25.4.2021 – please forgive me

Querdenker und nicht dichte Schauspieler machen offensichtlich immer mal wieder den Fehler zu denken, dass man blind und schlafschafig regierungstreu ist, wenn man aktuell endlich einen vernünftigen Lockdown haben möchte. Die Ambivalenz, dass man aus Vernunftgründen UND sogar gegen das eigene Wohlbefinden UND trotzdem nicht kritiklos & sehr Ministerpräsidenten-abwahlfreudig für eine #novid-Stragie ist, scheint zu kompliziert für unsere Zeiten zu sein.

Auf einem vollkommen anderen Spielfeld aber geschätzt ebenso ungeschickt ist es wohl von mir, eine aktuelle Dumm-Kampagne am ersten Tag danach als Beispiel dafür zu nehmen, dass ich persönlich es unklug finde, im gleichen beleidigenden Tonfall zurückzublöken, wenn jemand etwas dummes tut. Verzeihen Sie mir (ich mein das ernst).
Und ich sehe – auch das ist vielleicht wichtig – auch einen Unterschied zwischen einem Spruch auf Twitter oder im Blog und Menschen, die ernsthaft glauben, jemand müsse doch seinen sachlichen Fehler einsehen wenn ihm nur genug Menschen auf Twitter „Bist Du blöd!“ geantwortet haben – und dass sie seine Filme eh nie mochten.

Lassen Sie es mich nochmal klar sagen: Natürlich ist – warum ist an allen Stellen dieses Internets ausreichend beschrieben – diese ganze Kampagne ein einziger riesiger Mist. Und ich mag diese Haltung dazu auch gerne ausführlicher erklären, wenn mich jemand dazu fragt. Das ist das eine Thema.

Das andere, von dem ich sprach: Da ich ein großer Freund von gelingender Kommunikation bin und gerne eine bessere Welt hätte, mag ich gelegentlich darüber nachdenken, wie man sie besser bekommt.
When they go low, we go high“ hat Michelle Obama mit viel Beifall bedacht und vielzitiert mal gesagt. Und das finde ich eine hervorragende Haltung, auch wenn sie die anstrengendere ist.

Und Sue wies in ihrem letzten Newsletter auf eine Klickstrecke von Paul Bokowski auf Instagram hin, in der der beschreibt, wie alle immer reizbarer werden und endet den Newsletter mit dem schönen Satz „Es hilft vielleicht, sich das kurz in Erinnerung zu rufen, bevor man etwas vorschnell verurteilt, oder einfach mal kurz durchzuatmen und aus dem Fenster zu schauen, bevor man einen Tweet oder eine Antwort in einem Chat schreibt.
Wir können nicht mehr, die anderen können auch nicht mehr; es äußert sich nur unterschiedlich.

Und – und das ist wichtig – damit spreche ich niemand ab, vollkommen genervt von solchem Schwurblermist zu sein. Bin ich auch. Soll’n sie in der „Ich war mal Tatort-Star“-Hölle schmoren, von mir aus. Seh ich ähnlich.
Ich spreche – und das ist wie gelernt und gesagt schlechtes Timing, das am gleichen Tag zu besprechen – nur davon: Es gibt einen Unterschied, ob ich das hier in meinem kleinen Blog in einem Zusammenhang sage, oder ob ich es als @reply an einen Tatort-Kommissar schicke. Der natürlich darvor gewappnet ist, dass ihm nach Drücken des Senden-Buttons gleich der Dreck um die Ohren fliegt und der sich mit einem einfachen Trick gewappnet hat: Er hat sich hundertmal gesagt: „Wenn sie mich beleidigen, hab ich Recht“.

Dadurch, dass wir alle unsere Meinung mit einem Tweet, mit einer @reply, mit einem Kommentar zu einem Teil des großen Diskurses machen können, können wir den Diskurs eben auch mit-vergiften. Und ja, natürlich gehen die da low. Ich erdreiste mich jetzt mal, Mrs Obama zu ergänzen und sage: Beschimpfen wir sie im stillen und dann, öffentlich: let’s go high.

Aber – und deswegen ist meine Bitte um Entschuldigung so ernst gemeint: Es ist dumm von mir, meine Überlegungen über den Unterschied zwischen Meinungsblökerei und Diskurs in dem Moment zu veröffentlichen, wenn gerade alle emotional so richtig geladen sind.


Im übrigen finde es faszinierend, wie viele der Beteiligten sich jetzt schon zurück gezogen haben. Wie viele offensichtlich ohne nachzudenken jemandem, den sie kennen hinterher gelaufen sind und Texte abgelesen haben, die ihnen jemand geschickt hat, ohne dass sie das Storytelling kannten, für das sie ihre berühmte Nase in die Kamera hielten.
Die ganze absurde Geschichte gibts bei netzpolitik und bei Zapp.
Was mich aber nur noch mehr dazu bringt zu sagen: Nur weil sie als Tatort-Kommissare klug sind, sind sie nicht automatisch kluge Menschen – also liebe Redaktionen: Ladet sie nicht ständig zu irgendeinem Scheiß in die Talkshows. Damit weder wir noch sie selbst glauben, sie hätten was zu Rente oder Lockdown, Rassismus oder Politik zu sagen, wenn das nicht so ist.
Und den Liefers, den hab ich schon lang nicht mehr gemocht, der beleidigt seine kleinwüchsige Tatortkollegin Christine Urspruch nämlich auch außerhalb des Drehbuchs, wenn eine Kamera an ist. #unfreundlicherkommentarzumschluss


Gestern waren wir ja am Meer und ich bin zu müde für den Scheiß. Note 2 myself: Es kostet mich mehr Energie, als es mir gibt. Was wirklich eine traurige Erkenntnis ist.

Heute also mit einem soliden Kater-Gefühl rumgehangen und gedanklich darauf vorbereitet, morgen wieder zu arbeiten. Mal sehen, was das Ohr dazu sagt.

Wieder ein Stück gemastert. 10/12 Songs fertig. Langsam wird’s ernst, bald kann ich sagen: Das Album ist fertig.

Und dann kamen die Liebste und ich auf die abenteuerliche Idee, die Treadmill hochzutragen; eines der Ziele unserer ganzen Renovierungs- und Räumaktionen war es ja, sie aus dem Wohnzimmer weg zu bekommen. Nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und schon hatten wir beide „einfach mal probieren, ob wir sie nicht doch zusammen heben können?“ gesagt und dann hatten wir den Salat: Wir konnten sie heben.
Jedenfalls in etwa bis zur Hälfte der Treppe, dann sagte die Liebste so etwas wie „ich verstehe gerade, wie man sich einen Leistenbruch zuzieht“ und das war ja auch ein blöder Moment für so einen Satz (nix passiert, alle Leisten heile).
Und dann sind wir die zweite Hälfte der Treppe sehr, sehr vorsichtig, Stufe für Stufe hoch und dann waren wir oben und wollten durch die Tür des ehemaligen Näh- und zukünftigen Näh- und Treadmillzimmers und dann war die Treadmill zu breit für den Türrahmen und wir standen auf dem Treppenabsatz und im Ablassen verkantete sich die Treadmill hinter der Türklinke und dann standen 66kg Treadmill auf einem schmalen Treppenabsatz und ich darunter und verf*ckte Scheiße, das war gar nicht so zum Lachen, wie es sich jetzt tippt und hoffentlich liest.
Wir vermuteten kurz, das sei jetzt das Ende unseres Zusammenlebens gewesen, denn ich konnte halt nicht mehr hoch und die Liebste nicht mehr runter – das Treppenhaus war komplett blockiert. Wir fanden uns beide mit der Auswahl der Stockwerke arg benachteiligt – ich wollte die Wanne und sie die Küche und so mussten wir wohl irgendwie weiter machen.
Im Ergebnis haben wir das Ding dann auf dem Treppenabsatz irgendwie abgestellt, dann vorsichtig auseinander geschraubt und es irgendwie hinbekommen – und wir haben auf unseren Bucketlists notiert: „Wenn wir hier mal ausziehen und die Möbelpacker daran scheitern, einfach mit den Schulter zucken und gehen.

Aber jetzt ist das Wohnzimmer wieder frei und schön und das ist schon auch ein gutes Gefühl und wir können auch beide wieder lachen, wenn jemand „Pivot!“ sagt. Das war zwischendurch kurz weg, irgendwo in der Mitte der Treppe.

Lied des Tages (haha, nee gar nicht – nur für den Witz natürlich):

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23.4.2021 – streichen & dichten

Natürlich ist es leicht und verführerisch, jetzt nie wieder Tatort zu gucken und in Hass und Häme über diese wirklich unsägliche Aktion von ca zehn bekannteren Tatort-Bubble- und ca vierzig nicht ganz so bekannten Schauspielerinnen herzuziehen.

Kommunikationswissenschaftler wissen übrigens zwei Dinge: Du wirst niemanden überzeugen, indem Du ihn beschimpfst. Und Du kannst jemanden am besten überzeugen, in dem Du Gemeinsamkeiten herausfindest und Dich auf sie beziehst.

Und der vielzitierte Spruch der Creek(?) „Urteile nicht über jemanden, bevor Du nicht einen Tag in seinen Mokassin gelaufen bist“, der gildet nämlich leider nicht nur, wenn der andere meine Mokassin tragen soll. Der gilt auch, wenn ich seine anziehen müsste. Unbequem aber logisch.
Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass man echt genervt ist und Angst hat und einfach nicht mehr mag, wenn Pandemie ist und die Bundesregierung ganz offensichtlich andere Prioritäten hat, als Ärzte, Epidemiologinnen oder ich. Ich kann mir das übrigens deswegen so gut vorstellen, weil: ich bin echt genervt, habe Angst und mag einfach nicht mehr.
Ich kann mir auch – nicht aus eigener Erfahrung aber trotzdem – vorstellen, dass man als Schauspielerin in einer Schauspielerinnen-Bubble irgenwann davon überzeugt ist, dass man ein bisschen wichtiger ist als andere. Schließlich werde ich immer wieder eingeladen und darf in irgendeiner Runde als Fachmensch zu jedem möglichen Thema was sagen. Ob Rente oder Klimawandel, Ernährung oder Einwanderung – aus irgendeinem Grunde werde ich ja eingeladen.

Und manchmal kommt dann da eben Mist bei raus, wenn man kein Drehbuch bekommen hat, sondern selbst aus Angst und Verletzung heraus spricht – das ist ja nun wirklich nichts Neues. Ich schaue jetzt erstmal, wer sich schon heute vielleicht distanziert hat, wer es noch tut, wer in eine Diskussion gehen kann und wer nur pöbelt und dann schau ich mal. Das ist zwar alles gut für eine schnelle Sau durchs Dorf, aber nun wirklich nicht tagesaktuell wichtig.

Nur so ein Gedanke.

Kommen wir zu den schöneren Dingen des Lebens. Falls Sie zufällig gerade 25 Minuten Zeit haben, dann empfehle ich dringend dieses Video mit unfassbarer Musik. Falls nicht, empfehle ich, sich die Zeit zu nehmen *zwinkersmiley*

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Ich war heute kurz am Schreibtisch und hab eine schon vor der Pause zu 99% fertige Site vom Vorschau- auf den LIver-Sever geschoben.
Und eine halbe Stunde gemixt und gemastert. (8/12)

Beides tat dem Ohr nichts, der Druck ist fast vollständig verschwunden, ich höre auch die Frequenzen, die ich da (schon lange nur noch) immer hörte – die kenne ich zum Glück, ich hab mir nämlich in meiner Jugend in der MItte zwischen Schlagzeug und Gitarrenverstärkerturm eh rechts und links ein paar Frequenzen aus dem Hörvermögen gelöscht. Und weiß, welche das sind.
Noch mal gutgegangen, denke ich also.

Mittags sind die Liebste und ich zwecks Wochenendeinläutung in die PampaBörde ins dortige Café Audi gefahren und dann überkam es uns und wir haben den letzten Raum, an dem wir in diesem Durchgang renovierten, gestrichen. So mit Leiter und so, weil der Raum an einer Stelle 3,50m hoch ist. Jaha!
Jetzt sind alle begonnenen Renovierungsprojekte abgeschlossen und wir können uns den Zettelchen mit Skizzen für eine neue Beeteinfassung und für einen Waschtisch widmen, die auch schon länger hier liegen; die aber erstmal der durchaus sinnigen Regel „Fang nicht noch was an, wenn Du schon drei Baustellen hast“ zum Opfer fielen.

Um sechs musste ich dann noch ein paar Minuten in einen Videocall mit Arizona (das wollte ich schon immer mal sagen). Aber das Projekt ist eh ein Herzensprojekt, inhaltlich eines der schönsten, an denen ich arbeiten darf – obwohl ich natürlich nur schöne Projekte für die besten Kundinnen mache.
Ich habe, glaube ich noch nie davon erzählt und hier ist ja noch Platz und eigentlich ist es simpel, also: Eine (hier geborene und ausgewanderte) Sängerin hat ein Projekt gegründet, in dem sich Schulen (in Amerika, jaja) zusammenfinden können und in dem ihre Schülerinnen schulübergreifend zusammen singen. Klingt simpel und erst wenn man bedenkt, wie stark soziale Schichten in Amerika in den Schulen getrennt voneinander aufwachsen, bekommt es die Kraft, die es auch in der Umsetzung dann wirklich entwickelt. Schaut man sich die (auch vor-Corona-) Videos an, dann sieht man, was ich meine.
Ich finde das eine wunderschöne Idee und bin sehr froh, dass ich einen Teil dazu beigetragen habe.

Zeugs:

Sehr ins Nachdenken gebracht hat mich heute dieser Artikel über die Spache, die wir rund um Autos und Individualverkehr benutzen und die uns so vollkommen selbstverständlich erscheint – und damit dann doch, wenn man sie hinterfragt, nur klar macht, wie selbstverständlich wir es finden, dass wir alle 2 Tonnen Stahl unser eigen nennen, um uns fortzubewegen:

[…] was ist eigentlich „Parken“? „Parken“ beschreibt eine Aktivität: das Lagern von Privatbesitz, oftmals im öffentlichen Raum. Ein Lager ist ein Ort, wo wir etwas aufheben, damit wir – und in der Regel nicht andere – später davon Gebrauch machen können. Normalerweise darf ich nicht einfach mein privates Hab und Gut im öffentlichen Raum lagern – vor allem wenn ich den Anspruch habe, dass es mein Hab und Gut bleibt. Die so ziemlich einzige Ausnahme sind Fahrzeuge. Bei diesen privaten Gegenständen ist es normal geworden, sie im öffentlichen Raum zu lagern. Es wurde sogar ein Wort dafür erfunden, das dieses Phänomen als harmlos und das Normalste überhaupt erscheinen lässt: „Parken.“ Und um der hohen Nachfrage an gratis Lagermöglichkeiten nachzukommen, haben Kommunen – vor allem die Straßenämter – es sich zur Hauptaufgabe gemacht, diese Flächen für das Lagern von Privatautos herzustellen und zu unterhalten

Dr. Dirk von Schneidemesser auf www.iass-potsdam.de: Wir brauchen eine neue Sprache für die Verkehrsberichterstattung

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

22.4.2021 – gimme ’ope, ’oanna

Wissen Sie, dieses Bild hier, das habe ich gestern Abend mit dem Handy gemacht. Das ist der Blick aus der Terassentür heraus den Garten hinunter – und das iPhone war gut überfordert mit der Dunkelheit, aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um dieses kleine Licht in der Mitte des Bildes, das da am Ende des Gartens leuchtet.

Dieses Licht nämlich, das ist eine kleine Solarleuchte aus billigstem Plastik. Ich habe sie 2018 in Aarhus gekauft, als wir zusammen das erste Mal da waren. Wir hatten in dem irrigen Glauben, man brauche in Dänemark Bargeld ein paar Euro in Kronen getauscht und am Ende des Urlaubs hatten wir noch fast die gleiche Menge Kronen bar bei uns. Und außerdem mögen wir große ausländische Supermärkte und so suchten wir uns einen großen Supermarkt. So ein richtig riesiges Ding am Rande der Stadt.
Auf einem Grabbeltisch kurz vor den Kassen, da gab es so billiges Gartenzeugs und ich sah diese kleine Leuchte. So eine von denen, die man einfach in die Erde steckt und die sich dann tagsüber mit Sonnenlicht aufladen und dann nachts leuchten. Und irgendwie hatte ich die Idee, die könnte ich – wenn wir erstmal den Garten umgebaut haben würden wohl gerne haben wollen.
Sie kostete ganze 21 Kronen und um von da auf Euros zu kommen muss man grob durch sieben teilen und auch sonst machte sie einen höchst qualitativ guten Eindruck und naja, sie wissen ja, am letzten Urlaubstag, da macht man ja auch mal Blödsinn.

Zu Hause verschwand sie in irgendeiner Schublade, wurde da rausgeholt weil sie im Weg war und wanderte in irgendein Körbchen und in die nächste Schublade und ins nächste Körbchen und so weiter und ein Jahr später war der Garten fertig und in einem feierlichen Akt holte ich sie raus, steckt die beiden Plastikteile zusammen, drückte den wackeligen Schalter auf „an“ und steckte sie vollkommen unernst gemeint unten im Garten ins Beet. Und war fest davon davon überzeugt, ich würde sie am nächsten Tag wieder rausziehen und wegwerfen

Und seitdem geht sie jeden Abend, wenn die Dämmerung einsetzt, an. Es ist ihr egal, ob die Sonne geschienen hat oder nicht, ihr ist Regen jeder Stärke vollkommen wumpe, sie hat den gesamten Winter über durch die Schneedecke geleuchtet – ihr ist einfach alles um sie herum total egal. Ihr Job ist es zu leuchten und das tut sie. Gut – im Sommer bis spät in die Nacht und bei bedecktem Himmel weniger lang – aber hey, das kann ich gut nachvollziehen, da gehts mir ja ähnlich.

Und wissen sie was? Manchmal, wenn ich abends die Rolladen herunterlasse und ins Bett gehe und ich sie da leuchten sehe – dann macht mir das auf eine vollkommen irrationale Art ein bisschen Hoffnung.

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21.4.2021 – you an’ I engaged in a kiss

Heute vor 5 Jahren starb Prince und er fehlt mir sehr. Aber was anderes: Die meisten Menschen erröten ja schamvoll, wenn man sie nach ihrer ersten Single fragt. Meine war *angeb* die hier:

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(Keine Sorge: Bevor Sie an der Erhabenheit meines unübertreffbar guten Musikgeschmacks verzweifeln: Meine erste CD-Single war „All that she wants“ von Ace Of Base)

Seit 31 Jahren ist übrigens – egal, was für Musik sonst gerade auf Heavy Rotation läuft – die Sign O’ The Times mein erstes Album des Sommers. Wenn es das erste mal richtig heiß ist, muss ich – die Fenster unten und die Lautstärke auf Anschlag – einmal durch die Hitze fahren und so laut wie schief alles von „My sister killed her baby ‚cause she couldn’t afford to feed it“ bis „I may be qualified for a one night stand but I could never take the place of your man“ mitsingen. Könnte langsam mal kommen, by the way

Der Doc empfahl, ich solle mich schonen und mal nicht arbeiten und dann mal sehen, was das mit dem Ohr macht. Dementsprechend gibts nicht viel zu erzählen. Ich habe viel auf Couchen gesessen und mich mit dem neuen Laptop – Netzwerkname „Airknee“, soviel zu Stil und gutem Geschmack – vertraut gemacht. Photoshop hängt sich direkt beim Start auf, die Creative Cloud auch und zum Deinstallieren von Photoshop bräuchte ich die Creative Cloud und das ist alles etwas unerfreulich aber bestimmt findet sich das und sonst ist diese erschreckend kleine Kiste sehr super.

Die Liebste steckte von neun bis fünf vor der Kamera in einer Fortbildung und abgesehen davon, dass sie laufend über die Videokonferenzlösung eines amerikanischen Netzwerkslösungsgiganten mit „Cis“ im Namen schimpfte, bekam ich kaum etwas von ihr mit. Immerhin hatte man ihnen eine Mittagspause gegönnt und um eine Minute nach zwölf hatte ich sie ins Auto gesetzt. Um während so einer Veranstaltung zwischendurch abschalten zu können, braucht man einen radikalen Tapetenwechsel. Und was leichtes zu essen.

Und im Internet gelesen hab ich auch.

Zeugs:

Eine sehr umfassende Analyse über das Konglomerat von Gründen, warum die deutsche Polizei ist wie sie ist. Von …

Von 47 Beamten der Führungs­etage des Bundes­kriminal­amts waren 45 ehemalige Gestapo-Leute. Allein 33 der Führungs­beamten hatten zum Führungs­personal der SS gehört. Noch der vierte Präsident des Bundes­kriminal­amts, der 1965 ins Amt kam, war ein früherer SS-Mann.

… über …

Einige [neue Bundesländer] Länder haben Beamte übernommen und dann überprüft, ob sie Mitglied der Stasi waren. Andere Länder haben erst überprüft und dann übernommen, was schnell zu Personal­problemen führte und dazu, dass man beide Augen zugedrückt hat.

… bis …

Zum einen ist die Polizei per se eine konservative Institution. Zum anderen trifft dies in Deutschland ganz besonders zu, weil sie aufgrund ihrer Abgeschlossenheit im eigenen Saft schmort. Die Polizei­ausbildung steht nicht jedem offen. Sie untersteht dem Innen­ministerium, das über Ausbildungs­inhalte und Dozenten entscheidet. So entsteht von Anfang an eine Subkultur, in der man eine bestimmte Form von Angepasstheit lernt und in der sich bestimmte Stereotype entwickeln.

alle: Thomas Feltes, Polizei­wissenschaftler und einstiger Rektor einer Polizeihochschule im Interview mit Daniel Ryser auf republik.ch: Fast jeder Polizist hat eine Leiche im Keller, weil jeder mal was falsch gemacht hat, was vertuscht wurde

… erfährt man man zwar je nach Vor-Interesse mehr oder weniger neues – aber so als ein komplettes Bild habe ich das noch nirgends gefunden.


Christian Gesellmann ist bei den Krautreportern neu ins Thema Feminismus eingestiegen. Ja, ein Mann. Warum, das erklärt er hier – und auch, wie viel sein bisheriges Hauptthema „Rechtsradikalismus“ damit zu tun hat.

Aber auch Medien und Politik erkennen Frauenhass, wenn überhaupt, dann höchstens als eines von mehreren Motiven der Täter, meist als ein untergeordnetes. Das ist ein Problem, weil wir deshalb nur sehr langsam und viel zu spät begreifen, welche zentrale Rolle Frauenhass bei der Radikalisierung junger Männer hat. Weil wir deshalb extrem unterschätzen, wie Antifeminismus als Rekrutierungs- und Vermarktungsstrategie der Neuen Rechten funktioniert. Weil wir nicht sehen, wie sehr das alltägliche Lachen und Stöhnen und Schimpfen unter Freunden und in sozialen Medien, in unseren Parlamenten und Lokalzeitungen über selbst die billigsten Forderungen nach Gleichberechtigung den Nährboden für den Rechtsextremismus bilden.

Sehr viel Hintergrund also, aber irgendwo in der Mitte schreibt er dann auch zB von dem Moment, als er selbst etwas über unsere maskulinistische Welt begriff:

Irgendjemand kam auf die gute alte Idee: Lass uns Klamotten tauschen. Männer tragen Frauenklamotten. Frauen Männersachen. Es war eine der lustigsten Nächte meines Lebens. Und als der Sturm vorbei war, das Festivalgelände wieder öffnete, ging ich los in einem gehäkelten, bauchfreien Top und einer Menge Glitzer im Gesicht. Ich fühlte mich sehr sexy, sehr gut. Und nach dieser Nacht dachte ich keine Sekunde mehr daran. Bis ich ein Wochenende später im Stehblock im Fußballstadion stand und hüpfend und brüllend mit Hunderten anderen Männern meinen Heimatverein anfeuerte. Plötzlich fühlte ich mich nackt und wehrlos. Ich dachte: Wäre ich aus irgendeinem Grund in diesem gehäkelten bauchfreien Top hier in diesem Block gelandet, es würde nicht gut ausgehen.

beide: Christian Gesellmann auf krautreporter.de: Die Neue Rechte und Frauenhass – Warum ich als Mann über Feminismus schreibe

… und mir fiel wieder ein, wie ich mich damals, samstags abends um zehn in der Pommesbude in der Innenstadt fühlte, als ich im Rock zu unserer Theaterpremiere gegangen war. Eigentlich gut vergleichbar mit der verlinkten Geschichte – das Theater war immer ein sicherer, ein wenig der normalen Welt entrückter Raum und wir Vereinsmitglieder hatten dort Heimrecht und Narrenfreiheit. Als wir danach dann aber noch in die Kneipe wechselten und kurz in der Pommesbude stoppten, wurde aus dem harmlosen H&M-it-Peace eine Gefahr. Ich war schon vorher Feminist und trotzdem ist es gut, das einmal erlebt zu haben.

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