11.6.2021 – Links am Freitag

Ach, handeln wir den Tagebuchteil doch schnell in Stichpunkten ab – ich finde das aktuell nicht so erzählenswert:

  • Auto zur Werkstatt gebracht. Ich hatte ja mit Erschrecken festgestellt, dass meine Reifen total abgefahren waren* und zwar mit Umständen aber trotzdem schnell einen Termin bekommen.
  • Aus der Baustelle in der Küche wieder eine Küche gemacht. In zwei Wochen kommt die Versiegelung auf die Fliesen und die neue Lampe unter den Schrank. Dann yay.
  • Ein paar Stunden mit der kleinen Schwester telefoniert. Das war … ach, das war sehr viel auf einmal.
  • Das Auto wieder abgeholt. All mein Gold da gelassen.
  • Nach Hause gekommen, die Einkäufe, mit denen die Liebste kam, verräumt.
  • Gebloggt. Mich gefreut, dass ich mal „verräumt“ schreiben konnte.
    Lange mein OneNote angestarrt und auf die Synchronisierung gewartet. Dann gemerkt, dass die Liste einmal aufwärts und einmal abwärts sortiert war.
    Lassen Sie mich einfach hier liegen.

*) „Oh mein Gott, Ihre Reifen sind ja abgefahren!“ – „Na, dann nichts wie hinterher!“
Schulligung.

Zeugs:

Der beste Satz der vergangenen Wochen kam von der geschätzten Frau Kaltmamsell. Als Antwort auf ein durchaus ernsthaftes Thema:

The plural of anecdote is not data.

Kaltmamsell auf Twitter

Dazu eigentlich schön passend das Phänomen „false balance. Zuletzt haben wir alle bei Christian Drosten darüber gelesen, wie er die Tragweite dieses Problems entdeckt hat und Marina Weisband denkt in ihrer aktuellen Kolumne für den Deutschlandfunk darüber nach und damit sind beide vermutlich Lichtjahre weiter als der deutsche Durchschnittsjournalist:

Es ist die Aufgabe von Journalisten, nicht nur eine Wahrheit darzustellen, sondern verschiedene Aspekte und Meinungen zu einer Sache zu beleuchten, damit Leser sich selbst eine Meinung bilden können. Oder? Nein, so einfach ist es leider nicht. Denn es gibt eine ganze Menge Phänomene, für die Meinungen irrelevant sind. Man kann sie nur beschreiben und sie bilden vielmehr den Rahmen, in dem wir handeln und uns Meinungen bilden können. Zum Beispiel, dass die Welt keine Scheibe ist.

Marina Weisband auf deutschlandfunk.de: Problem „False Balance“ – Journalisten sollen einordnen

Die Überleitung zu Fake News ist so einfach, dass ich sie mir spare. Dass es nicht zielführend ist, jemandem, der eine andere Meinung oder Dummzeugs verbreitet, einfach nur per @-reply entgegen zu treten und ihn als doof zu beschimpfen, dass wissen wir, wenn wir Twitter öffnen. Aber was tun gegen Fake News?

Viorela Dan vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München machte jüngst einen nach eigener Aussage „unkonventionellen Vorschlag“ zur Richtigstellung solcher Botschaften: Im Journal Publizistik veröffentlichte die Wissenschaftlerin ein Konzept zur Gestaltung von Richtigstellungen nach dem Schema von Fake News, um deren „Reiz“, also die Vorteile der Viralität, Aufmerksamkeit und einfachen Argumentation, zu nutzen.

Ronan Winkelhahn mit einer Kurzvorstellung der Idee auf se.ejo-online.eu:
Fake News mit ihren eigenen Waffen schlagen
Das eigentliche Paper findet sich hier:
Viorela Dan: Von Fehlinformationen lernen

Kennen Sie Wiebkes wirre Welt? Nein, das ist weder ein neues Mamablog noch ein Monthy Python-Film. Sondern eine Website, ein Mix aus Film und Online-Game und bietet Möglichkeiten im Umgang mit Verschwörungstheorien und vor allem mit Menschen, die gerade beginnen, in diese Ecke abzudriften.
Buten & Binnen, das Magazin von Radio Bremen stellt die Site, die gerade dem Corona-Sonderpreis des deutschen Digital Awards 2021 ausgezeichnet wurde, vor:

Der Glaube an Verschwörungserzählungen ist ein Phänomen, das sich quer durch die Gesellschaft zieht. Im Zuge der Recherche für unser neues Buch habe ich zuletzt mit der Sekten-Info in NRW gesprochen – und die haben gesagt: Es ist meist nicht so, dass Eltern dort anrufen und sagen: „Mein Kind glaubt an Verschwörungserzählungen – was soll ich tun?“ Sondern es sind oft die erwachsenen Kinder, die anrufen und sagen: „Meine Eltern, die im Rentenalter sind, haben online etwas aufgeschnappt, haben sich immer weiter in etwas verrannt und jetzt fühle ich mich hilflos und brauche Unterstützung.“

Sarah Kumpf auf butenundbinnen.de: Bremer Plattform gegen Verschwörungsmythen ausgezeichnet

Keine Überleitung; neues Thema: Change, neue Führung und wie die Theman alle heißen: In Andreas Newsletter (eh jedes mal interessant) fand ich Mittwoch den Hinweis auf eine Unternehmensform, die mir sehr reizvoll erschien: Das Kollektiv

Aber was ist eigentlich ein Kollektiv?
[…] Kollektive sind auf den Menschen ausgerichtete Unternehmen, die sich im Besitz und unter der Kontrolle ihrer Mitglieder befinden und von ihnen und für sie geführt werden, um ihre gemeinsamen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse und Bestrebungen zu verwirklichen.
Kurz gesprochen bedeutet dies: es gibt gleichberechtigte Entscheidungsstrukturen aller Mitarbeiter und die Firma gehört den Mitarbeitern – bestenfalls zu gleichen Teilen. Menschen, die Kollektive als alternative Wirtschaftsbetriebe gründen oder sich daran beteiligen, haben oft folgenden Motivationen:
Sie stellen politisch gesellschaftliches Engagement über Profitmaximierung;
Sie wünschen sich eine Verteilung von Verantwortung sowie gleichberechtigte Bezahlung;
Und bauen ihr Arbeiten auf dem Prinzip Vertrauen auf.

Andrea Schmitt per Newsletter: Sind alternative Wirtschaftsbetriebe wie Kollektive eine Ausnahmeerscheinung oder ein Zeichen der Zeit?

Transparenzdings: Ich arbeite für Andrea, habe aber keinen Einfluss auf ihre Themenfindung und bin auch nicht beauftragt, sie hier zu bewerben. Das hat sie sich mit interessanten Themen selbst verdient.

In Deutschland ist diese Unternehmensform überraschenderweise nicht sonderlich einfach einzurichten; dem Deutschen ist das zu fremd.


Ach .com – meine beiden Lieblingsthemen „psychische issues“ und „Corona in einem Artikel, da häng ich doch als Bonus noch Margarete Stokowskis letzte Kolumne an. Und das Thema ist momentan ja eh zu 100% mein persönliches Schlachtfeld gegen mich selbst.

Es würde vielen Leuten sehr guttun, wenn ein »ich kann das gerade nicht« oder »ich will das gerade nicht« ein sozial mehr akzeptierter Grund wäre, berufliche oder private Dinge nicht zu tun.
Generell ist es bei Leuten mit Depressionen oft so, dass Außenstehende sich wundern, warum eine depressive Person diese oder jene Sache schafft und eine andere nicht. Oder: Was sie doch bisher alles geschafft hat, obwohl sie jetzt behauptet, depressiv zu sein. Aber: Man schnallt es von außen nicht.

Margarete Stokowski auf spiegel.de: Sozialstress nach der Pandemie – Gegen den Post-Corona-Burn-out

Gerade diesen nicht so einfachen Blick von außen erklärt Margarete ganz vortrefflich ud schon deshalb ist das sehr lesenswert.

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10.6.2021 – paint it black

Gestern Nachmittag fuhren wir zu einer Freundin – sie hatte Geburtstag und hatte gesagt, sie hätte das Gartentörchen offen und würde einen Kuchen backen und wer komme, die komme. Als wir das Gartentörchen öffneten, standen wir in einer Gruppe mit mehr Menschen als ich seit März 2020 insgesamt getroffen hatte (Einkaufen nicht mitgerechnet).
Das war … überraschend.
Und ging dann besser, als ich es im ersten Moment befürchtet hatte. Das macht mir Hoffnung.

Außerdem kam gestern die neue Farbe und ich hab gleich gestrichen und yay, das ist jetzt die richtige Farbe für die Küche. Aktueller Status vs vorher:

Mein Schlafrhythmus hat sich in den letzten Wochen so plötzlich wie deutlich nach hinten verschoben, ich hab daher abends noch Zeit, abseits unseres gemeinsamen Lost-Bingens Serien zu gucken und musste dann gestern Abend noch dringend die beiden letzten Folgen Panic zu Ende gucken. Zum Ende hin wurde das nämlich doch noch spannend, trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Coming Of Age mag ich sehr, Geschichten aus trostlosen Kleinstädten in den USA ebenso. Nachdem sich die in den ersten zwei, drei Folgen aufgebauten gut- und böse-Verhältnisse zu drehen begannen war das auch nicht unspannend – und trotzdem blieben die zehn Folgen jeweils genau an der Schwelle, dass immer eine reichte bevor ich mich langweilte. Ich aber schon wissen wollte, wie es weiter ging.

Am Schreibtisch musste ich erstmal fix dafür sorgen, dass eine nicht ganz kleine Website, die wir seit inzwischen sechs Jahren betreiben und füllen so schnell wie möglich aktualisiert wurde.
Der Hoster hatte uns gestern etwas lapidar mitgeteilt, dass er seinen Server heute auf die brandneuste Datenbankversion bringen wollte und schrieb sinngemäß: „Ich erwarte keine Probleme, aber wollte Ihnen das sicherheitshalber mitteilen
Ich googelte kurz „[Lieblings-CMS] MySQL 8“ und geriet mit dem ersten Treffer in eine Diskussion darüber, was noch nicht läuft und musste leider widersprechen. Störte den Hoster aber nicht.
Einmal mit Profis, echt ey.

Ich layoutete noch ein bisschen vor mich hin, bis ich zufrieden war und bis die Liebste heimkam – die hatte einen etwas heiklen Termin gehabt; aber gut hinter sich gebracht.

Also auf zum See.

Und jetzt schau ich so zurück auf die Woche und eigentlich wirkt die so normal im Rückblick – aber es fühlt sich gar nicht so an. Ich werde das beobachten.

Apropos „beobachten“ – ok, das war eine etwas üble Überleitung – hier gibts ein kleines Filmchen aus einem LKW und über das, was man drin so beobachten kann. Und was nicht.

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8.6.2021 – phoney tuesday

Lassen Sie mich statt vieler Worte einfach einen Screenshot aus meiner Telefonanlagen-Software zeigen, dann wissen Sie eigentlich alles über meinen Vormittag.

Was Sie da nicht sehen sind: Diverse Versuche (20? 30?), den örtlichen Radiologen zu erreichen und noch ein paar Telefonate auf dem Handy.

Lustigerweise sind alleine sieben dieser Verbindungen da rechts im Bild dadurch zu Stande gekommen, dass ich einen Termin bei der örtlichen Werkstatt ausmachen wollte. Erst rief ich sie dreimal an und wurde wieder rausgeworfen („unsere Berater sind alle im Gespräch“), dann riefen sie aber zurück. Natürlich, als ich gerade den Radiologen erreichen wollte. Also schnell aufgelegt und sofort zurückgerufen. Hurra.
Leider konnte die Dame in der Telefonzentrale mir aber nur versprechen, eine Rückrufbitte im Teileverkauf zu hinterlassen. Die riefen auch an, klärten, dass ich gerne wieder die gleichen Reifen hätte, dass sie die Reifen morgen geliefert haben können – aber einen Termin zum Wechseln konnte der Mann auch nicht ausmachen. Nur eine Rückrufbitte in der Werkstatt hinterlassen.
Die rief natürlich an, als ich gerade versuchte, den Radiologen zu erreichen; ich rief zwar wieder 20 Sekunden später zurück, aber landete sofort wieder in der Zentrale und bekam … – richtig: eine Rückrufbitte hinterlassen.

Ich beobachte meine Werkstatt seit Jahren bei der Prozessoptimierung und hoffe, sie haben jetzt den Status erreicht wo ihnen auffällt, dass zwar von innen gesehen alles super atomisiert ist, niemand mehr denken muss und nur noch blind kleinen Listen folgen kann – aber dass die Kunden langsam darunter leiden.

Irgendwann in einem der Telefonate begrüßte ich außerdem die erste Hornisse des Sommers und geleitete sie vorsichtig wieder raus. Ich liebe das Geräusch, das diese Tiere machen, wenn sie mit der Gemütlichkeit und der Lautstärke eines Lanz Bulldog durch mein Büro fliegen, aber wenn ich sie in ein Glas und dann wieder da raus bugsieren muss, habe ich schon Respekt. Was mich natürlich nicht davon abhielt, beim Telefonieren wenigstens noch ein kleines Beweisfoto zu machen.

Kennen Sie das? Sie haben einen irgendwie wichtigen oder aufregenden Termin und denken nur bis exakt zu diesem Termin? Als ob es danach nichts mehr geben würde?
Ich hab das ziemlich auf die Spitze getrieben. Heute mittag sollte eine nicht unwichtige Videokonferenz sein und so war es fast gut, dass mir der Vormittag so zerfasert wurde, denn ich wäre vermutlich nicht besonders konzentrationsbereit gewesen. Dann aber (einer der Anrufe da oben halt) kam die Absage bzw die Terminverschiebung. Macht ja nüscht, aber mein Kopf war absolut unfähig jetzt wissen, was ich denn jetzt tun könnte. Ich hatte ja nur bis zu diesem Gespräch geplant und gedacht.

Aber mir fielen dann doch noch ein paar Kleinigkeiten ein. Unter anderem schrieb ich ein Angebot und erreichte währenddessen einen Etappensieg gegen meinen Steuerberater. Normalerweise wenn ich mit dem zu tun habe, hat der Fragen, die ich erst verstehen muss. Ich muss dann Dinge raus- oder sowieso richtig suchen und meist komme ich mir dabei etwas zu blöd vor.
Das Angebot aber geht nach Österreich und ich wollte kurz wissen, ob und was ich da zum Thema Umsatzsteuer beachten muss – ich rief also an und fragte und er legte gewohnt souverän los, nur um schon im dritten Satz ins Stocken zu kommen, dann vollkommen abzubrechen und zu fragen: „Darf ich Ihnen gleich schreiben?
Ein kleiner, aber ein Sieg, jaja.

Und wir waren in der Mittagspause der Liebsten kurz am anderen See und sind einmal drumrum gelaufen

Musik des Tages (was für ein wunderschönes Album!):

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Sie fragen, Christian antwortet: LPs

Johannes fragte mich:

Warum hören Leute und insbesondere Sie Langspielplatten? Eintauchen in alte Zeiten? Das bewusste Musikhören im Gegensatz im Nebenbei-Stream? Oder irgendwas, das ich nicht verstehe?

Warum Leute das im allgemeinen tun, kann ich natürlich nicht wirklich sagen, aber meist hört man eigentlich die folgenden Punkte – ich zähle mal auf und werte eventuell auch ein bisschen:

  1. Schallplatten klingen einfach besser (I)
    Uuuh, das alte Musik-Nerd-Argument gleich am Anfang.

    Allerdings klingt eine Schallplatte wirklich anders(!) als eine CD – und die wieder anders als ein Spotify-Stream und der wieder anders als YouTube.
    Ja im Ernst, jede dieser Medien bekommt im Idealfall eine andere Datei geschickt oder hochgeladen, wenn man professionell Musik macht.
    Diese (minimalen) Unterschiede haben vor allem viel mit Lautstärkeverhältnissen zu tun; früher ging es auch noch um Obertöne, die auf Schallplatten in einem dem menschlichen Gehör angenehmeren Verhältnis entstanden als auf CDs – aber das kann ich inzwischen beim Mischen ganz gut nachbilden*.

    Wo ich allerdings zustimme: Musik aus und vor der Anfangszeit der CD klingt, wenn sie nicht für CD remastered wurde, auf LP besser als auf CD – dabei bedeutet „besser“ in diesem Fall viel: „mehr so, wie man es vorher gewohnt war“. Und vielleicht auch etwas „wärmer und voller“ als eine CD.

    Ich weiß nicht, ob ich, vor allem bei Produktionen nach 1985 einen Blindtest bestände.
  2. Schallplatten klingen einfach besser (II)
    – jedenfalls besser als die üblichen Streams
    Wenn Sie nicht Tidal oder eines der neuen HighQuality-Formate abonniert haben, dann ist Musik so komprimiert, dass man (auf guten Boxen) Unterschiede zu einem unkomprimierten Format, also CD oder LP hören kann – am ehesten im A/B-Vergleich.
    Ich bin mir sicher, dass ich einen solchen Blindtest bestehen würde.
  3. Schallplatten klingen einfach besser (III)
    Wirklich „audiophile“ Menschen, also die, die auch den Unterschied zwischen dicken und dünnen Kabeln hören können, oder die Ränder ihrer CDs bemalt haben, die finden das.
    Ich bin nicht wirklich audiophil und da ist meiner Meinung nach auch viel Voodoo und Wunschdenken (s.a. Punkt 4) im Spiel und ich erzähle das nur noch zwecks Einordnenbarkeit.
  4. Schallplatten klingen einfach besser (IV)
    Wenn Sie Lust haben, dann tauchen Sie doch in den Bereich der Psychoakustik ein und lesen zum Beispiel, warum etwas, was man mag, auch besser klingt als etwas, was man nicht mag. Und wie Vorlieben und Gewohnheiten oder auch Vorurteile unsere Wahrnehmung beeinflussen.

Falls Sie nicht eh Bock darauf haben, sich einen guten Verstärker und angemessen große Boxen irgendwohin zu stellen sind die Punke 1-4 vollkommen irrelevant für Sie.
Ich hatte da Bock drauf, finde mich aber eigentlich hauptsächlich in den folgenden Gründen wieder.

  1. Es ist so schön anachronistisch
    Ja, irgendwie mag ich das manchmal etwas
  2. Es ist bewusster
    Ja, für eine Schallplatte nehme ich mir bewusster Zeit, als für einen Stream nebenher. Es ist schön, die Platte auszusuchen und aufzulegen und zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten zuzuhören.
    Es ist auch schön, dass ich eine Platte besser behandeln muss als eine CD. Für mich hat das etwas mit Wertschätzung zu tun, wenn ich Musik nicht nebenher, sondern bewusst höre (jaja, ich weiß, dass das altmodisch [s.a. Punkt 5] ist.)

    Und ich weiß, wie wenig Künstlerinnen von den üblichen Streamingdiensten ausgezahlt bekommen und ich weiß, wie viel Arbeit in einem Album steckt. Und dass das sowas von absolut in keinen Verhältnis steht – ebenso wie ich natürlich weiß, dass mein Verhalten da keinen längst abgefahrenen Zug aufhält.
  3. Ich mag es aus ästhetischen Gründen, einen schönen Plattenspieler (und große Lautsprecherboxen) im Zimmer stehen zu haben

Und ganz am Schluss muss ich etwas gestehen: Ich habe dafür gesorgt, dass ich keine Streams mehr hören muss und habe alle meine Musik in einem unkomprimierten Format (also kein MP3) auf einer Festplatte und kann sie überall im Haus hören. Ich höre ziemlich selten Schallplatte, aber immerhin fast immer unkomprimierte Musik.
Denn ich schätze sehr den Komfort, den mir mein Netzwerkplayer bietet und mit dem ich dafür sorgen kann, dass mir die Musik, die ich gerade höre quasi durchs Haus, von Player zu Player folgt.
Aber manchmal mach ich mir halt auch noch ein Kerzchen und ’ne Platte an. Es ist ein Luxus-Vergnügen.

*) Fußnote für Nerds:
Analoge Medien produzierten damals leichte Verzerrungen und dabei entstehen Obertöne zum eigentlichen Ton. Diese Obertöne von analogen Medien entstehen aber zum Glück in Frequenzen, die das menschliche Ohr angenehm findet, weil sie anderen natürlichen Geräuschen, vor allem auch der Stimme, sehr ähnlich sind.
Digitale Medien hingegen sollten nach Möglichkeit nie verzerren, weil die Obertöne in anderen Frequenzen entstehen – und zwar in welchen, die wir als sehr unangenehm „kratzig und schrill“ empfinden.
Logischerweise wurde Musik vor der Zeit der CD auch auf und für für analoge Medien produziert – d.h., man hatte beim Produzieren schon den Höreindruck mit Verzerrung und Obertönen und kalkulierte ihn mit ein.
Musik aus dieser Zeit auf CD klingt „kalt“, weil – wenn man das analoge Band nun einfach auf CD spielte – diese Obertöne fehlen. Und ich persönlich glaube, dass viel vom Zauber der LP daher kommt.
Heute gibt es digitale Tools, die genau das berechnen und bei der Produktion für den schönen „warmen analogen“ Sound sorgen.
Und vermutlich gibt es um dieses Thema noch viel fürchterlichere Grabenkämpfe als um Frauenquote und Gendersternchen zusammen und meine Meinung ist demnach vermutlich vollkommen falsch. Nun denn.

6.6.2021 – Shit happens

Irgendwann hatten wir mal die kühne Idee gehabt, heute nach Zandvoort zu fahren, aber die Vernunft sprach dagegen. Rücken, Wetter, Rückreiseverkehr und so, Sie verstehen.

Statt dessen blickte ich in die Küche, auf das Paket mit den Fliesenfarben das gestern angekommen war, in die Küche, auf das Paket und weiter hin und her und beschloss: Ach .com, ich streich heute mal eben die Fliesen in der Küche.
Jaja, sie lachen schon bei „mal eben“, aber ich bin ja jung und unerfahren.
Die ersten zweieinhalb Stunden schraubte ich also erstmal die paar Dinge ab, die an der Wand hingen – Sie wissen schon, diese Stangen an die man Rührbesen und Suppenkellen und die Schere hängt. Und spachtelte ein paar Löcher zu, die uns irgendwann mal weniger gestört hatten. Dann guckten wir noch die Lampe unterm Hängeschrank an und trafen einen „muss mal neu“-Beschlus und die musste als auch ab und dann fiel uns auf, dass diese Zierleiste uns immer schon gestört hatte und die Klemmleuchte oben passte dann auch nicht mehr und beim kurzen Recherchieren im Internet stellte ich fest, dass ich offensichtlich einen ziemlich teuren Geschmack habe. Aber das es auch ok-e Alternativen gibt – aber wie zielsicher ich in der Bildersuche nur genau die Leuchten ansteuerte, die dann in den Shops dreistellige Summen (für einen Klemmspot, jaja) kosteten – bemerkenswert.

Und das will ja auch alles seine Zeit haben.

Dann wurde abgeklebt und das hasse ich ja mit großer Inbrunst aber danach durfte die Grundierung auf die Fliesen. Und dann mussten wir vier Stunden warten.

Weil das alles so ja gar nicht gedacht gewesen war, fuhren wir erstmal in die Schule. Einen Raum ausmessen; Sie wissen ja: In den Sommerferien streichen Lehrerinnen ihre Räume.

Dann mal Frühstück und eifriges Nichtstun und dann schrieb ich einen launigen Tweet, der irgendwie in den Replys schnell etwas das Thema wechselte und ich merkte, dass das heute nicht ging und es knirschte kurz und das war auch doof, weil das konnte ja auch niemand wissen. Glücklicherweise habe ich ja nur die besten Followerinnen der Welt und das war blitzschnell alles geklärt und shit happens halt manchmal.

Aber ich lernte über mich selbst: Ich hab echt richtig, richtig Bammel, dass ich nicht wieder in dieses Leben zurückkomme – während alle anderen sofort durchstarten und jetzt wieder Eimersaufend vor der Kneipe sitzen. Naja, morgen ist Seelenmassage.

Dann durfte endlich die Farbe auf die Wand. Im Internet sah die Farbe toll aus. Im Topf sah die Farbe toll aus. Auf Rolle und Pinsel sah die Farbe toll aus.
Nur an der Wand, da sahen wir: Da muss was anderes hin.

Shit happens.

Ich geh dann mal neue Farbe bestellen. Wir haben ja Zeit, wer braucht schon eine freie Arbeitsplatte oder ein Spülbecken in der Küche?

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

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