5.12.2024 – #wmdedgt

#WMDEDGT ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens.

7:20 Uhr:
Die Liebste geht. Ich knurre leise, denn aktuell kann ich vor eins nie ins Bett.

8:00 Uhr:
Der Wecker klingelt, denn vor ein paar Tagen erschien es mir ok, eine Anfrage für einen Zoom um neun anzunehmen. Zahnbürste in den Mund, Wasserins Gesicht und Vitamin-C-Serum unter die Augen – was man halt so tut, wenn man 50 Minuten später so wirken möchte, als sei man ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Mich tatsächlich dran erinnert, dass ich das Batmobil laden muss und den von der Liebsten freigemachten Platz am Ladekabel besetzt. Sehr plötzlich ziemlich wach, weil es draußen kälter ist als im Bett. An Calvin gedacht – oh Segen der Kindheit.

Hoch an den Schreibtisch, den Browser aufgemacht, mein Start-Tab mit der Kamera am Wasserloch begrüßt mich mit einem Maintenance-Screen. Naja. Irgendwas anderes im nächsten Tab gemacht als plötzlich ein Zimmerlautstärke ein Vogel durch den Raum flattert.
Ah, die Wasserloch-Cam ist wieder an. Und ich bin endgültig wach; es hat halt alles sein Gutes.

10:30 Uhr:
Der erste Zoom ist vorbei und würde ich an sowas glauben, dann dächte ich, ich hätte mich bei der einen, ziemlich heiseren Teilnehmerin angesteckt. Jedenfalls kratzt der Hals plötzlich. Erstmal Tee, dann das Mailprogramm auf und freuen, dass auch heute wieder keine drei Stunden am Stück für mein eigentliches momentanes Hauptprojekt drin sein werden. Die wären leider aber dringend nötig.

Mit einer Kundin telefoniert. Sie ist Steuerberaterin und kriegt ihr Logo nicht in irgendeine Software hochgeladen. Nach 30 Sekunden Smalltalk jammere ich ihr vor, wie anstrengend für mich der ganze Rechts-Kram rund um die E-Rechnungen ist und sie jammert mir vor, wie anstrengend für sie die Einrichtung der Software für die E-Rechnungen ist und dann müssen wir beide sehr lachen und beschließen, demnächst früher zu telefonieren.

12:30 Uhr:
Der zweite Zoom. Erst ein paar „hier könnte noch etwas weniger Abstand, findest Du nicht?“-Gespräche und dann eine gute Stunde tief ins Rabbithole KI und alles drumherum zwischen Verwertungsrechten, gesellschaftlicher Bedeutung und so abgestürzt. Das war sehr, sehr super.
Das Gespräch wurde beendet durch einen Wackelkontakt – die älteren erinnern sich – im USB-Stecker meiner Kamera. Leb wohl, kleine Kamera, Du hast mich tapfer durch die Pandemie begleitet.

Dann endlich mal Frühstück.

16:00 Uhr:
Huch, wo issen die Zeit hin? Ich hatte doch nur ein paar Kleinigkeiten erledigt und ein paar Mails geschrieben?

17:00 Uhr:
Ich sag ja: Es ist gut, das Haus nicht zu verlassen (also ich). Kaum fährt man zB zum Getränkemarkt (also ich), macht man eine doofe Bewegung mit der Schulter die eh seit Wochen irgendwie so doof schmerzt und kann danach den ganzen Arm wieder nicht bewegen (also ich).

Den Tag also für beendet erklärt, fix fertig gebloggt und mit Wärmekissen auf der Schulter auf die Couch zugesteuert.

18:00 Uhr:
Zum Glück noch einen Abstecher am Briefkasten vorbei gemacht und diese wunderbare CD heraus gezogen. Ich hatte ja zuletzt noch vor ein paar Tagen davon erzählt, dass ich die EP per Crowdfunding unterstützt hatte und jetzt war auch die CD im Briefkasten

Viel wichtiger aber: Sie können die CD jetzt auch bekommen und ich kann das wirklich nur empfehlen. Synje hat aktuell noch 172 in ihrem Shop und Sie können die CD hier kaufen oder – wenn Sie mir, was mich natürlich arg betrüben würde, haha, nicht blind vertrauen – hier erst einmal in einen Song hineinhören. Aber ich denke: Exakt so muss eine Theodor-Storm-Vertonung im Jahr 2024 klingen.

Transparenz-Dings: Auch wenn ich Synje ein bisschen kenne, ist das hier keine beauftragteWerbung, sondern ehrlich erarbeitete Begeisterung. Just said.

Aber, wo wir gerade beim Thema „kleine Artists“ sind: Ich merke dieses Jahr, dass mich die ganzen Spotify-Jahresrückblicke ein ganz klein wenig schlecht gelaunt machen. Spotify hat gerade wieder mal einen riesigen Gewinn eingefahren – und bei den Artists selbst kommt davon aber wenig an. Das ist kein geheimnis und man könnte also denken: „Ich boykottiere diesen Laden, denn er schadet Künstlerinnen und das ist eh schon kaque und außerdem schade ich mir damit im Endeffekt selbst, denn dann kann ich am Ende nur noch generischen KI-generierten Pop-Dreck hören“. Man kann aber auch stolz in die Welt tragen, dass sich die tägliche Dosis Taytay da abholt, statt beim Taytay-Händler nebenan, der seine Artists wenigstens etwas besser auszahlt. Der Gap dazwischen, dass allen die Musik wichtig genug ist, um ihren Jahresrückblick zu posten, aber Musikerinnen nicht wichtig genug zu nehmen, um ihnen einen ganzen Cent mehr zu gönnen, den krieg ich nicht gut in den Kopf. Oops, ich wollte doch auf die Couch und nicht noch los-ranten?
So, jetzt aber.
Vi ses!

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.

5 Kommentare

  1. Freut es dich denn trotzdem das du beim mir auf Platz 4 gelandet bist? Kurz na Nina China und Die Ärzte?

    1. Natürlich freut mich das – das eine ist ja ein gesellschaftliches Phänomen und das andere eine persönliche, individuelle Entscheidung, die mich sehr freut, natürlich!
      (Wobei ich – mit Blick auf die Zahlen, die ich kenne – ja beinahe mal gern abgleichen würde, ob die Zahlen bei Dir und meine zusammen passen :D )

  2. War ein bisschen offline am Wochenende daher nun erst ein Kommentar. Viel kann ich gar nicht sagen zu Spotify, außer dass ich 100% deiner Meinung bin. Ich höre viel über TIDAL und versuch zumindest digital die Alben zu kaufen (Bandcamp u.ä.) wenn es wegen dem Brexit Scheiß zu teuer und umständlich ist, CDs zu bestellen. Eine meiner Lieblings „kleinen“ Künstlerinnen – Grace Petrie – bringt es auf Facebook sehr gut auf den Punkt.

    Klappen Links wenn ich die hier im Kommentar poste? Wir werden es sehen :-)

    https://www.facebook.com/gracepetriemusic/posts/pfbid02xN98hJPYbjZn2JzrXkaPuJA4CAUGntpTpBBuNeHB9z6MzHMLWmbcBrnZN3spQie6l?__cft__%5B0%5D=AZUt9JJATLSXKzx5JpfFNqRKrL-8R-FZnI9uugzBC7a75MQQMGUeFrACHJVyybg6I8l_AEFuZdNJfmjxcQX6yCQkn0NFw4PU4b-p3LHOxCxap46nu0quPmV0CHOtATP2jtvJX-OeHZcyBBUJrc6kL1ljg3iSLXSEY-eJufIfGnjaGA&__tn__=%2CO%2CP-R

    1. Wenn man des Copy & Paste mächtig ist, klappt das mit den Links; klickbar sind sie aus Gründen leirder nicht. Sorry.

      Und: Ja, das ist ein guter Artikel, er beschreibt eigentlich recht typische Zustände. Aber wir sind ja nur Hobby-Musiker und es ist ok, wenn wir ausgebeutet werden – siehe https://wolfgangmueller.info/2024/12/08/bitte-bitte/ – dann hat wohl alles seine Richtigkeit. 🤯

    2. Und vor allem – bei allem frustrierenden Nerv-Zeugs fast vergessen – Dank Dir für Deinen Umgang. Das bedeutet mir wirklich etwas.

Kommentare sind geschlossen.

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