4.6.2020 – Staub wegpusten

Guten Tag, ich bins. Ich wohne hier und ich hab’ das Bedürfnis, mal wieder was zu schreiben.

Vorsicht, Triggerwarnung: Der erste Abschnitt handelt von Depressionen. Ich gehe nicht ins Detail, aber scrollen Sie einfach bis unter das erste Bild, wenn Sie das nicht wollen.

Was war? Was soll ich drumrumreden? Da hats mich schon erwischt, da vor zwei Wochen: Ein depressiver Schub. Meine Diagnose ist ja nicht im eigentlichen Sinne „Depression“, aber ich kann durchaus depressive Schübe erleben.
Das war einer der für mich heftigeren und ich hatte lange keinen mehr.
Zum Glück – ich erzähle ja regelmäßig von meinen Besuchen bei meiner Therapeutin montags – habe ich viel gelernt, um damit umzugehen. Deswegen habe ich mich komplett aus dem Web zurückgezogen. Und auch sonst habe ich versucht, den Input an allen möglichen Stellen soweit wie möglich zu reduzieren – das hilft mir.
Außerdem hätte ich gerne so viel wie möglich sehr bewusst „normales Leben“ geführt, aber da machte mir mein Kopf einen Strich durch die Rechnung – ich hatte Konzentrationsstörungen out of hell. 5 Minuten an einer Sache zu bleiben war schon gut und ich habe mich da langsam wieder hoch gearbeitet. Sonst: Viel draußen, viel gelaufen, viel in die Sonne geblinzelt, viel weiter renoviert (Haptische Erfahrung! Schnelle Ergebnisse! Frohmachende Ergebnisse!) und wenn es nicht anders ging, eben auch einfach nur leer in die Gegend gestarrt.
Die Therapeutin war stolz und meinte, ich mache das wohl alles richtig – und so hatten wir Zeit über den Familienscheiß zu sprechen, der mich a) leider immer noch beschäftigt, der b) nicht schöner wird und c) wohl auch der Auslöser für Schub war.

Bevor jemand fragt: Ich weiß, dass – auch wenn ich mir die Beschreibung der dunkleren Momente gespart habe – das vollkommen Depression light ist.

Was auch war: Gute Wünsche, ruhige Aufmerksamkeit, freundliche Fragen und Gesprächsangebote und überhaupt viel Liebe von den Menschen da draußen, die ich als meine Freunde bezeichne, egal, ob ich Sie schon mal traf oder nicht.
Und auch von manchen von Ihnen, die ich hier nur als fast stille oder stille Leserinnen kenne.
Und auch von manchen, die ich nie im Leben als stille Leserinnen vermutet hätte.

Das hat mich alles sehr, sehr, sehr gefreut und ich danke Ihnen dafür!

Und was da noch war: Wenn Sie mal zwei Wochen nicht bei Twitter reingeschaut haben, dann ist es vollkommen absurd, mal wieder durch die Timeline zu wischen. Eigentlich dachte ich schon, ich hätte meine Bubble sorgsam zusammen gestellt und bezeichne den engeren Teil der Menschen, die ich da auch schon lange kennen auch gern als „wir“.
Leider dachte ich beim ersten Besuch nach zwei Wochen: Wir sind genauso bekloppt wie alle anderen auf Twitter; wir sind nur im Großen und Ganzen genug einer Meinung, dass wir uns nicht ständig zerfleischen und unsere eigene Beklopptheit nicht merken müssen.

Aber was ich las, war: Zu Meinung hochgejazzte Empörung über absolute Kleinigkeiten. Oder empörtes Bestehen darauf, dass dieses Detail einer gar-nicht-Kleinigkeit aber jetzt das wichtigste ist und die anderen besser mal darüber nachdenken sollen. Viel Geschrei, kaum Zuhören. Viel Geschrei darüber, man müsse Zuhören.
Meist absolut unverständliche Tweets, die ohne die Recherche der letzten Tweets sowie des stunden-aktuellen Themas vollkommen keinen Sinn ergaben. Weder sprachlich noch inhaltlich.
Machen Sie das mal, das ist echt spooky.

Eine Beobachtung, die übrigens an vielen Stellen auch die Beklopptheit der anderen ziemlich relativiert, aber das hatten Sie sich schon gedacht, oder?

Ich muss mal schauen, ob ich da abziehen kann, dass wir ja eh in einer Ausnahmesituation leben und außerdem in der Zeit noch Amerika explodiert ist oder ob ich dem dauerhaft den Rücken kehren muss.

Und irgendwann vorgestern formulierte mein Kopf: „Rassismus ist, wenn POC Weiße bitten, einen Hashtag nicht zu benutzen und die Weißen ihnen dann erklären, warum sie den Hashtag aber doch benutzen – denn sie meinen es ja schließlich gut“.

Aber erstens wollte ich nicht twittern und zweitens wäre das ein Paradebeispiel für genau das was ich meine: (Also das Thema ist jetzt natürlich nicht hochgejazzt, ganz im Gegenteil) aber wenn ich diesen Tweet in vier Monaten noch einmal läse, dann würde ich ihn nicht mehr verstehen. Zu wenig Kontext.

Puh. Jetzt ist das tatsächlich so etwas wie ein kompletter Artikel geworden. Mal sehen, ob das jetzt wieder regelmäßig so weiter läuft.

Time out

been hit by a black dog.
need silence.
will be fine again later.
see ya.

23.5.2020 jump in, jump out

Aufgewacht, verwirrt und ein bisschen neben der Spur gefühlt, deswegen erstmal an den Schreibtisch und das Archiv ein bisschen weiter gefüllt.

Außerdem allen meinen Mut zusammen genommen und ein paar Bilder bei einem Fotografie-Wettbewerb eingereicht. Stay tuned, ich werde berichten. Den Rest des Tages von heftigen Imposter-Anfällen geschüttelt.

Dann stand die Liebste auf und ich merkte: Nee, heute ist nicht mein Tag. Lagerkoller, überanstrengt von all den Fronten an denen ich gerade käpfen muss. Müde.
Eigentlich wäre ein guter Tag gewesen, um sich auf den Weg zur Küste zu machen und ein bisschen auf die Wellen zu gucken, aber die drei wichtigen Pakete, die heute ankommen sollten sowie die Verabredung, die nachmittags die im Rausch zu viel gekauften Kallaxe abholen sollte – nee, heute nicht.
Also wieder mal an den See.
Schön wars da heute nicht – vermutlich eher Stimmungssache als Schuld des Sees – aber immerhin hatte ich um zwölf schon die Schritte voll und war einmal durchgepustet.

Twitter auf, Twitter zeigte sich von seiner unschönen Seite, Twitter zu.
Also beschlossen, die Welt mal zu verkleinern. Internet aus, Rollo runter, Shopping Queen an. Wenn’s sein muss einschlafen oder zu irgendwelchem Dokufernsehen wechseln.

Nachmittags klingelte ein DHL-Männchen und brachte ein Posture. Ich bin sehr gespannt, ob das etwas mit meinem Nacken und damit im Endeffekt an den Kopfschmerzen macht. Als typischer Schreibtischtäter kann ich mir gut vorstellen, dass meine Arbeits- und damit meine allgemeine Körperhaltung optimierbar wäre schaize ist und ich werde das mal probieren.

Die Liebste wiederum öffnete einer wütenden Frau die Tür, die sich beschwerte, dass ein anderes Päckchen für uns bei ihr angekommen war. Jetzt muss man wissen, dass es bei uns in der Stadt in ca 500m Luftlinie zwei Bischof-irgendwas-Straßen gibt und unser Päckchen eben in Bischof-Dings2-Straße 8b statt in Bischof-Dings1-Straße 8b gelandet war. Und jetzt war sie extra den Berg hoch und brachte uns das und wir sollten uns gefälligst kümmern.
Gut, das war sehr nett von ihr, sie hätte es ja auch zurückschicken oder entsorgen können – aber dass ich ihre Wut hauptsächlich darauf bezog, warum sie uns nicht kannte? Die Vorbesitzer hätte sie ja noch gekannt, aber uns??
Tja, da haben wir wohl damals, vor 15 Jahren nicht der ganzen Stadt Brot und Salz gebracht.
Als die Liebste dann auch noch meinte, DHL-Männchen wäre arme Schweine und sie würde dem Mann garantiert nicht beim nächsten mal wie gefordert „einen kräftigen Einlauf verpassen“ stob sie wutschnaubend wieder ab.
Und jetzt weiß ich auch nicht so.

Die Liebste guckt auf der Treadmill aktuell TBBT und hatte gerade die Folge, in der Amy Farrah Fowler Sheldon beweist, dass die Geschichte von Indiana Jones auch ohne die Anwesenheit oder das Mitwirken von Indiana Jones exakt so statt gefunden hätte.

Und jetzt raten Sie, was wir heute Abend tun werden!

22.5.2020 – remember, remember

Unruhig geschlafen und dabei ständig die Aufgaben dieses Tages geträumt. Mist.

Zum Tagesbeginn am Schreibtisch endlich mal etwas umgesetzt, wovon ich schon lange geredet habe: Nämlich die ersten Artikel aus dem alten Blog zu holen. Natürlich gab es da unfassbar, unfassbar viel belanglosen Kram – logisch, wenn man bedenkt, dass wir damals Blogs ja auch für das benutzt haben, was später dann Facebook oder Twitter abdeckten. Aber es gab eben auch ein paar Artikel, die Sie oder ich nicht ganz so belanglos fanden. Ein paar Kurzgeschichten und ein paar eigentlich ganz gelungene Rants zum Beispiel – und deswegen gibts jetzt hier die Anfänge eines Archivs. Immer wenn ich mich an was erinnere, werde ich’s ergänzen – aber man muss ja irgendwie anfangen.

Außerdem das Chaos zwischen den drei Providern, den zwei Personen und der einen Domain gelöst. Kaum hatte ich mit einem Menschen gesprochen, war es ganz einfach und sowohl die Domain als auch die Website als auch die E-Mails waren da, wo sie die nächste Zeit liegen sollen.

The story with the family geht in die nächste Runde; zum Glück bin ich recht klar mit dem was ich will und nicht will und es wirft mich nicht zu sehr raus.
Trotzdem fuhren wir mal raus an den Teich, Enten gucken. Die paddeln nämlich jetzt in kleinen aufgeregten flauschigen Gruppen über den Teich und das entspannt meinen Kopf sofort. Ja, ich bin auch „ich geh Enten gucken“-alt.
Jede Form von Abstand halten ist übrigens inzwischen – haha – ins Wasser gefallen. Wir blieben stehen, wenn uns wer entgegen kam und drückten uns in Lücken im Gebüsch, das Gegenüber guckte groß und lief in der Wegmitte weiter. Jedes. Mal.

Im Laden danach übrigens auch.

Im Arbeitszimmer der Liebsten die letzten Wände rot gemacht – das dauerte überhaupt nur so lange, weil wir zum einen das Zimmer nicht leer geräumt hatten und zum anderen drei Farben in einem Zimmer benutzen mussten – alle Tesakrepps abgezogen, die Folie in den Müll gestopft, alle Rollen und Pinsel ausgewaschen ud die Regale wieder an die richtige Stelle gestellt.
Der Schreibtisch ist jetzt noch die alte Schreibtischplatte auf zwei Böcken und wenn der Baumarkt die richtige Platte geliefert hat, dann mache ich für Sie auch mal ein Foto.

Und als letzten Punkt in unserem Projektplan hatten wir notiert: „Glücks-Sushi“

Gelesen: The neoliberal era is ending. What comes next?
Just how hard it is to change the world was brought home to me yet again by the book Difficult Women, which I read recently during lockdown. […] By “difficult”, Lewis means three things:
It’s difficult to change the world. You have to make sacrifices.
Many revolutionaries are difficult. Progress tends to start with people who are obstinate and obnoxious and deliberately rock the boat.
Doing good doesn’t mean you’re perfect. The heroes of history were rarely as squeaky clean as they’re later made out to be.

Gelesen: Jan Philipp Reemtsma über Corona-Demos: „Impfangst als Weltverschwörung“
Was kann man dann dagegen machen?
Nichts. Nicht hingehen. Man bestätigt die Leute nur in ihrer narzisstischen Übersteuerung, wenn man ihnen Aufmerksamkeit gibt. […] Wenn man die Gelegenheit hat, kann man den Leuten vielleicht zeigen, dass man sie verachtet, das mögen sie nicht.

Und dank Kiki gesehen:

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Das Video war dann auch der letzte Kick, endlich mal das oben erwähnte Archiv mit den alten Artikeln aus dem jawl zu beginnen; denn heute morgen konnte ich den Artikel über meine erste Begenung mit dem Song nicht verlinken und das fand ich ärgerlich.

21.5.2020 – Chronistenpflicht

Als hätte ich mich mit dem großen Rückblick über die letzten Monate leer geschrieben, hatte ich gestern nix zu sagen. Heute auch nicht, aber wenn man einmal aufhört mit dem Schreiben, dann kann man es ja auch ganz lassen, nicht wahr?

Der Tag begann mit einem verwirrten Aufwachen, denn kurz vorher hatte ich mich noch mit Frau mellcolm um den letzten Löffel Gyros gestritten – was absurd ist, wenn man weiß, dass keine von uns beiden Fleisch isst. Und wir uns nie um Essen streiten würden. Die verwirrte Stimmung hielt sich über den Tag.

Erst hatte ich einen Telefontermin, jaja, trotz des Feiertages. Der war etwas unzufriedenstellend, den irgendwo zwischen einer Domain, zwei Beteiligten Personen und drei Providern war keine Koordination mehr möglich und sagen wir es so: Ich bin ganz froh, dass am Ende wenigstens die Website noch aufrufbar war. Die E-Mails sind zwar auch prinzipiell noch da, aber der Server will sie nicht rausgeben. Gut, dass ich gestern dann doch noch ein BackUp gemacht habe.
Dank des Feiertages war dann auch kein Support erreichbar und ich weiß, was ich direkt morgen früh tun muss. And I don’t like.
Doof, das.

Dann renovierten wir das Arbeitszimmer der Liebsten weiter. Wie angedeutet hatten wir am Anfang gedacht, dass wir nur zwei Regale tauschen wollten aber jetzt, auf der Zielgeraden, sind wir echt froh, wie gut das alles aussieht, wo es frisch gestrichen ist.
Ein Stück Wand noch to go, ich denke, morgen sind wir fertig. Dann muss bloss noch die neue Schreibtischplatte kommen.

Dann wars auch irgendwie schon Nachmittag, die Liebste traf sich zum Spazieren mit einer Freundin, ich versumpfte vor einer Doku über den Rhein (jaja, ich bin „ich gucke Dokus über Flüse“-alt) und wir beschlossen, den Feiertag weiter mit ausgedehntem Nichtstun zu begehen.

Ach, und dann war da noch …

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… und das war super und das lass ich mal so stehen.

Nein, nicht sonderlich unterhaltsam für Sie, das alles. Aber ehrlich gesagt recht entspannend für uns.

Ps: Und dann war da noch den ganzen Tag diese Erinnerung, die den ganzen Tag über aufpoppte: „Sperrmüll raus!!” Ich ignorierte das tapfer, denn wer würde schon an einem Brückentag den Sperrmüll bestellen?
Naja, Sie ahnen es schon. Wir.

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