2.12.2014: 10 albums that have influenced me

Auf facebook ging so ein Stöckchen-Dings rum und ein paar Wochen nach dem pflichtgemäßen Beantworten denke ich: Ach, ich schreib da mal ein paar Worte mehr zu.

Die Aufgabe lautete:

I’ve been challenged to list 10 albums that have had an impact on me. This challenge is not about best sellers or classics … just 10 albums that have had an effect on you in some way and it does not have to be in any particular order.

… und das war nicht ganz einfach. Weil zehn einfach zu wenig ist.
Meine Herangehensweise sah so aus, dass ich jeweils die Alben genommen habe, die für mich eine neue Tür aufstießen. Hier finden sich also nicht unbedingt die „besten” oder die erfolgreichtsten Alben, sondern ganz einfach die, die mir als erstes begegneten.
Aber seht selbst:

  1. Metallica – Garage Days Re-Revisited
    Nachdem ich der Hitparaden-Pop-Phase entkommen war, hatte ich ein bisschen im Heavy Metal-Sektor rumgesucht. Vieles davon hatte zwar durchschlagenden Erfolg in der Disziplin „Schock Deine Eltern”, aber eines der ersten Alben, die mich musikalisch richtig begeisterten war diese EP. Sie war nicht nur laut und schnell wie die anderen Metallica-Alben, sie war roher, ursprünglicher. Metallica hatten sechs Stücke gecovert und schon damals galt natürlich, was ich Jahrzehnte später von Dave Grohl hören würde: „If you want to learn about your idols, ask them about their idols”. Und so öffnete sich für mich die Logik hinter der Gewalt der „Master of Puppets”, die ich natürlich schon besaß und ich hörte zu und ich verstand, und ich sah dass es gut war. Ich kannte jetzt den Heavy Metal.
  2. Supertramp – Crime of the century
    Natürlich stößt man als musikinteressierter junger Mann irgendwann auf ProgRock und Konsorten. Auf die bombastisch arrangierten Konzeptalben von Genesis, Yes, Pink Floyd oder eben Supertramp. Bewegte man sich in einem Musik-affinen Umfeld, dann wusste man einfach, dass man so etwas hören musste. „School” und vor allem „Hide in Your Shell” trafen nebem dem intellektuellen Zugang, den ProgRock manchmal erforderte auch noch mein melancholisches Teenie-Seelchen und schon wars um mich geschehen. Ich habe diese Platte unzählige Male gehört und kann bis heute weite Teile auswendig. Ich kannte jetzt den Siebziger-Rock.
  3. Peter Gabriel – Plays live
    Zum Abschluss der zehnten Klasse fuhren wir nach Würzburg und irgendwie schaffte es der Herr Mennigmann, dem Busfahrer nicht nur ein Tape ins Cassettendeck zu drücken, sondern auch noch dafür zu sorgen, dass der es auch eine Woche nicht wieder heraus nahm. Natürlich kannte ich „Sledgehammer” aus dem Radio, aber das ist ja auch nur eines von vielen Puzzlesteinchen aus Herrn Gabriels Werk. Deutlich mehr vom großen Rest lernte ich also auf dieser Klassenfahrt kennen – auch wenn es arg nervte, wenn Herr M. mir bei jedem „Shock!” in „Shock The Monkey” den Zeigefinger in die Rippen kiekste. Treue Leserinnen kennen die Geschichte. Please apologize. Ich kannte jetzt Peter Gabriel (ja, der ist ein eigenes Genre).
  4. Miles Davis – You’re under arrest
    Ebenfalls wichtig in einem Musik-affinen Umfeld ist es, „bessere” Musik zu hören als die anderen. Jazz ist immer besser. Haha. Keien Ahnung, warum ich dieses Album wählte (Sting? Cindy Lauper-Cover? Michael Jackson-Cover? Zufällig gerade veröffentlicht?) aber es öffnete die Tür zum Jazz und es öffnete die zu Miles. Um hier nicht zu ausufernd zu werden, gehen Sie doch einfach hier entlang, der Herr Davis hat einen eigenen Eintrag bekommen. Ich kannte jetzt Jazz (Haha).
  5. Frank Zappa – Broadway the hard way
    Von Jazz zu Zappa ist es ja auch nicht weit. Nur, dass Jazz manchmal so ernst ist. Gerade auf Jazz-Festivals begegnen Ihnen ja gerne die Jazz-hörenden Oberstudienräte – in schlechtsitzendes Jack Wolfskin gehüllt, die Augen geschlossen und mit dem linken Zeigefinger irgendwelche Rhythmen in die Luft klopfend, deren einziger Zusammenhang zu dem auf der Bühne der ist, dass er nichts damit zu tun haben darf. Die nehmen das sehr ernst. Oder der Besucher, der auf einer kleinen Party bei uns als erstes zu meinem CD-Regal ging und dann meinte: „Da ist aber auch viel Rockmusik dabei”. Zappa ist ja nicht so ernst. Diese Platte war sicher ein leichterer Einstieg in Zappas Welt und ich muss noch heute grinsen, wenn ich an manche Sätze denke: You are not the illegitimate son of Michael Jackson! Ich kannte also jetzt Zappa (auch eher so ein eigenes Genre)
  6. Jan Garbarek – Legend of the seven dreams
    Im Nachbarstädtchen gibt es eine Höhle und die ist groß genug, um darin Konzerte zu veranstalten. Vor den Fanta Vier wussten das schon andere Menschen und veranstalteten dort Ende der Achtziger ein Jazz-Festival. Ohne den Hauch einer Ahnung gingen wir hin. Am zweiten Tag, vollkommen übernächtigt und dementsprechend angeschlagen saß ich in der relativ leeren Höhle und dann begann vorne Herr Garbarek zu spielen. Sein Saxophon nahm mich mit auf eine Reise in die Geschichten und Mythen seiner skandinavische Heimat und als er fertig war und ich wieder im Sauerland ankam, hatte ich Tränen in den Augen. Ich kannte jetzt das, was die Skanidinavier aus Jazz und Musik allgemein machen. Ich würde es für immer lieben.
  7. Rage Against The Machine
    Nach der ersten Heavy Metal-Phase war ich ja nun arg verweichlicht. Hatte viel Popmusik gehört und mich von Jazzern zum Heulen bringen lassen. Was ein Glück, dass in Seattle der Grunge explodierte. Ich habe lange überlegt, welches Album meine traurige Wut aus dieser Zeit am besten repräsentiert, aber die unglaubliche Energie eines endlos wiederholten „Fuck you, I won’t do, what you tell me!” erreicht mich noch heute. Auch wenn natürlich auch heute noch gilt: Wenn die Lichter aus sind ist es nicht so gefährlich. Ach, ich sagte ja, es ist zu schwer, sich auf lächerliche zehn Alben zu beschränken. Ich kannte jetzt Grunge und es gab wieder Rockmusik in meinem Leben.
  8. Die Fantastischen Vier – Lauschgift
    Parallel zur Rockmusik aus dem Norden Amerikas begannen in Deutschland vier Jungs in bunten Klamotten über ein Mädchen zu rappen, dass Freitags nie konnte. Ich beobachtete das mit einiger Skepsis, aber da einige meiner besten Freunde sehr auf diesen Kram abfuhren und teilweise damit selbst später in den Charts auftauchten auch irgendwie mit Interesse. Die Fanta Vier selber hatten sich, als „Die da” durch die Decke ging selbst schon wieder davon emanzipiert und mit Lauschgift erschien ein Nachfolger, der eine Schneise durch die Scheisse schnitt und mich vollkommen mit nahm. Ich kannte jetzt (deutschen) HipHop.
  9. Faithless – Reverence
    Hip Hop hin, Acid Jazz her – ich war ein ehrlicher Rocker und wenigstens elektronische Tanzmusik kam mir nicht ins Autoradio. Als dritte Subkultur der Neunziger hatten ja ein paar DJs den Techno in die Charts gehievt und das wollte. ich. einfach. nicht. Dann erklärten mir Faithless, dass sie nicht schlafen konnten und sie machten das sehr überzeugend. Durch ein bisschen Vitamin B und nach dem Erwerb einer Flasche mittelguten Rotweins, die der türöffnende Hallenwart für eben dieses Türöffnen bekam, stand ich dann sogar eines Abends in der Frontrow der Phillipshalle, sah Faithless live und war endgültig verfallen. Wer jemals etwas über „Charisma” erfahren will, der schaue sich Maxi Jazz auf der Bühne an. Ich kannte jetzt elektronische Tanzmusik.
  10. Tina Dico – A beginning, a detour an open ending
    Jahrelang passierte wenig in meiner musikalischen Welt, dann lud Ina Müller Tina Dico zu sich in die Sendung ein. Ich besorgte mir eine Platte und sie sang jedes Wort nur für mich. Und erwähnte ich insgesamt schon meine Liebe zu skandinavischen Melodien? Der Rest ist Geschichte. Danke, Frau Müller! Ich kannte jetzt Tina Dico.

Dieser Artikel wurde zuerst am 2.12.2014 veröffentlicht im jawl, meinem alten Blog. Das jawl ist geschlossen aber diesen Artikel wollte ich gern behalten und habe ihn deswegen in ein Archiv alter Artikel aufgenommen.

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