine Dämonen an der Leine halten. Und dabei Weihnachtsfilme, Weihnachtswerbung und Weihnachtsgespräche versuchen zu vermeiden.

Heute sehr viel gecodet. Es überrascht sie nicht mehr. Aber es wird super.

Zeugs

Wissen Sie noch früher? Auf dem Jahrmarkt? Die Frau mit Bart? Ach so, so alt sind Sie auch nicht. Ach und heute hört man True-Crime-Podcasts zum Gruseln? Ach ja. Hab ich auch mal einen gehört. Selten einer so widerlich voyeuristischen Person zugehört wie der Sprecherin – aber die ist berühmt in der Szene, da muss ich mich wohl vertan haben.

Ihr Lieben, das wird jetzt hart für manche, aber wir müssen über True-Crime-Formate sprechen. Ich weiß, viele von euch mögen die gerne und ich will hier niemanden shamen, aber als Kriminalpsychologin finde ich viele davon echt problematisch.

Twitterthread (CN Mord, Gewalt im Thread)
von Elea Brandt

Apropos Streaming-Formate. Sie streamen doch auch Musik, oder? Ich finde das ja vollkommen beruhigend: Ich zahle ein bisschen Geld im Monat und habe nicht mehr wie früher dieses permante latent schlechte Gewissen, dass mein Verhalten doch irgendwann mal diese Künstlerinnen schädigt. Sie erinnern sich an diese Gedanken? „Hey, die haben doch echt genug Geld, ausgerechnet meine geklau… äh also meine MP3s werden da schon nichts tun.“ Gottseidank, die Zeiten sind vorbei; ich zahle ja jetzt Geld, bekomme jeden Monat meine Rechnung von Apple und dann wird das doch schon ok sein, nicht wahr?

Für 40.000 Streams pro Monat bei Spotify bekommt das Label ca. 200,- Euro ausgezahlt. Der Künstler bekommt davon in der Regel 40,- Euro. Kleinere Acts haben aber eher 10.000 Streams im Monat. Das sind 50,- fürs Label oder 10,- für den Künstler. Eine Albumproduktion kostet, wenn man sparsam wirtschaftet, ca. 10.000 Euro (Recording, Mischen, Mastern, Studiomiete, Gastmusiker). Promo schlägt noch mal mit mindestens 3000,- Euro zu Buche. Nochmal 2000,- Euro für Flyer, Plakate, Promo-Reisekosten.

Wolfgang Müller: Wovon wir reden, wenn wir lesen, dass es kleinen Künstlern “schlecht” geht.

Und: Nein, ich als Musikhörer habe da auch keine Lösung. Wenn Sie wenigstens etwas tun wollen, verlassen Sie Spotify und gehen vielleicht wenigstens zu Apple oder vielleicht sogar Tidal. Und gönnen Sie Ihrem Nachwuchs ein Abo und lassen sie oder ihn nicht im werbefinanzierten kostenlosen Tarif Musik hören. Warum erklärt der Rapper Juse Ju hier:

Alle Einnahmen werden in einen großen Topf geschmissen. Von diesem Geld werden zwei Drittel ausgeschüttet […] Und diese zwei Drittel werden dann anteilig aufgeteilt, also alle Streams werden zusammengenommen und je nachdem bekommst du deinen Anteil. Als Beispiel: Elton John soll in den 70er-Jahren für zwei Prozent der Plattenverkäufe verantwortlich gewesen sein – er hätte also nach diesem System dann zwei Prozent dieses Topfes bekommen.
[…]
das zweite Problem ist, dass nicht alle Musiker vor Spotify gleich sind. Das Unternehmen beeinflusst durch den Algorithmus und vor allen Dingen durch Playlisten und Platzierungen auf der Startseite, wer mehr gestreamt wird. In diesen Playlists werden vor allen Dingen Teenie-Musik und Major-Label-Artists gefeatured. […] Das wäre […] kein Problem, wenn nicht jeder Stream eines anderen Lieds ein finanzieller Nachteil für mich wäre.
[…]
Die Hälfte der Spotify-User sind keine Abokunden, also zahlen fast kein Geld in diesen großen Topf ein. Spotify selber schreibt […], dass gratis Abos trotz Werbeeinnahmen viel weniger Geld einbringen. Deswegen ist es egal, ob deine Fans Geld für deine Musik ausgeben würden und ein Abo haben. Es zählt nur noch, wieviel Zeit sie haben, also: Wie oft sie deine Songs anhören. Teenager sind eine Zielgruppe, die eher kein Abo, dafür aber extrem viel Zeit hat. Diese User werden dann von den zahlenden Usern cross-finanziert.

Juse Ju auf jetzt.de:
Es ist sehr viel Geld da, das aber ungerecht verteilt wird

Edit: Und wie Emma in den Kommentaren vollkommen richtig anmerkte: kaufen Sie Merch, gehen Sie zu Konzerten, so lange es noch welche gibt.


Na, das ware aber wieder ’ne Menge Downer, ich weiß. Zum Abschluss daher ein bisschen Musik und wenn Sie mit mir in dieser seltsamen Schnittmenge leben, in der sich knapp 50-jährige mit einem Hang zu anspruchsvoller Musik, gerne auch Jazz, mit viel Spaß an genreübergreifenden Kollaborationen von Supermusikern aber auch einer großen Liebe zum Pop aufhalten, dann freuen Sie sich mit mir: Stewart Copeland, Stanley Clarke und Deborah Holland haben nach über 30 Jahren Animal Logic wiederbelebt. Kommt morgen. Zum Anfixen ein Video von 2013 wo die drei mit einer … äh … beachtlichen Anzahl von illustren Gastmusikerinnen in Stewarts Wohnzimmer spielen. Lieben Sie Stewart eigentlich auch so sehr wie ich?

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Sie möchten meine kuratierten und kommentierten Linksammlungen unterstützen? Hier finden Sie die virtuelle Kaffeekasse und hier eine Wishlist für die, denen Mammon zu schnöde ist.

12.-16.11.2022 – ach ja, #tagebuchbloggen

Wenig zu erzählen, es ist – insgesamt gesprochen – anstrengend. Viel Coden, oft lost im Hyperfokus, viel Erschöpfung, weil: Während Hyperfokus-Phasen kann ich nicht mehr gut aufpassen, ob etwas anstrengend ist, ob etwas vielleicht zu sehr anstrengend ist und blicke ich jetzt zurück, dann habe ich im einzelnen keine Ahnung mehr, wie die Tage so waren. Abernds meist Kopfschmerzen.

Parallel beobachte ich, wie ein Stück des Internets das mal meine Heimat war, in beeindruckender Geschwindigkeit endgültig stirbt* und sich woanders vollkommen überraschend etwas auftut, was jetzt schon viermal länger hält als ich berfürchtet hatte.
Falls Sie mich auf Mastodon suchen: bonn.social/@jawl

*) Von innen siehts vermutlich vollkommen anders aus, is’ klar.

Auch andere denken darüber nach:

Wird es dort wieder so gemütlich wie Twitter in den Grenzen von 2010? Nein. Die Welt ist eine andere, die Medien haben sich gewandelt, wir selbst sind Andere geworden, viele Mitglieder der damaligen virtuellen WG sind nicht mehr dort, nicht wenige von uns sogar für immer verloren gegangen. Aber etwas von diesem Geist beleben, weniger Empörungswellen verstärken, mehr Persönliches teilen, eine Gegenwelt zu den vereinzelnden, entsolidarisierenden Plattformen bauen, das wäre schön. Und zumindest bislang fühlt es sich so an.

Giardino: Umzug

Im Ernst: Als Medienhistoriker beobachtet man die Entwicklung gerade mit einer gewissen Faszination. Metadiskurse über Medien sind schließlich nichts Neues. […] Bei der Einführung eines neuen Mediums gibt es eine relativ offene Experimentierphase, in der noch unklar ist, welche soziotechnische Form es eigentlich annehmen wird. Diese stabilisiert sich irgendwann […] dann automatisieren sich Prozesse und werden kapitalistisch verwertbar.

Robert Heinze (54 Books)

Selbst habe ich das durchaus gemerkt, aber halt einfach so weitergemacht wie bisher: Ins Blog geschrieben, Blogs gelesen, auf Twitter und instagram mitbekommen, wie es Freund*innen und Bekannten gerade geht, was und wo sie so treiben, mir vor allem auf Twitter Hinweise auf interessante Themen und Texte geholt […]. Mein Web besteht aus Menschen. Ich biege mir die Möglichkeiten des Internets weiter so hin, dass sie mir das Leben erleichtern, es bereichern, wenn nicht gar verschönern – wer sollte mich daran hindern? Erst dieser Wochen ist mir zweimal sehr klar geworden, wie weit entfernt diese Web-Nutzung von der allgemein verbreiteten ist:

Die Kaltmamsell: Menschliches offline und online

(Das ist ja übrigens exakt das, was ich nach ein paar Jahren fomo da draußen auch nur noch suche)


Und abgesehen von den großen Deutungen geht es natürlich auch um die Geschichten, wie man was viele Jahre benutzt hat und warum. Einige, so mein Gefühl, und bitte, es ist nicht böse gemeint, haben gar nicht gemerkt, wie wir in den letzten beiden Jahrzehnten älter geworden sind. […] Es ist so, dass wir selbst krank sind oder werden, dass wir auch viel darüber schreiben, dass einige von uns sogar gehen oder schon gegangen sind und spätestens in diesem Jahr fiel es allen auf, dass man auch damit irgendwie umgehen muss und dass, wenn man weit genug voraussieht, der oder die Letzte irgendwann das Licht ausmachen wird, auch in unserem Online-Blasen, wo immer die dann sein werden, in Blogs oder auf Social-Media-Plattformen, an deren Zukunft im Moment allerdings niemand recht zu glauben scheint, und es ist auch egal.

Maximilan Buddenbohm

… und dann zog gestern Abend eine kleine Gesellschaftsspielgruppe – die wir seit Beginn des ewigen Corona-März zusammen regelmäßig spielen – gleich zweimal in ein anderes Medium um. Erst weg von Twitter zu Mastodon (logisch) und dann da wieder weg, als sofort das erste Gruppengespräch uns bewies, das man dort keine Gruppengespräche führen kann. Wir – vier Internetkinder der ersten Generation – sind schlussendlich bei den guten alten iMessages gelandet, aufgeblasenen SMS quasi und das scheint deutlichst die beste Lösung zu sein.
Und ich weiß nicht, was das bdeutet.

Sonst noch so: Montag beim HNO Nasen-TÜV für die nächsten 4 Monate bekommen. Was ich angesichts der Tatsache, dass zwischendurch die Beschwerden aus der Nebenhöhle in die Kieferhöhle gewandert waren und dort Zahnschmerzen provoziert hatten, sehr sehr froh machte.

(Zusammenhangsloses Bild aus der Mall, in der ich immer parke, wenn ich zum HNO muss)

TV-Tipp sogar für solche Abende: Die Discounter. Kann man gut machen.

Sie möchten meine kuratierten und kommentierten Linksammlungen unterstützen? Hier finden Sie die virtuelle Kaffeekasse und hier eine Wishlist für die, denen Mammon zu schnöde ist.

11.11.2022

Im Moment hab ich ein gutes Timing dabei, ins Büro hoch zu kommen. Nennen Sie mich einfach, aber mich erfreut das jeden Morgen.

In den Code-Flöz gestiegen. Sehr erfolgreich in den Code-Flöz gestiegen. An den Punkt gekommen, wo meine Technik Folgen für die Gestaltung hat und die kommt in diesem Fall nicht von mir – also den Herrn Gestalter angerufen. Nein, er war auch nur so mittel erfreut. Ich nehme das als Zustimmung.

Mit der kleinen Schwetser telefoniert. Which was good.
Währenddessen Migräne bekommen. Which was not so good.

Viel Zeit flach gelegen, irgendwann ein bisschen aufgerappelt und immerhin ins Wohnzimmer wechseln können. The little things geguckt und sehr angetan gewesen: Ein guter, altmodischer, sehr spannender Psychokrimi, ★★★★☆, gerne wieder.

Kann durchaus weg, der Tag.

10.11.2022 – swooosh

Ein Tag wie eine Stromschnelle abwärts. Begonnen mit ein bisschen Code-Zeug an dessen Ende ich feststellte, dass ich dann jetzt gerade eine Funktion fertig gestellt hatte, vor der ich etwas Bammel gehabt hatte. Dann ein paar Stunden mit schlechten Nachrichcten von Freunden – aber welche, nach denen man sich nur vom Zuhören so richtig durch den Fleischwolf gedreht fühlt. Abends dann festgestellt, dass mein Anspruch über den Tag so niedrig geworden ist, dass ich mich über eine wirklich ordentlich eingeräumte Besteckschublade freute. Und damit ist auch alles gesagt.

9.11.2022 – somewhere under the rainbow

Morgens drehe ich die Runde durchs Haus. Das hat sich so eingebürgert, das ist mein Part – die Gläser und Kekspackungen des vorherigen Abends wegräumen, die Spülmaschine anstellen, die Dinge an ihren Platz räumen auf dass es wieder hübsch sei unten, während ich oben unterm Dach sitze.
Nun haben wir – nicht nur aus sozialen Gründen fest in der Grünen Ecke fest verwurzelt – noch nie Lichter angelassen, leere Räume überheizt, nicht einmal in der Fremde wie einst Vater Fussbroich selig haben wir Lampen angelassen und so hat es noch nie zu meiner Runde gehört, die letzten Fitzel Strom zu sparen. Und doch denke ich heute Morgen daran, schaue noch einmal durch dämmerungsdunkle Räume um zu prüfen, ob sie wirklich dämmerungsdunkel sind, ob alle Geräte aus und nicht nur im StandBy sind und dann fällt mir ein warum: gestern Abend sah ich, gleich mehrfach sogar, sah ich einen Werbespot meiner Bundesregierung. Wir können das schaffen, wir alle zusammen, sagte der Spot. Wir sparen alle ein bisschen und was sie damit hauptsächlich geschafft haben, das war, mich ein bisschen wütend zu machen. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – so lautet der Vorwurf an den Kapitalismus und es macht mich wütend, dass Werbegeld ausgegeben wird, um mir zu erklären, dass wir Mitbürgerinnen und Mitbürger halt diesen Winter ein bisschen die Verluste – ganz sozial – schultern müssen. Verluste, die passieren, weil der kleine Mann in Moskau überraschenderweise doch nicht so nett war, wie es niemand mit Ahnung prognostiziert hatte.

Überhaupt Geräte im StandBy: Die Box, die den Fernseher mit Programmen versorgt und auch ein Festplattenrecorder ist, die sollte bitte im StandBy sein, denn zwischen dem 23. und 27. Oktober, da sollte sie eine neue Software bekommen. Mit neuen Fähigkeiten, die nicht nur wie bis jetzt bis jenseits des Horizons reichten, sondern einfach nur Giga sind. Ich mag nicht gerne ein Unke sein, aber ich war nicht überrascht, als sie am 27. Oktober noch nicht neu und shiny sondern alt und schlecht in der Usability wie immer war.
Und ich war auch nicht überrascht, als sie mich dann gestern mit der Meldung „Hoppla, da ist etwas schief gelaufen“ begrüßte. Nun bin ich selbst jemand, der „Hoppla“ auf Internetseiten schreibt – jedenfalls dahin wo man landet, wenn etwas nicht funktioniert – und nehme ich meine Abscheu lesenderweise gegenüber dem Wort als Maßstab, dann sollte ich es wohl nicht mehr schreiben.
Ach komm, ich mach was lustiges“, dachte ich und schrieb nach 20:00Uhr den Twitter-Account des Anbieters an. „Huch, was ist da dann passiert?“ antworte der und ich beschloss, wirklich nie wieder „Hoppla“ oder „Huch!“ oder so etwas auf Websites zu schreiben. Ich solle doch mal Tobi versuchen, riet mir die vermutlich automatisierte Antwort – denn Tobi wisse alles. Tobi ist der Chatbot, der mir letztens sagte, meine Postleitzahl wäre ungültig und ich war voller Freude ob dieses Ratschlags.
Immerhin: Tobi sagte mir diesmal nicht, etwas sei ungültig, sondern erkannte das Thema und empfahl mir, eine Telefonnummer anzurufen und ich beginne, dieses Weitergeschickt-werden amüsant zu finden. Wenn mir jetzt noch Formular 35b fehlt bin ich in einer Kafka-Geschichte und was will man denn mehr erreichen?

Im Rahmen der Renovierung hier im Büro fiel mir eine kleine Glaskugel in die Finger. So ein geschliffenes Ding mit vielen Facetten, das man sich ins Fenster hängen soll damit es bunte Flecke ins Zimmer wirft, wenn die Sonne scheint. Ich hatte die Kugel immer etwas ökig/wannabe-hygge gefunden, aber in Ermanglung eines guten Platzes hängte ich sie provisorisch ins Fenster. Nun wissen wir ja alles, dass nichts länger hält als ein Provisorium – also hängt sie noch und letztens passten plötzlich Sonnenwinkel, mein Blickwinkel und der Moment gut genug zueinander, dass ich auf meiner Monitorbox einen Reflex sah.
Und wissen Sie was? Ökig hin, wannabe-hygge her – mich hat das glücklich gemacht.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.