4.12.2024

Erstmal danke für viel Feedback gestern auf vielen verschiedenen Kanälen.

Heute begann damit, dass die Stadtmitarbeiter draußen vor dem Fenster den großen Häcksler starteten. Gut, dann startete ich wohl auch. Froh über die neuen Noise Cancelling InEars, die das meiste davon abeschirmten; ich musste ja fünfzig werden um zu verstehen, wie man mit Kopfhörern auf den Ohren arbeiten kann.


Ich habe meinen Eltern beigebracht, mit dem Computer umzugehen und jetzt bringe ich meinen Kindern bei, mit dem Computer umzugehen. Ich glaube, wir sind die einzige Generation, die überhaupt jemals mit diesen Dingern umgehen konnte.

… las ich heute auf einem Sharepic irgendwo und ich kann das Gefühl gut nachvollziehen. Als ich „Computer lernte“, war alles unkomfortabel genug, dass man sich schon damit beschäftigen musste, komfortabel genug, dass man schon ganz gut rein kommen konnte und alles noch nicht so mächtig, dass die Aufgabe unlösbar war.
Danach wurde zwar alles komfortabler in der Bedienung, aber eben auch so mächtig, dass die Vereinfachung der UI nicht mehr damit nachkam, alle Zusammenhänge adäquat abzubilden.
Trotzdem suggerieren die bunten Wischi-Bunti-Oberflächen heute, dass alles supi-einfach ist und verbergen komplexe Zusammenhänge darunter. Das war natürlich prinzipiell schon immer so und niemand von uns hat je gewusst, was für Ketten von Einsen und Nullen in Maschinensprache von welchem Speicherbereich in welchen verschoben wurden, wenn wir die Maus bewegten oder klickten. Aber heute werden eben nicht nur die pure Technik, sondern auch Inhaltliches vor uns verborgen.

Die wenigsten Menschen mit denen ich spreche, wissen zB noch, was eine Datei ist. Und natürlich ist es verständlich, von „Dokument“ zu sprechen, wenn das Ding aus einer Textverarbeitung stammt – es verbirgt aber, dass man auch ein Word-Dokument mit Pages oder OpenOffice öffnen kann. Und dass auch ein Bild eine Datei ist und eine App auch. Ganz zu schweigen davon, dass Menschen nicht mehr wissen, dass an der E-Mail nicht „das Dokument“ angehängt ist, sondern eine Kopie einer Datei, die die Absenderin mal schrieb.
Dann wird der Anhang doppelgeklickt und bearbeitet, vielleicht sogar noch gespeichert, aber WO diese Datei dann gespeichert ist, das weiß niemand, denn „das Dokument war ja in der E-Mail“. Will man noch einmal reingucken, dann wird wieder in dieser E-Mail doppelgeklickt und mit viel Glück bemerkt man dann, dass die Änderungen vom ersten Öffnen weg sind. Davon, dass die Absenderin in ihrem „Dokument“ auch weiter arbeitet und es dann damit innerhalb weniger Minuten vielleicht schon vier verschiedene Versionen gibt, will ich gar nicht reden.

Um zu lösen, wenn sie auf Probleme stießen, folgen die meisten Menschen daher meiner Erfahrung nach nur noch stur strikten Regeln, die sie irgendwann einmal von Eltern oder Kindern gehört haben und versuchen, sich damit durchzuwursteln. Regeln wie: „Gib nie irgendwo Dein Passwort ein“ oder „speicher das doch auf dem Desktop, dann findest Du es schneller wieder“. Regeln, die Cargo-Kulten gleich, zwar befolgt aber nicht verstanden sind und so ist vieles davon ist in bestimmten Situationen sinnvoll, in anderen aber gar nicht – wer je einen Rechner mit mehr als 500 Dateien auf dem Desktop sah, weiß, was ich meine.

Und ich konnte heute lange nicht arbeiten, denn der Webhoster, bei dem die Kundin gelandet ist, verschickt vor einer Domainbestellung SMS oder E-Mail mit einem Code bzw Link, den man anklicken muss, um die Bestellung zu bestätigen. Die Kundin aber hatte gelernt: „Klick nie etwas in einer Mail an, die Du nicht verstehst“ – keine dumme Regel, aber in diesem Fall musste sie kurz außer Kraft gesetzt werden. Es hat sieben Bestell-Versuche meinerseits gebraucht, bis nicht aus Reflex die SMS gelöscht war.

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Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.

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