6.3.2020 – Friday, I’m im Stau

Heute Morgen dann beim HNO. Wir erinnern uns: Hausärztin und Zahndoc hatten undiffenziertes wie „Ja ähm“ oder auch „eigentlich sollte“ und „wenns nicht besser wird“ von sich gegeben.
Jetzt ist natürlich alles irgendwie schon besser geworden aber ich erhoffte mir trotzdem mal ein bisschen mehr Info. Deswegen – und ich weiß, ich tue jetzt etwas dummes – ging ich zu einem Arzt, der auch Naturheilkunde und Homöopathie anbietet. Damit Sie aus der Schnappatmung gleich wieder rauskommen: Ich kam mit Cortison wieder raus. Ganz klassisch, so wie ich es wollte. Warum ich das trotzdem tat? Ich wollte jemanden, der sich Zeit nimmt und ich wusste, dass er die genannten Aufreger anbietet, aber nicht darauf beharrt. That’s my way to do it.

Er nahm sich die erhoffte Zeit, er untersuchte mich – gründlich – er fragte viel und jetzt wird erstmal Cortisonspray zum Einsatz kommen und dann in ein paar Wochen mal ein CT gemacht.

Überraschenderweise war auf dem Rückweg Stau. Wer hätte das an einem Freitag auf dem Weg aus dem Ruhrgebiet heraus gedacht?

Dann gabs Torte, denn der HNO wohnt über einem wunderbaren altehrwürdigen Café und ich hatte uns was mitgebracht.

Und dann war ja gefühlt auch schon Wochenende, ich setzte mich also noch mal eben an den aktuellen Remix plötzlich war es dunkel und wir mussten auch schon fast los.
Denn heute abend schauen wir uns an, was unser ehemaliger Theaterverein diesmal so macht.

5.3.2020 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

0:00 Uhr: Seit Wochen, ach, vermutlich das erste mal in diesem Jahr musste ich nicht um irgendwas-mit-neun ins Bett fallen, deswegen sei vermerkt, dass ich noch wach bin. Naja, bis ca. 0:07 Uhr aber immerhin.

7:06 Uhr: Aufwachen, runter schleichen, inhalieren. Beschlossen: Ich werde inhalieren, bis das letzte Atom Rotz aus meinen Nebenhöhlen verschwunden ist. Beim Inhalieren lese ich die herumliegende Barbara und lerne: 60 neue Kleidungsstücke kauft der Deutsche im Jahr. Ich besitze nicht einmal 60 Kleidungsstücke.
Außerdem hat Anna Depenbusch ein neues Album aufgenommen; sie hat es im Studio direkt ins Vinyl geschnitten (was ich sehr spannend finde) und ich bin sehr gespannt und trage mir den VÖ-Termin in den Kalender ein.
Gestern Abend habe ich mir die Nägel der linken Hand lackiert und bin immer noch kurz irritiert, wenn ich meine Hände sehe. Da ich nicht blind tippen kann, kommt das heute vermutlich noch ein paar Mal vor.

10:00 Uhr: Voller Freude frickeligen Kleinkram gebastelt. Seit ein paar Jahren arbeite ich mit einem SEO-Spezialisten zusammen. Ich hatte zwar auch ein ganz solides Grundwissen, aber SEO ist inzwischen ein FullTime-Job und davon hatte ich ja schon einen – deswegen hatte ich mir Verstärkung gesucht. Lobpreis an Kiki für den Tipp btw.! Wir arbeiten zusammen zum Beispiel für einen alten Kunden von mir und da hat er ein bisschen Optimierungspotential auf der technischen Seite festgestellt. Ich finde das durchgängig beeindruckend, wie viele und wo überall es winzigste Schräubchen gibt und ich drehe sie alle mit Begeisterung. Und ich lerne so viel dabei!

10:30: Gefrühstückt. Dabei gefeedreadert und auf diesen besonnenen und damit guten Artikel in der Zeit gestoßen, der die Situation rund um die aktuellen Entgleisungen Flers dokumentiert …
[…]Stattdessen entwickelte sich das, was in der soziologischen Forschungsliteratur als veritabler clusterfuck bezeichnet wird. Fler, Shahak Shapira, ihre jeweiligen Fans und einige Twitter-Passanten meckerten einander durch ihre Smartphones an. […]
… und recht gut auf den Punkt bringt, was gerade zu tun ist. Rund um den Rapper und überhaupt beim Umgang mit Rap:
[…]Rapmedien und -künstler, sonstige Medien und Künstler, Fans, Social-Media-User […] hätten ihre Unterstützung aussprechen und betonen müssen: Misogynie und Sexismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft und damit auch nicht im Deutschrap[…]
Beide: zeit.de: Fler: Viel Brunftgebrüll

12:30 Uhr: Weiterer SEO-Kleinkram bis die Liebste heimkam – bzw sie mich einsammelte und wir was essen fuhren. Irgendwie machen wir das im Moment erschreckend oft, aber wir genießen das gerade sehr. Ich, dass ich nach der OP endlich wieder problem- und folgenlos auch auswärts was essen kann und wir beide dieses Café. Das ist weder niedlich noch klein noch individuell, sondern groß und es könnte gut Systemgastro sein, aber irgendwie ist das ein guter Platz, um dort zu sitzen. Außerdem bieten sie ziemlich viele Dinge mit Brokkoli und Sauße Hollandaise an. Dabei überlegten wir, was einen ziemlich unreflektierten und empathielosen Menschen dazu treibt, 30 Jahre in einen VHS-Kurs „Philospohie“ zu gehen. Aus Gründen.

Danach, surprise surprise, SEO-Schräubchen. Ich verschweige einfach, dass die Hollandaise 20 Minuten Mittagschlaf einforderte.
Derweil kam Franzis Newsletter rein, den a) ich immer gern lese und den ich b) mit einem Hinweis erwähnen muss, weil Franzi Kundin von mir ist. Dieser Newsletter jedenfalls schickte mich unter anderem zu t3n, die mich darauf hinwiesen, dass Google im Verlauf der nächsten 12 Monate endgültig auf dem mobile-First-Index umsteigen wird. In anderen Worten: Websites, die keine Optimierung für mobile Geräte mitbringen werden benachteiligt. Ich wusste das und ich glaube gerade, dass auch keine der Websites, die ich in den letzten Jahren gemacht oder auch nur bearbeitet habe nicht responsive ist, aber vielleicht wussten Sie’s ja noch nicht und denken jetzt: „Ups. Da sollte ich was tun.“ ?

Zwischendurch ein Anruf von einem alten Freund, eigentlich meinem ältesten Freund. Wir haben uns mit sechs kennen gelernt, uns dummerweise so Mitte zwanzig aus den Augen verloren und sehen uns jetzt so einmal im Jahr. Oder einmal alle zwei Jahre. Mehr bekommen wir nicht hin aber das ist immer sehr gut.
Jetzt wollten wir uns gerade wieder verabreden und plauderten schon mal lustig los – unter anderem über alte gemeinsame Bandzeiten. Und dann erfuhr ich, dass unser alter Saxophonist schon vor Jahren gestorben ist und das hat mir etwas den Boden unter den Füßen weggezogen. Natürlich ist es logisch, dass aus einer Gruppe von elf Leuten in dreißig Jahren mal jemand sterben kann – bei Musikern und ihrem Drang zu Substanzen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen vermutlich auch mehr – aber … Als wir zusammen spielten da waren wir so Anfang zwanzig und mein Gott, wir waren doch unverwundbar.
Gleichzeitig schickte er mir einen Link zu einem Stück Cloud, wo ich 14 alte Songs – Liveaufnahmen und Probenraummitschnitte – fand. Sachen, die ich dekaden nicht mehr gehört hatte. Das war gut, aber auch traurig.

Schon zwei alte Bandkollegen. I’m sad.

Gleich Veronica Mars.

4.3.2020 – the return of the hverdagen

Mein Schlafdefizit aufgeholt, habe ich das Gefühl.

Sehr früh und für einige Stunden am Schreibtisch gesessen. Ich hatte vor längerer Zeit für mein Lieblings-CMS ein Template entwickelt, mit dem ich recht schnell und trotzdem noch ziemlich flexibel OnePager erstellen kann. Jetzt arbeite ich gerade mit einer Grafikerin zusammen, deren Kunde gerne einen solchen OnePager haben möchte und für sie habe ich mal die verschiedenen Möglichkeiten in einer Grafik zusammen gestellt. So kann sie die Website in die Möglichkeiten hinein gestalten, ich muss nicht am Ende doch alles wieder justieren und wir vermeiden Reibungsverluste.
Drücken Sie mir die Daumen, dass die Arbeit sich auszahlt.

Dann jemanden an die Hand genommen. Manchmal muss man mit jemandem telefonieren, damit er sich in die Technik traut und dann selbst feststellen kann, dass er sich doch an die Bedienung erinnert.

Die Entzündung(?) da im Kopf lässt zwar gefühlt nach, zieht aber noch Energie und vollständig einsatzfähig bin ich noch nicht. Ich möchte das nicht, muss es mir aber wohl eingestehen. Dafür kommt mit der Wut die Konzentrationsfähigkeit langsam wieder.

Daher mittags erst einmal eine längere Pause, dann ins Städtchen gefahren. Das Auto gewaschen und … Alter, was hab ich ein hübsches Auto! Ich sollte es öfter waschen. Was für eine tolle Farbe!
Äh ja, geht wieder. Wo war ich? Ach ja: … und eingekauft.
Es folgt ein Beitrag zum Thema „Familie Fischer will nicht der allgemeinen Panik folgen und macht deswegen doofe Witze

Im städtischen Supermarkt übrigens noch keine leeren Regale. Ich weiß nicht genau, warum ich Ihnen das mitteile – aber schaue ich in mein Twitter, dann scheint es aktuell wichtig zu sein, den Zustand der örtlichen Mehl- und Nudelregale mitzuteilen. Vielleicht hält das den Virus auf?

Nachmittags nochmal Schreibtisch. Dinge, die andere vor die Wand gefahren haben von eben dieser kratzen.

Kommen wir zum heutigen Beifang:

Genial gefunden: Rhytmische Figuren mit Silbenfolgen verstehen.

Gefreut: Lotte schreibt über (u.a. ihre) Ausstellung in der Caricatura.
Jetzt muss ich natürlich offenlegen, dass der mehrfach erwähnte Peter Neuhaus ein langjähriger Freund ist, mit dem ich auch gern zusammen arbeite, dass die ebenfalls erwähnten Lotte und Ari und Polo dadurch auch Kunden sind aber egal: Ich kenne das erwähnte grafisches Trainingslager seit Dekaden aus Erzählungen und freue mich arg, dass daraus jetzt eine Ausstellung geworden ist. Frankfurter anwesend? Los, hin!

Respekt gehabt: Klopp hat Haltung.
Bekanntermaßen ist mir Fußball meist egal, nur Dortmund mag ich nicht so – aber als der Klopp da war, da hab ich schon mitbekommen, dass der ein guter ist. Er arbeitet daran, dass das so bleibt. Ich mag vor allem, wie freundlich er bleibt.

Nächste Woche treffe ich Menschen. Was zieh ich bloß an, was zieh ich bloß an? (Nur Spaß: Jeans und Hoodie und Chucks natürlich)

3.3.2020 – an Igel has landed

Immer noch wütend. Immer noch gut. Sehr gut damit geschlafen.

Im Traum eine alte Freundin getroffen. Eine, bei der ich keine Ahnung habe, warum wir uns nicht mehr sehen. Mal aufraffen und eine nette Mail schreiben.

Morgens als erstes eine Website „live geschaltet“. Ich hatte mich hier in den letzten Wochen gelegentlich ausgeweint über die seltsame Form der Mitarbeit der Kundin und ich werde Ihnen jetzt auch hier keinen Link hin schreiben.
Irgendwann bemerkte ich nämlich, dass unsere Mailwechel nach diesem Schema abliefen:
Ich: Erklärung eines technischen Features und Frage dazu
Sie: Weiß nicht, entscheiden Sie, aber bei der Gelegenheit: Sie wissen, ich schätze Ihre Expertise, aber vielleicht … – machen Sie doch bitte in der Gestaltung das und das besser so: …
(und später)
Sie: Ach, das [technische Feature nach dem ich gefragt hatte] hätte ich aber gern anders.

Was dazu führte, das die Website jetzt ganz exakt so aussieht, wie in der Powerpoint-Präsentation, die sie mir zu Beginn mal als Idee geschickt hatte. Unter uns: Da war Luft nach oben.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kann die Gestaltung anderer umsetzen ohne zu murren. Und wenn jemand eine Website haben möchte, die meiner Meinung nach nicht hybsch ist, die aussieht, als wäre sie von 2002 oder die alle Regeln moderner UI-Gestaltung ignoriert – kein Problem.
Was ich nicht so mag: Wenn jemand mir sagt, ich hätte freie Hand und dann innerhalb einiger Monate im Endeffekt jedes Detail in Einzelstückchen wieder wegnimmt. Und mir bei jedem Detail erklärt, warum das nun gerade aber bestimmt nicht so wichtig ist, auch wenn ich bestimmt mehr Ahnung habe als sie.
Das hat nichts mit verletztem Gestalterstolz zu tun, sondern mit Kommunikation.
Außerdem: Der klare Satz: „Das soll exakt so aussehen wie die PPT und ich will keine Ideen!“ zu Beginn hätte uns vermutlich vier Wochen Arbeit gespart.

Rechnungen geschrieben, eine Mahnung geschrieben, die Schornsteinfegerin durchs Haus geführt.

Zur Zahnklinik gefahren. Ich habe da seit dem Schnubbn und der verstopften Nebenhöhle am Wochenende ein ungutes Gefühl. Nicht im Mund, sondern eher in Richtung Kieferhöhle. Zwei Stunden gewartet – wir nennen es Konfrontationstherapie – und dann gehört: „Also im Prinzip … ich meine … hm … da sollte … ich glaube nicht … also … kommense doch nächste Woche nochmal rein. Das sollte aber besser werden.
Ich bin so mittel amused und lasse so schnell wie möglich mal die Neben- und Kieferhöhlen schallen. Und versuche mir in der Zwischenzeit nicht zu viele Gedanken um eine mögliche Entzündung mitten im Kopf zu machen.

Beim Warten viel in diesem Internet gelesen und es macht mich traurig und fassungslos, was an allen Ecken dieser Welt passiert. Ich bin sprachlos darüber.

Auf dem Rückweg erwarteten mich dann zwei Unfälle mit entsprechendem Stau auf der Autobahn.
Zwei Stunden statt 45 Minuten, was beschwer ich mich?

Außerdem geht mein Dank an die Götter des ABS, die mir und dem, der hinter mir war, noch ermöglichten zu bremsen, als der Typ in der rechten, stehenden Spur ohne zu gucken auf die mittlere wechselte, wo wir immerhin gerade gute 40 fahren konnten.
Da waren noch fast 40cm Platz, was beschwer ich mich?

Bis auf einen Toast gegen zehn war ich noch nüchtern und so holte ich die Liebste ab und wir fuhren weiter, was essen. Lernerfolg: Brokkoli-Käse-Pizzaschnecken sind eine super Erfindung, machen instantly satt – aber kennen Sie das, wenn alles Blut zum Verdauen in die Köpermitte geschickt wird und Sie beginnen zu frieren als säßen Sie beim Eislochfischen?
Deswegen früh ins Bett.

2.3.2020 – St. Anger

Wut kann etwas sehr erfrischendes haben. Nicht die Wut, die wir in uns hinein fressen, wenn Kühlschrank leer oder Spülmaschine voll, Klopapier alle oder Cheffe doof ist.
Nein: die kalte klare Wut, die man rauslässt. Klare Wut, die einen Grund hat, Wut, die differenziert genug ist, um in einem Gespräch problemlos switchen zu können zwischen nettem Gespräch mit dem Menschen mit dem man spricht und klarer Wut über den Menschen, über den man spricht.

Gerade fühlt es sich an, als hätte jemand endgültig eine Grenze überschritten.

Ich bin wütend. Das ist gut.

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