Pünktlich zum Release der neuen Single Kattegat durfte ich mit Malcolm F. ein paar Worte wechseln. Vielen Dank dafür!
Herr F – ich darf Sie doch Herr F. nennen? – Lassen Sie uns über Ihre Musik sprechen. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
*lacht* So eine Frage kann nur einer dieser Blogger stellen, das ist toll. Leider: Ich habe auf eine gewisse Art und Weise keine Ahnung von Musikstilen. Gerade innerhalb der elektonischen Musik, in der ich mich ja nun irgendwie befinde, gibt es so viele Sub- und Sub-Sub-Genres in denen ich mich ehrlich gesagt kaum auskenne.
Zum Glück ist mir das vollkommen egal, denn ich versuche ja nicht, in einem Genre Fuß zu fassen, ich veruche nicht, auf Festivals zu spielen oder aufzulegen – ich bin von diesem ganzen Druck ja vollkommen befreit.
Ich spiele herum, ich füge Dinge zusammen – Sounds, Beats, Fragmente, Effekte – ich probiere aus, ich höre es mir an, ich verwerfe. Ich verwerfe sehr viel, natürlich. Und der kleine Rest der gefällt, der bleibt. Den Luxus habe ich in meiner Position.
Aber ich frage mal provokant zurück: Was bedeutet „Musikstil“ überhaupt noch?
Sagen Sie es mir!
Sehen Sie, die Musikindustrie hat sich ja sehr geändert. Sie können heute Miley oder Tylor sein, ein Megastar und viel live spielen und sich insgesamt als Personality verkaufen. Das liegt mir nicht.
Oder Sie bedienen eine ganz bestimmte Nische in den Streaming-Plattformen – so etwas wie „Musik zum Programmieren zwischen drei und sieben Uhr nachmittags“ – und schaffen es dort, Fuß zu fassen. Das nennt man dann Stil, heutzutage.
Darauf nehme ich natürlich mit dem Titel des Albums etwas ironisch Bezug und das nächste wird da weiter machen – aber mal im Ernst …?
*guckt herausfordernd*
Ja, im Ernst?
Im Ernst ist das doch Blödsinn, der nur noch totalen Durchschnitt erzeugt. Durchschnitt in einer sehr speziellen Nische, ja, aber Durchschnitt. Stellen wir uns vor, da gibt es jetzt diese eine Programmiererin, die zwar nachmittags zwischen drei und sieben arbeitet und sich jetzt verspricht, von der entsprechenden Playlist in die richige Stimmung gebracht zu werden – die jetzt aber dummerweise doch etwas mehr Beats braucht als ihr Kollege mit dem etwas anderen Biorhythmus. Die muss dann ja doch wieder selber suchen, ob sie nicht „Coding with beats ’tween 3 & 7“ findet?
Wenn ich so genau differenzieren muss, dann kann ich auch wieder Artists und Songs suchen. Oder mich einfach auf etwas ohne Schublade einlassen – und das ist dann vielleicht meine.
Am Ende: Ich weiß nicht. Ich kann nur die Musik machen, die mir einfällt und gefällt. Und dann freue ich mich, wenn sie jemand anhört.
Aber vielleicht ist das altmodisch und ich bin auch nur zu alt.
Ja.
Was?
Was?
(kurzes peinliches Schweigen)
Ich versuchs nochmal: Haben Sie Vorbilder, also musikalisch gesehen?
Aber na sicher. Ich habe elektronische Musik das erste Mal in den frühen 80ern gehört, als sie noch eng beim Krautrock war, als Jarre und Kraftwerk mit ihren Synthesizern spielten. Und dann in den 90ern wieder entdeckt, als sie tanzbar wurde und Faithless und Moloko, Morcheeba und Massive Attack die großen Namen waren. Und Tab Two, nicht zu vergessen, deren eigene Schiene habe ich immer sehr geliebt. Und da bin ich auch dann lange stehen geblieben, denn wissen Sie: Elektronische Musik ist ja schon eng mit Clubkultur verbunden und da haben Sie mich halt selten gefunden. DJ Koze finde ich noch hoch interessant, das ist auch Musik, bei der ich beim Hören immer wieder nicke und am liebsten sofort ins Studio laufen will, weil er mich so inspiriert. Haben Sie das letzte Róisin Murphy-Album gehört?
Ja. Hammer.
Eben.
Das heißt, Sie machen elektronische Musik zum Zuhause hören?
Ja, vielleicht schon.
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