Warum mir diese Studie egal ist und warum nicht.

Ich fasse für alle die, die in den letzten Tagen unter einem Stein gesessen haben kurz zusammen: Bei Zeit, tagesschau und anderen altbekannten Medien lesen wir die Ergebnisse einer Studie: Ca. ein Drittel der jungen Männer haben kein Problem damit, wenn einem Mann mal bei einer Frau „die Hand ausrutscht“ – was ein widerlicher Euphemismus für ausgeübte Gewalt gegen Frauen ist – und auch sonst zu großen Teilen ein Weltbild aus dem finstersten Mittelalter.
Kurz darauf beginnen kluge Menschen das Studiendesign anzuzweifeln, daraufhin tönt es aus weniger klugen Kreisen sinngemäß „siehste, stimmt alles gar nicht!
Wissen Sie was? Mir ist das vollkommen egal, ob die Studie gut und repräsentativ oder schlecht und manipulativ designt war. Nichts was dort „heraus kam“, war mir neu. In Deutschland stirbt statistisch jeden dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres (Ex-)Partners, (ebenfalls statistisch) mehr als ein Mal pro Stunde wird eine Frau durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Sogenannte Dunkelfeldstudien ergeben, dass jede dritte Frau einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen sind. (Quelle wie oben)
Jeder dritte Mann – jede dritte Frau – das passt in den Größenordnungen gut genug zusammen, dass mich die Zahlen nicht überrascht haben. Und selbst, wenn das rechnerisch nicht stimmt: Es ist mir vollkommen egal, ob es ein Drittel oder ein Viertel oder ein Fünftel der Männer sind: Es sind immer zu viele, viel zu viele.
Schaut Euch um: Hört anderen Männern zu und hört nicht weg, dann überraschen Euch die Zahlen auch nicht. Hört Euch auf Instagram um, hört Euch im Deutschrap um, hört Euch irgendwo um – hört zu und nicht weg – dann überraschen Euch die Zahlen auch nicht.
Und deswegen ist mir die Studie an sich vollkommen egal.

Denn das Problem dahinter war da, ist da und bleibt da, wenn wir nicht aufhören wegzusehen. Und das werde ich nie mehr tun.

Weswegen mir die Studie überhaupt nicht vollkommen egal ist?
Natürlich hab ich sie auch geteilt. Nicht jede und erst recht nicht jeder macht sich die Mühe, in die Verlautbarungen einer Bundesministeriums abzutauchen und sich zu informieren und deswegen ist eine Studie erstmal was gutes und einer Studie, die zeitgleich in tagesschau, Zeit & ähnlichen Medien auftaucht, der vertraue ich auch.
Liebe Medien, warum haben Menschen (deren Job das gar nicht ist), mehr Ahnung als Ihr davon, wie man leicht ein Studien-Design überprüft? Warum machen sich diese Menschen die Mühe, aber ihr nicht?
Jetzt haben wir wieder einen Nebenschauplatz, Männer, die keinen Bock haben, sich mit dem Grundproblem auseinander zu setzen, können jetzt rufen „Ja, die Studie stimmt ja gar nicht!“ und sich weiter in ihrer Ignoranz wohlfühlen. Und wer den traditionellen Medien nicht vertrauen mag, die hat wieder ein Stückchen Futter.
Und das ist mir beides absolut vollkommen nicht egal, das erschüttert mich beides.

(Edit: Im Mittelteil einen holprigen Satz und im 1.Absatz eine Wiederholung korrgiert.)

Sie mögen das, wenn ich auch mal aus dem täglichen Alltags-Einerlei ausbreche und über Gott und die Welt nachdenke? Hier steht eine virtuelle Kaffeekasse!
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist.

12.6.2023 – man muss auch Ziele haben

Aus Gründen habe ich eine Kundin, die bei einem amerikanischen Webhoster ihre Site liegen hat. Der wiederum sammelt in seinem Support-Forum sowie auf den diversen Bewertungs-Plattformen Kommentare, die sich alle zusammengefasst in etwa so paraphrasieren lassen: „Ihr habt das schlechteste SSL-Interface aller Zeiten“ Üblicherweise schreiben Sie dann darunter „Thank you for your feedback“.
Ohne in Details zu gehen: Während ich bei allen Webhostern die ich kenne für den Erwerb oder die Verlängerung eines Zertifikats* ein bis zweimal klicken und evtl. noch in einer Mail einen Link anklicken muss, muss ich dort auf diversen verschiedenen Unterseiten diverse Schritte durchführen – teilweise mit so anachronistischen Aktionen wie dem Copy-Pasten von Infos von einem Formular in ein anderes. Alle diese Seiten haben Links zu Anleitungen, aber das es zwei Backends mit zwei unterschiedlichen Logins und die jeweils in zwei Versionen gibt, stimmen die Links nie. Weil ich das schon kenne und hasse, habe ich bis zum exakt letzten Moment die Verlängerung eines Zertifikates ausgesessen und dieser Moment war leider heute morgen.
Nach einer sehr genervten halben Stunde habe ich den Support-Chat aufgerufen und mal etwas neues probiert: Ich habe mich extrem doof gestellt. Die ersten Links zu Hilfe-Seiten, die er mir postete (natürlich noch einmal wieder andere als die, die ich kannte) habe ich geflissentlich falsch verstanden und schon nach einer halben Stunde fragte er, ob er das Problem für mich lösen soll. Und dann war Christian ein freier Elf.

*) Die Technik, die dafür sorgt, dass man verschlüsselte https- statt unverschlüsselter http-Seiten besucht. Ein nicht unwichtiges Sicherheitsfeature also.

Apropos „frei“: Eigentlich hatte ich mir nämlich heute noch frei genommen. Der Plan war: Entweder Geparden gucken in Münster und darob glücklich sein oder zu Hifi Klubben nach Essen fahren, dort den Subwoofer abholen, den es am Freitag in Hamburg nicht gab und darob glücklich sein.

Die Wahl fiel auf Essen. Die Mitarbeiterin in Hamburg hatte nachgesehen, dass das Objekt der Begierde dort vorrätig sein sollte – was sich aber dummerweise als falsch herausstellte. Hmpf.
Aber: Dann hab ich halt da bestellt. Der Speaker kommt also übermorgen hier hin, aus Mitleid wegen der weiten Anreise bekam ich *hust* reichlich Rabatt aufs Kabel und dann sollte ich mich doch mal ein wenig umschauen. Ich blieb überraschenderweise vor der Anlage mit den Lautsprechern für 90.000€ hängen, fragte nach „kann ich mal hören?“ und die nächste Stunde saßen wir zusammen im Stereodreieck und spielten uns gegenseitig unsere Lieblingsmusik vor. Quatschten über Musik im allgemeinen, sog. Hifi-Puristen im besonderen und die Philosophie von Hifi Klubben* im speziellen. Wie damals mit 16 und danach ging ich sehr, sehr breit und glücklich grinsend aus dem Laden.

*) Ich glaub, ich schreib mal einzeln was über die.

Bis zu den Geparden wars mir dann doch zu weit, aber der Gelsenkirchner Zoo* liegt auf dem Rückweg. Für eine Runde durch den Afrika-Abschnitt reichten Lust und Zeit, leider wollte mein Magen den in bester Absicht erworbenen FrozenYoghurt nicht, aber ich würd lieber den ersten Teil des Tages im Gedächtnis behalten. Wird schon wieder aufhören zu grummeln, der Magen.

*) Ja, ich weiß, Zoo. It’s a really guilty pleasure.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

11.6.2023 – Frage des Blickwinkels

Heute bis zwei geschlafen; ich erzähl lieber von gestern. Es gibt fünf Geschichten von gestern Abend, die alle gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Die glückliche: Was war das ein wunderbares Konzert. Herr Gabriel war in extrem guter Form, hatte eine super feine Band um sich geschert und hat wie immer aus seiner Musik eine Gesamtperformance zusammengebaut, die einfach einzigartig ist. Das Publikum hat ihn dafür angemessen gefeiert, es war eine unglaubliche Stimmung und wir haben uns mit viel Hüpfen sowie dem eifrigen Mittanzen all der kleinen Standard-Choreos, die seit Jahrzehnten zu manchen Songs gehören, angemessen zum Horst gemacht.
Yihla Moja im Ohr begleitete uns in die Nacht; heute bin ich etwas heiser vom Mitsingen und die Ohren klingelten in etwa bis Remscheid.
Der ganze Abend hat mich tief, tief glücklich gemacht – das war so wie gehofft, das war so wie es sein musste. Ich gehe davon aus, dass das nun wirklich das letzte Mal war, dass ich ihn auf Tour erleben konnte und es war wirklich ein mehr als würdiger Abschied.

Die anstrengende: Eine gute Stunde vor dem Konzert waren wir noch 500m vom Parkhaus entfernt – also bestens in der Zeit. Gerade hatten wir mit dem Vorderauto Musik-Wahl und Auto-Anlage synchronisiert und beschallten zur Freude der Fußgängerinnen den Tunnel mit alten Live-Aufnahmen, als uns ein bedauernder Mann in Ordner-Uniform mitteilte, die Parkhäuser wären jetzt voll – aber wir könnten doch drehen und einen Kilometer die Straße wieder runterfahren, da wäre noch ein öffentliches.
Da er das logischerweise nicht nur uns sagte, brauchten wir für den Kilometer über eine Stunde Zeit; dann rannten wir zurück zur Arena, die Treppen bis zum Rang hoch und kamen mitten im dritten Lied.

Die katharsische: Als wir dann die Tür zum Rang aufmachten, bekam ich die – von der körperlichen Wirkung her – schlimmste Panikattacke meines bisherigen Lebens und fiel, schwindelnd und hyperventilierend, rückwärts wieder ins Treppenhaus. An allen bisherigen Abenden meines Lebens wäre der Abend damit beendet gewesen. Aber: Ich habe es geschafft, ohne Hilfe aus dem Hyperventilieren zu kommen, konnte schnell die Liebste schon reinschicken, habe mich allein soweit runtergebracht, dass ich drei Lieder später rein und zu meinem Platz konnte. Zur Pause war ich schon in der Lage, alles zu mögen; der erste Song nach der Pause war Darkness und das war natürlich das beste Timing ever – danach ging es mir gut. Zum Ende hin konnte ich ausgelassen wie seit Dekaden nicht mehr mitsingen und überhaupt und sogar die erwähnten Choreos tanzen. Ich singe und tanze schon lange sonst höchstens eher verschämt leise und klein. Ich habe so unfassbar viel gelernt und offensichtlich auch internalisiert an den Montagen bei der Seelenmassage – wenn ich das gestern (nicht nur durchstehen, sondern besiegen) konnte, dann kann ich alles.

Danke btw der unbekannten Frau, die noch später kam als wir, aber Zeit hatte anzuhalten und zu fragen, ob sie helfen können, als ich hechelnd auf dem Boden saß.

Die amüsante: In der kurzen Pause tippte ein alternder Langhaariger im Batikshirt der Liebsten auf die Schulter und forderte ein, sie möge doch einmal darüber nachdenken Komma Du dass sie, wenn sie aufstände ja doch den Menschen hinter sich ein wenig von der Sicht nähme Komma Du. Ja, auf einem Konzert. Mit 16.000 feiernden Menschen im Raum. Ihre Idee, dann solle er doch auch tanzen, wie die anderen auch war dann aber auch wieder nicht richtig.
Hippies sind nicht tot. Hippies bitten im Konzert darum, dass man vor ihnen nicht tanzt.

Die traurige: Als ich dann – wieder zu Hause – noch vor der nächsten Folge TNG saß, las ich die Nachricht, dass Hakan gestorben ist. Hakan war auch einer der ganz, ganz frühen Blogger und gehörte seit nahezu 20 Jahren fest zu meinem Leben dazu. Wir hatten mal mehr, mal weniger aber irgendwie immer regelmäßigen Kontakt und dass wir uns noch nie getroffen hatten lag wohl eher daran, dass wir echt nicht nahe beieinander wohnten.
Wo auch immer Du jetzt bist, Du weiser Mann: ich bin sicher, Du wirst sie da mit Deinen Art zu denken auch überraschen. Gut so. Und mach nicht nochmal so einen Quatsch.

Da war viel los gestern.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

10.6.2023 – with the trust of a child

Lang geschlafen und dann erstaunlicherweise lang nicht so rekonvaleszent gefühlt wie befürchtet. Sogar eine halbe Runde und zurück um den See wirkte wie eine gute Idee.
Trotzdem den Tag über bis jetzt hauptsächlich in sitzend-liegenden Positionen verbracht, die es ermöglichten, möglichst schnell vom gerade angeschauten Screens in das Land des vor- oder nachmittäglichen Nickerchens zu rutschen.
Denn – dem Gott des guten Timings sei Dank – müssen wir heute Abend ja schon wieder diverse Stunden auf die Autobahn. Macht aber nix, denn am Ende der Autobahn wird eine Bühne stehen und auf der Bühne wiederum wird Peter Gabriel stehen und als ich am Donnerstag versuchte, zwei 30-jährigen Frauen zu erklären, blieb am Ende nur übrig zu sagen: Es gibt sehr, sehr wenige Menschen, die mich von einer Bühne herab so umfassend und tief glücklich* machen, wie er. Und das konnten dann auch die beiden verstehen, ohne dass ich allzuviele alte-Männer-Sätze sagen musste.

*) Zweifel? Schauen Sie sich einfach dieses Video an. Viele Schwenks durchs Publikum und ich finde all, wirklich alle sehen unfassbar glücklich aus. Die auf der Bühne auch, so alt zu werden ist ein lifegoal. Und Sie verstehen sicher, dass ich mich vorfreue.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.