31.7.2023 – Popp, Stolizei!

Die Inbox von 515 auf 15 runter gebracht, den AB abgehört, mal in die ToDo-Liste geschielt, spontan den ersten Zoom-Call gehabt – was man eben an ersten Tagen nach dem Urlaub so tut.

Auf dem AB war ein Anruf der Kripo einer nicht-ganz-Nachbarstadt: Ich solle doch mal anrufen, sie hätten noch Fragen zu [hier ein Strafdelikt einfügen] zwischen [hier Name 1 einfügen] und [hier Name 2 einfügen]. Außerdem diverse weitere Versuche von dieser Nummer ohne Nachricht.
Ich fand sowohl überraschend, dass der Anrufer ja ganz offensichtlich nicht zugehört hatte, wessen Nummer er angerufen hatte, als auch, wie viele Infos ich jetzt schon fälschlicherweise bekommen hatte.
Natürlich hab ich erst gegoogelt, ob die Nummer wirklich zur Kripo gehört (ja) und dann zurückgerufen, um das aufzuklären – ich konnte ja davon ausgehen, dass Name1 oder Name2 jetzt seit 2 Wochen auf einen Anruf der Polizei warteten. Beziehungsweise die Polizei auf einen Anruf von ihnen.
Es ging niemand dran. Hm, also die Zentrale. Dort verstand man nicht, was ich wollte. Ohne eine Vorgangsnummer wäre das jetzt alles schon schwierig, warum ich denn keine habe? — Weil ich ja der falsche Ansprechpartner sei.— Aber man habe mich doch angerufen? Warum?— Vermutlich wegen einer Verwechslung.— Aber ob ich denn dann keine Nummer genannt bekommen habe?— Seufz, nein.— Wer mich denn angerufen habe?— Frau XY.— Die gäbe es nicht.— Aha?— Oh Moment doch, die ist vielleicht im Vorort, sie könne die ja nicht alle kennen; ob ich wohl einfach später mal direkt da anrufen könne.

Eine Stunde später noch einmal die Nummer direkt angerufen. Statt Frau XY meldet sich Herr XY; ich erkläre. Vorgangsnummer?— Nein, habe ich nicht, weil ich bin ja der falsche.— Wie, der falsche?— Nochmal alles sehr langsam erklärt.— Ach so, hm ja, da habe ich eine Idee, das könnte evtl. [hier eine etwas ausführlichere Erklärung des Vorgangs einfügen] gewesen sein, den hätte er letztens übernommen, den Fall. Aber der sei abgeschlossen, da habe man vergeblich zwei Wochen auf einen Rückruf von Name1 gewartet, aber der habe sich nicht gemeldet, da sei man davon ausgegangen, der wäre nicht mehr interessiert.
Ich: Äh, ja, der wusste ja auch nicht, dass er anrufen solle.— Wieso nicht?— Weil die Bitte zum Rückruf ja ich bekommen hatte und nicht er.— Neenee, das ist abgeschlossen.

Keine Pointe.

Stop, Kommando zurück: Zwei Stunden später doch eine Pointe, da rief nämlich nochmal jemand anderes an. Fragte, warum ich angerufen habe, liess sich alles erklären, verstand noch weniger, fragte, ob ich Name1 vertrete, ob ich Anwalt sei oder von so einem Verein, verstand lange nicht, warum sie den Namen Fischer nicht in ihren aktuellen Akten fand, suchte dann nach der Telefonnummer, nannte mir die Adresse von Name1 und Name2Name1 wohnt hier in der Straße – und stellte mit der Information, dass ich eine andere Hausnummer habe, beglückt fest: Dann sind Sie das ja gar nicht! Naja, das hat jemand gemacht, die mir hier ein bisschen zur Hand gegangen ist, dann notiere ich das mal so. Das hätte ja nun schließlich niemand wissen können, dass diese Aushilfe eine falsche Nummer anruft.
Als ich daraufhin den Witz machte, dass ja nun niemand besser als sie etwas rauskriegen könnten – sie wären doch die Kripo meinte sie empört: Ja, aber doch nicht die Telefonauskunft!

Falls Sie in der nächsten Zeit irgendetwas Kriminelles planen – hier ein Tipp: Hinterlassen Sie am Tatort einfach eine beliebige falsche Telefonnummer. Nein, just kidding, tun Sie einfach nichts Kriminelles.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.

2 Kommentare

  1. Wenn es nicht so bitter wäre, könnte man drüber lachen. Polizei ist halt auch eine deutsche Behörde. Unfassbar.

  2. „Popp, Stolizei“… ich krieg mich nicht mehr ein, schon über dieses wunderbare Zitat, das in ein paar Jahrzehnten keiner mehr verstehen wird, könnte ich stundenlang lachen. Und die Geschichte ist großartig. Ich habe beruflich täglich mit Behörden zu tun. Sagen wir so: Ihre Story ist keine Ausnahme. Vor allem die verzögerte Auffassungsgabe.

Kommentare sind geschlossen.

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