14.5.2020 – love at first sight

Es mag sein, dass ich heute morgen auf eine besonders dreiste Anfrage nach SEO-Artikeln hier im Blog eine Antwort schrieb, die dem Empfänger kurz das Adrenalin ins Blut hat schießen lassen. Aber, lieber SEO-Mensch, falls Sie hier mitlesen: Im Endeffekt ist mir Ihr Laden keinen eigenen Artikel wert. Keine Sorge. Zuviel der Mühe.

Das leere Sketch-Dokument füllt sich langsam. Die inhaltlich schlimme Seite ist fertig. Ein paar Dinge lichten sich, ein paar mehr kommen rein, legen sich hin und bilden einen neuen Stapel. Da muss ich was mit tun. Schaue ich zurück auf die Stapel, die vor Corona hier lagen, fällt es mir offensichtlich doch um einiges schwerer, mich zu konzentrieren. Die Familie reagiert in gewohnten Mustern und ist erstaunt, dass ich es nicht tat.

Auf den ersten Blick eine gute Nachricht schien mir, dass die ARD-Talkshows ihre Sommerpause verlängern. Aber nur auf den ersten. Wegen Corona?
Und dann schüttele ich verwundert den Kopf und es fallen mir zig Themen ein, die gerade wichtig wären und vielleicht sogar ein paar extra Sendungen füllen könnten:
Man könnte über die Situation des Pflegepersonals sprechen. Über Wissenschaftsjournalismus und (über, nicht mit) Verschwörungsverbreiter.
Über Solidarität in der Gesellschaft, über Inklusion, über den Innovationsstau in deutschen Schulen. Oder warum Subventionen für die Autoindustrie diesmal (im Gegensatz zur „Abwrackprämie“) wirtschaftlich sinnvoll sein sollten. Und und und.
Aber ich bin ja nur ein Tagebuchblogger, die hochqualifizierten Damen und Herren in den Redaktionen werden schon wissen, warum das keine Themen sind.

Da bin ich doch im letzten Absatz kurz fast in Verschwörungsmythiker-Jargon gefallen. „Die da oben“, ich kleiner hier unten, der es aber vielleicht doch besser weiß? Spannend, so eine Selbstbeobachtung.

Die nächste auf den ersten Blick gute Nachricht war für mich, dass Joko und Claas ihre Viertelstunde Sendezeit, die sie in ihrer Sendung gewonnen haben mit einem Film genutzt haben, der das Ausmaß sexistischer Übegriffe und sexualisierter Gewalt gegen Frauen aufzeigt. Um Acht, im Hauptprogramm. Zwei Heinis, die eher für ihre Prank-artigen Shows bekannt sind.
Fand ich gut.
Heute lernte ich (ich hoffe, ich fasse es richtig zusammen): Der Film entstand in Zusammenarbeit mit terre des femmes und die sind gegen Sexarbeit und diskriminieren BIPOC (Black, Indigenous and People of Color) – und wenn BIPOC und auch Menschen mit Behinderungen ausgeschlossen werden, dann ist es keine Feminismus, sondern Diskriminierung bzw white feminism.

Und ich lese Diskussionen, ob der Film trotzdem gut oder aber aus oben genannten Gründen generell abzulehnen ist.
Mich in die Diskussion selbst einbringen – dazu habe ich zu wenig Ahnung, das will ich gar nicht tun.

Worüber ich aber gerade nachdenke: Jemand hier in der Kleinstadt sagte mal zu mir „Bis die Grünen fertig diskutiert haben ob der Schwarzstorch oder die Kröte wichtiger sind, hat die CDU die Autobahn gebaut
Und ich finde das schwierig. Nehme ich in Kauf, dass auf dem Weg etwas zu erreichen nicht jede Gruppe in unserer hochdiversen Gesellschaft in einen angemessenen Grad repräsentiert ist? Oder kann ich – um im Bild zu bleiben – die Autobahn erstmal bauen und dann die vergessene Abfahrt später noch dranbauen?
Ich finde das wirklich nicht einfach und kann beide Meinungen dazu sehr nachvollziehen.

Copy-Paste-Fehler des Tages. Und dann war da noch der lange, persönliche und einfühlsame Text einer C-Celebrity unter dem Foto eines Regisseurs, der kürzlich gestorben war. Sie erinnert sich an die gemeinsame Arbeit und gute Zeiten und dankt ihm für die Chancen, die er ihr gab.
Und beendet den Text mit „von meinem iPhone gesendet“. Ich möchte gern glauben, dass sie ihn sich selbst geschickt hat und nicht ihre Agentur für sie schrieb.

13.5.2020 – autschn

Eine anstrengende Nacht. Alle zwei Stunden das Wärmekissen neu aufheizen und bei der Gelegenheit strecken, dehnen, drehen, kurz auf die Rolle. Aber – lobpreiset die weltbeste Manualtherapeutin – ich hab ja viel gelernt, wie ich meinen Rücken wieder mobilisieren kann. Gestern wars schlimmer.

Außerdem heute wirklich viel gelaufen und dann war da noch eine Stunde Videokonferenz und dann musste ich einer erstaunten Agentur erklären, dass auch diese, ja wirklich, auch diese Website wieder so eine Datenschutzerklärung braucht und noch ein paar andere zeitfressende Kleinigkeiten.
Und wirklich überhaupt keinen weiteren Strich auf dem leeren Sketch-Dokument mit dem Logo oben links in der Ecke. Forkin shirt.

Gegen Abend dann doch noch wieder ne Menge Schmerz im Rücken. Ich vermute viel Muskelkater und ein bisschen Ausweichhaltungskrampf und ich bin ein alter Mann, ich darf das, hier nahezu einen ganzen Artikel über meinen Rücken schreiben.

Sagt mal, wollen wir einen #novid – Zoom-Kneipenabend machen?

12.5.2020

Ist das nicht aufregend? Nur noch drei Tage bis Bill Gates hier Chef wird. Ob ich dann meine AppleComputer behalten darf?

Arbeitstechnisch war der Tag eine mittlere Katastrophe. Ich hatte einiges vor und dafür auch Zeit genug und ging frohgemut zu Werke. Nur kurz aus dem Büro raus, quatschte mich da bei der Liebsten fest. Wollte dann aber wirklich anfangen. Nur noch kurz die eine offene Frage der Agentur beantworten. Oh, ein Anruf. Hm, jetzt vielleicht doch endlich Frühstück? Und schon war der Mittag vorbei und außer einem ziemlich leeren Sketch-Dokument mit nur einem Logo oben links hatte ich nichts geschafft.

Nachmittags hatte ich dann aber eine Idee und warf Photoshop an, um ein Composing zu machen. Verbrachte damit auch einige Zeit – aber leider nur, um am Ende festzustellen, dass meine Idee wohl doch nicht so supi gewesen war.
Der Rest des Nachmittags verlief ähnlich und zuerst war ich wirklich genervt darüber.
Aber eigentlich denke ich: Solche Tage passieren. Man kann an ihnen verzweifeln oder man kann irgendwann loslassen. Die anderen Dinge, die „dazwischen gekommen“ sind, die brauchten ja offensichtlich auch ihre Zeit und ihren Platz und den haben sie sich dann eben genommen.

Und so habe ich zwar absolut keinen Layout-Entwurf, aber ganz viele Dinge geregelt. Und mit einer Internetfreundin telefoniert.

Und abends erst noch lecker gegessen, bevor ich in den Abend-Hangout startete.

Der hatte mich vorher durchaus etwas nervös gemacht, denn – ach, ich zitiere mal Frau Brüllen selbst, denn der ging es offensichtlich eins zu eins wie mir (sowohl vor- als auch nachher):
[…] vor dem ich etwas nervös war, weil wir uns schon so oft fast verabredet hatten und dann hat es immer irgendwie nicht geklappt, und hey, das war toll, das machen wir mal wieder, hm? Gerne auch in echt mit Kaffee, wenn das irgendwann wieder geht. (So schön, wenn sich rausstellt, dass man sich mit Menschen, die man seit Jahren gerne liest, auch in echt super unterhalten kann. Und ein bisschen magisch, diese ersten „Treffen“, wo man sich ja eigentlich nicht, aber uneigentlich zumindest zum Teil sehr gut kennt.)
Das war ein sehr schöner Tagesabschluss.

Es war nur leider nicht der Tagesabschluss, denn während des Gesprächs hatte ich einen kurzen Moment des Schwindels und als ich danach aufstand hatte ich mir eine Rippe blockiert, wie ich mir lange keine Rippe mehr blockiert habe.

Ich werde dann wohl im Sitzen schlafen.

11.5.2020 – first times

Früh aufgewacht, schnell am Schreibtisch. So getrieben sich das manchmal anfühlt, im Moment ist das offensichtlich gut so. Einiges weggeschafft und Mittags dann zur Seelenmassage. Einen Brief abgeschickt. Zweimal, an verschiedene Empfänger, dann verschwindet er nicht so schnell wieder von dieser Welt, auch wenn sein Inhalt für den eigentlichen Empfänger nicht der gewünschte sein mag. Ich möchte so etwas übrigens gar nicht tun.

Kommen wir zu den Leseempfehlungen.

Wissen Sie, wo die Gefahr, sich anzustecken am höchsten ist?
The Risks – Know Them – Avoid Them (Wenn Ihnen englisch nicht so liegt, die GoogleTranslate-Version des Artikels ist gut lesbar)

Brief an Corona-zweifelnde Facebook-Freund*innen!
Ich sagte ja schon öfter, dass ich arg daran zweifle, dass ich jemanden argumentativ überzeugen kann, wenn ich ihn zuerst beschimpfe – auch wenn Twitter uns das meist so vormacht. Und auch wenn es vielleicht schwer fällt, jemanden, der an eine Gates-Verschwörung glaubt, nicht dumm zu nennen.
Daher finde ich Dirk von Gehlens Ansatz um einiges besser. Was ein wunderbarer Brief!

Demut?
Ja, so gerne hätten wir alles im Griff. Wir möchten, dass die Dinge so passieren, wie wir sie uns wünschen, wie wir sie geplant haben. […] Wir geben uns täglich der Illusion hin, dass wir alles kontrollieren können und alles in unserer Macht steht. Wer bereits Schicksalsschläge und persönliche Krisen erlebt hat, hat zumindest kurzfristig die Erkenntnis gewonnen, dass dem nicht so ist.

Aus: Innovation am Mittwoch vom 6.5.

So beginnt Innovationstrainerin Andrea Schmitt* Ihren letzten Newsletter und ich denke, das erklärt eine Menge von dem, was gerade passiert: Viele Menschen kommen nicht damit klar, dass sie die Kontrolle nicht mehr haben – und dann ist es fürs Hirn einfacher, eine Weltverschwörung zu sehen. Einfacher jedenfalls als einzugestehen, dass wir nur ein relativ zufälliger Haufen Kohlenstoffatome sind, die seit ein paar Sekunden bedeutungslos hier auf diesem Planeten herumkriechen.
(Eigentlich die gleiche Sinnsuche wie die, die die Menschen zu Gottbildern und Religionen getrieben hat.)
Auch das weitere Umgehen mit der Supidupi-Erkenntnis sieht mir verflixt ähnlich aus: Der Hang dazu, sich als etwas Besseres zu fühlen und missionieren zu wollen. Und die Uneinsichtigkeit gegen jede Form von Argumantation.

*) Transparenz-Dings: Ich arbeite für Andrea und habe sie sowohl technisch als auch konzeptionell zum Newsletter unterstützt. Inhaltlich nicht.

Gestern Abend las ich diesen Tweet …

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… und musste sehr lachen. Das ist volkommen absurd, nicht wahr?

Offensichtlich nicht für jeden. Und diese Haltung zeigt genau, was ich meine: Einen Menschen, der daran gewöhnt ist, alles regeln zu können. Egal ob mit Gewalt wie Trump oder mit Geld und Einfluss wie Hildmann, Soost oder Schweiger. Oder auch mein alter Freund.
(Wobei die Gewalt, die von genügend Geld und Einfluss ausgeht imho eh nicht genug als solche anerkannt wird – aber das ist eine andere Geschichte.)

Nach Jahren der Gewöhnung daran, dass man sich mit keinerlei Widerstand mehr wirklich auseinandersetzen muss, muss es unglaublich schwer sein, auf einmal hilflos vor etwas zu stehen, was man nicht mal sieht.
Dann also lieber feste daran glauben, dass alle anderen Macht, Geld und Einfluss ebenso wichtig sind wie einem selbst und ihnen Weltherrschaftsgedanken unterstellen.

Ja, ich weiß, das Wort Demut passt so gar nicht in unsere Leistungsgesellschaft, doch hätten wir alle ein bisschen mehr davon, würden wir uns so viel leichter tun, mit dieser Ausnahmesituation zurechtzukommen“, so beendet Andrea den Text und das gefällt mir natürlich ausgesprochen gut.

Die andere Möglichkeit, der Auseinandersetzung mit sich selbst auszuweichen ist natürlich die Gefahr klein zu reden. „Ist ja nur ne Grippe“, hieß es zu Beginn und letztens las ich tatsächlich, beatmet zu werden, sei ja nicht so schlimm.

Als Vanessa und ich am #m4mvscovid-Projekt arbeiteten, bekamen wir zwischendurch auch Fotos von aktuellen Covid-Patienten zu sehen, die in dem Moment in der Beatmung lagen. Wir telefonierten gerade, als die Bilder reinkamen und wurden beim Ansehen beide sehr still.
Sie möchten das nicht sehen, vertrauen Sie mir; lesen Sie stattdessen gerne diesen Thread. Reicht schon:

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By the way: Ich sage Ihnen aus persönlicher Erfahrung: Eine post-traumatische Belastungsstörung ist kein Spaß. Die stellt sie nämlich, wenn Sie Pech haben, recht regelmäßig vor die Situation, dass Ihnen die Kontrolle über Ihr Leben entgleitet.
Womit wir in einem schönen Bogen wieder oben sind.

Nachtrag: Ich merke gerade, dass mir der Gedanke über die Ähnlichkeit zwischen Verschwörungstheorie und Religion sehr eines zweiten Blickes würdig erscheint. Ich werde das mal im Auge behalten

10.5.2020 – Chronistenpflicht

Nicht viel zu erzählen. Morgens wollten wir zum See. Die Liebste guckte in die Wetter-App, ich guckte in den Himmel. Wir beschlossen, dass die App Recht habe und fuhren los.
Aber: Der Himmel hatte Recht.
Wir sind dann in einem großen Bogen zurück gefahren.

Zum einen an dem alten Treff vorbei, über den wir uns gestern unterhielten. Der wird nämlich – deswegen kamen wir überhaupt gestern drauf – gerade abgerissen.

Genau geradeaus, das Loch links neben der kleinen Backsteinmauer, da war die Werkstatt, in der wir vor der Eröffnung von kreativen Bastelgruppen geträumt hatten. It never happened.
Daneben die Küche, in der meine damalige Freundin eine Kochgruppe gehabt hatte. Wenn Sie wüssten, wie die gekocht hat (nichts für ungut, liebe K.), dann wüssten sie auch, wieviel konzeptionelle Schieflage der gesamte Treff hatte. Nun denn.
Oben der Kindertreff (ganz niedlich bunt) und darüber die VHS.
Als wir damals aus dem alten Schulgebäude einen Jugendtreff machten, war immer wichtig, dass alles zurückbaubar sein musste – so wenig war der Treff eigentlich gewollt: „Der ist doch in zwei oder drei Jahren wieder zu!“, hieß es hoffnungsvoll. Ich hab da in einem anderen Blog mal drüber geschrieben und muss unbedingt mal die guten Artikel von da retten.
Der Treff ist übrigens vor ein paar Jahren schon umgezogen und jetzt kommt das alte Gebäude weg. Oder, in anderen Worten: Der Treff hat die Einwände um glatte fünzundzwanzig Jahre überlebt. Und das verfickte, hässliche Mosaik in der Eingangshalle hat seit Dekaden niemand gesehen.

Äh ja, ich gleite ab.

Auf der Runde im Sauerland gelang mir übrigens noch ein wunderbarer Screenshot – so sieht das nämlich aus, wenn man tiefer im Sauerland unterweg ist:

(die nächsten 10 Minuten fuhren wir dann durchs Karomuster, weil … äh … Edge halt)

Außerdem zeigte ich ihr, weil wir zufällig dran vorbei kamen, wo einer der von mir fürs Jugendamt betreuten Jugendlichen damals gewohnt hatte. Es ist immer noch ein grauenhaftes Loch und noch immer bin ich hier auf meinem privilegiert-verwöhnten Eigenheimshügel in der Kleinstadt froh, dass ich weiß, dass es auch anderes als mein lächerlich kleines Leben gibt. Dass ich andere Lebensumstände auch mal gesehen, besucht und wenigstens co-erlebt habe und dass ich mich erinnere, dass die Menschen da auch einfach nur glücklich leben wollten – und eben weniger Glück gehabt hatten als ich.
Ich erinnere mich da immer dran, bevor ich in Versuchung komme, über andere zu richten.

Später begannen wir die zweite Räum- und Renovierungsaktion (das wird toll!) in der Liebsten ihrem Arbeitszimmer; danach war Pause angesagt.

Gerade habe ich einen Brief ausgedruckt und eingetütet. Und eine Kopie ausgedruckt und eingetütet. Aus Gründen, denn Familiengeschichten sind die traurigsten.

Jetzt Sushi und Alias.

Vielleicht haben Sie ja in der Zeit Lust, ein Video zu gucken?

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