Mal zwischendurch

Wissen Sie, vor ein paar Tagen, da hatte ich ja letztens noch unter eine ironschen Überschrift über den letzten IPCC-Bericht geschrieben. Und irgendwann auch über die verschiedenen Phasen der Trauer – Sie wissen schon: Verdrängung, Wut und so … berichtet und bestimmt war ich auch dabei launig oder ein bisschen ironisch.
Aber jetzt mal im Ernst: Der Bericht sagt, vor allem wenn man ihn zusammen mit dem Handeln der Menschen sieht: Wir sind am Arsch. Ja, das ist in der Konsequenz zu groß zu denken, aber …
Ich meine, wir wissen es alle: Seit wir dem Thema „Klimawandel“ zuhören, passiert hauptsächlich eins: Die Jahre, die uns bleiben, um nicht den schlimmen Kipp-Punkt zu überschreiten, werden weniger. Nicht nur weniger, weil die Jahre halt fortschreiten, sondern pro vergangenem Jahr gehen so zwei bis drei Jahre Puffer verloren. Mit eher exponentialem als linearem Anstieg. Sonst passiert de fakto: Nichts.

Ich bin ja jetzt fünfzig. Auf der einen Seite werden die Männer in meiner Familie ganz ok alt, auf der anderen lebe ich halt nicht so super gesund und hab ein bisschen Blutdruck. Ob ich die Scheiße noch so richtig mitkriege?
Ich lebe in einem vollkommen privilegierten Land, aber einem, was nicht gut darin ist, mit Situationen umzugehen, die nicht „Ihr seid super, macht ruhig was Ihr wollt “ lauten. Ich bin nicht unintelligent aber dabei relativ unpraktisch – kann Ihnen zwar sagen, wie viel RAM man heute so für Photoshop braucht aber wenn ich Feuer machen müsste, käme ich außer Puste bevor die Sägespäne im Holz auch nur warm werden.
Was mach ich damit, wenn unsere Gesellschaft zusammenbricht, weil die, die jetzt in den Gebieten leben, die dann nicht mehr bewohnbar sind, hierhin kommen wollen? Wann ist der Punkt um dieses Haus zu verkaufen und in ein möglichst autarkes Wohnmobil zu investieren? Wann ist der Punkt damit aufzuhören, einfach hier immer weiter zu machen und an dem Glauben festzuhalten, der Tausch meines Benziners gegen ein E-Auto würde irgendwie bestimmt alles gut machen?
Oder ist das alles übertrieben? Kommt 2025 Bruce Willis um die Ecke und fliegt die CO2-sammelnde Rakete* in die Umlaufbahn? Wann ist der Tag, vor dem wir durchgeknallte Prepper und nach dem wir auf dem verbrannten Rücken liegende Käfer sind?

Wissen Sie: Ich weiß es nicht.

*) Mist. Wieder nicht ohne irgendeinen Anflug von blödem Humor bis zum Ende gekommen.

5 Kommentare

  1. o.k., ist eine harte nummer, was uns erwartet, wenn wir das glauben. aber aufgeben geht garnicht, so kann ich nicht leben. sinnvolle änderungen des lebensstiles sind dringend angebracht. und das geht ohne verlust des guten lebens, weil wir alles im überfluss haben. wenn mehr menschen so wenig strom brauchten wie wir, wären wir weiter. im freizeitverhalten, im verbrauch von nahrung und kleidung, überall sollten wir uns einmal den standart der 50 -er jahre anschauen. ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, ist eine neue herausforderung.

    1. Ich habe nicht von Aufgeben gesprochen. Ich denke darüber nach, wann der Punkt ist, wann ich mich danach verhalte, dass die Menschen sich nicht so verhalten, dass der Klimawandel „gestoppt“ werden kann. Beispiel: Aus marktwirtschaftlicher Sicht explodiert der Markt mit E-Autos. Aus Klima-Sicht nicht. (Mal davon abgesehen dass es zweifelhaft ist, dass E-Autos überhaupt DIE und nicht höchstens eine Brückentechnologie sind)
      Und: Ja sicher „ist das eine Herausforderung“, aber wenn man sich mal außerhalb der mittelwoken Internet- und Feuilleton-Bubble umschaut und zB den Fleischatlas ansieht – oder die Statistik darüber, wie viele der supi Hybrid-Autos mit unausgepacktem Ladekabel aus dem Leasing zurückkommen – dann fehlt mir das Vertrauen darein, dass die Menschen diese Herausforderung annehmen. Oder vielleicht sogar: überhaupt sehen?
      In meiner Offline-Bubble niemand.
      Das ist gar nicht vorwürfig gemeint, sondern eine nüchterne Einschätzung der Situation. Und ich reagiere gern auf Situationen anstatt mich von ihnen überraschen zu lassen und deswegen frage ich mich: Wann ist der Punkt, an dem ich beginne, vorranging an mein eigenes (akzeptabel gutes) Überleben zu denken?

  2. ich glaube nicht dass die mehrheit der menschen ihr verhalten ohne eigene not ändert. und wenn ich sehe wie die hamsterkäufe losgingen bei corona, oder jetzt der ölboom wegen sonnenblumenöl aus der ukraine, so zweifle ich sehr an einem geordneten verhalten. die engpässe in der lieferung von mehl und öl entstehen wegen des hamsterns, und trotzdem wird egoistisch gehandelt. (ein wirt hier hat stolz erzählt, er habe 60 liter öl gekauft). es ging dabei ja nur um „sparen“, denn die ware war nie aus, nur teurer. von solchen menschen gibt es keine solidarität, die werden nichts teilen und sich einschränken. du willst vorbereitet sein? meinen enkeln habe ich erklärt, dass sie pflanzen kennenlernen sollten, um evtl. in notzeiten sich in der natur nahrung suchen zu können. und praktiken wie nähen oder handwerkliche tätigkeiten finde ich zur selbstversorgung auch gut. ich denke, die schicht der zivilisation ist dünn wenn es eng wird. stell dir vor, es gebe mal länger keinen strom… wichtig sind verlässliche beziehungen und ein sinnvoller alltag. tun was zur ressourcenschonung beiträgt, das eigene verhalten überdenken und so froh wie möglich leben. angst lähmt und macht krank, sie verhindert auch nicht ungewollte entwicklungen. ich denke, meine lebenserfahrung lässt mich im notfall die richtigen lösungen finden. ich freue mich wenn du mithilfst dass das chaos nicht eintrifft. (weggefaehrtin.blogspot.com)

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