Reichlich früh wecken lassen; ich wollte da heute Morgen noch was schaffen, was ich vorgestern und gestern nicht geschafft hatte. Hat alles zeitlich geklappt.
Nebenher erschreckend viel telefoniert: Hier eine Anfrage, dort etwas von 10cm bis auf 5cm vor der Ziellinie schieben (ich schaff das noch diese Woche!) dort gemeldet, dass der Hund meine Hausaufgaben gefressen hat. Du weißt, dass Du die richtigen Kundinnen hast, wenn sie daraufhin lachen und sagen „das ist mir auch ständig passiert“.
Mir die Abendveranstaltung frei genommen – auch die Kundin fand, ich müsse nicht bei ihrem Beta-Test, Teil 2 die ganze Zeit live dabei sein und es wäre großartig, wenn ich telefonisch erreichbar wäre. Schließlich – da waren wir uns einig – lief die erste Runde technisch super. Und sonst ja auch.
Es ist leicht, aktuell an der Welt zu verzweifeln, da widersprechen Sie mir bestimmt nicht. Da es mir oft hilft, wenn ich verstehe, warum Menschen etwas in meinen Augen nicht so kluges tun, hat mir in den letzten Monaten erst oft geholfen, mich an die verschiedenen Phasen der Trauer zu erinnern:
– Nicht-Wahrhaben-Wollen
– Zorn
– Verhandeln
– Depressionen
– Zustimmung
Hauptsächlich sehe ich um mich herum aktuell ja Verdrängung und Zorn, naja: und Ratlosigkeit – und bei „um mich herum“ ist der Blick in den Spiegel absolut inkludiert.
Ein schöner Austausch über Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Krankheit fand übrigens in den Kommentaren zwischen Jezebel und mir zum Post-Covid-Buch statt – ich zitiere mal den wichtigen Teil:
Wenn man post-C bei 80% der gewohnten Leistungsfähigkeit steht, kann man evtl. damit umgehen lernen, aber nicht, wenn der Akku nicht weiter als 35% aufgeladen werden kann. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel. Mit über 80 ist es ok, wenn man sich halbwegs selbständig betun kann, aber keine großen Sprünge mehr. Mit Mitte 40 reicht das nicht, da hat man noch viel mehr vor.
»Dieser Zustand ist nicht akzeptabel«. Ja, ich sehe das auch so – gerade an einem Tag wie heute, an dem ich um halb zwei vor Kälte zitternd im Bett lag und mich danach immer kranker fühlte.
Aber, wie ich dort schon antwortete:
Wem sage ich das, an wen richte ich diesen Satz? An meine Ärztin, […]? An „die Medizin“[…]? An „die Politik“[…]? An „die Menschen“, […]? An Gott […]? […]
Was ist, wenn die Lösung bleibt, dass es keine Möglichkeit gibt, den Körper wieder zu reparieren? Ist mein Bein in den Schredder gekommen, dann ist es auch weg.
Und dann bleibt nur, sich mit den neuen Realitäten zu arrangieren.
Insgesamt aber merke ich: Ich möchte da raus. Möchte raus aus Verdrängung, aus Ratlosigkeit, möchte auch raus aus sinnloser, destruktiver Wut. Suche nach Gründen bringt aber auch nichts, die Frage nach dem „Warum?“ macht eher unglücklich, wie die großartige Dana Buchzik in ihrem letzten Newsletter schrieb (den zu abonnieren ich eh ausdrücklich empfehle – oder wenigstens ihr auf Instagram zu folgen):
Wer ständig Innenschau betreibt, ist messbar unglücklicher – wenn er oder sie dabei die falsche Frage stellt. Warum habe ich im Streit mit meiner Mutter so überreagiert? Warum komme ich nicht von meiner Exfreundin los? Warum […]? Auf den Großteil unserer unbewussten Gedanken und Gefühle aber können wir gar nicht zugreifen. Stattdessen erfinden wir aus dem für uns zugänglichen Gedanken-„Material“ Geschichten. Die mögen sich wahr anfühlen, aber in vielen Fällen sind sie es nicht. Deswegen ist Warum? eine Frage, die uns oft in die Irre führt – und in destruktive Grübelkreisläufe.
Dana Buchzik in ihrem
[…]
Statt nach dem Warum könnten wir nach dem Was fragen. Was hilft mir dabei, Diskussionen mit meiner Mutter künftig so vorzubereiten, dass mich die alten Themen nicht immer wieder aufs Neue aus der Fassung bringen? […]
Newsletter
Und dann stieß ich auf ein Interview mit der Transformationsforscherin Maja Göpel, deren Gedanken ich sehr interessant fand, um den 5 Reaktionsmustern, um Ratlosigkeit, Wut und Suche nach Gründen mal wieder ein bisschen mehr hinzufügen zu können:
Wir befinden uns in der sogenannten Zwischenzeit. In der Transformationsforschung bezeichnet man damit die Phase, in der das Alte stirbt, der Status quo also keine Zukunft bietet, das Neue aber noch nicht geboren und damit noch wenig anfassbar ist. Wir sehen im Moment, wie die Krisen stärker werden neben den spürbaren Folgen der Klimakatastrophe – Corona als Zoonose mit harter Wirkung auf die Menschen, und jetzt noch der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die geopolitischen Verschiebungen im Weltmaßstab. In dieser Unsicherheit beobachten wir die Versuchung, wieder ins Alte zurückkehren zu wollen, um unsere Unsicherheit einzuhegen. Und das ist kein gutes Rezept.
Maja Göpel im Interview mit Sabrina Schadwinkel auf t3n:
[…]
Mich dort einzubringen, wo ich im Alltag eingebunden bin, bringt mehr Selbstwirksamkeit. Da ist die Großwetterlage in den Medien nicht so erdrückend. Durch die Dramatisierung auf Social Media und die darauf ausgerichteten Algorithmen wird alles Negative in einer so noch nicht da gewesenen Intensität und Frequenz nach oben gespült.
Transformationsforscherin Maja Göpel im Interview: Wo lohnt es sich, sich einzumischen?
Mal schauen, wie sich das praktisch umsetzen lässt. Die eher unbewusst entstandene Idee, online nicht mehr zu diskutieren ist ja offensichtlich schon mal nicht falsch.
Ach .com – zum Schluss noch was Schönes:
Sie mögen das, wenn ich auch mal aus dem täglichen Alltags-Einerlei ausbreche und über Gott und die Welt nachdenke? Hier steht eine virtuelle Kaffeekasse!
Oder – wenn Ihnen Geld zu unpersönlich ist – hier ist meine Wishlist.
Auch schön von Hania Rani live: https://youtu.be/J5oZ80Daduc
Oh ja, das hat mir YT gerade heute vorgeschlagen und ich hab kurz reingeschaut – das sieht wieder großartig aus.