Medienkonsum VI 2025

📺 Die Bestimmung – Divergent / Insurgent / Allegiant
Drei Filme, auf prime geguckt. (1, 2, 3). Eine dystopische Filmreihe um eine Gesellschaft, die streng in Gruppen – sog. Fraktionen – aufgeteilt ist: die Selbstlosen, die Furchtlosen, die Gelehrten, die Justiz und die Friedfertigen. Die Hauptfigur Beatrice Prior passt bei ihrem Einstufungstest in keine der Fraktionen bzw. noch schlimmer: in alle und das wiederum passt dem herrschenden System nicht gut. Und wir lernen, dass ein auf den ersten Blick so wohlorganisiertes und nahezu harmonisches System halt auch nur eine brutale Herrschaft weniger Privilegierter ist. Wir wissen ja: Immer wenn jemand zu laut ruft, es gäbe nur seinen Weg zum Frieden und man müsse halt ein paar Einschränkungen hinnehmen, dann lügt jemand. Vor allem, wenn er dabei eine Waffe trägt.
Daraus entstehen drei Filme, die ein bisschen SciFi-Action, ein bisschen Dystopie in ästhetischen Städten, Döfern und Ruinen, ein bisschen Gesellschaftskritik und ein bisschen schüchterne Liebe zwischen schönen Menschen mitbringen, so wie man das von einem Jugendbuch bzw der Verfilmung erwarten kann. Nicht so düster wie die Tribute von Panem aber kein Schelm, wer da „fix auf den Zug aufgesprungen*“ murmelt. Durchaus unterhaltsam, aber Jugendbücher und ihre Verfilmungen sind auch schon eines meiner Guilty pleasures.

*) wer’s geguckt hat, darf den Wortwitz behalten

📺 Der Accountant
Film, auf prime geguckt. Wir lebten beide in der festen Vorstellung, den Film gesehen zu haben und wollten uns nur zur Einstimmung auf Teil II nochmal wieder auf den Stand bringen. Es stellte sich heraus, dass wir konsequent von zwei verschiedenen Filmen gesprochen hatten, als wir uns erzählten, was wir in Erinnerung hatten – und dass es keiner der beiden Filme war. Umso besser also:
Ein Mann, dessen Kindheit in Rückblicken gezeigt wird, arbeitet als Buchprüfer für die Unterwelt, weil er – als Mensch im Autismus-Spektrum und mit einer außergewöhnlichen Begabung für Zahlen ausgestattet – so schnell und gut wie kein anderer Geschäftsbücher prüfen und überblicken kann. Dann gibts (verkürzt) Probleme mit einem unzufriedenem Auftraggeber und es tritt außerdem eine Frau in sein Leben und die ist auch in Gefahr. Praktischerweise hat sein Papi ihm als Jugendlicher außer Zahlen auch beigebracht, wie man sich haut und er zeigt auch in Taktik, beim Snipern oder im Nahkampf außergewöhnliche Begabung.
Das ist ein typischer Rache-einer-gegen-alle-Film bei dem schon einige Bösewichter einfach unkommentiert sterben und der seine Geschichte damit würzt, dass wir halt diesmal einem Menschen aus dem Autismusspektrum zusehen; einem dem man das Töten und Kämpfen ja nicht zutraut. Nur die Emotionslosigkeit beim Töten passt, wie praktisch, um das Genre so nochmal zu retten. Nur, dass man 2016 noch „Autisten“ sagte und die halt noch angeblich nichts fühlten und nicht sprachen und man krass merkt, was sich in diesen neun Jahren alles an der Neurodivergenz-Forschungs-Front getan hat. Sehr viel Klischee also, die der Erzählung in diesem Genre dummerweise gut tut. Das Ambiguitätstoleranzometer zappelt wild.

📺 Der Accountant 2
Film, am nächsten Abend auf prime geguckt. Das Revenge-Thema ist durch, das Buchhalter-Ding spielt auch eigentlich keine Rolle mehr – dieser Film ist einfach ein solider Action-Film mit durchaus origineller Story. Das Thema Autismus – obwohl es nie benannt wird – ist natürlich geblieben und während der Rain Man noch in Perfektion Zahnstocher zählte, bricht der Accountant halt in Perfektion anderer Menschen Knochen.
Hm.
Außerdem hat er im Hintergrund ein Team mit weiteren Menschen im Spektrum, die – ebenfalls mit gaaaanz leichten Savant-Fähigkeiten ausgestattet – quasi das Destillat aller Action-Film-Team-Nerds sind: Allwissend, schnell am Computer, sich in jede Kamera und jedes Haus auf der ganzen welt hacken könnend. Aber sie dürfen nicht mal mehr vor Ort im Bulli dabei sein, sondern sind eingesperrt in einem Heim für besondere Menschen.
Hm, hm, hm.
Ja, das war wieder sehr solide Action aber – once u saw u cannot unsee – schon ganz schön arg auf Kosten der Menschen im Spektrum.

📺 The Philosophers
Film, auf prime geguckt. Ein Philosophie-Kurs wird als Jahresabschluss vom Lehrer in ein Experiment gedrängt, bei dem sie als Gedankenspiel über Leben und Tod einzelner Teilnehmerinnen und sogar damit über den Fortbestand der menschlichen Spezies entscheiden müssen. Da wir ja im Film und nicht in der Realität sind, springt der Film dann an die Orte, die der Lehrer als Rahmen fürs Experiment ausgewählt hat und man schaut nicht der Diskussion im Klassenzimmer zu, sondern ist quasi live vor Ort in der Geschichte dabei, die sich der Kurs gerade in Gedanken erarbeitet. Was hübsch ist und unkomplizierter funktioniert, als es sich erklären lässt.
Der Kurs versucht also in drei Runden nacheinander, jeweils zu überleben und dabei nach den Gesetzen der Logik vorzugehen – und das ist durchaus ein ambitioniertes Filmprojekt, aber Menschen und Orte sind trotz krasser Rahmenhandlung schön anzuschauen und es gibt genug Handlung und Action, dass es nicht zum Gelaber verkommt.
Aber ich habe auch meinen Philosophie-Kurs in der Oberstufe mehr geliebt als alles andere, was ich je in der Schule hatte.
Philosophische Erkenntnis aber leider Null und das Ende ein wenig cheesy.

📺 Influencer – trau niemandem, dem Du folgst
Film, auf prime geguckt. Die Influencerin Madison hängt in Thailand ab und postet täglich „Wie schön das alles ist“ auf Insta. In Wirklichkeit ist sie aber gelangweilt und genervt, weil ihr Freund und Manager sie in letzter Minute hat alleine fliegen lassen. Dann trifft sie diese echt nette CW, die sich auch vor Ort richtig auskennt; das macht endlich Spaß, sie freundet sich schnell an, fährt mit ihr durch die Gegend guckt hier, selfie-t da und isst dort und endlich ist alles so schön. Jedenfalls bis CW mit ihr auf eine ganz traumhafte, vollkommen einsame Insel fährt. CW mag nämlich offensichtlich eigentlich keine Influencer – aber so richtig nicht. Weil Madison sich ab da nicht mehr meldet, kommt ihr Freund dann doch noch nachgereist, sucht sie und stößt natürlich auch auf die nette CW …
„Wendungsreicher und schwarzhumoriger Mystery-Horror vor Traumkulisse“ steht bei prime und das passt ganz gut, wenn man weiß: Nicht wirkliche deepe Mystery, nicht die volle Ladung Horror, sondern von allem ein nettes bisschen. Beeindruckend fand ich, wie bedrohlich von der ersten Minute an alles wirkt und es dauerte gut den halben Film bis wir rafften: Es ist einfach ständig diesig und verhangen und einfach nur zu dunkel für den angeblich anerkannt schönsten Ort der Welt. Guter Trick, liebe Filmemacher!

📺 Sara – die Frau im Schatten
Mini-Serie, auf netflix geguckt. In Neapel wird ein junger Mann überfahren und die Mutter – ehemalige Geheimdienst-Agentin – stößt auf winzige Ungereimtheiten, als sie sich aus alter Gewohnheit mit dem Fall beschäftigt, der zu desem Moment eigentlich noch keiner ist. Sie kehrt also zurück zu ihrem alten Team und beginnt zu ermitteln und stößt – hey, es ist Neapel und es ist ein Krimi – auf einen deutlich größeren Fall dahinter. Ganz reizvoll ist das durch den Kontrast zwischen den Generationen – X und Z und ihre Methoden und Einstellungen prallen auch im Geheimdienst ein bisschen aufeinander und Sara ist jetzt eh nicht wirklich auf den ersten Blick sympathisch und macht es anderen nicht leichter.
Dummerweise wollte mein Hirn beim Gucken alle sechs Folgen lang dringend noch ganz, ganz kurz was wichtiges auf dem Handy lesen und ich fand das alles ziemlich gut gemacht, deutlich ausreichend spannend auch, hatte echte Freude daran – aber ich kann nichts mehr davon erzählen, weil: alle hießen Sergio, sahen süditalienisch gut aus und waren dann tot. Vielleicht hab ich einfach nicht genug aufgepasst. Aber ich glaube, es war recht gut.

📺 Perfect Match
Film, auf prime geguckt. Eine fiktive Geschichte ĂĽber Steffi Graf und Andre Agassi, darĂĽber wie sie sich trafen, kennen- und lieben lernten. Vollkommen harmlos, aber sehr sĂĽĂź an einem Abend als uns nach vollkommen harmlos aber sĂĽĂź war.

📺 Blues Brothers
Film, auf prime geguckt. Wissen Sie, das war so: Wir saßen in einem dieser modernen Pizza-Burger-Pasta-Bowl-Läden bei einer Pizza und einer Bowl, als plötzlich „she cought the katy“ aus den Boxen klang. Es war nur logisch, dass wir beschlossen, zu Hause die Blues Brothers zu gucken. Der Film ist erstaunlich gut gealtert, vielleicht ist er sogar heute wieder besser als so vor zehn oder fünfzehn Jahren. Und was für eine unglaubliche Qualität die Musik hat, das konnte man ja über die Jahre mal fast vergessen.

📺 Cpt Future
Serie, in der DVD-Box geguckt. Cpt. Future ist bei viele der älteren von uns – also auch mir – eine der besten Kindheitserinnerungen: Einmal die Woche kam damals eine weitere Folge. So mit 15 hat mir eine Verwandte mal die Bücher mit den Romanvorlagen überlassen und ich lernte da schon den ziemlichen Unterschied zwischen Vorlage und Manga kennen. Später las ich dann noch, wie das ZDF mit Synchronisation, fürsorglichem Weglassen von allzu brutalen Szenen – schließlich hatte man fälschlicherweise beschlossen, Zeichentrick müsse ja wohl für Kinder sein – und einer überraschend scheißdraufigen Haltung was die Reihenfolge betraf, damals eigentlich wirklich alles versaut hatte.
Wir haben es als Kinder nicht gemerkt, die Idee von Folgen-übergreifenden Geschichten gab es in meinem Kopf damals nicht. Aber jetzt gabs mal wieder eine komplette DVD-Box zu kaufen und seitdem guck ich’s als Nebenbei-Serie in Mittagspausen und ähnlichen Momenten und erfreue mich sehr daran.

📺 Andromeda
SciFi-Serie, aktuell Staffel 1, ich guck’s auf prime. Irgendwann in den 2010ern muss diese Roddenberry-based Serie mal so im Fernsehen gelaufen sein, dass ich gelegentlich reingeschaltet habe. Ich fand die Andromeda schon immer das schönste Raumschiff aller je geschauten SciFis (ja, sowohl das Schiff als auch den Avatar, natürlich) und letztens erinnerte ich mich und weil so ein DVD-Player für eine schnelle Mittagspausen-Serienfolge ja nun arg umständlich ist (also unserer), kam noch eine nebenbei-Serie parallel dazu. Ich stecke noch in Staffel eins und habe das Gefühl, es findet sich so gerade erst alles zusammen. Schöne Menschen, schöne Raumschiffe, nicht allzu peinliche Aliens, so etwas wie Lichtschwerter ohne Lichtschwerter zu sei und ok-ishe Geschichten mit Vorahnung auf mehr – ich bin zufrieden.

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7 Kommentare

  1. Jetzt würde es mich ja doch mal interessieren, welche beiden Filme ihr mit The Accountant verwechselt habt? Den ersten Accountant fand ich übrigens richtig gut, The Accountant 2 war eher ein ziemlich müder Abklatsch ohne die interessanten Teile, und halt nur noch ein einigermaßen brauchbarer Actionfilm. Fand ich doch was enttäuschend.

  2. Accountant 1 und 2 haben wir genauso gemacht und sind zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen. Teil 2 ein netter buddy movie, weil die beiden Brüder gut zusammen funktionieren. In Sachen Tennis kann ich Challengers auf Prime empfehlen, hat uns gut gefallen. Und ach, Blues Brothers mal wieder: gute Idee!

  3. Wurde denn fĂĽr die DVD-Ausgabe von Captain Future (danke fĂĽr den Ohrwurm!) neu synchronisiert usw. oder ist das vermurkelte ZDF-Fassung?

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