19.10.2021 – leere Hallen im Sauerland

Irgendwas mit unruhiger Nacht.
Morgens fuhr die Liebste los, für ein paar Tage Verwandschaft besuchen. Von 24/7 auf Null, das wird bestimmt spannend.

Am Schreibtisch fand ich eine Mail, die da sprach: „Ja, bitte veröffentlichen“ und deswegen freue ich mich, die neue Website für den Schwerter Kinder- und Jugendtreff KiJuKi in die freie Wildbahn entlassen zu haben. So gerne ich für millionenschwere internationale Multikonzerne arbeite und dabei pro Tag den Gegenwert von mehreren Luxusyachten verdiene *hust*, so gerne arbeite ich auch für nicht ganz so kommerzielle Einrichtungen und entwickle mit ihnen zusammen gute Websites. Und Jugendtreffs sind mir ja nicht ganz fremd, nach dem Abi habe ich ja erst als Zivi und dann als Honorarkraft einige Jahre in verschiedenen Jugendtreffs verbracht.

Dann kurz mit der kleinen Schwester telefoniert; am Ende festgestellt, dass „kurz“ in diesem Fall exakt drei Stunden bedeutet hatte. Das war schön.

Gegessen, gecodet, gepaust, gecodet. Keine besonderen Vorkommnisse.

Nachmittags noch den perfekten Fanboy-Moment gehabt.

Zeugs

Eine Frage, die mich aus verschiedenen Gründen sehr umtreibt und die immer wieder frisches Futter bekommt ist: „Kann man Künstlerin und Werk trennen?“ Ich finde immer wieder Argumente für die ein oder andere Antwort; manchmal merke ich, dass ich gerade einfach nur nicht möchte, dass die Gitarristin eines alten Lieblings jetzt auch als doof bekannt wird, manchmal … ach, es ist kompliziert. Elea Brandt hat darüber geschrieben und da sind eine Menge Denkanstöße dabei und – und das mag ich besonders – endet nicht mit einer klaren Antwort.

Die Frage beschäftigt die Literatur- und Medienwelt schon sehr lange: Kann – soll – muss man Autor*innen und ihre Werke voneinander trennen? Kann man ein Buch feiern und hypen, obwohl man weiß, dass die Person, die es verfasst hat, problematische Ansichten vertritt oder schrecklicher Dinge beschuldigt wird? Und welche Rolle spielt der historische Kontext dabei?

Elea Brandt:
Warum die Trennung zwischen Werk und Autor*in nie ganz gelingen kann

Sie haben Squid Game gesehen? Oder zumindest darüber gehört? Höchstwahrscheinlich. Ein Film über ein Spiel in Korea, ein Spiel, bei dem Kinderspiele gespielt werden – nur dass die, die ausscheiden nicht am Rand stehen sondern sterben. Die Serie polarisiert, aber darum soll es gar nicht gehen, sondern um etwas tausendmal schlimmeres: Kinder spielen die Spiele jetzt auf dem Schulhof !!eins11! Äh ja, und zwar schon so lange, dass ein paar der Spiele oder ähnliche unter deutschem Namen schon vor 20 Jahren Einzug in meine Spielekartei fanden, aber jetzt ist das natürlich viel schlimmer. Patricia, ruhig, besonnen und klug wie immer hat da ein paar Worte zu gefunden:

Aber Moment mal! Sollte es uns als Eltern nicht beunruhigen, dass Kinder (z.T. in der Grundschule) die Serie Squid Game überhaupt kennen?
Die Antwort mag erstaunen – aber schlicht: nein.

Das Nuf:
Was Squid Game mit der FDP zu tun hat

Ja, mosern ist immer leicht und über das Schulsystem in Deutschland haben wir alle inklusive mir in den letzten Jahren mehr als genug gemosert. Aber vielleicht doch mit Grund? Jan Martin Klinge findet sogar 5 Gründe, warum das deutsche Schulsystem nicht mehr zu retten ist:

Man sieht zurzeit viele Initiativen und bunte Flyer, wie man #Schule zukunftsfähig machen könne. Mal ganz direkt gefragt: Ist die deutsche Schullandschaft überhaupt noch reformierbar…?

Jan Martin Klinge im halbtagsblog:
5 Gründe, warum unser Schulsystem nicht zu retten ist.

Und dann noch zweimal was zum Lieblingsthema „Klima“. Beides nicht schön:

Das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland hat sich die drei „Trielle“ angeschaut und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis:

Wir haben die von einem Millionenpublikum verfolgten und vermutlich die Wahlen mitentscheidenden Trielle analytisch ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass kein Moderator und keine Moderatorin den Ernst der Lage adäquat dargestellt hat. An keiner Stelle wurde nach bereits bestehenden Lösungsmöglichkeiten so gefragt, dass es motivierend und ermutigend auf das Publikum wirkte. Im Gegenteil wurde das Thema Klima in allen Triell-Fragen nur als Kostenfaktor hingestellt

Netzwerk Klimajournalismus Deutschland:
Offener Brief an die Intendanten, Geschäftsführer und Chefredaktionen von ARD, ZDF, PRO7/SAT1, RTL und NTV

Harald Lesch und Christian Holler haben ein Buch geschrieben, in dem sie feststellen, dass wir nicht mehr rechnen können. Mindestens nicht, wenn es darum geht, so unvorstellbar große Zahlen, wie z.B. die unseres Energieverbrauches in Relation zu unserem Verhalten zu setzen. Und wir deswegen vollkommen versagen, die Folgen der Klimakatastrophe zu sehen oder uns anzupassen:

Ich habe einmal eine Sendung gemacht mit einem Experiment. Da kam eine Familie in die Küche, zwei Erwachsene, zwei Kinder. Nebenan in der Turnhalle saßen 100 Leute auf Fahrrädern und sollten in die Pedale treten, je nachdem, wie viel Energie die Familie verbraucht hat. Und seitdem ich gesehen habe, wie die strampeln mussten, überrascht mich eigentlich gar nichts mehr. Wir haben jedes Maß verloren.

Jakob Wetzel im Interview mit Lesch und Holler auf sueddeutsche.de:
Erneuerbare Energien:“Die Gesellschaft hat verlernt zu rechnen“

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18.10.2021 – back 2 life

Die letzten Tage sind ein etwas verwaschener Mix aus blick-leerem Rumhängen, viel Nachdenken, ebenso viel Schlaf und gelegentlichem Aufraffen – das hat mich schon ziemlich frustriert, die ganze Aktion.
Wir waren aber immerhin zweimal im Kino – Dune und James Bond – und ich bin jetzt offiziell zu alt für Peperoni auf den Nachos. Dafür war das Kino an sich Dank des Trainings unter maskenlosen dänischen Menschen total gut aushaltbar.

Christian im Hoodie der Universität Aarhus

Unser Kino lässt sich auch brav Zertifikate und Ausweise zeigen – immerhin.
Und der Ferienabschluss-Test war auch negativ.

Die Liebste hat mir einen Hoodie geschenkt. Ich liebe ihn.

Seit heute wieder am Schreibtisch – auch das wird wieder Normalität machen. Which is probably good.

Dune fand ich ziemlich großartig. Nach den ersten zwanzig Minuten schauten wir uns zwar kurz einmal an und meinten „schon ein bisschen arg episches Gerede, ist es nicht?“, aber das ließ dann nach und die zweieinhalb Stunden waren sehr schnell und sehr angenehm rum. Ich muss gestehen, dass ich trotz leichter Nerd-Charakterzüge weder das Buch gelesen noch den ersten Film gesehen habe und sehr unbelastet losgezogen war. Und sehr erfreut wieder kam.

Der James Bond war ein richtig guter James Bond. Nun erwähnte ich ja letztens schon, dass ich ein bisschen Probleme mit dem Genre des einsamen Rächers bekommen habe und so hatte ich auch hier ein paar Probleme – aber das Ende hat dann auch das sehr zufriedenstellend geregelt. Es gab viele wunderschön respektvolle Anspielungen in die lange Geschichte der Reihe, die Neubesetzungen mancher Rollen sind toll und das war schon ein guter Film.

Einen Tweet mit ein bisschen launigem Denk-Impuls über ein Kinderbuch abgeschickt und daran erinnert worden, dass sowas auf Twitter nicht geht. Es bildeten sich sofort #Teams, ich bekam DMs mit Zustimmung oder Ablehnung, die das aber „gerne nicht öffentlich tun wollten“, ich geriet ausgerechnet mit sehr geschätzten Menschen in die Diskussion und hab das dann ganz schnell wieder gelöscht. Nicht, weil ich den Austausch oder auch die Diskussion scheue, sondern weil – ich behaupte das jetzt hier mal – Austausch und Diskussion auf Twitter nicht möglich sind. Das liegt nicht an den Menschen, das liegt am Medium, das liegt an der Zeichenbeschränkung und der Asynchronität und an den fehlenden weiteren Kanälen, wie Stimme und/oder Gestik/Mimik.

Wussten Sie übrigens, dass ein Punkt am Ende eines Satzes in SocialMedia und Messenger ein passiv-aggressives Zeichen ist und auf einen Boomer als Absender schließen lässt? Ich auch nicht. Wir sollten alle mehr Emojis benutzen, sonst wirkt das alles so unfreundlich – so lernte ich letztens irgendwo und gerade fällt es mir wieder ein.
Ich muss da nochmal recherchieren um aus der anekdotischen „die Nichte meines Nachbarn sagt“-Ecke raus zu kommen, denke da aber sehr ernsthaft drüber nach. Und: Ja natürlich war auch mein erster Reflex „sind die denn bekloppt?“, aber ersten, emotionalen Reflexen wollten wir doch alle nicht mehr trauen, oder?
Es würde z.B. meine schriftlichen Kommunikationsprobleme mit einem sehr geliebten Menschen aus einer anderen Generation erklären können.

Am Schreibtisch erstmal Mails gesichtet, teils schon beantwortet, einmal sogar schon telefoniert und etwas getan, was man coden nennen könnte und überhaupt langsam wieder reingefunden. Den Rechnern zugeschaut, wie sie die seit einer Woche nicht gelaufenen BackUps machten und mir mit leicht befremdeten Blick mein Büro angeschaut.
Morgen gehts richtig los.

Ich vermisse dieses unfassbare Licht. Die Freundlichkeit der Menschen. Die vielen Möglichkeiten, etws zu tun, was nicht im Sauerland statt findet. Das Meer.

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

14.10.2021 – Aarhus ’21 (V)

Mehr Realität auf Instagram in Blogs: Wir haben den Urlaub einen Tag früher als geplant abgebrochen und sind mittags nach Hause gefahren.
Aarhus war super wie immer und wir lieben diese Stadt. Aber ich habe bemerken müssen, dass das BS in PTBS nicht nur so irgendwie für Belastungsstörung steht, sondern dass meine Belastungsgrenze (diesmal?) nicht zu den Anforderungen passten, die die Essens-Unsicherheit, dauerhafte Schmerzen und die Schlaflosigkeit vom Hotelbett mit sich brachten. Dazu die tiefsitzenden Reflexe aus anderthalb Jahren Corona, die in Dänemark ja ständig getriggert wurden und mich dauernd irgendwie in habacht-Stellung raumlaufen ließen – so angenehm es auch irgendwie war, in dieser Normalität.
Die Nacht bin ich ein paar Mal in Tränen aufgewacht und das ist es nicht wert; der eine Tag mehr oder weniger machts dann auf der positiv-Seite auch nicht mehr.
Außerdem war das Wetter eh als nicht so berauschend angekündigt – also haben wir noch so lange im Fenster gesessen und den Farben über der Ostsee zugeschaut bis sie in grauen Wolken verschwanden und dann sind wir aufgebrochen.

Es mag sein, dass wir im Hypermarkt an der Stadtgrenze noch große Geldsummen in dänische Lebensmittel investiert haben.
Die Fahrt war ok, die Wohnung auch (auch so eine Dauersorge für Wegfahr-ungeübte Menschen wie mich).

Was mich nur seitdem arg beschäftigt, um the least zu sagen: Ich weiß: hier, in diesem Kaff aber auch in diesem Land, möchte ich nicht sein. Also nicht mehr dauerhaft.
Da, in diesem Land und auch in dieser Stadt, hingegen möchte ich prinzipiell sehr gerne sein – aber gerade fühlt es sich so an, als würde ich das eben nicht schaffen. Ich bin ziemlich leer und muss nachdenken. (Nein danke, keine Ratschläge)

Das neue Küchenradio steht auf der Fensterbank und wir bekommen leicht verrauscht exakt einen Sender rein. Über UKW. Vor dem Kauf hatte ich nochmal nachgelesen, wie es denn mit dem DAB-Ausbau in Deutschland ist und mich auch mit dem Verkäufer darüber unterhalten und …
Nee, eigentlich hatte ich mich nicht mit ihm darüber unterhalten. Ich hatte es versucht, aber er verstand es nicht. Naja, wie soll man auch in einem Land, in dem man auf der letzten Düne noch 5G hat, erklären, dass in Deutschland auch das digitale Radioprogramm noch nicht überall angekommen ist? Er war sich sicher, ich müsse das missverstanden haben, als ich nach UKW als Fallback fragte, in Dänemark sei eigentlich seit 5 Jahren schon DAB+ Standard überall.
Tief im Bauch des Hotels hatten wir also 15 digitale Sender. Hier keinen. Tja.

13.10.2021 – Aarhus ’21 (IV)

(Irgendwas mit Hotelbetten und Rücken und ouch und grml und so)

Vormittagsprogramm: Shoppen. Ich dachte beim Rein-Raus-aus-den-Läden darüber nach, dass ich das Grundprinzip des Kapitalismus, das ewige Wachstum noch nie verstanden habe. Ist eine neue Herbstmode nicht eigentlich nur deswegen nötig, weil sonst die Menschen keinen Grund haben, etwas Neues zu kaufen – und dann verdienen die Marken kein Geld und dann steigt das Bruttosozialprodukt irgendwo nicht und dann sind die Aktionäre unzufrieden und dann ist Holland aber so richtig in Not?
Wenn es ein Geldkreislauf sein soll – wie alle behaupten – wer verdient dann etwas?

Naja, ich schweife ab. Man kann hier ziemlich prima shoppen.

In einem kleinen Lädchen im Latinerkvateret begannen dann die Verkäuferin und ich zusammen, die Liebste davon zu überzeugen, dass ihr die Paisley-Tunika wirklich gut stände und sprachen dann allgemeiner darüber, wieviel Sinn eigentlich so eine Farb-Typ-Beratung macht. Sie wirkte erst kurz etwas erstaunt darüber, das mit einem Mann zu besprechen und vielleicht habe ich einfach früher zu viel Cosmolitan gelesen. Oder zu viel Shopping-Queen geguckt? Auf jeden Fall lassen die Farben von dieser Tunika die Liebste strahlen und trotz Paisley-Sperre hat sie das Teil dann nach Haus getragen und die Verkäuferin hat sich das Lied von Prince notiert, das mich überhaupt vor vielen Dekaden erst zu Paisley brachte.

Ja, ich finde das genauso bemerkenswert wie Sie, dass ich hier vollkommen froh und frei mit Menschen ins Quatschen gerate.

Zwischendurch Pause für ein Heißgetränk auf dem Salling-Rooftop und ich machte ein Bild davon in den Instagram-Stories, das verschiedene Menschen zu leichten „da will ich auch sein“-Äußerungen trieb. Dabei ist doch so ein Bild vom Profibaristamuster-Kakaopulver-bestäubten Kakao halt auch nur wieder ein besonders hübscher und gut snackable Moment von vielen. Sicher ist dieses Blog dazu da, dass ich mich an die guten Dinge erinnere, mich während des Erlebens schon auf sie konzentriere – aber die Gefahr dann hier oder auf Instagram wieder nur die supi Sachen zu lassen und andere (vielleicht Sie) zu frustrieren ist dabei groß.

Also: Mehr Realität: Ich liebe diese Stadt und die Menschen, aber ihr Gastro-Angebot ist … sagen wir: anstrengend. Ein Essen ohne Fleisch ist kein Essen und wenn man auf einer Karte auch nur ein fleischloses Gericht findet, ist man king for this day. Die Abendessenfrage macht mich deswegen grundsätzlich jeden Tag wieder echt nervös.
Dazu kommt, dass die Dänen in etwa dann alle Hunger haben, wenn ich auch Hunger habe und dann suchen wir alle zusammen und weil hier ja Corona vorbei ist, sind das dann schon eine wirklich große Menge Menschen ohne Masken oder Abstand zusammen mit mir auf der Straße oder im Restaurant. Ich nenne es inzwischen liebevoll „meine tägliche Konfrontatiostherapie“.

Nachmittags fuhren wir zu einem Botanischen Garten in dem in der Mitte ein Tropenhaus gibt. Das Tropenhaus war schon zu, also liefen wir immerhin durch den Park. Der war schön, voll mit den verschiedensten alten Bäumen und ich habe den Verdacht, dass meine alte Kollegin Karin vor Freude gejuchzt hätte. Mir fehlte dazu etwas Fachwissen und auch etwas die Begeisterung – aber es war schon schön da.

Ich freue mich derweil darüber, was hier auf den Schildern an Spielplätzen steht* – vor allem so im Vergleich mit dem deutschen „Der Bürgermeister sagt dies und das und jenes ist verboten

*) Übersetzung etwas holprig – das ist ein Screenshot von Google Translate

Gegen Abend verließ mich dann etwas die Energie, so dass da nur noch Pizza to go am Straßenrand im Café Audi blieb, weil die Streetfoodhalle so aus allen Nähten platzte, dass alle supi gelernten Skills gegen Panikattacken nicht mehr halfen. Danach im Hotel: Veratmen, veratmen, veratmen. Und Sommerhaus der Stars. Wir haben ja hier sonst nichts.

12.10.2021 – Aarhus ’21 (III)

Aus Gründen war meine Stimmung ein wenig im Keller. Sie hatten ja bestimmt Andeutungen gelesen, dass ich gerne hier nicht nur Urlaub machen, sondern später auch gerne mal leben würde. Gestern wurde mir mit diesem satten Geräusch als wenn jemand das Telefonbuch von Hamburg auf einen Tisch fallen lässt klar, was „später“ in unseren aktuellen Lebenssituationen eigentlich bedeutet … und nun denn. Ohne zu tief einzusteigen: Ich muss da wohl an Lebensträumen oder -umständen noch etwas nachjustieren.

Vormittags fuhren wir ziemlich spontan auf die andere Seite der Bucht, um ein bisschen Landschaft zu sehen und – nun eben: die Bucht mal von der anderen Seite aus zu sehen.
Belohnt wurden wir mit Landschaft bis zum Abwinken, immer wieder neuen Aww-Momenten, wenn wir um die nächste Ecke kamen und das Kattegat uns wieder entgegen leuchtete und einem (Saisonende halt) seltsamen verlassenen Ferienort am Ende – der dafür aber halt genau der Stadt gegenüber lag.

Der Versuch, dann auf dem Dach des großen Kaufhauses etwas zu essen schlug, aufgrund mangelnder Alternativen ohne Fleisch vollkommen fehl. Ich hätte wählen können zwischen einem Omelette und einem Sandwich mit Schinken und Blattsalat in der veggie Variante, also ohne Schinken.
Haarscharf zu hangry, um jetzt noch weitere Missgeschicke zu erleben, landeten wir dann in einem schöden Supermarkt der frisch geschmierte Sandwiches anbot. Mit Humus und Salat, warum nicht gleich so?

Der Nachmittag stand unter dem Motto „Architektur gucken“. Aarhus baut seit ein paar Jahren einen alten Hafenteil um und ein Abschnitt ist schon sehr weit: Dort entstand ein Viertel mit sehr auffälligen neuen Hochhäusern. Wohl in der Bevölkerung nicht unumstritten aber schon Architekturpreis-gekrönt weiß ich jetzt auch nicht so hundertprozentig, was ich davon halten soll. Manche Gebäude sind schon sehr cool: das dreieckige Ding auf den ersten drei Bildern zB mag ich – so als Landmarke an der alten Hafeneinfahrt – schon wirklich sehr.
Die „Eisberge“ mit den dreieckigen Formen und den blauen Balkonen auf den nächsten Bildern – nun ja. Ich verstehe das Konzept, aber manchmal greift ja auch der alte Spruch: Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Also ich. Und was weiß ich schon.
Aber wohnen möchte ich in dem Viertel eher nicht. Zwischen den Blöcken fehlt mir dann doch zu sehr der Raum zum Leben.

Zum Tagesabschluss gabs einen kleinen Fanboy-Moment für mich. Als ich letztens begonnen hatte, mein Musikhören zu Hause durch bessere Hifi-Dingsis aufzuwerten, war ich auf den sehr symathischen Laden Hifi Klubben gestoßen. Gute Ansprache, nettes Konzept, schöne Sachen. Zusätzlich dann rund ums Bestellen gute Kommunikation und ich war sehr zufrieden.
Bei der zweiten Bestellung las ich mal nach, wo ich denn da kaufte und begriff, dass der Laden in Aarhus gegründet worden war – und so musste ich gestern Abend einmal in Shop No.1 und sabbern.
Ich habe das dem Verkäufer auch genau so erzählt. Wir waren beide kurz verlegen, dann grinste er und führte mich sehr nett rum. Und wir haben ein neues Radio für die Küche mitgenommen.

Und danach dann sehr noch super essen im StreetFood. Das war sehr harte Konfrontaionstherapie zum Thema „große Menschenmengen in geschlossenen Räumen kurz nach oder noch in der Pandemie“ aber auch sehr, sehr lecker.

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