4.11.2024 – unstable

Achtung: Gesundheitscontent. Wenn Sie da so wenig Bock drauf haben wie ich, gehen Sie heute besser weiter.

Anstrengend aber normal, sich Diagnosen in einem Umkreis von über 50km zusammen zu sammeln. „Normal“ im Sinne von „so ist es wohl heute“ nicht im Sinne von „so sollte das sein“ natürlich. Aber was wohne ich auch auf dem Land, da fährt man halt mal bis zum nächsten Medizinischen Versorgungszentrum und da wartet man ohne das Zauberwort auf der Überweisung bis Februar auf den nächsten Termin.
Es erfordert Aufwand, es erfordert Koordination und auch kommunikatorisches Geschick, vor allem, wenn die beteiligten Ärztinnen auf verschiedenen Graden der persönlichen Resignation angekommen sind und ihre eigenen Schilde unterschiedlich weit hochgefahren haben. Da war zum Beispiel der, der mich wieder aus der Praxis schmiss, weil auf dem Rezept sorry: der Überweisung das falsche Wort stand. So ausführlich und wortreich aus der Praxis schmiss, dass ich beim zweiten Versuch mit der richtigen Überweisung weniger lang in seinem Sprechzimmer saß als beim ersten – ich nehme aber an, es ging nicht um Dauer, sondern um Abrechnungsformalitäten.
Aber das ist wohl der normale Wahnsinn und ich will mich nicht darüber beschweren, denn die meisten Menschen tun ihr möglichstes und oft auch mehr. Und darüber, wie das wird, wenn ich nicht mehr so mobil bin wie jetzt, darüber stecke ich wie jeder verantwortungsbewusste Mensch den Kopf in den Sand und singe dabei laut Lalalalalalala.

Für mich richtig anstrengend allerdings im Moment, dass unterschiedliche Personen die Symptome, die ich heuer mitbringe, so massiv unterschiedlich bewerten. Bei „das ist Stress und bedeutet gar nichts“ beginnt die Skala. Vorgetragen im vorwurfsvollen „stellen Sie sich doch nicht so an“-Tonfall, denn natürlich habe ich jemand anderen gerade die Zeit geraubt. Mal ganz abgesehen davon, wie falsch auch dieser Satz eigentlich ist.
Dann kommt, „ach, wir wollen ja keine Lungenembolie, haha, nehmen Sie vielleicht mal die Tabletten“ und glaube ich dem Internet, endet die Skala dann mit „nächsten Monat tot“. Und natürlich weiß ich, dass man keine Symptome googlen soll, wenn man nicht schon halbwegs in der Materie steckt, aber ich hab schon einen guten Tag gebraucht, das wieder aus dem Kopf zu bekommen. Aber sowohl diese Bandbreite der Möglichkeiten als auch wie dringend die nächste Untersuchung dann – im Kontrast zum immer fröhlichen, unbesorgten Tonfall – doch ist: I cannot wrap my head around, wie der Angelsachse sagt.

Heute Mittag knackte es auf einmal übel am Iliosakralgelenk und seitdem schmerzt immerhin das Bein nicht mehr. Ganz laienhaft fand ich das gut; was Frau Doktor dazu sagt, erfahre ich dann morgen.

Die Seele reagiert mit massiven Rückzugstendenzen, sie will nicht raus, sie will nicht über die Wahl hören, sie will nicht mit des Nachbarn Besuch streiten, ob wir nicht mal eben noch zehn Minuten warten könnten, denn ja, er habe zwar unser Auto komplett zugeparkt, aber er hab es eben eilig und wir doch bestimmt nicht. Sie will auf einer kleinen Insel herumlaufen, Holz sammeln und angeln und sich daran erfreuen, wenn Strohbett und Hamsterkäfig so hübsch drapiert auf dem Boden des Zeltes stehen und überhaupt, wie einfach Dinge hier in Ordnung zu halten sind. Dem Internet sei Dank spiele ich nämlich seit drei Tagen Animal Crossing und es ist wirklich exakt das, was ich gerade brauche.

Ach, eine Anmerkung: Wenn ich die Kommentare zumache, dann bedeutet das, dass ich keine Kommentare möchte. Das kann die verschiedensten Gründe haben, die alle nichts mit Ihnen zu tun haben – und wenn wir uns gut genug kennen, dass Sie mir trotzdem etwas sagen „dürfen“, dann wissen Sie auch, wo Sie das tun können.

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