3.9.2023 – langsames Wiederankommen

Erkenntnisse: Nachdem der große Schreck abgeklungen ist und ich mich darob freue, was ich nicht habe, beginne ich langsam zu merken, was ich habe: Ein paar kleine gelähmte Stellen im Gesicht, die mir ein paar Dinge erschweren, die ich eigentlich ganz gern in meinem Leben habe: Essen. Küssen. Zwei nicht trockene Augen haben. Wovor ich Angst habe: Dass der lapidare Satz: „Und bevor das wieder weggeht, kann das durchaus noch schlimmer werden“ eintrifft.

Schlaflos im Krankenhaus

Akzeptanz, Herr Fischer, wieder mal: Akzeptanz“ war der häufigst gehörte Satz an den Montagen als die Montage noch der Seelenmassage gehörten.
Akzeptanz Deine Mudda“, denke ich und und bedaure sehr, dass ich diese plötzlich wieder sonnigen Tage nicht so, wie ich es so liebe, in irgendwelchen Außengastronomien verbringen werde.
Und über den nächsten Zoomcall denke ich auch mehr nach als sonst, auch wenn die Liebste mir versichert, dass man exakt nichts in meinem Gesicht sieht – und ich also durchaus die Idee „Anstellerei eines Privillegierten“ in meine Gedanken aufnehme.

Da wir alle auch sehr über den Einfluss von Stress gesprochen haben, soll ich meinem Arbeitgeber eine AU für eine Woche hinlegen. Ich habe gelacht und versuche das gerade mit dem und meinen Kalender zu besprechen.

Schlaflos vorm Krankenhaus

Zeugs

Über Oberstufen in den späten Achtzigern. Es entspricht in etwa auch meiner damaligen Wahrnehmung. Und es ist natürlich schwer, sich das noch korrekt vorzustellen, aber ein Flugblatt wie das der Gebrüder Aiwanger hätte vermutlich einen eher riesigen Skandal ausgelöst.

… schreibt Maximilian drüben als Einleitung und verlinkt dann auf diesen Artikel beim Haltungsturnen:

Jedenfalls wussten alle, dass er kein Dummerjunge war. Und das, was die Autoritären heute verächtlich als Kontaktschuld bezeichnen, war Konsens: Wer mit Nazis rumhängt, stimmt ihnen zu. Darum blieben sie unter sich. Und darum war auch klar: wer mit denen rumhängt oder zusammen zur Schule geht, gemeinsam ankommt morgens, ist auch Nazi. […]
Darum ist es eben auch egal, ob Hubsi den Nazidreck selbst geschrieben hat oder nicht. Wer in den späten 80ern zur Schule ging, wird mir zustimmen: im Kontext der Zeit ist absolut und zweifelsfrei klar, dass er, wenn er sich nicht aktiv von seinem Bruder fernhielt, wenn er sogar sein Flugblatt in der Schultasche hatte, wenn er eine Strafarbeit für ihn bekam und ihn nicht verpfiff sondern sich solidarisch zeigte, eben auch ein Nazi war. Alle wussten das. Alles wissen das bis heute. Die Sache mit der Ente, die watschelt und quakt.

Haltungsturnen:
Dummerjunge

… und ich nicke und denke, dass es das ist, was mir seit einiger Zeit so aufstößt: Dass es nicht mehr selbstverständlich ist, Nazis auch Nazis zu nennen und scheiße zu finden. Dass sich gedeckt von fehlender Haltung und Rum-eiern irgendwo zwischen False Balance und fehlender Kenntnis des Toleranzparadoxons auf einmal braune Scheiße in meine Zeitungen, meine Fernsehsendungen, mein Leben drängt und uns alle verhöhnt.Und bevor jemand „Ja, aber“ sagt – es ist ganz einfach: Ich habe es so in der Schule, in einer katholischen Privatschule sogar gelernt und es geht so: Wir Menschen sind soziale Wesen. Um miteinander zu leben, benötigen wir gewisse Grundregeln: Niemanden töten, niemandem was wegnehmen unw. Sie finden diese Grundregeln in erstaunlich ähnlichen Formulierungen zB in den großen Weltreligionen. Und selbst, wenn wir die größtmögliche Freiheit des Einzelnen – vielleicht sogar Regellosigkeit – wollen, so ist die Akzeptanz dieser Regeln der Menschlichkeit eben eine Grundvoraussetzung für das Zusammenleben. Wer sich gegen die Menschlichkeit stellt, der darf nicht verlangen, von Menschlichkeit zu profitieren. Wer die Lösung seiner Probleme darin sieht, andere zu verletzen, ist kein Opfer und bekommt kein Mitleid.
Das ist doch echt nicht so schwer.


Ebenfalls Maximilian schreibt über die beiden heißesten Anwärter für den Nachfolge-Posten von the platform formerly known as twitter: Bluesky und Mastodon:

Ich habe mir, nachdem mir freundlicherweise ein Invite geschickt wurde, Bluesky angesehen, noch so eine Social-Media-Plattform. Wenn man wie ich eine Twitter-Facebook- Etc.-Vergangenheit hat, kann man sich dort leicht seine mehr oder weniger gewohnte Timeline zusammenklicken, aber das konnte ich bei Mastodon auch schon und habe nicht ganz verstanden, warum das einigen so überaus schwergefallen ist. Es sieht ansonsten aus wie Twitter und kann naheliegenderweise ähnliche Dinge wie Twitter, und da viele aus der Timeline dort auch schon vorher auf Mastodon waren oder noch sind, ist es jetzt in etwa so, also sei man auf einer großen Party mit allen Freunden und Bekannten, und die Party zieht dann irgendwann am späten Abend eine Kneipe weiter, wobei man, wer kennt es nicht, ein paar Leute verliert und ein paar dazukommen, woher auch immer. Einige Typen hat man länger nicht gesehen, einige gerade eben erst. Und es ist dann eher egal, wie die nächste Kneipe heißt, aussieht und möbliert ist, man hängt eben immer noch mit derselben Gang herum, mit der man sich gewohnt gut unterhalten kann und immer wieder die alten Witze über die alten Themen macht, nur hat man jetzt nur auf einmal neue Sitznachbarn und hört daher für einen Moment andere Leute reden.

Maximilian:
Von Kneipe zu Kneipe

Ich teile alles, was er da sagt vollumfänglich, auch wenn ich gestern bei Bluesky so halb resigniert schrieb:

ich jammere ein bisschen dem opensourcegemeinschaftssinnoffeneprotokolle-gedanken nach, aber seit ihr alle da seid ist es hier schöner als in tröthausen.

… und ich meine Zukunft vielleicht eher da sehe.

Und dann habe ich noch kurz darüber nachgedacht, was der Tonfall auf Mastodon, der belehrende Tonfall, den jetzt alle so schlimm finden, was der eigentlich bedeutet. Treten wir doch einen Schritt zurück und schauen: Menschen, die – aus der Twitter-Erfahrung heraus – etwas besser machen möchten, haben offensichtlich implizite Regeln aufgestellt. Und nun weisen sie darauf hin, wenn diese Regeln gebrochen werden. Richtig?
Und das fühlt sich nicht gut an.
Mit einem gehässigen Grinsen meldete sich folgende Frage in meinem Hinterkopf: Vielleicht fühlt es sich für die ach so verachteten Boomer genauso an, wenn auf einmal GenZ-ler sie darauf hinweisen, dass sie sich unkorrekt verhalten? Die Antworten auf das Zurecht-Gewiesen-Werden klingen oft erstaunlich ähnlich.
Anwesende wie immer natürlich nicht gemeint, wir sind ja die Guten.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

1.9.2023 – surprise, surpise

Als ich dann also heute morgen nach dem Zähneputzen Wasser im Mund hin und her bewegte, da kam ich nicht umhin zu bemerken, dass eine kleine vorwitzige Fontäne Wasser meinen Mund verließ. Gut, das sah ganz witzig aus, nur: das war nicht beabsichtigt und leider musste ich feststellen, dass ich die Lippen nicht fest genug geschlossen bekam, um es zu unterbinden. Hätte ich beim Zahnarzt gessessen und hätte den Mund betäubt gehabt – ja gut, aber einfach so heute Morgen blieb mir nichts anderes als es eine kleine Lähmung eines Teils meiner Oberlippe zu nennen. Ich, erschrak, fühlte quer durchs Gesicht genauer hin und bemerkte eine zweite Stelle am Auge und zwei Lähmungen sind zwei zuviel, jedenfalls wenn man in der Generation aufgewachsen ist, die mit Lähmumg im Gesicht sofort das Wort Schlaganfall verbindet. (Sofortige Beruhigung: Es war keiner)
Lächeln, sprechen, Arme heben, einbenig stehen – das ging auch alles, aber ich hatte Angst. Richtig Angst.

Die Liebste unterbrach ihre Arbeit und fuhr mich zuerst zu Frau Doktor und von da aus ins Krankenhaus und da lernte ich:

  • Ja, das war schon richtig so schnell zu kommen
  • Nein, keine Sorge, in diesem Fall kein Schlaganfall.
  • Einige andere Ursachen (Viren, Bakterien, …) kann man mit einer Blutuntersuchung und einer Lumbalpunktion herausfinden
  • Findet man da nichts, dann gehts in den meisten Fällen unterstützt von eine wenig Cortison einfach wieder weg. Die Gründe sind dann halt unbekannt.
  • Eine Lumbalpunktion ist deutlich, deutlich, deutlich weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt hatte, selbst wenn Herr Doktor – vorher noch mit beruhigender Stimme von seinen geschätzt schon 3000 Punktionen sprechend – nicht trifft und nach zwei Fehlversuchen einen Kollegen rufen muss.

Wenn ich die Nacht unbeschadet überstehe, darf ich morgen nach dem Frühstück wieder gehen, der Entlass-Brief – wir erinnern uns an den letzten Krampf – existiert schon.

Ich bin verhältnismäßig guter Dinge. Ich meine, wie könnte man bei diesem Essen nicht froh und glücklich sein?

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

30.8.2023 – eine Tüte gemischtes

Zwei Tage Migräne und trotzdem arbeiten müssen – yay.

Mittendrin gestern die ersten 100 Mails verloren, weil ich eine meiner E-Mail-Adressen schlicht vergessen hatte. Ja, ich habe einige E-Mail-Adressen; aus Gründen, die alle mal Sinn ergaben, sind da draußen an diversen Stellen ca. 50 E-Mail-Adressen von mir unterwegs. Wirklich benutzen tue ich davon drei: Eine für die kleine Firma, eine privat und eine für die Musik und alles anderen sind Funktionsadressen (zB soll man für jede Domain auch eine webmaster@-Adresse anlegen), ehemalig genutzte Adressen die weiter geleitet werden, oder Reste aus der Zeit, als ich noch für jeden Dienst eine eigene Adresse anlegte, um nachvollziehen zu können, wer meine Adresse weitergibt (also sowas wie facebook@…, szmagazin@… oder ähnliche.) Ich hab diesen Ansatz schon vor Dekaden aufgegeben, schleppe aber die Altlasten noch mit mir rum.

Aber ja: Ich bin immer noch damit beschäftigt neben dem Tagesgeschäft – was darob deutlich zu kurz kommt – meine Domains und Mails von einem Server zum anderen zu bewegen. Ich bin übrigens ebenfalls immer noch damit beschäftigt, quasi alles daran mit Inbrunst zu hassen.

Ach, by the way: Irgendwann in den nächsten Tagen wird dieses Blog zwischendurch mal nicht erreichbar sein. Das liegt dann an einer für das Jahr 2023 nicht mehr nachvollziehbaren Lücke der Verantwortlichkeiten, die entsteht, wenn man eine nicht ganz mainstreamige Domain (also nicht .de) von meinem alten zu meinem neuen Hoster umziehen will. Es gibt da nämlich eine Frist, sie beträgt in etwa fünf Tage und vielleicht stimmt der alte Hoster dem Umzug in der Zeit zu, vielleicht auch nicht, man weiß es nicht – aber ab der Zustimmung liegt die Domain dann beim neuen Hoster. Nachricht darüber bekomme ich keine*, am besten ich sehe so alle halbe Stunde mal nach und schiebe dann schnell die Daten von A nach B. Ja genau, deswegen bin ich so genervt.

*) Auch sonst gibt es keine Statusmeldungen irgendwo. Im einen Backend steht gar nix, im anderen steht leider etwas falsches.

Was anderes: Wirklich nachhaltig schön war gestern, als wir entdeckten, dass Tina und Helgi im nächsten Frühjahr eine Mini-Reihe ganz besonderer Konzerte an ganz besonderen Orten geplant hatten und wir innerhalb weniger Minuten die Stadien „Hingehen?“ – „Ja sicher“, Tickets & Hotel abgehandelt hatten. Dazu kamen diverse glücklich jubelnde Mails und DMs mit einigen Menschen aus zwei Ländern, die ich über die kleine Fan-Community kennen gelernt habe und die mir aufgeregt erzählten, wie sehr auch sie sich freuen. Kann es besser sein?
So überlegungslos planen zu können, ist übrigens ein Luxus, den ich sehr zu schätzen weiß und der mich sehr, sehr glücklich macht; ich kenne sowohl Lebensphasen, in denen wir das finanziell nicht gekonnt hätten, als auch die, in denen mir meine Angststörung keine Chance gegeben hätte – insofern: very happy me.


Nachdem vorgestern noch so ein schönes Exemplar dazu kam, hier vollkommen zusammenhangslos die schönsten Anti-Argumente, seit ich das Batmobil fahre.
Ich lernte, E-Autos sind scheiße, weil:

  • E-Autos sind so leise!“
    (Radfahrerin, die offensichtlich lieber hört als guckt.)
  • Ich lass mir doch nicht von einem Auto sagen, wann und wo ich Pause machen muss!
    (Jemand, die offensichtlich noch nie selbst getankt hat)
  • Die preschen doch sofort so los, sowas will ich nicht fahren.
    (offensichtlich kein 2 Fast 2 Furious-Fan)
  • Die sind doch so langsam
    (vielleicht ein 2 Fast 2 Furious-Fan)
  • Die haben doch jetzt dieses Schiff in Brand gesetzt!
    (äh, nein)

Die Werbung spülte mir noch einmal einen schon ein paar Wochen alten Interview bei den Krautreportern hoch, das ich recht interessant fand. Nicht überraschend interessant, sondern bestätigend interessant (das sind ja die besten, haha). Es geht darum, woher der Mythos der genialen Studiums-Abbrecher im Silicon Valley kommt und die Überschrift lautet passenderweise „Leute wie Musk oder Zuckerberg sind von Schleimern umgeben“.
Ich möchte das etwas allgemeiner formulieren: „Leute wie Musk oder Zuckerberg leben und arbeiten in Systemen, in denen man ihnen sagt, was sie hören wollen“ und dann die gleiche Sichtweise nicht nur auf die Hyper-Erfolgreichen anweden, sondern zB auch auf erfolgreiche Politiker. Nehmen wir zB mal Herrn Lindner, der offensichtlich in einer Welt lebt, in der der einzige Grund nicht arbeiten zu gehen ist, das man nicht genügend motiviert ist (ein Grund der meines Wissens sehr, sehr selten zutrifft). Hört man sich Herrn Lindner zB mal bei „alles gesagt“ an, dann versteht man aus seiner Biografie, wieso er das denkt; leider, leider fehlt dann aber offensichtlich der Blick über den Tellerrand:

Sie [charismatische Gründer] verfügen über die Selbstsicherheit, nur wenig Detailkenntnis zu brauchen über das, was sie angeblich revolutionieren wollen. Das ist auch eine Forschheit, die einer gewissen Ignoranz entspringt: Man hat eigentlich sehr wenig von der Welt gesehen und von der Branche, in die man einsteigt.

Rebecca Kelber auf krautreporter.de:
Interview: „Leute wie Musk oder Zuckerberg sind von Schleimern umgeben“

Natürlich ist Herr Lindner nur ein Beispiel, eines, was auf Grund von trauriger Aktualität sehr nahe lag:

Deshalb darf von einer Reform der sozialen Unterstützungsleistungen für Familien kein Anreiz ausgehen, sich nicht um Erwerbsarbeit, um Integration, um Sprachkenntnisse zu bemühen.

fdp.de

Was für ein beschissenes, überholtes, realitätsfremdes Weltbild, in dem nur Faule und Ausländer arm sind.


Bei Anke eine Buchbesprechung und für mich auch -empfehlung gefunden: „Exit Stage Left: The Curious Afterlife of Pop Stars“:

I wanted to know what it’s like when that awkward next chapter begins, where anonymity replaces infamy, and the ordinary reasserts itself over the extraordinary. The life Albertine forged for herself after punk was complicated, as life tends to be. She returned to education, studying film; underwent IVF; and endured both illness and divorce. But she never fully let the music go, because musicians mostly don’t; they can’t. I finished her book convinced she was a hero.
But then perhaps all pop stars are? They’re fascinating individuals, compelling and gifted, not short of self-confidence and, yes, occasionally a little odd, too. Artists may not always be the best people to operate the heavy machinery of adulthood, but they remain tenacious, driven and inspirational. They dared to dream, and then went out and made that dream come true.
But falling back down to earth, in this business, is an inescapable certainty. Like sportsmen and women, they peak early. A songwriter once told me, citing Bob Dylan, that “artists tend to write their best songs between the ages of 23 and 27”.
[…]
armed with a batch of potentially indelicate questions – because who likes to discuss failure? – I began to reach out to musicians from various genres and eras, those who hadn’t died young, but were still here, still working, to ask them what it was like in the margins.
A great many never bothered to respond. Others enthusiastically agreed, only to later bail out.

The guardian:
‘That’s it? It’s over? I was 30. What a brutal business’: pop stars on life after the spotlight moves on

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

Medienkonsum VIII ’23

Heart of Stone
Auf netflix geguckt. Jaja, wieder einer der nächtlichen Ballerfilme, aber wir haben doch alle unsere guilty pleasures. Die mächtigste Waffe, eine Geheimorganisation die so geheim ist, dass selbst die Geheimdienste nichts wissen, der absolute absoluteste Supercomputer – alles wie gehabt. Aber spannend und sehr solide gemacht, durchaus nahezu auf M:I-, Bourne- oder Bond-Niveau – und das obwohl der Schweighöfer mitspielt, der mich ja normalerweise zum sofortigen Wegschalten animiert.
★★★★☆

Diese Sendung ist kein Spiel
In der ZDF-Mediathek geguckt. Eine „Doku“ über die Sendung „Aktenzeichen XY“, die wir angeblich alle als Kinder heimlich geguckt haben, ob wohl wir es nicht durften – und nach der wir dann angeblich alle nicht schlafen konnten, weil sie so gruselig war. Grund-Tenor: Eduard Zimmermann hatte eine Agenda, nämlich den bräsig-zufriedene Nachkriegskonservatismus so lange wie möglich am Leben zu erhalten und deswegen Frauen durch die Erzählung von Schauermärchen hinter dem Herd zu halten. Mittel der Wahl um das zu beweisen: Wirklich spannende Ausschnitte aus vielen Jahren aus dem Sendungsarchiv, gelegentlich mit unterbrochen von kurzen Kommentaren dazu, was in Deutschland zu dem Zeitpunkt gerade so los war und das fühlte sich alles an wie damals der Deutschunterricht, wenn man dem Lehrer ansah, dass er eigentlich „Seht Ihr es denn nicht???!?“ brüllen wollte, wenn wir eine Metapher nicht erkannten.
Stefan Niggemeier fands komisch und ist nicht überzeugt; ich bin sehr überzeugt, aber nicht, weil mich die Doku überzeugt hätte – dafür ist die Argumentation zu löchrig. Der Blick in Deutschlands (TV-)Vergangenheit war aber sehr unterhaltsam.
★★★☆☆

(Einschub: Letztes Jahr hörte ich einen Podcast über den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München. Produzentin war die Tochter eines der Polizisten und ich hörte die ganze Zeit zu sehr durch, wie sie versuchte, ihr Familienerbe wieder sauber zu bekommen. So eine ähnlich persönliche Agenda klang für mich auch bei der Doku über XY durch, ohne dass ich da Hintergründe wüsste)

Unparteiisch – Deutschlands Elite-Schiedsrichter
Miniserie, in der ARD-Mediathek geguckt. Eine mehrteilige Doku, die in 5 halbstündigen Folgen die Top-Schiedsrichter des DFB durch eine Saison begleitet und das ja mal viel, viel spannender als es klingt. Sicher nicht unschuldig daran: Die Actionfilm-ähnliche Produktion, die offensichtlich Stil moderner Sport-Reportagen ist. Aber: Man hört endlich mal, was die Schiris auf dem Platz sagen, wie sie im ständigen Kontakt sind, sie sich gegenseitig absprechen aber auch bestätigen und man das Gefühl bekommt, sie müssen sehr eng zusammen halten, weil sie halt ab der ersten Sekunde nach einer Fehlentscheidung da draußen gegrillt werden.
Gleichzeitig fühlte es sich im Laufe der Folgen aber auch immer mehr so an, als würden die Spieler und Trainer sehr bewusst die Grenzen immer weiter verschieben wollen und die Schiris halt mit dem Rücken an die Wand stellen. Grenzverschiebungen, vielleicht das Mittel unserer Zeit, um eigene Interessen durchzusetzen.
★★★★★

TNG, die letzten paar Folgen.
Die sind nochmal richtig gut – aber das wissen Sie ja, wenn Sie Star Trek interessiert.

Cosmos – Signal aus dem All
Auf prime geguckt. Drei Hobby-Astronomen sitzen eine Nacht lang in einem Auto und gucken und hören ins All – bis sie auf einmal etwas entdecken, was nicht in ihr bekanntes Bild passt. Das klingt nach einer Basis, die Raum gibt für fast jede Entwicklung zwischen Jodie Fosters Contact und Mars Attacks, aber: Der Film ist quasi die reduzierte Version eines Kammerspiels, denn er verlässt den beengten Raum des Autos fast nicht. Damit bleibt er eng bei den Menschen, verzichtet nahezu komplett auf Action und das ist alles ziemlich fein gemacht und hat dann ein Ende, was logisch ist, was ich aber irgendwie blöd fand.
Ich las, dass der Film nur $7000.- Budget hatte, aber das merkt man ihm nicht an.
★★★★☆

Prodigy – Übernatürlich
Auf prime geguckt. Ein Psychologe wird in ein Hochsicherheitsgefängnis gerufen, um dort mit einem kleinen Mädchen zu sprechen. Um unvoreingenommen zu sein, informiert er sich nicht über die Hintergründe und begibt sich so in einen Verhörraum, in dem das Mädchen, besser verpackt als Hannibal Lecter, auf ihn wartet. Dann beginnen die beiden ihr Kräftemessen. Auch das quasi ein Kammerspiel, in dem zwei unterschiedlich starke Köpfe ein seltsames Duell ausfechten, auch hier fand ich das Ende doof. Diesmal aus dem Grund „naja, Hollywood halt“ Der Rest hat mich ziemlich gut unterhalten.
★★★★☆

The Protégé – Made for Revenge
Auf prime geguckt. Sie haben das inzwischen begriffen: ich habe Schlafschwierigkeiten und gucke dann gerne (nicht zu) anspruchslose Ballerfilme. Sebastian Stumbek vergab auf Moviebreak.de 6 von 10 möglichen Punkten und meinte: „Gute Actionszenen und sympathischer Cast treffen auf altbekannte und dünn ausfallende Story. Wer gar nicht mehr als das erwartet, dürfte in ‚The Protégé – Made for Revenge‘ durchaus kurzweiligen Spaß finden.“ (Wikipedia) Besser hätte ich es nicht ausdrücken können, ich hatte durchaus kurzweiligen Spaß.
★★★★☆

Wer ist Erin Carter?
Miniserie, auf netflix geguckt. Die Idee ist nicht neu, aber ok: Eine Lehrerin in einem Kaff in Spanien, die dort ihr Leben als Lehrerin und dem üblichen kleinen Drama mit Nachbarschaft und gemobbter Tochter lebt, stolpert in einen Supermarkt-Überfall und reagiert dort etwas zu souverän für ene kleine Geschichtslehrerin. Und dann erleben wir, wie sie langsam von einer sich Schritt für Schritt enthüllenden Vergangenheit eingeholt wird. Das könnte schön sein, aber leider ist das in etwa auf dem Niveau eines Jugendbildungsstätten-Film-Workshop-Videos umgesetzt. Niemand handelt auch nur halbwegs stringent, oder so, dass man so etwas wie einen Charakter erkennen könnte und das führt immer wieder zu Situationen, die mindestens „Häh?“ aber auch auch ein wirklich beleidigtes Gefühl hinterlassen.
Die zwei Sterne gibts für schöne Bilder und überraschen Tarantino-eske Momente zwischendurch.
★★☆☆☆

Sie suchen noch mehr kurzweilige Unterhaltung? Hier finden Sie alle Film-und Serienbesprechungen.

Sie möchten meine kuratierten und kommentierten Linksammlungen unterstützen? Hier finden Sie die virtuelle Kaffeekasse und hier eine Wishlist für die, denen Mammon zu schnöde ist.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.