5.7.2019 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

7:35:
Huch? Lange geschlafen und der Rücken hat sich auch beruhigt. Immer schön viel gehen wenn der Rücken ziept, ich sags ja.

7:48:
In den letzten Wochen habe ich massive Probleme mit sowohl E-Mail-Empfang als auch -Versand. Gerade kam z.B. eine DM mit der Frage, warum ich nicht antworte – und ich kann immer nur froh sein, dass meine Gesprächspartner so nett sind, andere Kanäle zu benutzen um nachzufragen. Das saugt. Sehr.
Habt Ihr das aktuell auch?

9:55:
Erwähnte ich schon mal, dass ich zu blöd bin, Rechnungen zu schreiben? Vollkommen unrepräsentative Umfragen bei anderen Freiberuflern ergaben allerdings, dass ich nicht alleine bin damit. Aber Sie wissen jetzt, was ich die letzte Stunde getan habe.

Außerdem habe ich eine gestern Abend begonnene Recherche zu einem der aktuellen Aufregerthemen auf Twitter weiter geführt; also: Ein Stimmungsbild erstellt. Aus Gründen, die hier nicht hingehören.
Ich finde unter dem entsprechenden Hashtag eine sechsstellige Zahl an Tweets, die sich aber drastisch reduziert wenn ich die abziehe, die sagen: „Ich hab das ja gar nicht (ganz) gelesen, aber …
Ich fürchte, das sind vielfach die gleichen Menschen, die gegen Fakenews und Clickbait und Filterbubble-Empörungsblasen wettern und ich weiß jetzt auch nicht so. Darüber hinaus ist man sich ziemlich einig und gegenteilige Meinungen werden durch das bewährte Mittel einer herzhaften Beledigung zum Schweigen gebracht. Auch Drohungen mit Anzeigen habe ich gefunden. Also von denen, die beleidigen, nicht von den anderen.

Glaubt mir: Wenn ich einen Knopf hätte, um Medienkompetenz über dem Land zu verstreuen, ich klopfte Prodigy-Beats auf ihm.

10:10:
Haare geschnitten. Ich habe so ein aufregendes Leben.

12:00:
Rechnung zur Post gebracht, Brötchen mitgebracht, den Freitags hat die Liebste ja früh frei und wir läuten das Wochenende immer mit einem gemeinsamen zweiten Frühstück ein. Privilegiertes Pack, das wir sind.

Außerdem nimmt gerade ein neues, etwas spontanes Projekt Gestalt an. Ich arbeite ja besonders gerne für Menschen, Gruppe, Vereine, Firmen wenn ich auch noch hinter dem Produkt oder der Sache stehen kann – und deswegen bin ich gerade freudig aufgeregt. Gute Sache, gutes Ding und ein sehr professioneller Ansprechpartner auf der anderen Seite. Da bin ich gern spontan.

Das erste mal in den Tidal-Empfehlungen herum geklickt. Auf ein HipHop-Jazz-Crossover gestoßen das ich spontan sehr mochte:

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17:25:
Eingekauft. Mich an das alte Mantra erinnert: Ich wollte freitags nicht mehr einkaufen gehen. Ich wollte freitags nicht mehr einkaufen gehen. Ich wollte freitags nicht mehr einkaufen gehen.

WordPress-Themes recherchiert.

Eine Runde um den Teich gelaufen, aber da wars doof. Am Teich gibt’s nämlich ’ne Grillhütte und die kann man mieten. Und wenn die vermietet ist, dann rennen eifrige Frauen mit Alufolien-bedeckten Schüsseln umher, dann stehen fachsimpelnde Männer breitbeinig an der Feuerstelle und dann toben hundert wenn nicht mehr Kinder um den Teich und das ist alles super für die Frauen und Männer und Kinder, aber ich, ich will dann da nicht sein.

Dann Pizza gerufen und den Plan gefasst, ein bisschen in den Himmel zu gucken. Vermutlich läufts aber doch auf Ninja Team Warrior raus.

4.7.2019 – reality bites

Musiksortieren blablabla, Inbox leeren blablabla, Sie kennen das aus den letzten Tagen.
Während letztes Jahr das Jahr der gehackten WordPress-Installationen war, die ich retten musste, ist dieses Jahr eher davon geprägt, dass die Webhoster alte PHP-Versionen abschalten und ich CMS update.

Mit „meinem“ SEO-Mann telefoniert. Ein wannabe-Kunde erwähnte – knapp aber noch rechtzeitig vor einem Konzept – dass er mal „bei Google auf eins“ war und da wieder hin möchte. Rechtzeitig genug also, um sich erst um ein SEO-Konzept zu kümmern und es nicht hinterher auf eine bestehende Site draufzusetzen. Besser so.

Das Internet ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen. Und so bekommt Frau J jetzt mein altes, wenig *hust* benutztes Longboard und ich habe eine Aufnahme von Janis Joplin auf dem Medienserver liegen.

Beim Musik-digitalisieren an was lustiges erinnert und gleich ins Techniktagebuch geschrieben. Wenn ich schon theoretisch da einen prozentualen Anteil an einem Grimmepreis habe, dann kann ich ja auch mal praktisch was dafür tun.

Sonst? Den ganzen Tag Rückenschmerzen from hell und viel Zeit auf Wärmekissen und der Faszienrolle verbracht. Und diverse Runden um den kleinen Teich gegangen. Gehen ist ja meist noch das beste Mittel und gerade gehts.

Abends dann eine weitere Folge What If geguckt. Wir finden die Serie beide so böse, dass wir tatsächlich immer nur eine Folge ertragen und danach noch irgendwas mit Einhörner oder Regenbogen-Bärchis oder so brauchen.

3.7.2019 – digital audiophil

Die Suche nach dem idealen Musik-Setup geht weiter. Nachdem ich dabei bin alle CDs noch einmal zu rippen … nee, tu ich gar nicht.
Manches ist schon wirklich sehr alt und ich weiß gar nicht so, ob ich dafür Festplattenplatz (naja, quasi egal) und Platz in den ewig langen Interpreten- und Alben-Listen verschwenden möchte.
Und im Zweifelsfall gibts eh das meiste auf den gängigen und aktuell präferierten Streaming-Plattformen.

Es ist eh interessant, CDs in der Hand zu haben. Viele Covergestaltungen sind halt inzwischen 10, 15 oder 20 Jahre alt und das sieht man halt – aber das meine ich gar nicht. Aber ich kann mich an meinen ersten CD-Player und meine ersten CDs erinnern – das war aufregend, das war die Zukunft.
Und DAS hat etwas nachgelassen. Das Plastik ist inzwischen an der Oberfläche etwas aufgeraut und meist nicht mehr so ganz transparent und wenn ich ehrlich bin, wirkt eine gut gepflegte Schallplatte inzwischen nicht so anachronistisch wie eine CD.

Nachdem ich also dabei bin, ein paar meiner CDs noch einmal zu rippen, stellten sich zwei Fragen:

  1. Wie spiele ich das denn dann möglichst komfortabel ab?
  2. Was mach ich mit all den anderen MP3s, die da auf dem Musik-Server rumliegen?

Als Lösung für Frage 1 bin ich nach etwas Suche auf Asset UPnP DLNA gestoßen. Ein etwas sperriger Name für ein Programm das im Endeffekt nichts weiter tut, als die Festplatte im Server zu scannen und die gefundenen Musik-Dateien zu indizieren und auf Anfrage nach Album, Titel oder Interpret geordnet anzuzeigen.
Der immer wieder angesprochene Musik-Server ist mein Synology-NAS und Synology bietet theoretisch auch eine entsprechende Software an. Praktisch ist die aber langsam und nicht so richtig gut – jedenfalls in meinem SetUp hier.
Asset lässt sich ebenfalls per klickibunti auf dem Synology* installieren und und tut danach recht schnell seine Arbeit.
*) Aber auch auf Win, Mac oder Linux.

Ein Blick auf den Ressourcen-Monitor des NAS zeigte keine besonderen Vorkommnisse. CPU und RAM werden quasi gar nicht beansprucht, nur Netzwerkdurchsatz und Plattenzugriffe steigen, wenn Musik gestreamt wird. Ersteres schön, zweiteres logisch.
Ich werde das mal die 30 Tage Trial-Zeit beobachten und berichten.

Streamen tue ich ja inzwischen mit einem Onkyo NS-6130 Streamer, der – in einem Oldschool HIFI-Gehäuse untergebracht auf dem Oldschool Verstärker steht.
Der kann außerdem auch mit Tidal sprechen und hat eine App als Fernbedienung mit der man recht ok durch die Musik auf dem Synology-/Asset-Server suchen kann.

Zu Frage 2: Ich sortiere aus. Neben vielen geschmacklichen Verwirrungen der frühen 2000er gibts da ja auch noch die vielen unbekannten Titel, von denen ich gestern erzählte. AppleMusic hat da zwar inzwischen vieles erkannt und benamt aber eben auch viel Unsinn gemacht. Ich löse das durch großzügigen Gebrauch der Löschtaste.

Löschen ist super; fast so befreiend wie wegwerfen.

Kommen wir zur den Leseempfehlungen.

Apropos „befreiend“: Franzi hat auf Facebook diesen Link geteilt und ich finde das sehr schön, sich solche Gedanken zu machen und eine solche Sammlung anzulegen. (ja, das war eine schlimme Überleitung, aber lesen Sie doch trotzdem mal …)

Introvertierte und hochsensible Menschen kennen das vielleicht: Der Workshop geht los und man soll sich nicht nur lässig vorstellen, sondern auch gleich noch die zwanzig Vorgängernamen aufsagen oder wird zu etwas ähnlich Albernen genötigt – man will am liebsten gleich wieder aus dem Raum rennen! Wir haben uns daher gefragt: Wie kann man inklusive Workshops konzipieren, so dass sich alle wohlfühlen und ihr volles Potenzial entfalten können? Über 20 Expert*innen, inklusive uns, verraten ihre Workshop-Methoden und Tipps – lest selbst.

allcodesarebeautiful.com: 54 Workshop-Methoden & Tipps – Der Leitfaden für introvert-friendly Workshops

2.7.2019

Ich nähere mich Inbox Zero; ein gutes Gefühl kurz vor den Büroferien. Inspektionstermin fürs Auto klar gemacht. Neues Rezept für die Tabletten abgeholt.
Da krieche ich energietechnisch seit Wochen auf dem Zahnfleisch und ein paar Tage vor dem Urlaub krieg ich plötzlich noch voll Dinge geregelt. Ich verstehe es nicht.

Gleich mehrere liebe Menschen sind gerade im Krankenhaus und schaue ich auf meine Konzentrationsfähigkeit, dann würde ich es mal als bewiesen ansehen, dass auch Sorgen und Gedanken, die „nur“ im Hinterkopf sind, Energie fressen.

Das ist übrigens die Ruhr. Noch vor dem gleichnamigen Gebiet.

Bei einem Webhoster angerufen, um Infos zu Speicher- und Löschfristen zu bekommen damit ich die Datenschutzerklärung von $kunde entsprechend ausfüllen konnte. Ich bekam keinen anderen Satz aus ihm heraus als „Natürlich machen wir das alles der DSGVO entsprechend“ Meine Gegenfrage, wie viele Tage die Löschfrist bei Ihnen denn nun lang wäre wurde wieder mit „der DSGVO entsprechend“ beantwortet.
That was fun.

Ich höre übrigens immer noch sehr begeistert unfassbar viel Musik. Meistens suche ich einfach durch die Playlists und suche nach Alben mit dem kleinen M für MQA-Qualität und Alter, das ist schon was feines. Es gibt Stücke, da hört man das Knistern der Amps, so detailreich und transparent ist der Sound. Ganz großartig – ich kann das wirklich nur empfehlen, wenn Sie auf guten Klang stehen und an acceptable listening-situation haben, wie es eine Freundin mal ausdrückte.

Mittags kurzentschlossen mit der Liebsten in der Stadt getroffen und in ein Tortengeschäft gegangen. Immer wieder wenn ich mich daran erinnere, dann ist das ja einer der ganz großen Vorteile meines HomeOffice – dass ich es auch ganz oft mal für eine halbe Stunde verlassen kann.

Eines der Urgesteine der Blogosphäre aufgeräumt und technisch durchgefeudelt. Voll gut.

Mich über Book on demand-Angebote infomiert. (Aus Gründen). Kennt sich hier jemand mit BOD-ähnlichen Angeboten im Ausland aus? In Skandinavien vielleicht?

Dann begonnen, den Musik-Server mal aufzuräumen. So bis etwa 2005 hatte ich ein sehr ordentliches System dort, alle MP3s waren sauber getaggt und in Ordnerstrukturen gespeichert, die sofort erkennen ließen, welches Album von wem man denn gerade vor sich hatte.
Dann waren mein Laptop und ich auf einer Party und machten Musik für die Anwesenden. Nach drei Stunden wollte ich gern kurz was essen und überließ meinen WinAmp einem alten Bekannten, der ebenfalls „seine externe Festplatte mit Musik mal mitgebracht“ hatte.
Als ich wiederkam, hatte er seine gesamte Festplatte auf meine kopiert und meinen WinAmp auch schom zum Neuindexieren aufgefordert. Und natürlich meine MP3s auf seine Platte kopiert, aber das war mir ja egal. Dass ich jetzt mehrere hundert Titel im Format „unknown artist/unknown album/track01.mp3“ hatte – das nicht.
Ich habe nie wieder wirklich Ordnung da rein bekommen und löse es jetzt gerade durch sehr großzügige Löschaktionen: Alles was ich nicht sofort erkenne wird gelöscht. Ebenso alles, was ich auf CD habe – da sollten dann also am Ende nur die wirklich wichtigen Dinge übrig bleiben.
Bootlegs Demos Raritäten und so.

Abends nochmal hoch unters Dach; die Liebste weilt im Theater und manchmal kann ich die abendliche Ruhe prima nutzen, um nochmal sehr effizient zu coden.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

30.6.2019 – Nerd?

Ach, ja es gibt ja so viel nachzuholen.

Freitag begann mit mehreren Stunden Korrekturen und Überarbeitungen. Ich bin vollkommen begeistert über den Ablauf dieses aktuellen Projektes: Die Kommunikation ist in der Sache sehr klar und dabei freundlich respektvoll und wertschätzend – es ist toll. Und gleichzeitig schade, wie sehr es mir auffällt.

Nachmittags eine semiprivate Mail über die ich mich sehr freute; vor allem der Teil „semi“ machte mich froh. Der Arbeitsteil läuft schon seit Jahren super aber manchmal möchte man ja auch darüber hinaus gehenden Kontakt und diese Erweiterung ist ja nie einfach: Überschreitet man Grenzen? Will der andere auch? Schafft man es, die professionelle Ebene so gut weiter laufen zu lassen? Daher froh über ein paar private Zeilen in der Arbeitsmail.

Abends ein Gang durchs Städtchen und hot summer nights, that’s ja eh my time of the year. (Wer weiß, welchen amerikanischen Rock-Sänger ich gerade zitiert habe bekommt ein Eis; abzuholen hier im Städtchen.)

Samstag war Tag der Architektur und wir begannen mit einem Besuch in einem neu gebauten Haus, in dem Menschen mit Behinderung wohnen. Nein, kein Wohnheim, sondern ein Haus mit Wohnungen, in dem jetzt mehrere Menschen leben, die eben nicht mehr in einem Wohnheim leben möchten. Sie leben dort als Mieter und können, Dank der Infrastruktur des Hauses leicht Hilfe- und Pflegeleistungen dazubuchen – das aber eben selbstbestimmt und nicht nach dem, was eine Heimleitung halt eben so anbietet und für gut befindet. The keyword is: Selbstbestimmt.
Das Haus ist, so wie ich das sehen konnte, klug geplant und gemacht; es ist auch echt schön und hat wirklich nichts mit Behindertenwohnheim zu tun.
Die Website des Tags der Architektur ist leider konzeptionell etwas 2004 und ich kann nur einen Link auf Menden insgesamt setzen, aber keinen auf das Projekt selbst. Sie finden das Haus dann aber in der Liste, die ist *hust* nicht so lang.

Dann kurz nach Dortmund und bei Marcel Dudek reingeschaut. Der soll mich stechen, hatte ich nach Besuch des Instagram-Profils beschlossen und der kurze Besuch bestätigte diese Idee vollständig. Ich erzählte (sehr) kurz, was ich will, er zeigte mir zwei, drei Sachen und fragte ein paar Details ab und wenn das Gegenüber die richtigen Fragen stellt merkt man ja, ob man verstanden wurde oder nicht. Also: Termin abgemacht und ick freu mir sehr vor.
Die Liebste war hinterher arg beeindruckt und meinte, das wäre sehr faszinierend gewesen, wie wenig wir hätten besprechen müssen.
Sehr stilvoller, geiler Laden übrigens, denn Marcel da hat.
Ich werde berichten.

Kennen Sie das, dass Sie bei Menschen, die Sie irgendwie kennen und mögen automatisch erstmal davon ausgehen, dass die schon irgendwie auch so ticken wie Sie selbst? Ich halte das auch für normal und menschlich (Herdenbildung!); trotzdem ist man* dann ja manchmal überrascht, wenn in Details dann auf einmal die krassesten** Unterschiede sichtbar werden.
*) Also ich.
**) Also die krassesten, die in so einer westeuropäischen Kleinstadtfilterblase möglich sind.
Vollkommen geprägt durch den guten Teil dieses Internets bin ich dann bedacht darauf, solche Unterschiede nicht herauszustellen oder gar zu bewerten und zum Glück interessieren mich andere Denk- und Lebensweisen ja auch wirklich sehr.
Wenn das beim anderen nicht so ist, dann sitzte aber vielleicht auf einmal in einer Runde, die Dich als Nerd beschimpft und mit ebenso so wenig Bewusstsein für die Situation wie Gefühl für Grenzen lachend über Dich hinweg bullie-t. Das war etwas überraschend, als mir das dieses Wochenende geschah.

Währendessen unterschreibt man gerade, wenn ich das richtig verstanden habe, eine Petition gegen Völkerball und ich muss tief atmen. Ja, Völkerball war auch in meinem Leben die Hölle aber ich finde trotzdem: Zum einen kann man nicht alles verbieten, was weh tun kann. Und deswegen ist es zum anderen viel wichtiger den Sportunterricht zu reformieren und Sportlehrern endlich Pädagogik beizubringen. Gerade so ein Spiel kann man nämlich eigentlich super dafür nutzen über Rücksicht gegenüber Schwächeren, über Demütigung und wie man sie vermeiden kann, über Gewinnen und Verlieren und den Umgang damit und ähnliche Themen zu reden.
So lange das nicht statt findet, bleibt Völkerball (und überhaupt viel im Sportunterricht) natürlich die Hölle – aber ich finde es immer besser das System zu ändern, als seine Symptome zu verbieten.

Die Liebste erzählte währenddessen von einer Völkerball-Ableitung, die an ihrer Schule gespielt wird. In der ersten Klasse eingeführt gibt es zu Beginn genau zwei Regeln die das Spiel bestimmen. Und jedesmal, wenn etwas doof läuft, wird unterbrochen und die Gruppe überlegt, warum das doof war und etabliert neue Regeln. „Doof“ kann dabei zum Beispiel bedeuten „Der hat mich ins Gesicht geworfen / Der wirft so feste“ oder „Der wirft nie auf seine Freunde sondern jagt nur die anderen“. Oder alles andere.
Zu Beginn wird noch recht oft unterbrochen, weil oft etwas passiert. Und am Ende der Vierten verlangt die ganze Klasse begeistert nach dem Spiel wann immer sich Gelegenheiten bieten. Es gibt ein ausgeklügeltes Regelwerk das von den Schülerinnen selbst gebaut wurde und dafür sorgt, das alle Spaß haben. Und eine Sportstunde kann ohne nötige Eingriffe der Lehrerin mit 40 Minuten begeistertem Spielen durchlaufen.
Das funktioniert natürlich nur, wenn es der Lehrkraft gelingt, ein Klima zu schaffen, in dem alle auch sagen was sie doof finden – aber da kommt dann halt wieder der Teil mit der Pädagogik für Sportlehrer ins Spiel.

Jagt mich jetzt durchs Twitterdorf, aber ich finde das deutlich effektiver als ein Verbot.

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