8.7.2025 – right here, right now

1:00 Uhr: Oops, schon eins? Na, da hab ich das Revenge Bedtime Procrastination*-Spiel ja voll ausgereizt.
1:45 Uhr: Wieder wach. Sehr wach. Ich erwähne das, weil es den restlichen Tag irgendwie schon bestimmte.

Als die Liebste um sechs aufstand immer noch wach und daher den Entschluss gefasst, den Tag als day off zu deklarieren. Immerhin hatte ich vorher noch den größten Teil von The Old Guard 2 geguckt. Teil 1 war mir in so guter Erinnerung, dass ich gelegentlich aktiv nach Teil 2 Ausschau gehalten hatte – was ja bei unserem Serien- und Film-Überfluss beileibe nicht selbstverständlich ist. Für heute Nacht wars prima, bei Lichte betrachtet war Teil 1 wohl besser. Ich denke noch nach.

Bis mittags eine gnädige Mischung aus netflix (Trainwreck, die echte Project-X-Party), Schlaf und Rumgammeln – ich kann nämlich bestätigen: Mit 20 war das leichter am nächsten Tag, die Nacht-vorher durchzumachen.

Kein Schreibtisch bis auf ein paar kleine Abstimmungsmails hin und her.

Bei ein paar Bloggern* – nicht zu vielen, eigentlich also komplett unwichtig, es geht hier hier um eine Nische in einer Randgruppe – in dieser Nische also taucht plötzlich das Thema Gendern wieder auf, also das mit Doppelpunkt, Sternchen oder dem Nominativ Plural des substantivierten Partizips Präsens, nicht das Gendern durch das generische Maskulinum.
Und es ist natürlich ein passender Zeitpunkt für den Einzelnen: Wir haben ja wirklich genug andere Sorgen, da kann man sich ja mal fast gefahrlos hinstellen und erklären, dass man das halt doof findet. Es gibt – nach meinem groben Überblick – keine neuen Argumente, außer das man das doof oder unnötig und unschön in der Sprache findet und viele andere das auch doof oder unnötig finden und das man sogar eine Frau, einen queeren oder trans Menschen, eine lesbische Katze oder wen auch immer kennt, die, der oder das das auch doof oder unnötig findet. Und in den Kommentaren werden sich schon ein paar zustimmende Antworten finden, wenn sich doch endlich mal jemand traut, etwas zu sagen …

*) absichtlich nicht gegendert, jaja.

Was mich traurig macht: Eigentlich ist gerade ein wirklich passender Zeitpunkt, aber: Ein Zeitpunkt, nicht nur an den eigenen Geschmack und das, was die confirmation bias an Wahrheit ermittelt, zu denken, sondern, sich an die alten Römer zu erinnern: „Divide et impera“, also „Teile und herrsche“ wussten die nämlich angeblich schon und wenn der Faschismus eines zum Grundprinzip erhoben hat, dann die Welt aufzuteilen in „wir“ und „die anderen“. Und weil die anderen ja so böse sind, müssen die halt bekämpft werden, sorry, hat man sich ja nicht ausgesucht, die anderen haben ja angefangen. Zum Beispiel mit ihrem bösen Gendern.
Wie gesagt: Ich fände es gerade einen guten Zeitpunkt – und deswegen schreibe ich überhaupt drüber – einen guten Zeitpunkt also, den eigenen Geschmack über Sprachkonstrukte oder über neuere Forschung mal gerade nicht so wichtig zu nehmen und sich wichtigen Themen zu widmen – zum Beispiel dem, wie erfolgreich die Faschos und Autokraten weltweit damit aktuell sind, alle anderen in kleine, sich streitende Grüppchen zu teilen, die dann einzeln deport…äh nieder gerungen werden können.

In neuerer Zeit wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Strategie des amerikanischen Präsidenten Donald Trump sich der alten Maxime bediene. „In seinen ersten zwei Amtsjahren hat er selten das Einigende, sondern fast immer das Trennende betont“, schreibt Gianluca Wallisch in Der Standard; in der Zeit betitelt Daniel-C. Schmidt einen Kommentar zu Trumps Medienschelte mit Teile aus und herrsche

Wikiedia: Divide et impera

So lange wir es weiter als Freiheit definieren, dass uns niemand in unserer winzig kleinen Wirklichkeit mit einem Doppelpunkt oder einer Regenbogenflagge stört, werden wir unsere echte Freiheit schneller verlieren als jemand „Neuwahlen“ sagen kann.

Und noch ein Gedanke am Schluss: Als Mindestanforderung sollte es doch wenigstens zu denken geben, wenn man gerade einen Artikel über eines ihrer Lieblingsthemen schreiben möchte und dabei in ihre Kerbe haut, oder?

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Vi ses. Hoffentlich ausgeschlafener.

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1 Kommentar

  1. Sehr schön formuliert, deine Gedanken zum Artikel dieses Randgruppen-Nischen-Typs. Ich habe das auch gelesen und bin völlig deiner Meinung.

Kommentare sind geschlossen.

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