Wenn Sie hier länger dabei sind, dann wissen Sie, dass die Liebste und ich unfassbar gern im Sommer zusammen unterwegs sind, Ausflüge machen, vor Cafés in der Sonne sitzen und so. Letzten Sommer haben wir das irgendwie nicht so gut hinbekommen, wie wir es eigentlich können und deswegen sind wir dieses Jahr fest gewillt, das allerbeste draus zu machen. Also hängen wir schon aktuell vor Cafés rum, drehen Runden um Seen und Teiche und genießen die Sonne, bevor der Sommer überhaupt offziell angefangen hat.




Nebenbei versteckte ich die Bild unter ein paar taz, versuchte mich mit einem ebenso fotogenen wie nicht mit dem Telefon fotografierbaren – aber wunderschönen, glauben Sie mir – Raben anzufreunden, und gemeinsam trotzden wir dem aufkeimenden Ferien-End-Blues.
Über allem liegt der Schleier, der sich aktuell über alles legt: Der Freund überlegt, ob es im Moment überhaupt noch auch nur halbwegs vernünftig möglich ist, jetzt für Sommer ’26 einen Urlaub in Kanada zu buchen. Die Freundin, die noch eher als sonst ruft, jetzt wolle man sich aber mal über was Schönes unterhalten; die andere, der immer öfter überraschend hasserfüllte Worte in die Sätze rutschen.
Wir, denen es uns plötzlich gar nicht mehr so erstrebsam erscheint, als Fernplaung mit einem Land zu liebäugeln, das sich evtl dann im Krieg um Grönland befindet.
Schaue ich nach Deutschland, überlege ich sehr ernsthaft, dieses Blog hier zu großen Teilen zu löschen – wer weiß, wann hier neurodivergente Menschen in ländlich gelegenen Therapieeinrichtungen aus dem Verkehr gezog… verzeihung: ein supidupi besseres Leben geboten wird.
Ich weiß es doch auch alles nicht.
Zeugs
Ich wollte mir die zwanghaften Überleitungen ja abgewöhnen, aber wenn Sie wollen: Irgendwas mit „Die Zeiten ändern sich“. Ich hab nämlich mal wieder mal wieder bei den Krautrepotern über das Bildungssystem gelesen, bin aber ausnahmsweise nicht vollkommen überzeugt. Aber das Thema ist wichtig genug, dass ich’s trotzdem teilen möchte:
Lea Schönborn fasst zusammen, was Lehrerinnen und Lehrerinnengatten schon lange wissen: Die Schule von uns hat nichts mehr mit der Schule von heute zu tun. Was ich an dem Artikel etwas schwierig finde ist, dass knapp die erste Hälfte als Grund die heute mit Kindern aus aller Welt und allen Kulturen besetzten Klassen nennt – natürlich ist das ein Teil eines multikausalen Problems, aber ich kann den halben Artikel lesen und mich dabei zu gut in einen „vielleicht doch besser abschieben?“-Gedanken verlaufen. Als nächstes im Artikel kommen dann die Patchwork-Familien und ich bin sicher, dass mein Sauerländer fast-Nachbar im Bundeskanzleramt diesen Artikel sehr anders lesen kann, als er vermutlich gemeint ist.
Was mir hingegen vollkommen fehlt ist, dass Schule ja nicht nur auf Bedingungen reagiert/reagieren muss, sonder auch die wissenschaftliche Arbeit in der Pädagogik in den letzten 20, 30, 40 Jahren nicht geschlafen hat: Es wurde eifrig geforscht und ebenso eifrig wurden neue Ansätze in die tägliche Arbeit losgeschickt. Nicht, dass sie immer da ankam, aber …
Überraschenderweise verlieren aber gerade eher erfolgreiche und sonst auf die Wissenschaft schwörende Menschen an diesem Punkt jedes ihrer Prinzipien, glauben plötzlich auch, dass nur eine harte Hand ein erfolgreiches Kind hervorbringt und tun alle pädagogische Forschung als neumodisches Pädagogisches Heititei ab, wenn sie ein Klassenzimmer betreten, in dem es keine Stuhlreihen, vielleicht sogar kaum noch Tische und Stühle gibt. Weil es ihnen ja auch nicht geschadet hat.
(Schwester S.-Tonfall: ja, klar.)
Genug geschimpft.
Wenn ich mir eine Familie vorstelle, sehe ich sie intuitiv am Esstisch sitzen. Oder beim Losfahren in den Urlaub. Vielleicht auch, weil das typische Situationen in meiner Familie waren (und nervige, weil wir immer lange gebraucht haben, irgendjemand hat immer gefehlt oder musste nochmal aufs Klo oder nochmal schnell was holen). Dabei ist das gar keine Allgemeingültigkeit (mehr) in Familien. Die Autoren schreiben, dass eine Generation heranwächst, „die mehr von Differenz als von Gemeinsamkeitserfahrung geprägt sein wird.“
Lea Schönborn bei den Krautreporten:
[… Sie] setzen bereits um, was die Autoren von „Kinder – Minderheit ohne Schutz“ fordern: einen Kulturwandel. Dazu gehört auch, es nicht mehr als normal anzusehen, dass man nicht alle Kinder mitnehmen kann. Das ist extrem anstrengend in einem System, das von einer großen Homogenität der Schüler:innen ausgeht. Die gab es nie, aber noch nie war die Annahme so falsch wie jetzt. Die Beispiele der Lehrkräfte zeigen allerdings, dass die Hoffnung nicht verloren ist. Viele machen bereits jetzt viel mehr, als nur Englisch oder Mathe beizubringen.
Was, wenn vieles falsch wäre, was wir über Kindheiten wissen?
Wenn Sie an Musik interessiert, an HiFi interessiert sind, Peter Gabriel mögen, Anekdoten über Gabriel oder Prince mögen oder einfach nur eine Stimme zuhören möchten, die einem auch das Telefonbuch vorlesen könnte, ohne dass es langweilig wird – dann ist dieses Video für Sie:
Ich habe mir danach das erste Mal den „Inside Mix“ von I/O angehört – nur in einem 4.1-Dolby-SetUp – und nun denn: Das ist mal wirklich, wirklich beeindruckender Shice. Und der Grammy in my humble opnion mehr als gerechtfertigt.
Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!
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