8.8.2019

Morgens mit großem Brimbamborium die Liebste zum Bahnhof gebracht. Dummerweise den überdimensionalen Strauß Blumen vergessen, denn immerhin sehen wir uns erst um sieben heute Abend wieder.

Dann Schreibtisch. Bin wieder sehr in Liebe über mein Lieblings-CMS. Ich hatte $kundin mit sehr überschaubarem Aufwand ein paar neue Funktionen eingerichtet und dann eine „guck mal ob Du klar kommst“-Mail geschrieben. Sie kam klar.

Da hab ich doch gleich noch ein paar noch eine Funktion neu gebaut.

Mittags brachte das Postmännchen das Fotobuch und ich war …
a) wieder begeistert über die Qualität
b) entsetzt über meine Doofheit, denn ich hatte gerade noch ein paar Fotos auf einer Speicherkarte gefunden. Naja, dann müst Ihr die jetzt über die nächsten Tage angucken.

Ab Mittelnachmittag dann Pause, denn heute Abend – wie gesagt, um sieben sahen wir uns wieder – waren die Liebste und die Freundin mit der sie schon den ganzen tag unterwegs war und noch zwei Freunde und ich in Köln im Äthiopischen Restaurant verabredet. Ich war da schon zweimal mit ein paar Bloggerfreunden – erinnert Ihr Euch? – und sie war immer neidisch gewesen.
Pause leider nötig, denn die bittere Einsicht ist: Meine Grundanspannung ist zu hoch/mein Energiepegel ist (immer noch/schonwieder) zu niedrig – da hat der Urlaub gar nichts dran gemacht.

Aber vorher bestell’ ich noch ein Buch vom Sascha. Ja, Sascha noch eins. I’m so sorry.

7.8.2019 – b.a.u.

#Chronistenpflicht: Hier pasiert nichts besonderes. Ich arbeite so vor mich hin und nachmittags haben wir einen Ausflug gemacht: An den Kemnader See. Da war es schön, wir merkten wieder mal, dass wir echt gut aufs Ruhrgebiet können.

Danach noch ein Zwischenstop an der Eisdiele und als wir dran vorbei kamen haben wir auch noch am frisch renovierten Gut Rödinghausen gehalten – das ist so ein leicht strittiges Projekt hier in der Stadt und mir eigentlich recht egal, aber dahinter läuft der Fluss und da war es nahezu widerlich idyllisch.

5.8.2019 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

Mein Körper scheint sich daran zu gewöhnen, um sieben aufzuwachen. Ich finde das eine sehr akzeptable Zeit. Da ist Zeit für ein bisschen Rücken-Dings und eine kleine Runde durchs Internet bevor ich am Schreibtisch sitzen möchte. Im Rahmen des Rücken-Dings – genauer: als ich auf der Faszienrolle lag – knackte es heute endlich mal wieder im Rücken und der seit Tagen lauernde Schmerz unterm Schulterblatt war weg. Der in der linken Brustseite auch. Puh. Ich weiß ja, dass die Schmerzen in der linken Brust hier immer von Verspannungen oder Blockaden kommen aber dem eigenen Wissen zu glauben das ist manchmal nicht so einfach.

8:00 Uhr: Der Schreibtisch-Teil des Tages begann dann mit ein paar Erklär-Mails. $kunde möchte gerne gut bei Google gefunden werden und wir besprechen gerade, was man außer der gut optimierten Seite, die ich ihm gemacht habe jetzt noch tun könnte. Zum Beispiel, wie die Texte aufgebaut sein sollten, die eine Interessentin später bei Google in der Liste der Suchergebnisse liest.

Um elf Frühstück. Ihr habt’s übrigens geschafft, Ihr habt mich weich gekocht: Ich schneide jetzt Obst in eine Schüssel, werfe Haferflocken und ein bisschen Dinkelknusperkram drauf und frühstücke das. Aber ich werde es nicht Oatmeal nennen, nicht die Früchte in Reihen drapieren und es wird keinen Instagram-Account dafür geben.
Dummerweise schmeckts, ich komm damit gut über den Tag und fühl mich gut und die ganz üblen Frustfresskilos aus der ersten Jahreshälfte sind wieder weg. Trotzdem: Ich kann nicht gut mit gehyptem und fühle mich schäbig beim Essen.

Dann bei facebook ein Posting von Tina Dico, was jetzt für die Nordlichter unter Ihnen interessant sein könnte – und mich stark überlegen lässt, ob ich Anfang 2020 mal vier Tage nach Hamburg will: Tina spielt drei Tage nacheinander in verschiedenen Besetzungen und mit verschiedenen Programmen an drei verschiedenen Orten in Hamburg. Ja, die drei-Tages-Dröhnung ist nur was für wirklich Musik-begeisterte Menschen aber ich finde die Idee super. Ja, auch bei jeder anderen Künstlerin.
Wenn man einmal erlebt hat, was für einen Einfluss unterschiedliche Venues auf den Verlauf und die Stimmung eines Konzertes haben können – dann ist sowas einfach total spannend.
Außerdem kann ich Tinas Rock-Shows, die in Deutschland eher selten sind, auch wirklich empfehlen.

Vor dem Fenster unterhielt mich derweil in zehn Minuten-Abständen eine Auto-Alarmanlage und da ich schlichtweg nicht weiß, wie mein Auto klingt wenn es hupt, rannte ich jedesmal los.

Mittags ein Telefonat mit einem wannabe-Kunden. Empfohlen hatte mich eine Kundin, die ich wiederum hier irgendwo in Bloggersdorf mal kennen gelernt hatte. Als es letztens auf Twitter darum ging, ob man einen privaten und einen getrennten geschäftlichen Account braucht habe ich ja betont, wie gut die Zusammenarbeit mit Menschen ist, die man „schon kennt“, weil „man sich liest“. Ich bleibe dabei.
Das einzig Doofe ist: Es reduziert die Zahl der schrägen Job-Ankdoten hier im Blog, denn die erlebe ich – lassen Sie mich nachzählen – nie mit Menschen, die via Blog oder Twitter kommen.

15:50 Uhr: Als braver Reihenmittelhausbewohner habe ich bis exakt drei gewartet, bis ich die Kreissäge anwarf. Jetzt stehen die beiden Mülltonnen wieder (Sie erinnern sich?) und ich – so als grundfitter Schreibtischtäter – fühle mich frisch und erholt. (Sie verstehen doch Ironie?)
Das frisch gebaute Konstrukt muss vielleicht noch mit irgendwas wasserabweisendem gestrichen werden aber erstmal stehen sie wieder.
Ich möchte mich mit so etwas ehrlich gesagt so super gern beschäftigen, aber da habe ich damals, als wir überlegten dieses Haus zu kaufen, nicht weitgehend genug drüber nachgedacht.

18:00 Uhr: Mein Herzschlag beruhigt sich langsam. (siehe auch: „frisch und erholt“ im letzten Absatz) Nein, das ist nicht gesund, ja, ich bin in Behandlung, danke, keine Ratschläge, bittegern. Erstmal erschöpft schlafen.
Das kam überraschend, das Ende des Tages war anders geplant.

4.8.2019 – Ausflüge

Hey, hör Dir doch mal diese Cassette an“, sagte er und schob mir eine Maxell XLII rüber.
Was issen das?“ fragte ich irritiert zurück. Er blieb unklar: „Och hör doch mal rein

Ich war irritiert, weil … ich muss ausholen. Wir kannten uns seit der fünften Klasse, waren da schon mal ein paar Jahre befreundet gewesen bis unsere Klassen getrennt worden waren. In der Oberstufe trafen wir wieder aufeinander und wurden wieder Freunde.
Dummerweise hatte ich mich in seine Exfreundin verliebt und da er sie zurück wollte hatte unsere Freundschaft gelitten. Dann waren wir beide zufällig und unabhängig voneinander in Aachen gelandet, … nein, Stop: Nicht beide, sie war auch da. Ich traf sie ein paar Mal, er kam meist zufällig dazu; wir alle wussten was Sache war und es waren seltsame Wochen.

Also wunderte ich mich schon, warum er mir jetzt ungefragt eine Cassette rüberschob. „Immaculate Fools“, aha. Aber: Die Musik gefiel mir.

Drei Tage später trafen wir uns wieder. „Und?“ – „Jo, schön.“ – „Die spielen in vier Wochen im Luxor …
Die berühmten Schuppen fielen von meinen Augen: „Ach so, Du willst zum Konzert, aber weisst nicht, wie Du nach Köln kommen sollst. Und als ich erzählt habe, dass ich den Zivi-Dienstwagen privat nutzen darf hast Du mir die Cassette gegeben und gehofft, dass ich’s mag. Sehr cool; nicht. Aber weisst Du was? Ich steht da drüber. Ich fahr zum Konzert und wenn Du willst komm mit.
Er guckte ertappt, sie lachte ihn aus und legte ihren Kopf auf meine Schulter. (Es waren wirklich ein paar seltsame Wochen in dieser Dreierkonstellation)

Das Konzert war sehr geil.

Er nutzte, dass er sie länger kannte; er nutzte, dass ich Dienstzeiten hatte und sie beide an die Uni gingen und die beiden kamen wieder zusammen. Wir verloren uns alle ziemlich aus den Augen. (Sie heirateten später und bekamen Kinder, Haus und Hund. Ich traf meinen aus-der-ferne-Jugendschwarm und wir heirateten und bekamen Haus und Katz. Alles also so, wie es wohl sein sollte.)

Irgendwann mottete auch ich mein Cassettendeck ein und seitdem vermisste ich immer wieder mal die Musik. Die Band hatte sich irgendwann aufgelöst und neu formiert und die frühen Alben waren irgendwie nicht mehr erhältlich.

Gestern fiel mir die ganze Geschichte irgendwie wieder ein und wie es meine kluge Art ist, fragte ich zuerst Twitter und als die erste Reply mich auf eine EBay-Suche hinwies, fiel mir auf, dass ich ja auch selbst mal hätte suchen können.
Die gesuchte CD gabs für schlappe 56 € gebraucht (Och nö) oder als MP3-Download (Yay!).

Und seitdem sitze ich glücklich grinsend da und singe alte Lieder mit, die ich zuletzt vor fast zwanzig Jahren gehört habe. Hätte ich doch weniger Text-Erinnerungsvermögen und stattdessen irgendwas nützliches im Kopf.

Wir sind heute sehr spontan nach Amsterdam gefahren und haben uns die zweite Hälfte des Stedelijk-Museums angeschaut. Wie immer begriffen wir da, dass wir beim ersten Mal erst ein Drittel gesehen hatten und jetzt müssen wir noch mal hin.
Wassen Pech.
Das war wie alle unseren spontanen Aktionen dieser Art sehr geil aber auch sehr anstrengend. Sehr anstrengend aber auch sehr geil.
Und wenn Sie irgendwie die Chance haben: Schauen Sie sich dieses Museum an!

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

3.8.2019 – Beifang

Den Morgen mit der Nichte verbracht. Hinterher gedacht, wie dankbar ich bin, ins Vewandtschaftsverhältnis zu so einer klugen und warmherzigen Nichte reingeheiratet zu haben. Nichte und Liebste fuhren dann noch weiter zu einer Geburtagsfeier und es mag eventuell sein, dass ich noch etwas Schlaf aus der letzten, sehr unruhigen Nacht nachholen musste. Und deswegen hab ich hier ein paar Links für Euch, aber nichts mehr zu erzählen.


Wer nicht vollkommen blind und taub ist hat begriffen, dass ich regelmäßig zu einer Therapeutin gehe. Bin ich also psychisch krank? Bin ich „in Therapie“? Können Sie, liebe Leserin, gerade auswendig unterscheiden, was der Unterschied zwischen „psychisch gestört“, „psychisch krank“, „in psychologischer Behandlung“, „in psychatrischer Behandlung“ und „in Therapie“ ist?
Ich benutze bewusst diese Begriffe, denn es sind die üblichen, es sind die, die man so liest; genauer wird selten differenziert wenn man in den gängigen Medien so etwas liest.
Mir wird immer etwas mulmig, wenn eine dieser Formulierungen in Zusammenhang mit einer Gewalttat auftaucht – als sei damit alles erklärt. Der Weg dahin zu denken, dass man dann auf psychisch Kranke besser aufpassen muss – weil die ja Leute angreifen – ist verführerisch nahe.
Und ich denke jedes Mal kurz darüber nach, ob ich vielleicht mit meinen 14-tägigen Besuchen weniger offen umgehen müsste.
Und nicht nur mir wird deswegen mulmig:

Ungefähr jeder Dritte bekommt irgendwann in seinem Leben irgendeine psychische Erkrankung. Die Chancen stehen gut, dass Sie dazu gehören. Aber selbstverständlich sind da auch leichte Störungen dabei, genauso wie vorübergehende […] Aber auch schwere psychiatrische Störungen wie Schizophrenien führen normalerweise nicht dazu, dass Menschen zu Mördern werden. 98% aller Menschen sind nicht gewalttätig und 95% aller psychisch kranken Menschen sind auch nicht gewalttätig. Die Zahl derer, die andere töten, ist noch viel geringer. Dafür ist das Risiko, selbst Opfer von Straftaten zu werden, für psychisch Kranke deutlich erhöht.

ruhrbarone.de: Nach Mord in Frankfurt: Diskussion auf dem Rücken psychisch Kranker

Überhaupt die Suche nach der Schuld. Sie ist menschlich, jaja. Aber es war auch mal menschlich sein Territorium mit der Keule zu verteidigen und da sind wir auch drüber weggekommen. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht komplett ausschließen, wenn Menschen aufeinander treffen. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass wir hier in Deutschland eh schon in den sichersten Zeiten seit Dekaden leben.
Trotzdem: Schuld muss jemand sein; aber nimmt uns das nicht auch etwas?

[…] geht stets darum, wer mutmaßlich am Tod Schuld ist, welcher Gruppe er angehört, und ob man die Gruppenzugehörigkeit politisch ausschlachten kann. Und es geht darum, wie wer eben dies versucht, wer moralische Doppelstandards an den Tag legt, wer wem nachweisen kann, dass er eben auf die Todesfälle auf diese oder jene Weise reagiert, oder eben nicht. Ich bin dieses Musters müde.

ruhrbarone.de: Ich möchte wieder einfach so über Tote weinen dürfen

(Beide bei Markus gefunden)


Wechseln wir das Thema. Im Rahmen von #metoo dachte ich intensiv darüber nach, dass man auch frauenfeindlich sein kann, wenn man es nicht sein möchte – ich „checkte meine Privilegien“. Und begriff auch in anderen Zusammenhängen den Unterschied zwischen „persönlicher Schuld durch böse Absicht“ und „Verantwortung durch meine Rolle als mittelalter weißer heterosexueller Mann“. Fängt man einmal an, so auf die Welt zu gucken … ich sags Ihnen. das wird nicht schöner.
Über zweitere ist natürlich viel schwerer zu sprechen („Du willst doch jetzt nicht sagen ich wäre misogyn/homophob*/…!“) und so lese ich da gerne mal weiter, um versteckte Mechanismen zu sehen, zu verstehen und etwas dagegen tun zu können. Hier zum Beispiel:

Und als würde diese ganze Kaskade an Homophobie nicht reichen, kommen dann auch noch die vermeintlich nicht-homophoben Menschen, die dir unverblümt sagen, dass sie sich dir all diese Erlebnisse kaum glauben könnten. […]
Die Gesellschaft findet LGBT+ in Ordnung, solange man kaum merkt, dass sie LGBT+ sind

jetzt.de: Auch wer sich nicht für homophob hält, ist es oft

Ich fürchte übrigens, im letzten Satz dieses Ausschnitts kann man „LGBT+“ durch jede andere Gruppe ersetzen, die benachteiligt wird. Passt immer.

*) Ich finde das Wort „homophob“ übrigens furchtbar. Eine Phobie ist eine Form der Angststörung und nicht eine Haltung gegenüber Mitmenschen mit anderer Orientierung. Für oder gegen erste kann man sich nicht frei entscheide – für oder gegen zweitere schon.


Und nochmal something completely different. Mir fallen auch keine klugen Worte ein, ich kann nur heftig zustimmend nicken; ich wünsche mir so sehr, dass jemand mit Verantwortung endlich mal diese Verantwortung nimmt.

Das aber wird nur funktionieren, wenn der Umgang mit den wichtigsten Produkten und Produktionsmitteln – Mobilität, Nahrung, Wohnen, Digitalisierung – nach Kriterien der Vernunft erfolgt. Und nicht mehr nur mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. […] Die Gesellschaft muss akzeptieren, dass sich solche Maßnahmen nicht mehr vermeiden lassen. Die Verbraucher stehen in der Verantwortung, selbst zu handeln, soweit es ihnen möglich ist. Sie müssen aber auch ihre Abgeordneten ermächtigen zu regeln, was nötig ist. Wer hier die Freiheit eingeschränkt sieht, hat recht. Aber es gibt kein Recht auf die Freiheit, alles kaufen zu können, was man sich leisten kann.

sz.de: Echter Klimaschutz wird wehtun

Und nu? Musik, hm?

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(Ich glaube, via yellowleds Facebook)

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