5.5.2021 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

7:00 Uhr:
Aufgewacht. Ich war gestern abend – gaaanz eventuell mit ein bisschen chemischer Unterstützung – gut und vor allem ruhig eingeschlafen und fühlte mich – Achtung, Sie werden das nicht mehr kennen: frisch und erholt.

8:55 Uhr:
Gleich ein Zoom. Ich hatte ja gestern mein professionelles Missfallen zu einem Problem ausgedrückt und wir wollten mal darüber reden. Zum Glück hatte der Hinterkopf schon mal nachgedacht und so konnte ich schon vor dem Gespräch zwei Lösungsansätze zur Kundin schicken. Immer besser, schon mal was zum drüber-reden in der Hand zu haben.

11:00 Uhr:
Gutes Zoom, gute Lösungswege. Wir haben dann mal die zuständigen Technik-Spezialisten angefragt, ob das geht.
Also erstmal Frühstück. Und dabei nachschauen, wie man eigentlich ein Insektenhotel baut. Die Lösungen aus dem Baumarkt scheinen mir irgendwie zu verspielt und richtig, der Nabu formuliert freundlich sinngemäß: „Der Biene ist eigentlich recht egal, wie das Haus aussieht, in dem sie eine Röhre bezieht
Kann ich also was bauen, was in meinen Garten passt. Auch ohne angeklebte Pseudo-Schornsteine.

Den Instagram-Account des Tages entdeckt: @ichbinsophiescholl
Zitat des SWR, der den Kanal betreibt: „Anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl holt das Instagram-Projekt von SWR und BR die Widerstandskämpferin aus den Geschichtsbüchern ins Hier und Jetzt. Im Kanal @ichbinsophiescholl lässt die 21-jährige Sophie Scholl, gespielt von Luna Wedler, ihre User*innen hautnah, emotional und in nachempfundener Echtzeit an den letzten zehn Monaten ihres Lebens teilhaben.
Bestimmt gut für Menschen, die sich schon für Sophie halten, weil sie sich tapfer weigern ein Läppchen vor der Nase tragen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen meiner Generation, die zuerst mit gestohlenen rosa Kaninchen oder mit Anne Frank in Berührung kamen, bekam ich als Kind (viel zu früh, wie ich heute vermute) ein Buch über Sophie Scholl geschenkt. (Ich vermute, eine frühere Auflage von diesem, ich habe es leider nicht mehr). Und wie das so ist, verbinde ich mit dieser Geschichte emotional am meisten; das war das Buch, was mir als erstes ein kleines Bisschen gefühl für die Nazizeit vermittelte. Bei einem meiner wenigen Besuche in München war es mir, ich erinnere mich noch, auch extrem wichtig, mich einmal in den Lichthof zu stellen.
Jedenfalls: Ich bin sehr gespannt auf dieses Projekt.

13:45 Uhr
Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da! Der Bass ist da!
Sie haben da eine Lücke in Ihrem Tagesablauf! – Entschuldigung. Ich musste kurz ein Unpacking zelebrieren und ein paar Töne spielen. Und das Unpacking filmen und dann denken „ach, machs richtig“ und also noch alte Musik, also die, die ich auf diesem Bas spielen würde zum Drunterlegen rauskramen und dann merken, dass die Aufnahme der alten Musik ja ja gar nicht mit mir ist und ich vielleicht wenigstens die Stimme weglassen sollte und deswegen musste ich den Instrumentalpart dann noch loopen und Sie merken schon, das klappt total gut, mit diesem Konzentrierten Arbeiten.
Aber das ist ein sehr schöner Bass, wir mögen uns spontan sehr.
Dann noch was essen.

18:00 Uhr:
Hurra. Auch die Struktur, mit der ich seit ein paar Tagen kämpfe, hat jetzt ihren Weg in ein – wie ich hoffe – gut lesbares Rebriefing gefunden. Mal der Liebsten hingelegt („Hausfrauentest“)*, noch eine Nacht liegen lassen und dann morgen losschicken.

*) Wichtige Anmerkung nach Intervention der ebenso beteiligten wie beleidigten Liebsten: Das Wort „Hausfrauentest“ ist natürlich ein ziemlich doofes, vor allem wenn man die beteiligte Liebste ist. Oder wenn man Hausfrau ist. Oder Frau oder überhaupt und ich habe es unbedacht benutzt, weil Entwickler damit halt wissen was meint: Nämlich den Test mit einem nicht beteiligten Menschen ohne besondere Vorkenntnisse über das zu testende Dings. Was beweist: Es lohnt sich immer wieder über Worte nachzudenken. Bitte entschuldigen Sie. Ich lass es aus Transparenzgründen stehen.

18:50 Uhr:
Wer hatte eigentlich diese blöde Idee, für morgen den Sperrmüll zu bestellen? Na gut, das frage ich mich vermutlich an jedem Mittwochabend, an dem wir für den Tag danach Sperrmüll bestellt haben.

19:00 Uhr:
Kurz vor dem Veröffentlichung dieses Artikels stoße ich dann noch auf diesen Artikel in der taz und jetzt muss ich nachdenken.


Pieks minus achtzehneinhalb Stunden noch. Ich bin so aufgeregt.
Als ich gestern vom Arzt zurück fuhr und der Liebsten die gute Nachricht gleich am Telefon erzählen wollte, nahm mir ein großer Kipplaster die Vorfahrt und ich stand, vollbremsend-ausweichend und den Göttern des ABS dankend auf dem zum Glück freien Randstreifen.
Ne Menge Glück also gehabt.
Wir heulten beide ’ne Runde und merkten: DAS war jetzt gerade wichtig. Beides – der Impftermin und der beinah-Unfall.
Nicht wichtig hingegen: Nicht die wirren Schulmails, nicht „hier noch ein Pixel links“, nicht der Kollege der Zoom nicht mag und nicht die letzten 0.1% SEO.

Und ich dachte: Vielleicht ist es das, was uns seit Monaten so fertig macht: Dass wir einerseits mit etwas potentiell lebensbedrohlichem kämpfen müssten aber statt dessen unter erschwerten Bedingungen weiter machen sollen wie bisher. Mit all den – im Vergleich – Pseudo-Prioritäten. Während jemand anders den Überlebenskampf für uns führt und sich dabei ebenso so unwillig wie ungeschickt anstellt.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

4 Kommentare

  1. Zu Sophie Scholl: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/sophie-scholl-zu-ihrem-100-geburtstag-was-wuerde-sie-heute-tun-17318445.html
    Ich hoffe, der Link zickt nicht run und funktioniert bei Ihnen. Ich hatte den Artikel in der gedruckten Ausgabe.

  2. Pieks minus ??? Stunden noch – ich gratuliere noch nicht, aber ich freu mich für Sie!

  3. Zu Sophie Scholl und einer neuen Biografie über sie gab’s gestern eine interessante halbe Stunde im Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/zum-100-geburtstag-von-sophie-scholl-klare-haltung-im.886.de.html?dram:article_id=496820

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