Ich glaube, dass das Schlimmste gar nicht ist, dass wir hier so müde sind, sondern zusehen zu müssen, wie überall alles den Bach runter geht. Wie alle müde, überreizt, am Ende der Kräfte sind.
Gestern Abend hagelte es zum Beispiel wieder wieder schlechte Nachrichten bei lieben Menschen und puh.
Heute war hier eigentlich Inbox-Leeren angesagt und leider waren da auch Nachrichten, die mich zwangen, Konsequenzen aus meiner arbeitstechnischen Überforderung zu ziehen und Sie können sich nicht vorstellen, wie ich das hasse.
Andererseits gestern wieder eine Stunde am Telefon verbracht und am Ende bemerkt und auch rückgemeldet bekommen, es wäre schon ganz geil, auf was für Details ich den Blick so richte. Yin und Yang, blabla.
Vom Weg zur Arbeit rief mich die Liebste an, denn: Sie beginnen endlich, die Stadt einzureißen!
Naja, gut, nicht wirklich, das war jetzt nur der billige Witz – aber wenn Sie hier in der Stadt leben würden, dann wäre Ihnen die Bedeutung dieses Abriss-Baggers schon klar.
Immerhin leben wir hier in der Stadt, die durch unkluges Verscherbeln ihres Bahnhofs über ein Jahrzehnt eine Ruine mitten in der Stadt stehen hatte und dafür sogar von den EinsLive-Hörerinnen den Preis für den schlimmsten Bahnhof in NRW zugesprochen bekam. Und das ehemalige Kaufhaus auf dem Bild verspricht schon jetzt, eine ähnliche Geschichte zu entwickeln – denn aus Fehlern lernen, das tun wir hier nicht, nein nein. Looking at you, Hamburger Hafen.
Am Schreibtisch hagelte es dann dringende Dinge. Herr Fischer, unser Datenschutzbeauftragter hat sich [Anmerkung des Verfassers: nach drei Jahren] die Datenschutzerklärung angesehen und das geht so nicht! Herr Fischer, wir haben jetzt das Zugangs-Passwort, nachdem Sie im März gefragt hatten und möchten in einer Stunde online sei, es ist dringend. Herr Fischer, warum ist die Fotografin im Krankenhaus, so können wir nicht arbeiten.
Ich bin etwas müde und würde voll gerne das arbeiten, was ich gerade arbeite.
Abends war ich dann im Theater; dort war nämlich der eine Hauptdarsteller krank geworden und deswegen hatte jemand für ihn einspringen müssen und deswegen hatte jemand für den einspringen müssen, der für den Hauptdarsteller einsprang und deswegen gab es plötzlich niemanden, der Fotos bei der Generalprobe machen konnte.
Lightroom importiert also jetzt, um viertel vor elf, gerade 800 Fotos vom Wizard Of Oz– ca je eins pro Minute und ich habe den leisen Verdacht, dass ich irgendwo einen Flaschenhals ins Netzwerk gebaut habe, als ich das Netzwerk hier neu verkabelt habe. Naja, ich hab ja sonst nix zu tun.
Ich hingegen importier gar nix mehr, ich bin fies müde und gleichzeitig Kaffee-geputscht und muss dringend zur Ruhe kommen. Schlafen Sie wohl, wo auch immer Sie sind.