Das Lotterleben hat ein Ende, Kundinnen haben sich gemeldet, Daten wurden geliefert, Texte geschrieben, Bilder gemacht, Einverständniserklärungen unterzeichnet (Letzteres ist besonders bemerkenswert)
Ein CMS wartete darauf, installiert und angepasst zu werden. Gar nicht schlecht so für die Laune.
Today I learned:
1) Das Wort „Grossraumbüro“ bringt deutlich mehr Reaktionen als ich es je gedacht hätte.
2) In den Gläsern meiner Brille stehen irgendwelche Dinge – die ich zufällig entdeckte, als die Brille in der Sonne lag und Schatten warf.
Nachmittags fuhren die Liebste und ich zum HNO, nicht weil wir so sehr darauf stehen, alles als Pärchenscheiß zusammen zu machen, sondern weil die Helferinnen dort nett sind und mich dazwischen schoben.
Ich hatte bisher durchaus ein reines vollkommenes, ungetrübtes Glück mit den HNOs, die ich so probiert habe. Nicht.
Der eine erklärte mir, während er mir ein poliertes Stück Chirurgenstahl in die Nase steckte, dass seiner Meinung nach Menschen mit mehr Einkommen mehr wählen sollten als welche mit weniger Einkommen – denn dann hätte ich weniger Einfluss auf die Politik als er und das müsse ich ja nun einsehen, dass das streng logisch wäre, bei seiner tollen und meiner erbärmlichen sozialen Stellung. Er hatte seine Praxis bei uns im Haus und ich habe danach samstags für ihn keine Päckchen mehr angenommen. Zum Glück für ihn nur das, war ich damals noch jung und friedlich …
Der nächste, der zweite und damit letzte im Kaff saß in einer sehr dunklen Praxis, die Praxisorga war eine Katastrophe und irgendwann saß er vor mir, steckte mir dieses polierte Stück Chirurgenstahl in die Nase und begann zu weinen, weil er über das fehlende Licht depressiv geworden war. Nun bin ich der letzte, der für depressive Menschen kein Verständnis hat – aber ich bin ebenso der letzte, der einem an sich Wildfremden, den man nur davon kennt, dass er gelegentlich Medikamente verschreibt helfen kann. Erst Recht, wenn er einem gerade in die Nebenhöhle schaut.
Außerdem beschränkte sein Fachwissen sich irgendwie auf die Erkennung von Schnupfen und im Moment reicht mir das nicht mehr.
Denn im Moment suche ich den Grund für etwas, was offensichtlich in meiner Kieferhöhle stattfindet und von dort aus die Zahn-Nerven reizt. Spoiler: Die Zähne sinds nicht sagt die Zahnklinik mit Blick aufs CT*.
Fachlich hängt der HNO der Liebsten sich da sehr rein und bei ihr tut er eh schon seit Jahren gutes und deswegen war ich heute etwas überrascht, als er ein paar seltsame Dinge tat. Zum Beispiel laut loszulachen und „na super“ zu sagen, als ich erwähnte, ich wäre voll geimpft. Und später noch erwähnte, wir „hätten halt alle so viel Stress und wären so verunsichert, weil in den Nachrichten so viel Scheiß über dieses Corona“ erzählt würde. Dumme Lehrerwitze riss und dann „ach, was macht Ihre Frau nochmal, ach ja, haha“ fragte.
Ich bin echt ratlos**. Zum einen disqualifiziert er sich dadurch natürlich sehr, andererseits fühle ich mich da fachlich endlich mal aufgehoben. Er hat Zeit, er erklärt Dinge, seine Praxisorga läuft und ist freundlich.
*) Ich hatte erst CTA getippt und brauchte lange um zu realisieren, dass Call To Action mein Fachgebiet ist und ich Computertomographie, also sein Fachgebiet meinte.
**) Hint: Bitte keine Ratschläge oder Tipps dazu. Gar keine. Echt nicht. Ich lösch das und werde missmutig.
Abends erst Verachtung geguckt, bis eine von uns einschlief; alleine gucke ich gerade Kevin can F*** himself und muss noch heraus finden, was ich davon halte.
Fuck. Als chronisch Ohrenleidende wäre ich ebenfalls völlig ratlos, wie in so einer Situation zu verfahren ist. Ich fühle sehr mit und wünsche dir, dass du eine gute Lösung für dich findest.
Oh je. Möglicherweise neigen Ärzte zu einem Syndrom, das auch bei Lehrern ausbrechen kann: Sie dozieren ihre Meinungen während der Arbeit vor sich hin, weil niemand im Raum ist, der auf (subjektiver) Augenhöhe gegenhält. Ich habe so einen Neurologen, der blöderweise fachlich alles übertrifft, was ich sonst an Neurolog*innen kennengelernt habe.
In vielen Fällen ist es ja auch genau das, wesewgen wir hingehen – also sowohl zu Ärzten, wie auch zu Lehrerinnen. Vermutlich war ich deswegen auch im ersten Moment so überfahren.