28.7.2023 – Muskelverspannung???

Es wird Sie sicher nicht überraschen, dass ich zu Zahnärzten kein besonders gutes Verhältnis habe. Aber sogar ich bin ja lernfähig und so beschloss ich, beim ersten Ziepen loszufahren. Bzw beim ersten Pochern im Kiefer – wie gern hätte ich mal einfach nur ein Ziepen, ja, ein Löchlein, Spritze, Bohrer, Füllung danke, tschüss. Aber die Probleme liegen bei mir immer tiefer und ein Zahnarzt sagte mal, ich habe halt einfach sehr viel Pech.
Jedenfalls fuhren wir heute sofort los, durften auch sofort auf eine Ärztin warten, saßen eine knappe Stunde, dann: Frau Doktor guckte, klopfte, röntge und befand: Sie sähe nichts, aber ich wäre schon sehr verspannt und das käme von den Kiefermuskeln. Ob ich vielleicht etwas Stress hätte?

Da ich Zahnarztbesuche nicht ohne Beruhingungsmittel angehen kann, ist der Rest des Tages ziemlich dizzy. In der Packungsbeilage steht, ich dürfe 10 Stunden keine schweren Maschinen bedienen und offensichtlich bin ich eine schwere Maschine. Für die toxikoman erfahrenen unter Ihnen: Ja genau, ich hab das gute Zeug hier.

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27.7.2023 – Chronistinnenpflicht

Keine besonderten Vorkomnisse. Für einen Ferientag zu viel am Schreibtisch, für einen Sommertag zu viel Regen, für einen Arbeitstag nicht genug am Schreibtisch. Für einen Urlaubstag exakt die richtige Menge Kaffee und Kuchen auf dem Tisch im Café.

Schon mal ins Büro-Postfach geguckt: Der Webhoster stellt seine E-Mail-Pakete um und streicht eine von mir exzessiv genutzte Funktion. Der Kreditkartenanbieter wechselt die Pakete und stellt um auf ein – wie sag ichs nur freundlich? – extrem kundenunfreundliches Modell. Ca. zweihundert Mails sind von einem CMS, das ich einer Kundin vor 15 Jahren aufsetzte und das sie gegen jeden Rat weiter benutzen wollte, als es nicht mehr weiter entwickelt wurde. Jetzt ruft es um Hilfe und meine Adresse steht gegen alle Bitten noch im Backend. Die Kundin hats auch gemerkt und ruft auch um Hilfe – und ich bin noch nicht wieder bereit für sowas.
Na schaun wir mal.

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26.7.2023 – breakfast, no Tiffanys

Der Tag ist einfach erzählt: Wir waren mit einer Freundin zum Frühstück verabredet und dann war’s auch schon Nachmittag. Eventuell bedurfte es eines Nickerchens und dann hab ich die Geigen in der zweiten Strophe noch ein wenig lauter gemacht – ich hatte erwähnt, dass ich mal wieder an einem Remix-Wettbewerb teilnehme?

Aber da war noch was offen:

Sie fragen, Christian antwortet

Können Sie drei tolle, heute noch im Internet auffindbaren/lesbaren Tagebuchblogs empfehlen, die (schon länger) nicht mehr geführt werden (warum auch immer) und vorstellen, warum sie auch heute noch lesenswert sind?

(aus dem Fragen-Doc)

Als erstes fällt mir da Pia ein. Die hat zwar gelegentlich in den letzten Monaten nochmal was geschrieben, aber nicht im Ansatz so viel, dass es dem Namen Daily Pia gerecht würde. Pia hat ähnlich früh begonnen wie ich und ich glaube, wenn man das mal alles zurück lesen würde, dann hätte man schon eine sehr runde Geschichte der deutschen Blogosphäre vor sich. Außerdem hat Pia es über all die Jahre geschafft wie kaum jemand anders, sich gleichzeitig immer wieder neu in den verschiedenen Wellen, die das Web 2.0 so durchmachte neu zu erfinden, dabei aber immer sie selbst zu bleiben.
Vor fast genau 16 Jahren (Alter!) hab ich während eines Urlaubs mal ihr Blog gehütet und auch das kann man noch finden.

Der zweite Name, der mir in den Sinn kommt ist das Nuf, also Patricia. Auch da kann man bis 2004 zurück blättern und was da als typisches Tagebuchblog begann, hat eine Entwicklung mitgemacht, die ich oft beobachtet habe und hier perfekt wie selten sonst dokumentiert finde: Patricia wurde immer politischer, immer feministischer und am Ende wurde Mental Load ihr Thema, aus dem dann auch ihr Buch entstand.
Ich nehme an, wenn man das Blog nachlesen würde (muss ich ja nicht, ich war dabei), läse man eine sehr interessante Doku über die Politisierung eines Menschen.

Dann habe ich schon beginnen müssen, in den Tiefen meines Feedreaders zu kramen, denn viele alte Blogs haben irgendwann einmal die Archive geleert; außerdem waren ja Blogs gefordert, die es sich noch zu lesen lohnt – und da suche ich nach mehr Gründen als „hat immer toll geschrieben“. Was ich übrigens einen vollkommen ausreichenden Grund finde, ein Blog zu lesen. Falls Sie sich selbst hier also vermissen: Keine Sorge.
Aber Svens Blog scheint noch ziemlich vollständig zu sein und ausgesucht habe ich ihn als drittes, weil er ein gutes Beispiel für etwas ist, was neben dem typischen Tagebuchschreiben die frühen Blogs oft ausmachte: Die Spezialisierung auf ein bestimmtes Thema. Sven hatte sich auf einen Vergleich von Hamburg und Berlin spezialisiert, nachdem er von der einen in die andere Stadt gezogen war.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

25.7.2023 – Urlaubstag, ein

Nach dem Aufwachen erst ein bisschen an den Schreibtisch gesetzt – das klappte sowohl von der Motivation als auch von der Effektivität her prima – und mittags dann los gefahren nach Köln.
Denn Sie wissen das: Wir lieben Museen und in Köln gibts da ja eins der besten.
Nach fast drei sehr glücklichen Stunden – Kunst macht uns wirklich froh! – noch rüber zum Bahnhof, ich wollte mal wieder ein bisschen Streetfotografie aus dem Handgelenk probieren.

Die Liebste – durchaus oft mit höherem Verstand gesegnet als ich – hatte dann am frühen Abend einen Tisch in einem äthiopischen Restaurant reserviert. Nach Museum und Bahnhof hatten wir noch etwas Wartezeit, die sich aber gut im Museumscafé rum bringen ließ und danach gab’s wunderbares Essen.

Das war ein ziemlich perfekter Urlaubstag.

In Gedanken waren wir viel bei Freunden, die gerade eine unschöne Zeit durchmachen und mit denen wir am Montag noch gesprochen hatten. Natürlich ist deren Geschichte deren Geschichte und gehört hier nicht hin, aber eines ist auf jeden Fall eine Essenz sowohl dieser traurigen Ereignisse und auch unserer langen Unterhaltungen: Sprechen Sie miteinander darüber, wie es Ihnen so geht. Echt, auch wenn’s schwerfällt und/oder Sie halt nicht so daran gewöhnt sind.

Ich hab da noch eine Frage offen:

Sie fragen, Christian antwortet

Wegen Verweisen auf Krautereporter usw.: Wieso sollte man sich tagesaktuell über die Nachrichtenlage informieren? Genügt auch eine Wochenzeitung? Wer fasst die aktuelle Nachrichtenlage (ohne Bezahlschranke?) am besten zusammen bzw. was nützen Sie für einen schnellen täglichen Überblick?

(aus dem Wunsch-Doc)

Ich stolperte erstmal über das Verb „sollte“ und war drauf und dran zu sagen, dass natürlich niemand etwas soll. Aber nun, wo die Frage ein paar Tage abgelagert ist, denke ich: Wir leben in Zeiten in denen unsere Welt im großen und kleinen bröckelt. Viele dieser Auflösungserscheinungen führe ich darauf zurück, dass Menschen zu wenig Bock hatten sich zu informieren und den Schaumschlägern von der „es gibt für alles eine einfache Lösung“-Fraktion auf den Leim gegangen sind und gehen.
Also doch: Ja, jede sollte sich informieren. Wir leben hier zusammen in einer Solidargemeinschaft mit anderen Menschen und teilen uns mit ihnen Stadt, Land und den Planeten – und nein, eine Nummer kleiner gehts heute nicht mehr, jedenfalls nicht wenn meine Entscheidung zu einer Urlaubsreise etwas damit zu tun hat, ob pazifische Inseln überschwemmt werden und meine Entscheidung für eine Hose das Leben einer Näherin in Bangladesh beeinflusst.
Unser Zusammenleben gibt uns Rechte und auch Pflichten und auch wenn zweiteres im Moment etwas unpopulär geworden ist, halte ich es für die Mindestpflicht, sich zu informieren.

Ob Sie das stündlich, täglich oder einmal in der Woche tun, das bleibt jeder selbst überlassen; und ein bisschen verstehe ich die Frage auch nicht. Ich fühle mich als Teil dieses Ökosystems, egal ob als Teil des kleinen Zweiersystems hier im Haus oder als Teil des ganz Großen und daher möchte ich doch wissen, was geht?! Nachrichtenkonsum ist für mich nicht ein ToDo, das ich in regelmäßigen Abständen abhaken muss – es ist ein Teil meines Lebens, der für mich wichtig ist, um Entscheidungen treffen zu können. Daher kann ich die Frage, wie oft „reicht“ für mich nur so beantworten: Es reicht, wenn ich die Themen die auf mich stoßen, so weit verstehe, dass ich sie in den Gesamtzusammenhang einordnen kann.

Mein persönlicher Mix setzt sich aus der Krautreporter-Morgenpost, regelmäßigem Radio-Hören, einer gut kuratierten Twitter (haha, nein) Mastodon-Timeline, passenden Blogs, Magazinen, Zeitungen (mit und ohne Bezahlen) bzw. einem gut gefüllten RSS-Reader und nicht-reflexhaftem Abschalten des Fernsehers zusammen. Die Zusammensetzung und Gewichtung ist vollkommen variabel. Sorry, ich habe keinen „schnellen Überblick“, sondern immer Augen und Ohren offen.

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22.-24.7.2023

Das Wochenende war hauptsächlich gefüllt mit einer ebenso eigenartigen wie anstrengenden Stimmung. Die erste Woche meiner Sommerferien ist rum, der Ausflug nach München war zwar im Ergebnis wunderschön, aber auch sehr anstrengend. Vorher, währenddessen und nachher auch. Aus Gründen, die viel mit einer na-Gott-Sei-Dank-ist-das-vorbei-Pandemie und meiner Arbeitsfähigkeit zu tun haben, muss ich in der zweiten Woche „schon ein bisschen etwas“ fürs Büro tun und naja, das torpediert dieses Entspannungsdings überraschend nachhaltig.
Wir waren am See, wir waren im Kino*, wir waren im Ikea und haben einen Bilderrahmen für ein Foto geholt, das unsere Freundinnen-Wand sehr schmücken wird; wir haben oft kleine Lego-Figuren herumlaufen lassen und weiter TNG gebinged, wir tranken Kaffee – und trotzdem blieb da viel Unruhe im Hinterkopf.

*) Im Kino sahen wir den aktuellen Aufguss von „Indiana Jones“ und ich sags mal ganz höflich – so ca ab der fünften Minute fühlte ich mich persönlich beleidigt.

Heute morgen dann eine erste Runde am Schreibtisch und die Liebste, die mich body-doubelte meinte, ich hätte die erste Viertelstunde nur in wechselnden Abständen „Fuck“ gesagt. Wie das halt so ist, wenn gleich zu beginn alles schiefgeht, was so schief gehen kann. Es ging dann aufwärts und vielleicht klappt das mit der Work-Holiday-Balance doch in dieser Woche.

Abends dann ein bisschen schlechte Nachrichten aus dem Freundeskreis; insgesamt ist da noch ’ne Menge Luft nach oben für diese Ferien.

Aber ich brachte Ihnen ein bisschen …

Zeugs

Schon mal Solastalgie gehört? Oder sogar gefühlt? Ich stieß auf den Begriff und konnte mich da sehr gut drin wieder finden:

Solastalgie ist der Schmerz über die Trostlosigkeit, die wir empfinden, wenn wir merken, dass die Natur, die uns von Kindheit an begleitet hat, nicht mehr da ist, krank ist und sich auch nicht mehr regenerieren kann.

Eckart von Hirschhausen im Podcast „Peter und der Wald“ 10/2022, zitiert im Artikel
Solastalgie – Wenn Umweltveränderungen die Seele belasten von Ute Kranz auf bravebird.de

und weiter:

[…] bringt gleichermaßen multiple Herausforderungen und damit auch eine seelische Belastung mit sich: Ohnmacht, Trauer um Verluste, Isolation, Zukunftsängste, Schuldgefühle und schlechtes Gewissen


Thematisch direkt dabei: Die Zukunftsangst. Rebecca Kelber von den Krautreportern hat aufgeschrieben, „Was Mut macht, wenn die nächste Katastrophe verkündet wird“:

Immer wieder fürchteten sich Millionen Menschen vor einem Unglück, das dann doch ausblieb. Ich habe mir fünf solcher Szenarien angesehen – und wie sie helfen können, mit Zukunftsangst umzugehen

Rebecca Kelber auf krautreporter.de:
Was Mut macht, wenn die nächste Katastrophe verkündet wird

Besonders lebhaft sind meine eigenen Erinnerungen an den Y2K-Bug Ende 1999. Während mein Freundeskreis 1999 von Prince rauf und runterhörte und die megagroße Silvesterfeier vorbereitete, rief hin und wieder jemand an und bat mich vorbei zu kommen – ich hätte doch sicher da etwas vorbereitet für seinen Computer. Ja, hatte ich – auf einer Diskette, by the way.
Ab Anfang Januar kumpelte mich dann jeder an, es sei ja wohl doch alles nicht so schlimm gewesen, also auf seinem Computer liefe ja alles wie gewohnt. „Ja, ich hab ja auch den Fix eingespielt“, erinnerte ich. Irritierter Blick: „Ach ja.“
Das war faszinierend.


Zurück zum Kino, da läuft ja gerade „Oppenheimer“. Keine Ahnung, wie das bei Ihnen ist, aber ich hab in der Oberstufe „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ gelesen und wir haben damals viel über Moral gesprochen. So wie ich die Inhaltszusammenfassung in der Wikipedia lese, gehts da wohl zuerst um die Biografie Oppenheimers – wie sehr man sich weiter gehende Gedanken selbst machen muss oder dazu angeregt wird, steht da nicht. Aber darüber hinaus stieß ich jetzt auf einen kleinen Thread auf Instagram, in dem ich mal wieder auf eine Geschichte hinter der Geschichte aufmerksam gemacht wurde. Tja, Geschichte, sogar die bei der man sich mal moralische Gedanken machen kann wird halt erstmal von Weißen geschrieben:

[The test area] was inhabited by Hispanos. They were given 24 hr to leave. Their farms bulldozed.

soledadobrien auf Instagram

For something completely different: Wenn Sie auf mastodon unterwegs sind, haben Sie beim Posten eines Bildes vermutlich schon einmal die Möglichkeit gesehen, beschreibende Text zum Bild einzufügen. Auf twitter ging das afair auch, in den meisten CMS auch und meiner Erfahrung nach interessiert das recht wenige Menschen. Nein, ich denke ehrlich gesagt auch zu selten daran, obwohl ich schon vor 25 Jahren mit blinden Menschen über den Sinn sprach.
Das RRZE, ein IT-Dienstleister hat für sein Blog mit sechs blinden und sehbehinderten Menschen gesprochen, wie für sie der perfekte Beschreibungstext aussieht:

Wie beschreibt man das Foto eines Menschen so, dass es andere sich gut vorstellen können? Was gilt es bei Diagrammen oder Organigrammen zu beachten? Welche Details sind in der Bildbeschreibung von Technik-Fotos sinnvoll? Wie kann man Screenshots von Benutzeroberflächen prägnant in Worte fassen?

Elisabeth Kolb auf www.rrze.fau.de:
Der perfekte „Alt-Text“: Wir haben sechs blinde und sehbehinderte Menschen gefragt, welche Bildbeschreibungen ihnen wirklich etwas bringen
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