Was war das ein feiner Abend. Einstimmiges „das machen wir aber nochmal“ am Ende.
„Sie müssen saugen, wenn ich weg bin – nicht bevor ich komme“, lacht die Schornsteinfegerin, als ich hinter der Glas-Haustür sauge und sie deswegen nicht klingeln höre – sie dann aber draußen stehen sehe. Sie hat so unfassbar Recht, dass ich nur lachen kann.
Als ich frage, ob sie eigentlich noch viel auf die Dächer muss oder wie bei uns einfach weit oben im haus eine Klappe im Kamin ist, meint sie „so halbe-halbe“ „Und bei dem Wetter?“ frage ich entgeistert mit Blick auf die vereisten Dächer „… muss ich mich halt festhalten“ beendet sie den Satz. Naja, vermutlich muss man für den Job eh einigermaßen cool sein.
Die Adresse in den Niederlanden in den Google-Suchschlitz getippt und geschaut, wo ich dann hinfahren werde. Und dann auf StreetView umgeschaltet. Ja, das ist exakt der Ort, wo man im Kino „geh da nicht hin!“ ruft, wenn der Nebendarsteller in so eine Straße einbiegt. Und dann muss ich „einfach bei Dingsbums klingeln“. Ich freu mich so. Aber ich werde sicherheitshalber kein rotes Shirt anziehen.
Ach, ich hab ja gar keins.
Am Schreibtisch den nicht-mal-OnePager fertig gemacht und an die Kundin geschickt. Sie hat natürlich vorher Vorschau-Bilder bekommen und für gut befunden – und meist freuen sich Menschen, egal ob totale Laiin oder Dekaden-lang erfahrener Grafik sehr, wenn das dann im Browser plötzlich lebt.
Am Musik-Schreibtisch ein neues PlugIn installiert und breit gegrinst. So sehr ich es hasse, wenn Menschen sich von AI ihre Mails schreiben oder ihre Kinderbücher illustrieren lassen, so sehr freue ich mich, wenn Algorithmen sehr spezifisch auf kleine Probleme losgelassen werden und da gute Lösungen erzeugen. In diesem Fall Resonanzfrequenzen aus einem aufgenommenen Instrument heraus zu filtern.
Die meisten Instrumente, vor allem wenn sie in einem Raum aufgenommen werden erzeugen solche Frequenzen, die man nicht bewusst hört, die aber im Gesamtbild irgendwie stören. Sie sind nicht ganz leicht zu finden und herauszufiltern und warum soll das nicht eine Software für mich tun?
Auf der anderen Seite bekomme ich eine Software vorgeschlagen, die mir das Denken bei der Zeiterfassung durch kluge Automatismen nehmen soll. Die Entwickler haben sich gedacht: Wir schauen einfach, welche Software benutzt wird und für jedes Programm erstellen wir einen Zeiteintrag. Man erinnert sich zwar abends nicht mehr, was man alles gemacht hat, aber man wird ja wohl noch erinnern, was in Word und was im Photoshop passiert ist.
Vollkommen an meiner Realität vorbei. Wenn ich entwickle, dann ist der Editor und der Browser geöffnet, parallel meist Sketch, wenn ich selbst gestaltet habe, sonst der Acrobat und Photoshop mit dem gleichen PDF mit der Vorlage. Ich hatte kurz überlegt, was dieser wunder-Tracker damit macht, wenn ich im Sekundentakt wechsle, aber das wars mir dann doch nicht wert.
Ich verstehe auch nicht, wie man auf so eine Idee kommen kann – ein Computer gewinnt doch erst durch die Zusammenarbeit von verschiedenen Programmen seine unendlichen Möglichkeiten?
Naja: Klicken und wischen.
Vi ses!
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