6.11.2019 – alle Bälle in der Luft

Langsam wieder beruhigt.

Morgens viel programmiert und ein „Merci für den Auftrag, so gehts weiter“-Telefonat geführt.
Im Briefkasten war die Mac & I mit einem ganzen Heft voller Workshops. Quergeblättert und an einer Projektverwaltungssoftware hängen geblieben. Mich gefragt: Brauch ich sowas? Aktuell organisiere ich mich mit OmniFocus und das geht ganz gut. Brauche ich diese Zeitabhängigkeits-Leisten-Diagramme? Oder ist die ewige Suche nach dem heiligen Gral der Projektverwaltung nur ein Zeichen dafür, dass mein Kopf nicht mehr jonglieren kann, was ich hier tue und nach immer perfekteren Lösungen sucht, um sich endlich mal auruhen zu können?

Parallel noch die letzten CDs digitalisiert; hier stand noch eine Sammler-Box mit Miles Davis-CDs und jetzt steht im Plex eine 30 über den Miles Davis-Alben und auch das macht mich sehr froh.

Mittags bei der Manualtherapeutin und mit ihr über das wehe Knie gesprochen. Sie hörte sich das aufmerksam an, drückte weit abseits des Knies auf einen Punkt am Oberschenkel und fragte: „Tuts da auch weh?“. Ich war vor unerwartetem Schmerz quer durch die Praxis geflogen und die Antwort erübrigte sich.
Dann ist das muskulär, warte, ich helf Dir“, sprach sie.
Ich persönlich finde „muskulär“ deutlich besser als „irgendwas am Knie“ und bin ganz happy darob.

Vor der Behandlung trafen im Wartezimmer kurz die Liebste, eine Bekannte und ich aufeinander und ich plötzlich sah ich uns von außen und bekam einen Vorgeschmack auf später: wenn wir alle richtig alt sind und uns nur noch in Wartezimmern treffen und über unsere Zipperlein sprechen.
Nix für Feiglinge.

Nachmittags dann wieder viel programmiert. Ich jongliere gerade zwei größere Projekte die beide aufs angenehmste Weise ein paar kleine, feine Extras haben für die ich ein bisschen knobeln muss. Knobeln finde ich super, jonglieren nicht ganz so – aber momentan sind beide Bälle ganz stabil in der Luft und ich hab meist sogar noch eine Hand frei, um reingeworfene dritte Bälle einzusortieren.

Abends verabschiedete sich die Liebste, sie geht mit einer Freundin ins Theater und ich höre schon die Couch rufen.

Weil ich nicht mal dazu komme, Fotos zu machen habe ich hier ein Schaf für Sie. Schaffe haben wirklich schöne Gesichter, finde ich.

Ein Schaf in einer Wiese.

5.11.2019 – Money makes the world go ’round

Gestern Abend passierte noch seltsames. Ich googelte einen alten Freund, den ich schon lange aus den Augen verloren hatte – Sie tun das doch auch gelegentlich, oder? ODER?
… ich googelte also und fand eine richtig schön altmodische Homepage und las mich fest und wurde etwas nostalgisch.
Und dann geschahen zwei Dinge: Zum einen ist der junge Mann inzwischen quasi der Nachbar einer sehr geschätzten Internet-Freundin und da die ziemlich in der Pampa wohnt und er ja irgendwie bewusst in diese Pampa gezogen sein muss, fand ich das schon einen seltsamen Zufall. Ich meine, wenn’s Berlin gewesen wäre, aber von Dortmund ausgerechnet nach Dingsdorf an der Prömpel …?

Und dann begann ich – vollkommen überraschenderweise, haha – darüber nachzudenken, warum wir eigentlich nach einigen Jahren mit gemeinsamer Band-Zeit den Kontakt verloren. Und ich bekam eine Idee.
Oder anders: Ich konnte die Idee, die ich damals hatte, besser fühlen:
Ich hatte damals, Ende der 90er, gerade aus der neben-den-Nebenjob-Selbstständigkeit den Schritt heraus in die Vollzeit-Selbstständigkeit gewagt, leistete mir ein halbes Büro und hatte ein Auto gekauft. Und hatte das Gefühl, er käme damit nicht klar. Der doofe.

Inzwischen habe ich selbst merhrfach erlebt, wie es ist, wenn Menschen zu Geld bekommen. Wie sich dann ganz einfach alltägliches und Lebensrealitäten verschieben und man plötzlich kein gemeinsamen Gesprächsthemen mehr hat.

Exkurs: Ich freue mich an dieser Stelle schon sehr auf die Kommentare „Na, dann war die Freundschaft aber vorher schon nicht so dolle“

Und vielleicht ist exakt das damals passiert. Ich erinnere mich dunkel, dass es bei ihm nicht sonderlich gut lief – nicht nur finanziell sondern eher so in der Gesamtsituation. Bei mir hingegen hat das, von außen gesehen, bestimmt sehr geknallt. Dass ich abends vor lauter Schiss vor der eigenen Courage auch nicht einschlafen konnte und die Autoraten meist auf Kosten des nächsten Kinobesuchs zusammenkrazte – geschenkt.

Und ich habs nicht gemerkt und bin da blöd mit umgegangen. Ich doofer.

Susan Mücke hat da bei den Krautreportern letztes Jahr einen Artikel drüber geschrieben, denn die Frage, wie man das so macht, wenn eine Beziehung in eine solche Schieflage kommt, die stellt sich wohl öfter:

Geht es einem guten Freund schlecht, während wir selbst gerade glücklich sind, wissen wir häufig nicht, wie wir damit umgehen sollen. Gespräche geraten ins Stocken, Antworten werden einsilbig, verlegene Pausen entstehen. Ein Problem, das auch KR-Mitglied Ella hat, die sich fragt: Wie kommt man aus dieser Schieflage wieder raus?

krautreporter.de: Wie du mit einem Freund sprichst, dem es schlechter geht als dir

Jetzt aber zum Tagebuchbloggen, es ist schließlich der 5..

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

9:00Uhr: Am Schreibtisch bekam ich heute das bei allen Grafikern gefürchtete Logo als 150 x 200 Pixel-JPG mit kräftig Artefakten geschickt. Und dachte wieder mal: Ja, man kann sich bestimmt „ein Logo in WordArt bauen“, und ja, der „Nachbarssohn kann bestimmt auch Logos weil er den ganzen Tag am Rechner“ sitzt – aber das rächt sich halt irgendwann später.
Trotzdem – ich finde das undankbar: Bevor ich kam, waren alle mit dem Logo zufrieden. Und dass es sich halt nicht vergrößern lässt, das ist ja niemand aufgefallen, da muss das dann ja wohl meine Schuld sein.
Kommunikativ immer eine totale Gratwanderung: Möglichst klar ausdrücken, dass da jemand sehr unprofessionell gearbeitet hat, ohne dabei nach Kollegen-Diss zu klingen und gleichzeitig irgendwie noch „wir machen das schon“ ausdrücken.

10:00 Uhr: Mal den aktuellen Stand eines Projektes durch die Google Pagespeed-Analyse geschickt. Zufrieden gegrinst. Ich arbeite wirklich gerne mit diesem CMS. Und den einen Punkt krieg ich auch noch.

13:00 Uhr: Mit der Kundin telefoniert, der Siri gestern eine nette, geduzte Einladung geshickt hat, als ich mir eigentlich nur einen Termin für heute Morgen anlegen wollte. Um mich daran zu erinnern, dass es da noch etwas zu tun gab. Vorher natürlich noch erledigt, was es zu erledigen gab.
Cookie-Hinweise und GoogleMap-Einbettungen angepasst.
Anderen Kleinkram gemacht.
Rechnungen geschrieben und weggebracht.

Beim Essen ein bisschen im Internet gelesen. ich muss jetzt noch mal abschweifen.

Regelmäßige Leserinnen wissen, dass ich große Probleme mit dem Stil habe, mit dem auf Twitter oder anderen „sozialen“ Plattformen überwiegend „diskutiert“ wird. Ich beginne, das Gefühl, man könne nicht mehr überall alles sagen nachvollziehen zu können. Und zwar nicht, weil ich nicht mit Widerspruch und andere Meinungen leben könnte, sondern weil der Stil des Widerspruchs oft einfach gegen alles geht, was in meinen Maßstäben noch als höflich oder respektvoll gilt.

„Nicht nur mein Tun, sondern ich als Person, als Ganzes, wird verurteilt.“

Oder anders: Wenn Widerspruch bedeutet, dass man für einen Tweet als Mensch total abgekanzelt werden darf, dann kann ich keinen Widerspruch vertragen.
Und leider meine ich damit nicht nur „die“, sondern alle.
Aber …

Was hilft?
Villa Braslavsky hat eine Strategie: Sie rät zu spiegeln. Man müsse jemanden, der sich nicht ernst genommen fühle, so ernst nehmen, wie er oder sie es selbst gar nicht erwarten würde: „Du kannst alles sagen. Und wenn du das sagst, nehme ich dich so ernst, dass ich dich sogar bitte, mir nochmal zu erklären, was du damit meinst.“
Klingt einfach, ist es manchmal aber nicht. Was, wenn jemand etwas Rassistisches sagt? Villa Braslavsky empfiehlt auf pauschale Begrifflichkeiten wie „Du Rassist“ zu verzichten, weil sie das Gespräch sofort beenden. Stattdessen lohne sich auch hier die Nachfrage: Wie meinst du das? Das gehe natürlich nicht immer: „Wenn mich jemand bedroht, etwa weil ich Jüdin oder Professorin für Gender Studies bin, klappt das nicht.“

Aber wenn mir jemand sagt, dass er (kein) Fleisch isst, dann kann man das ja mal tun. Oder (nicht) stillt. Oder (nicht) impft. Oder (keine) Adventskalender mag. Oder … naja, Sie wissen schon.
Ich mochte daher sehr diesen Artikel von Stella Schalomon bei den Krautreportern aus dem auch beide Zitate sind: Meinungsfreiheit – So trauen sich Menschen wieder, ihre Meinung zu sagen. Da kann man sich gut mal zehn Minuten für nehmen.

15:30: Büro-Feierabend. Um sechs hält Vanessa einen Vortrag in Dortmund und wir freuen uns sehr darauf. Die Liebste hat noch einen Termin und kommt erst knapp vorher nach Hause, aber das wird passen.

(Bitte stellen Sie sich vor: Alles bis hier wurde so über den Tag verfasst. So bis halb vier halt.
Der Teil ab hier ist der Rückblick auf die Stunden danach. Bitte beachten Sie den Stimmungsumschwung zwischen den Zeilen)

16:50 Uhr: Wir fahren los. Das Navi sagt: 18:00 Uhr ist machbar. Ich sage: Ich hab ja immer Parkplatzglück, das passt schon.

17:30: Das Navi wechselt zwischen zwei verschiedenen Routen. Ich will nicht sagen, dass mich das nervös macht, aber …

17:45 Uhr: Dortmund. Es ist irgendwie recht voll. Voller als sonst.

17:47 Uhr: Vollsperrung. Im Stadion wird heute ein Fußballspiel gegeben und der herangereiste Plebs wird von der Polizei zum Stadion geleitet. Wir stehen.
Ich hab Rachephantasien, für die ich Gefängnis verdien’, um eine bekannte HipHop-band zu zitieren. Das löst aber auch werde eines der Probleme noch löst es den Verkehr auf.

18:15 Uhr: Wir können weiter. Ein bisschen zumindest. Ich hasse alle Menschen.

18:25: Wir suchen einen Parkplatz. Ich hasse jedes Atom.

18:32: Wir beschließen, dass über eine halbe Stunde Verspätung für einen 45-60-minütigen Vortrag so peinlich ist, dass wir nicht mehr auftauchen wollen. Wir verlassen die Stadt auf einem Weg der so weiträumig wie möglich Bahnhof und Stadion-Zuwegungen vermeidet. In other words: Wir fahren aus der Mitte weit nach Westen, von da weit nach Norden um von dort in den Osten zu kommen. Gäbe man mir einen Handschuh und fünf Steinchen – ich löschte die Hälfte alles Lebens sofort aus ohne zu zögern.

Irgendwann sind wir wieder in Menden und aus Vernunftgründen beschließen wir, den Ärger unter Pasta zu begraben.

4.11.2019 – ganz ruhig, Brauner!

Pünktlich um sechs wach und am Schreibtisch. Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das mögen soll oder nicht. Wenn ich doch eh wach bin – warum nicht?
Andererseits bin ich dann abends um neun müde und muss allerspätestens um zehn im Bett liegen und das ist nicht exakt das, was man mir versprochen hatte über dieses Erwachsensein.
Dafür spricht aber: Nehme ich einen normalen achtstündigen Arbeitstag an, dann bin ich echt früh fertig mit des Tages Mühen und habe quasi einen freien Nachmittag, den ich mit der Liebsten verbringen könnte, denn „die hat als Lehrerin ja bekanntlich ab mittags komplett fr“… entschuldigung, ich kann es nicht mal im Spaß tippen.

Dagegen spricht aber wieder, dass ich dann nicht im geringsten entspanne, weil ich nichts mit mir anzufangen weiß und im Zweifel dann doch noch eben was code – und so möchte ich eigentlich nicht leben – so ganz nur zwischen den beiden Stockwerken mit Bett und Schreibtisch pendelnd.

Ich muss das alles noch überdenken.

Am Schreibtisch habe ich die Cookie-Lösung, die ich mir selbst ins Lieblings-CMS gestrickt habe, soweit fertig gestellt, dass sie jetzt zur Abnahme beim Anwalt liegt. Drücken Sie mir also gern die Daumen, dass a) ich die letzten Urteile richtig verstanden habe und b) das dann auch so umgesetzt habe, dass er das gut findet und ich es meinen Kundinnen anbieten kann.
Während ich hier schrieb, kam die Antwort-Mail. Meine Einbettung von Frend-Inhalten im Beispiels ist „vorbildlich“. Jetzt weiß ich nach all den Jahren endlich mal, wie man sich fühlt, wenn man einen Fleiß-Stempel bekommen hat.

Gleich zwei Fake-Microsoft-Calls heute, aber ich hatte heute keine Lust Menschen zu verarschen, die mich verarschen wollen.

Verwirrung mit einer Kundin, weil eine Mail von mir 10 Tage unterwegs war. Auch ich halte das für neuen Rekord und wir rätseln beide, was die Mail denn zwischendurch gemacht hat – vor allem, wo das Oktoberfest doch vorbei ist?
Wir vergessen immer alle, dass E-Mail zwar oft, aber eben nicht immer ein real-time-Medium ist.

Aber was ganz anderes: Die Liebste und ich sind uns nicht einig, was dieses Tier – das auf einem Treppenpfosten auf Schloss Moyland sitzt – gerade tut. Ka… seinen Darm entleeren oder einen Knochen verteidigen? Ich verrate Ihnen nicht, wer von uns was dachte, aber was meinen Sie denn so?

Nochmal zur (fehlenden) Entspannung zurück; ich hab da ja (irgendwann montags) etwas gelernt, was ich Ihnen nicht vorenthalten will:
(Vorbemerkung: Ich bin leicht perfektionistisch veranlagt.)
Und wenn ich dann (110 Prozent) gestresst aus dem Büro kam und entspannen wollte, dann war ich immer unglücklich, dass das nicht klappte. Gar nicht. Kam nie runter. Mediation, Yoga, PME, ShaktiMat, … egal – alles sinnlos.
Idee der Seelenmassage-Frau dazu: Wollen Sie vielleicht auch zu 110 Prozent entspannen, Herr Fischer? Haben Sie vielleicht ein Ideal eines über einem Zen-Pfahl schwebenden Yogis vor dem inneren Auge und sind gestresst, wenn Ihnen das nicht gelingt? Meinen Sie nicht, die Fallhöhe von 110% Stress zu 110% Entspannung ist etwas groß? Probieren Sie’s doch mal mit weniger. Und wenn’s dann damit klappt, haben Sie im Endeffekt schließlich gewonnen.
Tja.
Ich möchte ja gerne diese dümmlich grinsenden Influenza auf Instagram komplett dafür verantwortlich machen, die uns allen immer vorgaukeln, mit der richtigenAsana und der richtigen Bowl müssten wir alle allzeit perfekt zenmäßig locker sein, aber ich fürchte, ich habe ein wenig Mitschuld gehabt.
Kann man aber, wenn man gerade wieder so eine Bowl-Tussi im Stream vorfindet trotzdem mal drüber nachdenken.

3.11.2019

Morgens aufgewacht und programmieren gegangen. Ich könnte mal beginnen zu überlegen, warum mir da morgens nichts anderes einfällt, aber herrje.

Noch gestern dieser wunderschöne Dialog:

  • […] (unverständlich)
  • ja, diese Kostüme werden ja immer schlimmer, das ist auch echt nicht mein Feiertag.
  • Nee, meiner auch nicht. Hast Du dieses ganz gruselige von der Dings gesehen?
  • der Dings?
  • ja, dieser Sängerin.
  • welche Sängerin?
  • ach, diese ganz bekannte, ich komm nicht drauf.
  • Helene Fischer?
  • Nee, die nicht, die andere.
  • die andere … die andere, warte meinst Du hier die Dings?
  • nee, die nicht.
  • Hier, die Kaulitz.

Wobei man ja auch sagen muss, das diesjährige Kostüm der bekannten deutschen Sängerin Heidi Kaulitz krasser shize war.

Wir rödelten heute hier so rum, die Liebste musste noch eine Präsentation fertig machen, ich codete so vor mich hin und schaute, was ein bisschen langsames Laufband mit meinen Knieen tat. Danach ein bisschen Buchhaltung und als es gefühlte vier Uhr war stellten wir fest: Wow, erst zwölf! Wollen wir an den See fahren?
Und das taten wir.

Am See begrüßten uns etwa eine Million Mücken. Das ist jeden Spätherbst so und wir vergessen es jeden Spätherbst. Wir gingen trotzdem wenigstens einmal die Mauer hin und zurück.

Für heute Abend hatten wir uns vorgenommen, Essen zu gehen. Wir wollten den Abschluss des schlimmstenProjektesSeitJahren™ feiern. Aber auf dem Rückweg vom See merkten wir beide, dass wir auch gut jetzt schon bereit wären für einen Burger, also fuhren wir gleich weiter. Luxus galore, privat so leben zu können, ich weiß das.

2.11.2019 – Ausflugtag

Keine gute Nacht. Seit ein paar Wochen schleppe ich einen etwas undifferenzierten Schmerz im Bein mit mir rum. Mal schwächer, mal schlimmer, mal dumpf, mal spitzer und aktuell habe ich noch den Kopf im Sand und hoffe, dass er alleine wieder verschwindet.
Gestern Nacht wachte ich das erste mal vom Schmerz auf und das war nicht wirklich launefördernd.

Deswegen um sieben direkt an den Schreibtisch verschwunden. Ich muss da dringend das Lieblings-CMS an aktuelle DSGVO-Richtlinien anpassen und hatte a) Lust darauf, ein bisschen zu knobeln und b) wollte ich dringend den Kopf wieder in den Sand bekommen.
Es waren sehr erfolgreiche Stunden. Voll gut.

Als irgendwann die Liebste vorbeischaute, guckten wir uns das Wetter an der holländischen Grenze an und beschlossen, den letzte Woche ausgefallenen Ausflug nach Schloss Moyland nachzuholen.

Das Schloss bietet zum einen ein recht hübsches Schloss, drumherum sehr viel herbstwaldliche niederrheinische Landschaft, einen hohen Turm um eben diese anzusehen und hauptsächlich innendrin ein Museum.
Sowohl die Website als auch ein Schild vor der Treppe warnen recht eindrücklich vor den dreißig Meter Aufstieg: „Der Aufstieg zum Turm erfolgt auf eigene Gefahr! Das Tragen von festem Schuhwerk wird empfohlen. Zudem wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Aufstieg körperliche Fitness erfordert. Personen mit Höhenangst oder körperlichen Beschwerden wird vom Besuch der Aussichtsplattform abgeraten
Körperliche Fitness? Schwindelfreiheit? What have possibily gone wrong?

Nichts ist wrong gegangen. Ich habs hoch geschafft, weder die Enge der Treppe noch die Höhe haben etwas gemacht und ich bin sehr, sehr glücklich darob.
Die bringen echt was, diese Montagstermine.

Das Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit Joseph Beuys. Den kannte ich als Kind hauptsächlich als eine Art lebendiges Beispiel dafür, wie pervers die Welt geworden war – wenn schon so jemand sich Künstler nennen durfte.
Später begriff ich dann, dass der künstlerische Horizont der Person, die versuchte, mir diese Werte zu vermitteln, in etwa vor dem blauen Reiter aufhörte. Und beschloss, mir mein eigenes Bild von Kunst zu machen.

Beuys war mir bisher noch wenig begegnet und nach dem, was ich heute so las, müsste mir gut gefallen, was er so gemacht hat – so als ständig aneckender Freigeist.
Nach dem, was ich heute sah, hab ich aber voll keinen Zugang gefunden. Kopf sagt ja, Bauch sagt och nö.

Wie gut, dass auch das vollkommen ok so ist. Denn wenn ich für mich etwas über Kunst gelernt habe, dann dass man durchaus darauf hören darf, ob sie einem gefällt oder nicht.

Falls Sie, liebe Leserin, Respekt vor Museem haben und sich nicht rein trauen – aber irgendwie auch schon mal möchten, kann ich folgendes Vorgehen empfehlen: Jedes Bild bekommt 10 Sekunden Zeit, um zu gefallen. Tut es das nicht, geht man weiter. Man ist fix durch und hat hinterher seine Zeit nur mit schönen Dingen verbracht.
Klappt übrigens auch gut mit Kindern, hab ich gehört.
Und Hüfte wegen des ewigen Rumstehens hat man hinterher auch nicht.
Und vergessen Sie um Himmels Willen die ganzen Fragen aus dem Kunstunterricht. Die Frage, was uns das sagen will, hat vermutlich mehr Menschen von Kunst abgebracht, als alle anderen Gründe zusammen.

Musik: Henning Wehland hat ein neues Album gemacht und er ist ziemlich wütend. By the way: So, liebe Germanistikpopper, geht das mit deutscher Rockmusik und klaren Texten. Ohne „Ein Hoch auf unsere Zeit die so geil war, dass sie nie aufhören soll“ und ähnlich selbstreferentiellen Scheiß.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

Die Website setzt 1 notwendiges Cookie. Ich nutze Matomo, um zu sehen, welche Artikel Sie interessieren. Matomo ist lokal installiert es werden keine Cookies gesetzt, so dass Sie dort vollkommen anonym bleiben. Externe Dienste werden erst auf Ihre Anforderung genutzt.