5.11.2024 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

ca. 2:00 Uhr, 3:00 Uhr, 4:00 Uhr und 5:00 Uhr:
Nervös aus unruhigem Schlaf aufgewacht.

6:00 Uhr:
Wieder aufgewacht und beschlossen, wach zu bleiben – denn um halb acht wollte ich eh bei Frau Doktor sein.
Die Feinarbeiten von gestern Abend am aktuellen Song mit frischen Ohren auf Kopfhörern angehört und für scheiße befunden; immerhin aber eine Idee gehabt, wo es hin gehen muss. Dann aufgestanden, die Dinge getan, die man morgens so tut, dabei Zahnfleischbluten festgestellt, mich geärgert, dann angezogen und losgefahren.

Beim ersten Wischen gefror der Wasserfilm das erste mal in dieser Saison. „Hey, Google, SMS an die Liebste: – Es ist nur ein Grad, wärm Dein Auto vor – Ja, senden“.
Wie konnten wir nur früher leben?

8:30 Uhr:
Wer früh da ist, ist auch früh wieder raus. Wir haben alle Blutbild-Daten der letzten Wochen angesehen, wir haben den letzten Facharzt-Bericht angesehen und überhaupt ein bisschen die Historie dieses Jahres besprochen. Eigentlich sieht alles gut aus, nur der eine Wert ist und bleibt komisch. Den Blutverdünner setze ich ab (und gehe davon aus, dass auch das Zahnfleischbluten damit Geschichte ist) und die nächsten Überweisungen liegen auf dem Tisch und warten drauf, dass ich dann jetzt in den Termin-Absprache-Run eintrete. Ich soll mir nicht so Sorgen machen – und dann haben wir gelacht, denn wer wenn nicht sie weiß über meine Angststörung Bescheid.

10:00 Uhr:
Ja, das waren ein paar gute Ideen, die ich da noch zum Mix- & Mastervorgang hatte, jetzt klingt das ziemlich gut. Bitte erinnern Sie mich daran, dass die Lösung quasi immer „weniger Bass und leiser“ lautet.
Könnte auch in vielen anderen Situationen des Alltags passen.
Erinnern Sie mich auch gerne daran, dass ich das jedses Mal sage und es mir langsam merken könnte.

15:30 Uhr:
Eingeschlafen. Ach guck, jetzt taucht Joschka wieder in den Alpträumen auf. Sieben Jahre her und immer noch schmerzhaft. Gebadet, gefrühstückt, Trash-TV geguckt. Ich soll heute nichts tun und gedenke, das zu tun.
Auf den verschiedensten Endgeräten immer mal wieder in Abwechslung mit anderer Musik abwechselnd den Mix Probe gehört. Weiterhin fast zufrieden.
Verschiedenste Telefonnummern angerufen auf der Suche nach einem Termin. Bislang erfolglos. Was zieh ich auch aufs Land?

Stupid eigentlich ganz pretty walk for my stupid health.

18:15 Uhr:
Nochmal eingeschlafen – es scheint nötig und immerhin hab ich nicht mehr dauernd Migräne wie letzte Woche – dann kam die Liebste von des Tages Mühen. Wir frönten kurz dem mitgebrachten dänischen Backwerk, bevor sie zum Sport und ich an die DAW weiter zogen.

Gebloggt, gleich Bagel und Couch.
Vi ses!

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
Hier können Sie mir ’ne Mark in die virtuelle Kaffeekasse werfen,
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

4.11.2024 – unstable

Achtung: Gesundheitscontent. Wenn Sie da so wenig Bock drauf haben wie ich, gehen Sie heute besser weiter.

Anstrengend aber normal, sich Diagnosen in einem Umkreis von über 50km zusammen zu sammeln. „Normal“ im Sinne von „so ist es wohl heute“ nicht im Sinne von „so sollte das sein“ natürlich. Aber was wohne ich auch auf dem Land, da fährt man halt mal bis zum nächsten Medizinischen Versorgungszentrum und da wartet man ohne das Zauberwort auf der Überweisung bis Februar auf den nächsten Termin.
Es erfordert Aufwand, es erfordert Koordination und auch kommunikatorisches Geschick, vor allem, wenn die beteiligten Ärztinnen auf verschiedenen Graden der persönlichen Resignation angekommen sind und ihre eigenen Schilde unterschiedlich weit hochgefahren haben. Da war zum Beispiel der, der mich wieder aus der Praxis schmiss, weil auf dem Rezept sorry: der Überweisung das falsche Wort stand. So ausführlich und wortreich aus der Praxis schmiss, dass ich beim zweiten Versuch mit der richtigen Überweisung weniger lang in seinem Sprechzimmer saß als beim ersten – ich nehme aber an, es ging nicht um Dauer, sondern um Abrechnungsformalitäten.
Aber das ist wohl der normale Wahnsinn und ich will mich nicht darüber beschweren, denn die meisten Menschen tun ihr möglichstes und oft auch mehr. Und darüber, wie das wird, wenn ich nicht mehr so mobil bin wie jetzt, darüber stecke ich wie jeder verantwortungsbewusste Mensch den Kopf in den Sand und singe dabei laut Lalalalalalala.

Für mich richtig anstrengend allerdings im Moment, dass unterschiedliche Personen die Symptome, die ich heuer mitbringe, so massiv unterschiedlich bewerten. Bei „das ist Stress und bedeutet gar nichts“ beginnt die Skala. Vorgetragen im vorwurfsvollen „stellen Sie sich doch nicht so an“-Tonfall, denn natürlich habe ich jemand anderen gerade die Zeit geraubt. Mal ganz abgesehen davon, wie falsch auch dieser Satz eigentlich ist.
Dann kommt, „ach, wir wollen ja keine Lungenembolie, haha, nehmen Sie vielleicht mal die Tabletten“ und glaube ich dem Internet, endet die Skala dann mit „nächsten Monat tot“. Und natürlich weiß ich, dass man keine Symptome googlen soll, wenn man nicht schon halbwegs in der Materie steckt, aber ich hab schon einen guten Tag gebraucht, das wieder aus dem Kopf zu bekommen. Aber sowohl diese Bandbreite der Möglichkeiten als auch wie dringend die nächste Untersuchung dann – im Kontrast zum immer fröhlichen, unbesorgten Tonfall – doch ist: I cannot wrap my head around, wie der Angelsachse sagt.

Heute Mittag knackte es auf einmal übel am Iliosakralgelenk und seitdem schmerzt immerhin das Bein nicht mehr. Ganz laienhaft fand ich das gut; was Frau Doktor dazu sagt, erfahre ich dann morgen.

Die Seele reagiert mit massiven Rückzugstendenzen, sie will nicht raus, sie will nicht über die Wahl hören, sie will nicht mit des Nachbarn Besuch streiten, ob wir nicht mal eben noch zehn Minuten warten könnten, denn ja, er habe zwar unser Auto komplett zugeparkt, aber er hab es eben eilig und wir doch bestimmt nicht. Sie will auf einer kleinen Insel herumlaufen, Holz sammeln und angeln und sich daran erfreuen, wenn Strohbett und Hamsterkäfig so hübsch drapiert auf dem Boden des Zeltes stehen und überhaupt, wie einfach Dinge hier in Ordnung zu halten sind. Dem Internet sei Dank spiele ich nämlich seit drei Tagen Animal Crossing und es ist wirklich exakt das, was ich gerade brauche.

Ach, eine Anmerkung: Wenn ich die Kommentare zumache, dann bedeutet das, dass ich keine Kommentare möchte. Das kann die verschiedensten Gründe haben, die alle nichts mit Ihnen zu tun haben – und wenn wir uns gut genug kennen, dass Sie mir trotzdem etwas sagen „dürfen“, dann wissen Sie auch, wo Sie das tun können.

29.10.2024 – alles ist, alles ist – alles ist relativ

Nach dem Urlaub sollte ich ja noch einmal zu Frau Doktor kommen. Die überraschte mich dann mit einem „och, ein EKG hätt ich auch gerne“ und weiter kann ich nicht so gut einschätzen, ob und wie gefährlich dieser eine erhöhte Blutwert ist – und das hinterlässt mich unsicher und unsicher kann ich nicht gut.
Das EKG war dann fein (yay) und wir nutzen außerdem die Gelegenheit, um mir sowohl rechts als auch links in den Oberarm jeweils eine aktuelle Impfe zu jagen. Als mein Kopf begann, das schon einmal möglichst SocialMedia-gerecht vorzuformulieren, blieb er kurz bei „got my two shots“ hängen und dann gings down the rabbithole in meine Jugend, als es eine Radiosendung gab, genauer: eine Hörerhitparade und über ein Jahr lang alle Hörerinnen unabgesprochen statt der drei Favoriten nur zwei aufschrieben und mit der dritten Zeile Mike Oldfields „Moonlight shadow“ einen ewigen Rekord sicherten:

he was shot two times by a doc on the run and she couldn’t find how to push through

… sang es für den Rest des Tages in leichter Abwandlung des Originals in meinem Kopf.

Wieder am Schreibtisch den Schluss-Sprint für eines der tollen Projekte eingeleitet. Schon während des Urlaubs hatte ich voller Freude beobachtet, wie die Kundin mein Template füllte und dabei die Möglichkeiten zur Gestaltung, die ich so angedacht hatte auch benutzte und jetzt hatte sie noch ein paar Anmerkungen. Keine Sorge, sie geht in wenigen Tagen online und dann kann ich aufhören hier so kryptisch rumzufaseln.

Thrombosengefahr hin, zu wenig Bewegung her: Mittags einen stupid walk for my stupid health. Es ist so: Spazieren hier macht mir keine Freude mehr. Ich war mehrfach an jedem vorstellbaren Ort und laufe eh durch Sauerländer Wälder seit ich sechs bin. Außerdem: ich habe das mehrfach kontrolliert und letzte Woche ja auch noch einmal mit dem Original abgeglichen: Hier ist irgendwie zu wenig Meer. Es langweilt mich; aber es muss ja wohl sein.

Abends dann der Anruf von Frau Doktor: Dem Blutwert ist die Medikation egal und ich habe einen Besuch beim nächsten Facharzt gewonnen – vielleicht ja doch eine Thrombose.

Parallel schreibe ich mir mit einer Tattoo-Artist, bespreche Motive und verdränge erstmal die vage Idee, dass die Einnahme von Gerinnungshemmern und geschätzt ein bis zwei Millionen Nadelstiche nicht so supergut zusammen passen. Es wird sich alles fügen.


Eva Schulz und Fahri Yardim ne gute Stunde zugehört. Ich mag Evas Art eh sehr und das ist sicher nochmal eine der besseren guten Stunden – die eh schon zu den besseren Formaten gehören.
Mittendrin aber trotzdem unwillig geguckt, als Fahri von seinen Erfahrungen mit Polizeigewalt spricht. Unwillig, weil er da recht klar so richtig Scheiße erlebt hat, aber sofort relativieren muss – es gibt ja auch tolle Polizisten und er will ja nicht verallgemeinern. #notallcops sozusagen. Und ich kam nicht umhin darüber nachzudenken, ob uns* diese ewige Relativiererei nicht das Genick brechen wird. Oder gebrochen hat. Weil sie die Flanke aufmacht für den sofortigen Gegenangriff, dass man das so ja wohl nicht sagen kann, dass ja nicht alle Männer, nicht alle Polizisten, nicht alle AFuckDler so sind und man das deswegen gar nicht so pauschal sagen kann und schon ist man weg vom Thema. Die Faschos relativieren nicht, die wollen einfach alle abschieben. Merz relativiert nicht, der will einfach allen die Grundsicherung abdrehen so weit es geht. Viel zu viele Männer verstecken sich hinter #notallmen und verhalten sich weiter gewalttätig gegenüber Frauen; oder gucken weg.
Sie verstehen, was ich meine?

*) Mit „uns“ meine ich diesmal einfach freiheitsliebende Menschen, denen das Geschick ihrer Mitbürgerinnen noch nicht am Arsch vorbei geht.

Passt aber gut in eine Zeit, die ich – während der Hass auf Social Media immer weiter explodiert – gleichzeitig als so konfliktvermeidend wahrnehme wie keine andere zuvor. Und ich immer nur denken kann: Damit macht ihr den Weg für noch mehr Hass immer weiter auf.
Aber ob es „ach Christian, ich bin doch nicht dafür verantwortlich, die Welt zu retten“ ist, oder der Freund im oberen Management, der mir die Freundschaft kündigte, nachdem ich Menschen die ihr Überstundenkonto selbst gegen die direkte Anweisung von HR überziehen „weil es ja ohne ihn nicht geht“ als „Stokholm-Syndrom-Opfer des Neoliberalismus“ bezeichnete – klare Worte gegen ein System sind nicht en vogue. Man könnte ja den einzelnen treffen, der die Ausnahme ist.

Schön passend mal wieder …

Zeugs

Eine Lösung, die sich immer häufiger beobachten lässt, ist das sogenannte „Coffee-Badging“: Mitarbeitende kommen aus dem Homeoffice für eine Kaffeepause ins Büro, um im Kontakt mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten zu sein. Diese an sich gut gedachte Idee, die durchaus mit Aufwand und Engagement seitens der ins Büro kommenden Mitarbeitenden verbunden ist, hat jedoch auch einige wesentliche Nachteile mit Wirkung auf die Team- und Konfliktkultur: Gefahr der „Präsenz ohne Tiefe“, Unsichtbarkeit“ als Schutzstrategie, Gefahr der Unverbindlichkeit, …

Alexandra Bielecke bei KiO:
„Coffee-Badging“: Unsichtbar durch Präsenz – eine neue Strategie der Konfliktvermeidung?

(Transparenz-Dings: Ich arbeite für KiO, diesen Links gibts aber unbeauftragt und ohne Wissen der drei Psychologinnen)

So war das heute. Vi ses!

Danke fürs Teilhaben und Dabei-sein. Wenn Sie wollen:
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Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist. Sie finden dort formschöne und Freude-spendende Geschenke für wenige oder auch sehr viele Euro.

28.10.2024 – Wiedereingliederung

Vorsichtiges wieder-einfinden. Aus Gründen, die mit einem Wochenende zu tun haben, über das wir ja nicht reden, waren wir gestern in Hamburg um vier in der Nacht losgefahren. Nein, um drei, da waren die Uhren ja schon umgestellt.
Das hatte zur Folge gehabt, dass wir gegen halb acht morgens zu Hause ankamen und der gesamte aus-dem-Urlaub-komm-Rhythmus vollkommen den Bach runter war – Sie kennen das: Abends müde ankommen, schnell die Taschen ausräumen, eine Maschine Wäsche anwerfen, sich ärgern, dass im Kühlschrank doch nichts für ein Abendessen ausreicht, obwohl man vor dem Urlaub da doch zuversichtlich gewesen war. Pizza bestellen und zu viel essen. Dann müde und überfressen ins Bett fallen und am nächsten Tag zurück in den Flöz.
Mit all dem (bis auf die Pizza) waren wir so gegen halb zehn durch gewesen und dann saßen wir orientierungslos einen Sonntag lang rum und guckten uns blöd an. Zwischendurch schliefen wir logischerweise auch mal ein, was den von Nachtfahrt und Uhren-Umstellung verwirrten Schlafrhythmus dann endgültig vollkommen durcheinander brachte.

Ich hab dann gestern mal was gemastert, was schon lang gemastert sein sollte und nachmittags haben wir einen stupid walk for my stupid health durch den Wald vor der Haustür gemacht. Ich hab jeden Schritt gehasst. Vermutlich geh ich gleich wieder.

So gegen neun saß ich jedenfalls heute mal am Schreibtisch, sortierte Spam und Ham und schaute, was übrig blieb. Reagierte auf die eine Mail, wo das wirklich nötig war, sichtete und bearbeitete Fotos, hörte mir so laut es ging das gestern gemasterte Stück an und grinste mir einen.
Auto gewaschen und den Sand raus gesaugt, eingekauft, zwischendurch viele verwirrte Emojis mit der Liebsten ausgetauscht, denn bis gestern hatten wir ja zwei Wochen lang dauernd aufeinander gehockt und das gut gefunden.
Bei Frau Doktor einen Termin gemacht, um diese unklare Aussage vom letzten Montag mal zu klären und an einer Mail an die kluge Frau herum-überlegt. Bei allem letztens noch niedergeschriebenen Optimismus scheint es nötig zu sein.
Die Liebste war dann gleich mal bis fünf unterwegs, aber wir werden dann gleich mal essen und vermutlich Where’s Wanda? weiter gucken.
Recht unaufregend und das find ich ganz gut gerade.
Vi ses!

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